Rechtsmittel eingelegt - Genderstreit an Schulen: Berliner Vater geht in die nächste Instanz

Do 06.04.23 | 18:11 Uhr
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Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg steht am Eingang des Gerichtsgebäudes in der Hardenbergstraße. (Foto: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.04.2023 | Nachrichten | Ingo Janssen | Bild: dpa

Sternchen und Sprechpausen: Der Rechtsstreit über genderneutrale Sprache an Berliner Schulen geht in die nächste Runde. Der Vater, der Ende März vor dem Verwaltungsgericht mit einem Eilantrag gegen die Praxis an der Schule seiner Töchter scheiterte, will nun das Oberverwaltungsgericht (OVG) anrufen. Das teilte der Verein Deutsche Sprache am Donnerstag mit, der die Klage unterstützt. Dem OVG Berlin-Brandenburg liegt der Fall allerdings noch nicht vor, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte.

Sprach-Verein pocht auf Neutralität von Schulen und Lehrern

Der Kläger wendet sich dagegen, dass Lehrerinnen und Lehrer an der Schule seiner Töchter teils beim Sprechen Pausen lassen - etwa bei dem Wort "Lehrer-innen" - um die lange übliche männliche Form zu vermeiden. Teils würden auch Sternchen oder ein Binnen-I in Mails an Eltern oder in der schulischen Aufgabenstellung verwendet. Der Kläger und der Verein bezeichnen dies als Ideologie.

"Lehrer und Schulen haben neutral zu sein", erklärte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer. "Schüler jeden Alters müssen eine Sprache lernen, die normiert ist und überall verstanden wird." Die Genderschreibweise weiche von der amtlichen Rechtschreibung ab und verstoße gegen das Neutralitätsgebot.

Erstinstanz sah keinen Verstoß

Das Berliner Verwaltungsgericht entschied anders. Vor dem Hintergrund des staatlichen Erziehungsauftrags sei nicht zu erkennen, dass die Schulaufsicht gegen gendergerechte Sprache einschreiten müsse. Die Schulleitungen hätten Lehrkräften das Gendern im Unterricht freigestellt und zugleich darauf hingewiesen, dass die Rechtschreibregeln einzuhalten seien, stellte das Gericht klar. Die Nutzung geschlechterneutraler Sprache in Lehrmaterialien überschreite nicht den durch die Rahmenlehrpläne eingeräumten Spielraum. Auch sei eine genderneutrale Kommunikation mit Eltern- und Schülerschaft nicht zu beanstanden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.04.2023, 18 Uhr

79 Kommentare

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  1. 79.

    Die Natur hat eben nicht nur rein männliche oder weibliche Lebensformen hervorgebracht. Alle andere war der Mensch, der versucht hat seine Vorstellungen wider der Natur festzulegen.

    Die Natur kennt nicht nur Hermaphroditismus, sondern auch Dichogamie.

    Sie müssen nicht alles glauben was ihnen weiße, alte Männer weismachen wollen. Die Natur ist von Natur aus divers.

  2. 78.

    @Thomas Dörschel, Achim und pd.berlin

    Sie tun ja gerade so, als ob Lehrerinnen und Lehrer in dieser Schule eine für die Schüler völlig unverständliche, der sog. deutschen Muttersprache "entartete" Kommunikation pflegen und diese den Schülern aufzwingen, und sogar aus 1+1=3 machen würden. Laut Artikel verwenden lediglich einzelne Lehrkräfte im Unterricht die sog. Gendersprache, die sich im Prinzip auf Pausen beim Aussprechen bestimmter Wörter beschränkt.

  3. 77.

    Es gibt Sex und es gibt Gender. Das eine ist Biologie, das andere Soziologie.

  4. 76.

    Mann und Frau hat die Natur festgelegt und alles andere haben sich max. Leute ausgedacht die Langeweile haben. Die Dritte Form ist maximal eine Sache....

  5. 75.

    Die hier am lautesten schreien sind selbst die größten Sprachpanscher. "gebährende", schön falsch abgeschrieben. Und was im Biologieunterricht gelehrt wird haben mal alte, weiße Männer so festgelegt.

    In anderen Kulturen war man da schon weiter. https://de.wikipedia.org/wiki/Drittes_Geschlecht#Liste_dritter_Geschlechter

  6. 74.

    Die 6 im Boilogieunterricht gehört Ihnen. Es gibt in der Natur nur weiblich und männlich. Alles andere sind sexuelle Orientierungen oder hormonelle Beeinflussungen die dazu führen,dass wir glauben anders sein zu müssen. Wer das will ,bitte schön, aber in der Sprache bzw. Bezeichnungen für Personen hat das nichts zu suchen. Z.b. gebährende Person statt Mutter, bekloppter geht es nicht. Was das bringen soll, erschließt sich mir auch nicht. Ich bin Mutter,Mama,Mutti und dabei bleibt es.

  7. 72.

    Volle Zustimmung!

    In Schulen sollte deutsch - mit all seinen schon schwierigen Ausnahmen - gelehrt werden.
    Für nicht-deutsche-Muttersprachler schon ohne Gendern eine große Herausforderung.
    Sprachliche Integration wird immer schwerer gemacht.

