Bilanz seit Produktionsstart im März - IG Metall kritisiert hohe Belastung und schlechtes Betriebsklima bei Tesla

Do 12.01.23 | 12:35 Uhr
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Arbeiter warten am frühen Morgen an einem Eingang zur Baustelle für die Tesla-Autofabrik. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.01.2023 | Irene Schulz von der IG Metall | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen hat sich am Donnerstag auf ihrer Jahrespressekonferenz zu den bisherigen Erfahrungen mit dem US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide (Oder-Spree) geäußert. Zunächst bekundete die Bezirksvorstandsvorsitzende der IG-Metall, Irene Schulz, ihre Anerkennung für Tesla, innerhalb kürzester Zeit die Produktion in Brandenburg auf den Weg gebracht zu haben. Dies sei "eine respektable Leistung". Das Unternehmen leiste Vorschub in der E-Mobilität und ziehe weitere Betriebe, wie etwa Zulieferer, in die Region, so Schulz.

Wenig Freizeit und hohe Arbeitsbelastung

Kritik gab es von der IG Metall hingegen zum Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Gewerkschaft pflege gute Kontakte zu den insgesamt mittlerweile rund 8.500 Beschäftigten in allen Bereichen und führe viele Beratungen durch. Genaue Zahlen wollte die Gewerkschaft nicht nennen, aber "wir werden mehr bei Tesla", sagte Schulz.

In den Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeige sich die Sorge, dass die positive Stimmung nach den ersten Monaten seit dem Produktionsstart im März vergangenen Jahres kippen könnte, da die Beschäftigten "den Preis für das hohe Tempo zahlen", sagte Schulz. So herrsche unter den Mitarbeitenden Unmut über zu hohe Arbeitsbelastungen im Schichtsystem, Wochenendarbeit und zu wenig Personal. Dadurch bleibe zu wenig Zeit zur Erholung und Privatleben.

Zudem sei es in den zum Teil noch nicht fertiggestellten Produktionshallen im Sommer deutlich zu warm und im Winter zu kalt, wie es von der IG Metall weiter heißt. Es werde zu wenig unternommen, um die Bedingungen zu verbessern.

Kritik an Führungs- und Arbeitsklima

Darüber hinaus wurde eine "fehlende Führungskultur" bei Tesla angeprangert, was Debatten über Probleme erschwere. So würden die Mitarbeiter oft an ihre in den Arbeitsverträgen verankerte Verschwiegenheitsklausel erinnert. Zwar habe die IG Metall Verständnis für den Schutz von geistigem Eigentum, doch sei das Ausmaß der Geheimhaltung im Vergleich zu anderen Unternehmen neu. Dies verunsichere auch die Beschäftigen bei der Inanspruchnahme von Beratungsangeboten.

Tesla selbst zeige keine Dialogbereitschaft mit der IG Metall, hieß es. "Tesla ist kein Unternehmen - das wissen wir aus den USA - was unbedingt die Nähe zu den Gewerkschaften sucht", sagte die Bezirksvorsitzende. "Das bedauern wir sehr, weil wir in Deutschland eine ganz andere Tradition haben."

Für Unmut sorgt laut IG Metall auch die Stellenausschreibung für einen Sicherheitsermittler bei Tesla. Dieser solle beispielsweise Erfahrungen bei Sicherheitsdiensten mitbringen und Daten sammeln. Dies werfe unter den Mitarbeitern Fragen auf, wozu die Informationen gesammelt werden sollen, sorge für Misstrauen und sei schlecht für die Vertrauenskultur innerhalb des Betriebes.

Die Gewerkschaft resümiert, dass Tesla bei den Arbeitsbedingungen noch deutlich nachlegen müsse.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.01.2023, 12:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Dann bitte die gesamte deutsche Fahrzeugindustrie einstampfen und auf Pferdekutschen umsteigen! Das wäre bei Ihrem Vorschlag folgerichtig und konsequent!

  2. 13.

    Sind das Zwangsarbeiter oder haben die ihre Arbeitsstellen selbst ausgesucht?

  3. 12.

    Große Unternehmen zahlen nicht automatisch großes Geld. Haben viele noch nicht begriffen.

  4. 11.

    Also ich habe vor und nach meiner Selbständigkeit auch genügend A...löcher von Unternehmern kennengelernt. Man akzeptiert die Bedingungen, klärt die Probleme selbst oder über den Betriebsrat oder sucht sich ein anderes Unternehmen. Beim aktuellen Arbeitsmarkt ist das kein Problem.
    In der kurzen Zeit 8500 MA zu finden und die Produktion auf über 3000 Stück hochzufahren ist schon mal eine tolle Leistung. Hier sind und werden Milliarden investiert. Natürlich wird da Druck gemacht, damit sich die Investitionen möglich rasch refinanzieren.
    Und natürlich macht sich Tesla nicht nur Freunde. Da sind nicht nur die Umweltverbände, sondern auch die deutsche Autoindustrie und ihre Lobbyisten, inklusive unsere Bürokratie, die umdenken muss.
    Kein Unternehmen lässt zu, dass da Dinge nach außen getratscht werden.

