Berufetag für Schüler und Meister - Vorbereitung auf die Wärmepumpe, "die Diva unter den Heizungen"
Wärmepumpen sollen künftig Gas- und Ölheizungen ersetzen. Aber Fachkräfte fehlen und die Installation ist gar nicht so einfach. Die Branche will Schüler gezielt anwerben - unterdessen müssen Handwerksmeister zurück in den Unterricht. Von Tabea Schoser
Elif ist in der neunten Klasse. Heute ist sie nicht in der Schule, sondern schaut sich beim Berufetag der Innung Sanitär Heizung Klima (SHK) Berlin verschiedene Handwerksberufe an. Interessiert geht sie von Stand zu Stand über die Wiese. Ob Heizungshandwerk oder Schornsteinfeger – auf dem Innenhof werden Handwerksberufe mit Fokus auf die Energiewende vorgestellt. Elif kann sich eine Ausbildung in diesen Bereichen gut vorstellen. Vor dem Berufetag habe sie noch nicht daran gedacht.
"Jetzt wo ich das so sehe und Erfahrungen mache, finde ich das sehr interessant. Zum Thema Klima hätte ich großes Interesse eine Ausbildung zu machen. Umweltschutz interessiert mich sehr", sagt sie.
Handwerksmeister zurück an die Unterrichtsbank
Während die Schülerinnen und Schüler sich unten im Hof über die Handwerksberufe informieren, stehen Meister und Gesellen im vierten Stock an der Werkbank. Sie machen eine Schulung und schauen sich unter anderem die Wärmepumpe an.
Wärmepumpen sind zwar kein neues Thema, aber viele der Heizungsbauer haben in den vergangenen Jahren vor allem Gasheizungen eingebaut. Wärmepumpen sind aber etwas anderes, erklärt Nico Illig. Er ist Ausbilder bei der SHK Berlin. "Wenn ich zwanzig Jahre Gaskessel einbaue, was hydraulisch nicht so anspruchsvoll ist, dann gewöhne ich mich daran. Jetzt geht es darum Wärmepumpen einzubauen und die sind wesentlich anspruchsvoller und sensibler. Man sagt: Das ist die Diva unter den Heizungen. Die braucht gewisse Umstände und wenn ich die nicht gebe, dann funktioniert sie nicht richtig oder ineffizient," sagt Illig.
Bei der Schulung im Kompetenzzentrum der SHK Berlin lernen die Teilnehmer in vier Tagen einerseits theoretische Grundlagen, wie die Eigenschaften von Kältemittel oder technische Regeln. Anderseits wird im Praxisteil die Installation und Reparatur gelehrt. Einer der Teilnehmer ist Stefan Lenting. Er ist Installateurmeister bei der Heizungsbaufirma Thermondo in Berlin. Dass er die Schulung macht, hat er selber seiner Firma vorgeschlagen, um sich im Bereich Wärmepumpen weiterzubilden.
"Bei uns ist die Nachfrage groß. Wir haben schon über 2.000 Wärmepumpen eingebaut und es macht natürlich auch Sinn, wenn wir die reparieren können. Deswegen gehen wir jetzt noch tiefer in die Technik." Die Grundkenntnisse habe Stefan Lenting, aber es fehle an Praxiswissen, sagt er.
"Unsere Handwerker haben eine fossile Vergangenheit"
Das geht vielen so und die Nachfrage nach Schulungen sei deutlich gestiegen, sagt Andreas Martin Koch, Geschäftsführer der SHK Berlin. Die Anzahl der jährlichen Schulungsteilnehmer hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. "Unsere Handwerker haben eine fossile Vergangenheit. Und dass was wir jetzt machen müssen, ist die Umstellung auf die erneuerbaren Technologien, insbesondere die Wärmepumpe."
Dafür bietet die SHK verschiedene Schulungen in den Bereichen Klima- und Wärmepumpentechnik an. Um das gesamte Spektrum abzudecken, benötigt ein gelernter Handwerksmeister insgesamt etwa drei Wochen Schulung, sagt Martin-Koch.
"Was vor allem fehlt ist die Routine. Die Routine, die sie vorher bei den anderen Geräten hatten, diese Routine muss im Bereich Wärmepumpe erstmal geschaffen werden. Wir gehen im Moment davon aus, dass es noch ungefähr doppelt so viel Arbeitszeit benötigt, um eine Wärmepumpe gegen eine Gasheizung einzutauschen im Vergleich Gas gegen Gas." Diese Zeit müsse erheblich verkürzt werden, sagt er. Das gehe nur mit Praxiserfahrung, dann sollen auch mehr Wärmepumpen eingebaut werden können.
Nachwuch bereitet Sorgen
Der SHK-Geschäftsführer schätzt, dass in Berlin bis 2030 insgesamt 180.000 Wärmepumpen installiert werden müssen. Das ist aus seiner Sicht machbar. Einige Betriebe hätten noch Nachholbedarf, aber das Thema sei in der Branche erkannt worden und es werde geschult.
Vor allem brauche es aber Nachwuchs. Bis zu 3.000 Handwerker werden laut Martin Koch bis 2030 in Berlin fehlen. Das sei eine ganze Menge, wenn man bedenke, dass aktuell etwa 11.000 Mitarbeiter in Berlin tätig sind. Der Berufetag ist einer von verschiedenen Versuchen, um junge Menschen wie Schülerin Elif als Heizungsbauerin zu gewinnen. Ohne Nachwuchs könnte es schwierig werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 01.06.2023, 15:00 Uhr