Hohe Nachfrage im Speckgürtel - Altlandsberg plant riesigen Gewerbepark an der A10

Mi 15.03.23 | 18:31 Uhr
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Altlandsberg plant großen Gewerbepark.(Quelle:rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.03.2023 | Philipp Gerstner | Bild: rbb

Altlandsberg im Osten Berlins will wirtschaftlich wachsen. Auch die Nachfrage nach entsprechenden Flächen ist enorm. Deshalb soll nun ein neuer Gewerbepark an der A10 entstehen. Doch nicht alle befürworten das Vorhaben.

Die Gewerbeflächen im Speckgürtel sind knapp. Doch der Bedarf steigt. Das liegt daran, dass viele Unternehmen aus Berlin verdrängt werden oder sich durch das Werk des US-Elektroautobauers Tesla in Grünheide (Oder-Spree) neue Zulieferer in der Region ansiedeln und wachsen wollen. Um dem Druck entgegenzuwirken, möchte die Stadt Altlandsberg (Märkisch-Oderland) eigenen Angaben zufolge jetzt einen riesigen Gewerbepark direkt an der Autobahn bauen.

Gewerbepark statt Ackerflächen

Ute Sobotta wohnt im Westen von Altlandsberg in einer Mühle. Dort betreibt sie auch ein Restaurant. Wenn Sobotta im dritten Stock aus dem Fenster guckt, schaut sie bislang auf weitläufige Ackerflächen und ein paar Strommasten. Nun macht sich die Altlandsbergerin Sorgen, was sie dort wohl in Zukunft sehen wird. "Ich werde keine Rehe, keinen Fuchs, nichts mehr sehen." Grau und vielleicht auch laut werde es dagegen.

Rund um ihre Mühle plant die Stadt Altlandsberg mit dem sogenannten "Energie- und Innovationspark" ein großes Gewerbegebiet. Dafür soll jetzt der Flächennutzungsplan geändert werden. Insgesamt geht es um rund 460 Hektar Fläche zwischen der Autobahn A10 und dem westlichen Teil von Altlandsberg. Mehr als ein Drittel davon soll von landwirtschaftlicher Nutzung in gewerbliche Baufläche umgewandelt werden. In drei Bauabschnitten soll dann ein rund 180 Hektar großes Gewerbegebiet entstehen.

Auf einer Seite der Mühle soll sich Kleingewerbe ansiedeln. Auf der anderen Seite soll in den nächsten zehn Jahren der Energie- und Innovationspark entwickelt werden.

Altlandsberg plant großen GewerbeparkKarte mit geplantem Gewerbepark bei Altlandsberg

Stadt: Wachstum braucht Platz

Die Stadtverordneten haben mit großer Mehrheit für die Planung gestimmt. Der Bedarf an Gewerbeflächen in der Region ist groß, sagt René Koht (CDU) vom Stadtentwicklungsausschuss Altlandsberg. "Es gibt kleine Unternehmen, die aus der Region sind, die teilweise an ihre Produktionsgrenzen stoßen, die hier vor Ort sind und sich gerne erweitern wollen. Es gibt auch Unternehmen, die aus Berlin rauskommen und es gibt natürlich auch Unternehmen, die neue Technologien und Intentionen haben", zählt er auf.

Die Stadt setzt auf Gewerbeeinahmen und neue Arbeitsplätze. Für die Planer bieten die Felder an der A10 optimale Voraussetzungen. Es gibt einen Autobahnanschluss und sie liegen fernab vom Stadtkern. Außerdem würden die Flächen eh bereits gewerblich genutzt.

Gewerbe in Nachbarschaft zu Schutzgebiet

Protest kommt vom Naturschutzbund. Die Naturschützer kritisieren, dass wertvoller Boden versiegelt wird. Außerdem grenze das geplante Gebiet an das Landschaftsschutzgebiet der Süd-Ost-Niederbarnimer Weiherkette. Dazu komme die jetzt schon schlechte Wasserversorgung in der Region.

Dem Landkreis Märkisch-Oderland seien die Probleme bewusst, sagt Rainer Schinkel, der Wirtschaftsdezernent des Kreises. Dennoch wird das neue Gewerbegebiet von der Wirtschaftsförderung ausdrücklich begrüßt: "Wir sind in einer Situation, dass fast alle Gewerbeflächen, die in den letzten Jahren ausgewiesen worden sind, belegt sind, sodass der Druck, neue Gewerbegebiete auszuweisen, einfach da ist", so Schinkel.