  8. 71.

    "Doch. 80% der deutschen Bevölkerung sind gegen das Gendern."
    Genauso ist es. Viele Schüler haben ja schon mit der "normalen" deutschen Sprache Schwierigkeiten, von Fremdsprachen, wenn es nicht die eigene "Mutter"-sprache ist, ganz zu schweigen. Sogar beim WDR gab es mittlerweile ein Einsehen was gendern betrifft.

  9. 70.

    Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich eben nicht, dass eine angeordnete, künstliche Sprachregelung Vorurteile gegenüber Minderheiten abbauen hilft. Eher dient es als gruppenspezifisches Erkennungsmerkmal: Schaut, ich bin gut, ich gendere.
    Übrigens beinhaltet ja das generische Maskulinum jegliches biologische Geschlecht.
    Der "Fortschritt" des Genderns besteht nun darin, dass diese Universalität aufgehoben werden soll und durch umständliche Einzelbenennungen ersetzt wird. Wirklich großartig!
    Man lernt eigentlich in der Schule, dass sprachliches und biologisches Geschlecht zwei Paar Schuhe sind.

  10. 69.

    "Das verschwindet ganz von selbst."

    Es würde schneller verschwinden, wenn Besorgte Bürger und rechte Politiker es nicht immer zu einem wichtigen Thema machen würden.

  11. 66.

    @Lothar/Alt Westberlin, ich sehe da noch keinen Zusammenhang. Dass Menschen verbal oder körperlich angegriffen werden, weil sie nicht in die Vorstellung mancher Mitmenschen passen, ist eine traurige Wahrheit. Da ist es egal, von welchen Vorstellungen wir reden. Ich glaube, die Änderung der Sprache kann da nur teilweise helfen. Ich vermute mal, eifrige Gendern-Anwender werden auch Diversität denken, leben oder einfach aushalten und tolerieren.
    Aber die Mitmenschen, die aus irgendwelchen Gründen eine sehr eingeengte Vorstellung haben, bekommen Sie auch nicht mit einer zudem vermutlich abgelehnten Sprachneuregelung. Mein Wundermittel ist Bildung.
    Aggressionen entstehen oft auch aus Angst vor etwas Unbekanntem. In Ihrem konkreten Beispiel vermute ich Aggressoren, die ein falsches/anderes Bild von Männlichkeit haben. Damit will ich in keinster Weise Angriffe relativieren oder entschuldigen. Aber Sprache wird da nie so wirksam sein, wie Bildung/Aufklärung/Erziehung.

  12. 65.

    Oh, doch. Es gibt Niemanden in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis, der das Gendern begrüßt oder benutzt. Jeder Mensch soll leben und lieben, wie er möchte. Natürlich ohne Zwang und Missbrauch. Aber den deutschen Sprachschatz so zu veranstalten... Unsere Dichter und Denker würden sich im Grab umdrehen . Übrigens auch ein Großteil der heutigen Schauspieler, Literaten usw. lehnen das Gendern ab.

  13. 64.

    Vielleicht nochmal folgende Anregung. Dem biologisch männlichen Teil in der deutschsprachigen Bevölkerung wäre wohl die Geschlechtsform bei Gruppen mehrheitlich egal.
    Wichtig scheint die Geschlechtsspezifikation ja nur dem biologisch weiblichen Geschlecht (hoffe ich zumindest, damit es überhaupt begründbar wird).
    Aber dann bleiben wir doch sprachlich bei der kurzen Verallgemeinerung und verwenden zukünftig das generische Femininum.
    Denn Gruppen sind polymorph. In diesen Mengen können tatsächlich nur männliche, weibliche oder auch beide Geschlechter vertreten sein. Und ich spreche nur von der biologischen Perspektive.
    Wenn wir das alles sprachlich präzise ausformulieren wollen, dann wird der sprachliche Overhead unerträglich und der eigentliche Informationstransfer zu kryptisch.

  14. 63.

    Ich wünsche ihm viel Erfolg. Wenigstens einer der sich dagegen wehrt.

  15. 62.

    Wohl kein Wunder bei den Erfahrungen die ich mit dem VG gesammelt habe. Wenn es gegen den Senat geht biegt das Verwaltungsgericht das Recht ganz nach belieben. Verweigert aber sogar Prozesshilfe für einen Hartz4 Empfänger.
    Berlin ist ein korrupter Sumpf und wird es auch bleiben.

  16. 61.

    Ich mache mir da keine Sorgen. Das Gendern ist eine übergriffige wohlmeinende Zeiterscheinung der woken Blase. Das verschwindet ganz von selbst.

  17. 60.

    Das Gendersternchen ist doch die logische Konsequenz aus einer abnehmenden Wertschätzung der eigenen Sprache. Egal ob Zeitungsartikel, Fernsehsendung oder Radiosendung, die Verwendung des Dativ anstatt des Genitiv, Unterschlagung der Groß- und Kleinschreibung und unnötiger Austausch deutscher Worte gegen englische Begriffe wird den Verlust der deutschen Sprache besiegeln. Also macht doch englisch oder vielleicht besser chinesisch zu Amtssprache.

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