  5. 10.

    Warum äußert die Gewerkschaftsfrau "Anerkennung für Tesla, innerhalb kürzester Zeit die Produktion in Brandenburg auf den Weg gebracht zu haben"? Das dort produzierte Zeug behindert nur den Verkehr, indem es sich auf Fahrspuren staut, daß Fahrräder und Busse nicht durchkommen, bildet keine Rettungsgassen, wofür die Klimakleber die Schuld bekommen, behindert den Verkehr durch Falschparken auf Busspuren, Geh+Radwegen und Mißachtung von Bahnübergängen. Deshalb bin ich dafür, diese Firma sofort einzustampfen.

  6. 9.

    Mann kann ja paradiesische Arbeitsbedngungen schaffen mit exorbitanten Energiepreisen, Steuern (um all die Wohltaten zu finanzieren) und Auflagen + Bürokratie. Nur muss man sich dann nicht wundern, wenn hier niemand mehr produzieren oder Wohnungen bauen möchte. Dann sind wir ein Selbstverwaltungsland ohne Wertschöpfung. Kann man machen... an solchem Übermut sind schon ganz andere Zivilisationen und Länder unter gegangen.

  7. 8.

    Obwohl mich das Thema nicht interessiert, trotzdem ein kurzer Kommentar fällt mir ein:

    Wer bei Tesla angeheuert hat, ist mit schuld, was der Konzern dieser Gegend antut. Deshalb kann ich Herrn Musk nur anfeuern, die Leute noch mehr zu knechten. Sie haben es nicht besser verdient! Manche werden durch Erfahrung klug andere indem sie leiden müssen.

  8. 7.

    Sie schreiben Kauderwelch. Aus uns ist das IHP hervor gegangen. Kennen Sie nicht ? Ist mir klar: Sie waren jahrelang "BOLLlE"-Kunde und freuten sich über den Milchwagen aus Brandenburg.

  9. 6.

    Die IG- Metall beklagt, dass Tesla nicht die Nähe zu Gewerkschaften sucht, ja, welchches Unternehmen sucht es.denn?
    Das in den Weltkonzernen, die IG - Metall relativ zufrieden sein kann, ist nur dem gewollten Interesse an Einfluß dieser Gewerkschaft geschuldet, aber in vielen anderen Betrieben, da ist die Situation trist, besonders wenn es wenig Gewerkschaftsmitglieder gibt.

    Einerseits, durch den Interregionalen Gewerkschaftsrat Böhmen - Bayern bekommt man mit, dass die Investoren aus den USA in Tschechien besonders Wert darauf legen, ohne Probleme mit Behörden oder Arbeitnehmervertretern auszukommen, andererseits, die tschechische Seite.ist gegenüber diesen Investoren frei von Befangenheit..

  10. 5.

    Da halte ich es wie Nobelpreisträger Paul Krugman, der würde von Elon Musk niemals seine Katze füttern lassen.
    Wie der Chef, so seine Firma !
    (Eine alte deutsche Weisheit!)

  11. 4.

    Funfact: Allein bei VW arbeiten fast 500 Menschen für den Werkschutz. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie das damals bei Ihnen war, als Sie an der Kernfusion forschten oder später Microchips entwickelt hatten.

  12. 3.

    Wenn in nicht mal einem Jahr ein Unternehmen mit aktuell 8500 Beschäftigten hochgezogen wird, ist es doch normal dass dies nicht ohne Reibereien vonstatten geht.
    Verschwiegenheitsklauseln sind heutzutage völlig normal.
    Dort mit dem Management zu vermitteln und Verbesserungen zu fordern ist Sache des Betriebsrates. Gut für die IGM, dass bei dem Personalzuwachs bald wieder Wahlen sind. Anstatt rumzumeckern, sollten sich die MA organisieren.

    EM und Tesla sind ohne qualifizierte und motivierte Mitarbeiter überhaupt nichts!

  13. 2.

    "Fachkräfte der Welt" schaut euch dieses Unternehmen ganz genau an. Man sucht dort sogar "Überwacher", die heraus zu finden haben wer Fakten nach außen verbreitet. Früher warb man mit überdurchschnittlicher Bezahlung auch für Anzulernende am Band.

  14. 1.

    Kinder, gewöhnt euch dran

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