In Altlandsberg sind sich die Anwohner uneinig, was sie von dem Projekt halten sollen. Ute Sobotta, die dort seit 25 Jahren wohnt, ist von den Plänen wenig begeistert. "Wir sind ins Grüne gezogen. Jede Lücke wird bebaut. Schöner wird es nicht." Wenn nötig, möchte sie ihren Protest zeigen. Noch bis Freitag hätte sie die Möglichkeit, ihren Widerspruch zum neuen Flächennutzungsplan im Rathaus einzureichen. Solange liegen dort die Unterlagen noch aus.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.03.2023, 16:10 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

29 Kommentare

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  1. 29.

    Die Wasserprobleme lassen sich schlagartig durch Auflösung des WSE lösen.

  2. 28.

    Leute, ihr habt alle eine Sache nicht verstanden. Der WSE ist keine Heuschrecke, der Millionen aus den Bürgern herausquetschen will für den eigenen Profit. Der WSE seid IHR!!! Eure Volksvertreter bestimmen, wie es im WSE abläuft und geben die Marschrichtung vor. Dann aber noch berücksichtigen, dass zusätzliche Erlaubnisse und Genehmigungen nicht unter 10 Jahren zu bekommen sind, wenn man nicht Musk heißt.

    Und an die schlauen Berliner hier: man kann natürlich auch so wie ihr seit Jahrzehnten ohne Genehmigung Wasser fördern, weil man keine Genehmigung hinbekommt. Es gibt sogar schon Klagen gegen dieses Verwaltungshandeln, Stichwort Untätigkeit...

  3. 27.

    Immerhin kann ich Grashalme von Sellerie unterscheiden. Das schafft nicht jeder. Haben Sie auch Sie wie z.B. MOL-Landrat Schmidt Zweifel an den Aussagen des Herrn Bähler auf öffentlichen Verbandssitzungen? Über die offenen Worte des Politikers war ich in der Tat erstaunt.

  4. 26.

    Völlig andere Worte und Einschätzung zu unserem WSE. Waren Sie etwa mal persönlich da und sind staunend wieder gegangen ?

  5. 25.

    Sie sollten mehr Sellerie essen. Sie müssen aber alles selbst kaufen und haben NULL Ahnung wie groß Sellerieknollen werden können.

  6. 24.

    Ist doch Allgemeinwissen in der DDR gewesen. Meinen wir haben gepennt oder der Führung alles geglaubt. Eine fast unbekannte Neuerung war in Stahlwerken das Minustoleranzwalzen. Man erfüllte den Plan und brauchte dazu weniger Stahl. Heute kauft man oft die gleiche Verpackung aber mit erheblich weniger; oft noch zum erhöhten Preis. Aber: Heute Altlandsberg und morgen schon Strausberg oder sogar Müncheberg. Habe mal einen Film gesehen: LA-Grenzen der Superzivilisation aber auch NY- was bleibt sind Ratten.

  7. 23.

    Verlierer könnten diejenigen sein, die , wie jemand anders mal vermutet hatte, en mass bei sich im Vorgarten Sellerie züchten ohne die Produktion steigern zu können. Gewinner derjenige, der es schafft, seine Produktion ohne zusätzliches Wasser zu verdoppeln,

  8. 22.

    Ob da ein Kalifornier einem besonderem Bauernschlauen aufgesessen ist? Wer wird am Ende der Gewinner sein? Wer die Verlierer?

  9. 21.

    Der WSE hatte in der Tat bzgl. des Wassers auch für Tesla Bedenken gehabt, bekanntlich aber schon früher Anträge auf zusätzliche Wasserförderung gestellt gehabt. Glauben Sie, dass der Verband nicht weiß, was er tut?

  10. 20.

    Wenn das vorher bekannt war, dass das Wasser nicht reicht, dann liefern Sie Argumente für Schadenersatz, wenn man trotz besseren Wissens ein Fabrikgrundstück bewirbt. Ist denn dann derGrundsck-Kaufvertrag noch redlich und gültig?

  11. 19.

    Wenn man Rasen verbieten/abschaffen würde (was das Gleiche ist) würde das Wasser für alle und Tesla reichen?
    Übrigens widersprechen Sie sich: Wenn vor Tesla nicht genug Wasser da war, warum bietet man dann einen solchen ungeeigneten Standort blind an?

