Hohe Nachfrage im Speckgürtel - Altlandsberg plant riesigen Gewerbepark an der A10
Altlandsberg im Osten Berlins will wirtschaftlich wachsen. Auch die Nachfrage nach entsprechenden Flächen ist enorm. Deshalb soll nun ein neuer Gewerbepark an der A10 entstehen. Doch nicht alle befürworten das Vorhaben.
Die Gewerbeflächen im Speckgürtel sind knapp. Doch der Bedarf steigt. Das liegt daran, dass viele Unternehmen aus Berlin verdrängt werden oder sich durch das Werk des US-Elektroautobauers Tesla in Grünheide (Oder-Spree) neue Zulieferer in der Region ansiedeln und wachsen wollen. Um dem Druck entgegenzuwirken, möchte die Stadt Altlandsberg (Märkisch-Oderland) eigenen Angaben zufolge jetzt einen riesigen Gewerbepark direkt an der Autobahn bauen.
Gewerbepark statt Ackerflächen
Ute Sobotta wohnt im Westen von Altlandsberg in einer Mühle. Dort betreibt sie auch ein Restaurant. Wenn Sobotta im dritten Stock aus dem Fenster guckt, schaut sie bislang auf weitläufige Ackerflächen und ein paar Strommasten. Nun macht sich die Altlandsbergerin Sorgen, was sie dort wohl in Zukunft sehen wird. "Ich werde keine Rehe, keinen Fuchs, nichts mehr sehen." Grau und vielleicht auch laut werde es dagegen.
Rund um ihre Mühle plant die Stadt Altlandsberg mit dem sogenannten "Energie- und Innovationspark" ein großes Gewerbegebiet. Dafür soll jetzt der Flächennutzungsplan geändert werden. Insgesamt geht es um rund 460 Hektar Fläche zwischen der Autobahn A10 und dem westlichen Teil von Altlandsberg. Mehr als ein Drittel davon soll von landwirtschaftlicher Nutzung in gewerbliche Baufläche umgewandelt werden. In drei Bauabschnitten soll dann ein rund 180 Hektar großes Gewerbegebiet entstehen.
Auf einer Seite der Mühle soll sich Kleingewerbe ansiedeln. Auf der anderen Seite soll in den nächsten zehn Jahren der Energie- und Innovationspark entwickelt werden.
Stadt: Wachstum braucht Platz
Die Stadtverordneten haben mit großer Mehrheit für die Planung gestimmt. Der Bedarf an Gewerbeflächen in der Region ist groß, sagt René Koht (CDU) vom Stadtentwicklungsausschuss Altlandsberg. "Es gibt kleine Unternehmen, die aus der Region sind, die teilweise an ihre Produktionsgrenzen stoßen, die hier vor Ort sind und sich gerne erweitern wollen. Es gibt auch Unternehmen, die aus Berlin rauskommen und es gibt natürlich auch Unternehmen, die neue Technologien und Intentionen haben", zählt er auf.
Die Stadt setzt auf Gewerbeeinahmen und neue Arbeitsplätze. Für die Planer bieten die Felder an der A10 optimale Voraussetzungen. Es gibt einen Autobahnanschluss und sie liegen fernab vom Stadtkern. Außerdem würden die Flächen eh bereits gewerblich genutzt.
Gewerbe in Nachbarschaft zu Schutzgebiet
Protest kommt vom Naturschutzbund. Die Naturschützer kritisieren, dass wertvoller Boden versiegelt wird. Außerdem grenze das geplante Gebiet an das Landschaftsschutzgebiet der Süd-Ost-Niederbarnimer Weiherkette. Dazu komme die jetzt schon schlechte Wasserversorgung in der Region.
Dem Landkreis Märkisch-Oderland seien die Probleme bewusst, sagt Rainer Schinkel, der Wirtschaftsdezernent des Kreises. Dennoch wird das neue Gewerbegebiet von der Wirtschaftsförderung ausdrücklich begrüßt: "Wir sind in einer Situation, dass fast alle Gewerbeflächen, die in den letzten Jahren ausgewiesen worden sind, belegt sind, sodass der Druck, neue Gewerbegebiete auszuweisen, einfach da ist", so Schinkel.
In Altlandsberg sind sich die Anwohner uneinig, was sie von dem Projekt halten sollen. Ute Sobotta, die dort seit 25 Jahren wohnt, ist von den Plänen wenig begeistert. "Wir sind ins Grüne gezogen. Jede Lücke wird bebaut. Schöner wird es nicht." Wenn nötig, möchte sie ihren Protest zeigen. Noch bis Freitag hätte sie die Möglichkeit, ihren Widerspruch zum neuen Flächennutzungsplan im Rathaus einzureichen. Solange liegen dort die Unterlagen noch aus.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.03.2023, 16:10 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner