Bilanz seit Produktionsstart im März -
Die IG Metall im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen hat sich am Donnerstag auf ihrer Jahrespressekonferenz zu den bisherigen Erfahrungen mit dem US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide (Oder-Spree) geäußert. Zunächst bekundete die Bezirksvorstandsvorsitzende der IG-Metall, Irene Schulz, ihre Anerkennung für Tesla, innerhalb kürzester Zeit die Produktion in Brandenburg auf den Weg gebracht zu haben. Dies sei "eine respektable Leistung". Das Unternehmen leiste Vorschub in der E-Mobilität und ziehe weitere Betriebe, wie etwa Zulieferer, in die Region, so Schulz.
Wenig Freizeit und hohe Arbeitsbelastung
Kritik gab es von der IG Metall hingegen zum Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Gewerkschaft pflege gute Kontakte zu den insgesamt mittlerweile rund 8.500 Beschäftigten in allen Bereichen und führe viele Beratungen durch. Genaue Zahlen wollte die Gewerkschaft nicht nennen, aber "wir werden mehr bei Tesla", sagte Schulz.
In den Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeige sich die Sorge, dass die positive Stimmung nach den ersten Monaten seit dem Produktionsstart im März vergangenen Jahres kippen könnte, da die Beschäftigten "den Preis für das hohe Tempo zahlen", sagte Schulz. So herrsche unter den Mitarbeitenden Unmut über zu hohe Arbeitsbelastungen im Schichtsystem, Wochenendarbeit und zu wenig Personal. Dadurch bleibe zu wenig Zeit zur Erholung und Privatleben.
Zudem sei es in den zum Teil noch nicht fertiggestellten Produktionshallen im Sommer deutlich zu warm und im Winter zu kalt, wie es von der IG Metall weiter heißt. Es werde zu wenig unternommen, um die Bedingungen zu verbessern.
Kritik an Führungs- und Arbeitsklima
Darüber hinaus wurde eine "fehlende Führungskultur" bei Tesla angeprangert, was Debatten über Probleme erschwere. So würden die Mitarbeiter oft an ihre in den Arbeitsverträgen verankerte Verschwiegenheitsklausel erinnert. Zwar habe die IG Metall Verständnis für den Schutz von geistigem Eigentum, doch sei das Ausmaß der Geheimhaltung im Vergleich zu anderen Unternehmen neu. Dies verunsichere auch die Beschäftigen bei der Inanspruchnahme von Beratungsangeboten.
Tesla selbst zeige keine Dialogbereitschaft mit der IG Metall, hieß es. "Tesla ist kein Unternehmen - das wissen wir aus den USA - was unbedingt die Nähe zu den Gewerkschaften sucht", sagte die Bezirksvorsitzende. "Das bedauern wir sehr, weil wir in Deutschland eine ganz andere Tradition haben."
Für Unmut sorgt laut IG Metall auch die Stellenausschreibung für einen Sicherheitsermittler bei Tesla. Dieser solle beispielsweise Erfahrungen bei Sicherheitsdiensten mitbringen und Daten sammeln. Dies werfe unter den Mitarbeitern Fragen auf, wozu die Informationen gesammelt werden sollen, sorge für Misstrauen und sei schlecht für die Vertrauenskultur innerhalb des Betriebes.
Die Gewerkschaft resümiert, dass Tesla bei den Arbeitsbedingungen noch deutlich nachlegen müsse.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.01.2023, 12:30 Uhr