Potsdam-Mittelmark - "Lug und Betrug!" - Anwohner wütend über Schließung von Sparkassen-Filialen
Wegen "gesunkener Nachfrage" will die Mittelbrandenburgische Sparkasse mehrere Filialen schließen. In Wilhelmshorst (Potsdam-Mittelmark) wollen Anwohner das nicht hinnehmen - und konfrontieren die Verantwortlichen in einer Gesprächsrunde.
Wegen der geplanten Schließung von rund 30 Filialien der Mittelbrandenburgischen Sparkasse regt sich Unmut. Besonders frustriert sind die Menschen auch in Wilhelmshorst (Potsdam-Mittelmark). "Wir sind entsetzte von den Schließungsplänen", sagt Claudia Nowka (Bündnis für Michendorf), Bürgermeisterin der Gemeinde Michendorf, zu der Wilhelmshorst gehört, dem rbb.
Die Attraktivität und die Persönlichkeit des Ortes gingen verloren. Ältere Menschen, die nicht mobil sind, könnten mehrere Kilometer entfernte Geldautomaten nicht einfach erreichen, sagt Nowka. "Das führt dazu, dass sie andere Leute fragen müssen, ihnen Geld mitzubringen. Das wollen wir nicht hinnehmen."
Noch werden Kunden in der Sparkasse im Ortsteil Wilhelmshorst beraten und können Überweisungen tätigen, aber nicht mehr lange. Im November soll die Filiale schließen. Für die Menschen aus Wilhelmshorst sei die nächste Sparkassen-Filiale vier Kilometer entfernt in Michendorf, so Bürgermeisterin Nowka.
Landesweit sind von den Kürzungsplänen insgesamt 31 Standorte betroffen. In neun Fällen sollen - wie in Wilhelmshorst - Filialen und Geldautomaten verschwinden. Und auch anderswo regt sich Widerstand: In Brüssow (Uckermark) protestierten Ende April 150 Menschen gegen die Pläne der Sparkasse Uckermark, fünf Filialen dicht zu machen.
Sparkasse: Schließung wegen gesunkener Nachfrage nötig
Digitalisierung und Fachkräftemangel nennt Robert Heiduck, Sprecher der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, in einer Gesprächsrunde in Wilhelmshorst als Gründe für die Schließungspläne. In der Runde sind auch Dutzende Anwohner und Bürgermeisterin Nowak.
"Seit 20 Jahren schließen Banken ihre Filialen. Warum? Weil die Nachfrage gesunken ist", argumentiert Heiduck. Im konkreten Fall der Sparkasse in Wilhelmshorst sprächen die Fakten für eine Schließung: "Die Hälfte unserer Kunden wickelt nur noch online ab oder besucht andere Filialen", sagte er. Auch die Nachfrage für den Geltautomaten sei zu gering, um diesen weiter zu betreiben.
Anwohner: "Lug und Betrug!"
"Lug und Betrug", kontert ein Anwohner, der nach eigenen Angaben genau vor der betroffenen Sparkassen-Filiale wohnt. "Sie kommen hier mit irgendwelchen Zahlen her, wollen die Menschen hier aber einfach platt machen", sagt er. Die Anwohner und auch die Bürgermeisterin Nowak bezweifeln, dass die Angaben der Mittelbrandenburgischen Sparkasse bezüglich der Auslastung der Filiale zutreffen. "Ich glaube Ihnen, dass Sie diese Zahlen nicht mögen, aber das ändert nichts daran, dass sie stimmen", sagt Sprecher Heiduck.
Rückendeckung erhält er dabei von Landrat Marko Köhler (SPD), der auch im Verwaltungsrat der Mittelbrandenburgische Sparkasse sitzt. Die nächste Filiale sei zwar vier Kilometer entfernt, schlimmer wäre es aber, wenn nun auch die anderen Filialen aus wirtschaftlichen Gründen hätten geschlossen werden müssen. "Sonst wären das Distanzen von zehn oder 15 Kilometer", sagt Köhler.
Bürgermeisterin Nowak sagt, er hoffe nun, dass sich eine andere Lösung findet - oder zumindest der Geldautomat, der noch in Wilhelmshorst stehe, weiterbetrieben werde.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.05.2023, 19:30 Uhr