Krieg in der Ukraine - Brandenburger Landwirte mit Betrieb in der Ukraine bangen um Mitarbeiter
Seit Kurzem können in der Ukraine auch landwirtschaftliche Mitarbeiter zur Armee eingezogen werden. Für die Höfe kann das ein Problem werden - wie für den von zwei Brandenburgern, die seit einigen Jahren in der West-Ukraine wirtschaften.
Zwei Landwirte aus Buckow (Märkisch-Oderland), die einen Betrieb in der West-Ukraine leiten, stehen derzeit vor neuen Herausforderungen. Seit dem 1. Januar könne die Hälfte der landwirtschafltichen Mitarbeiter in der Ukraine in den Krieg eingezogen werden, erklärte Landwirt Torben Reelfs. Bisher hätten diese unter Schutz gestanden.
Es sei ungewiss, wie es nun mit dem eigenen Betrieb in Zukunft weitergiehe, sollten Mitarbeiter in den Krieg eingezogen werden, sagte Reelfs. Andere Betriebe planten, Frauen und Rentner als Ersatz anzulernen, so der Landwirt. Dies würde auch er in Erwägung ziehen, denn man wolle alles versuchen, um die Produktion weiter aufrechtzuerhalten. "Das ist unsere Grundlage“, sagte Reelfs dem rbb.
Seit der Gründung des Betriebs vor 14 Jahren pendeln Reelfs und sein Geschäftspartner Tim Nädelstadt regelmäßig zwischen Buckow und dem Hof, der rund 40 Kilomter südlich von Lwiw liegt. Über einen befreundeten Landwirt waren sie damals in die Ukraine gekommen und hatten in der Folge dort ihren eigenen Hof aufgebaut. Derzeit führen sie den Betrieb hauptsächlich aus Deutschland.
Verkauf von Weizen weiterhin schwierig
Geschäftspartner Tim Nandelstädt sagte, neben der Mitarbeiter-Frage gebe es auch weitere Hürden zu meistern. So sei der Verkauf von Weizen weiterhin schwierig. Zwar können seit dem Getreideabkommen mit Russland wieder Schiffe vom Hafen in Odessa starten - doch die Abläufe würden nach seinen Informationen wesentlich länger dauern, so Nandelstädt. Die beiden Landwirte verkaufen derzeit etwa 30 Prozent weniger über den Hafen in Odessa als vor dem Krieg. Zudem falle der Weizenpreis in der EU, so dass ein Export in diesen Raum auch nicht so profitabel sei, sagt Nandelstädt.
Dennoch bleiben die Brandenburger Landwirte optimistisch. Es hätte schlimmer kommen können, sagte Nandelstädt. "Als wir am 24. Februar abgehauen sind, da ging schon in unseren Köpfen rum: Vielleicht war das das letzte Mal, dass wir alle unsere Betriebe gesehen haben", so der Landwirt.
Bisher sei der Betrieb aber verschont geblieben, von Kriegshandlungen würden die Landwirte wenig mitbekommen. Als in Lwiw die Infrastruktur bombardiert worden sei, sei allerdings eine Rakete über den Hof geflogen, sagte Nandelstädt. "Wir saßen morgens im Büro und haben ein Zischen gehört", so der Landwirt. Zu dem Zeitpunkt habe es zehn bis 20 Kilometer von dem Betrieb entfernt mehrere Einschläge gegeben. Inzwischen habe man sich an so etwas gewöhnt, "so absurd wie das auch ist“, sagte Reelfs. Aber: "Für uns war das ein prägender Tag."
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.02.2023, 16 Uhr
Mit Material von Marie Stumpf