  12. 18.

    Politisch gewollt waren mehr Güter auf der Steiße allerdings auch schon bei der DR. Das änderte sich erst als Folge der Ölkrise. Wegen des starken Anstiegs der Preise für Erdölimporte aus der UdSSR mussten in hohem Tempo Hauptstrecken elektrifiziert und Gütertransporte von der Straße auf die Schiene zurück verlagert werden.

  13. 17.

    Nicht nur diese Frau wird in Zukunft nur Industrielandschaften vor der Tür haben. Wenn die Politiker die Katze erst aus dem Sack lassen, werden wir nur noch Windkraftanlagen im gesamten Bundesgebiet sehen, denn wir brauchen für die gesamte Energiewende nicht 20000 neue Windkraftwerke sondern 150000 denn die Wärmepumpen, Elektroautos , Elektro LKW , Industrie , Digitalisierung und 5 Millionen neue Bürger im Land werden mehr als 2800 TWh im Jahr benötigen derzeit haben wir eine gesamte Kraftwerkskapazität von 900 Twh/Jahr !

  14. 16.

    Rund um Grünheide wird laut WSE besonders viel Trinkwasser für den Rasen verschwendet. Der Versorger hatte selber schon vor Jahren eine Erhöhung der Wasserrechte beantragt. Sie halten das für unlogisch? Dann wäre die vor Tesla von der WSE angeregten Pool- und Sprengverbote Ihrer Meinung nach die bessere Lösung? Schließlich kritisiert auch der WSE seit Jahren, dass Trinkwasser exzessiv für den Rasen verschwendet wird. Vielleicht liegt das aber ja zudem auch am Kirchturmdenken, weswegen eine Wasserleitung von Grünheide nach Grünheide ggf. schon eine Fernwasserleitung wäre.

  15. 15.

    Ich hab kein Halbwissen , bin auch fast jede Woche in Brandenburg unterwegs und kenn viele Leute, die gern in der nähe ihrer Wohnung bzw. Haus arbeiten würden. Es bleibt noch viel genügend Platz für Natur und Tiere. Aber Menschen wollen auch ihre Familie ernähren. Mal über den eigenen grünen Gartenzaun schauen.....

  16. 14.

    Aha, das kleine Altlandsbergs will mal wieder ganz groß hinaus. Wird ja schon eine Weile diskutiert, mit Traum vom U-Bahnanschluss 20xxx. Die Kommunen im Bereich der S5 in MOL kriegen seit Jahren keine vernünftige Zusammenarbeit hin. Im Gegenteil, es wurde alles getan, um jeder für sich selbst expansiv zu wachsen und die Nachbarn koste es, was es wolle zu übertrumpfen. Nur die Infrastruktur wuchs nicht mit und es ist auch hier wohl wieder nicht zu erwarten. Danach schreien erstmal wieder alle. Es droht zudem die totale Zersiedlung der ganzen Region mit ein paar grünen Inseln als Beruhigungspille für den Klimaschutz. Wassermangel haben wir schon. Ich bin auf die Reaktionen gespannt, wenn ab 2024 der WSE seine Bestandskunden wegen der angekündigten Limitierung des Wasserverbrauchs im Verbandsgebiet mit Strafzahlungen überzieht. Und dann noch die klugen Berliner Kommentare hier. Bitte macht doch zuerst mal die vielen anstehenden Hausaufgaben in Berlin!

  17. 13.

    Warum werden Gewerbeflächen eigentlich nur ein- oder zweistöckig gebaut? Ergibt es nicht mehr Sinn, zum Beispiel die Parkflächen nicht neben sondern auf oder unter den Produktionsstätten zu haben und so weniger Flächen zu versiegeln?

  18. 12.

    Was sind Resourcen Herr Neumann? Das gleiche Dilemma wie in Grünheide. Dann fördert man eben einfach mehr. Wovon? Von dem was nur begrenzt da ist? Ihre UN- Logik ist nicht zu toppen. Und nicht auszuhalten.

  19. 11.

    Man nennt es eher Stadtflucht von Berliner Unternehmen nach Brandenburg. Grund ist die bisherige RRG-Politik und wer weiß was in 3 Jahren wieder für ein Schwachsinn regiert.

  20. 10.

    Vielleicht baut man erstmal einen Bahnanschluss bevor man die Autoabhängigkeit weiter betoniert.

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