PCK-Raffinerie in Schwedt - Rosneft Deutschland bleibt unter Treuhandverwaltung

Fr 08.03.24 | 16:50 Uhr
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Archivbild: PCK Raffinerie in Schwedt in Brandenburg am 15.11.2023. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.03.2024 | Sabine Tzitschke | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Bundesregierung hat die Treuhand über Anteile an der PCK-Raffinerie verlängert - auch um einen möglichen Verkauf zu ermöglichen. Zu dem wäre die russische Seite mittlerweile bereit, heißt es. Eine Enteignung bleibe aber weiterhin eine Option.

Das Ölunternehmen Rosneft Deutschland bleibt auf Anordnung der Bundesregierung weiter unter Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur. Auf Grundlage des Energiesicherungsgesetzes wurde die Treuhandverwaltung bis zum 10. September verlängert, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte.

Damit werde "der unverändert drohenden Gefährdung der Energieversorgungssicherheit begegnet", gab das Ministerium zur Begründung an. Die Anordnung gewährleiste "weiterhin insbesondere die Versorgung der Bundesländer Berlin und Brandenburg".

Wirtschaftsministerium: Zukunftsfähigkeit der Raffinerie gesichert

Zudem werde die Zukunftsfähigkeit des Standorts Schwedt (Uckermark) gesichert, führte das Ministerium von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) weiter aus. Die dortige PCK-Ölraffinerie sichert die Grundversorgung des Nordostens Deutschlands mit Benzin.

Mit der neuerlichen Anordnung behalte die Bundesnetzagentur "weiterhin die Kontrolle über Rosneft Deutschland und damit auch über den jeweiligen Anteil in den drei Raffinerien PCK Schwedt, MiRo (Karlsruhe) und Bayernoil (Vohburg)".

Die Belegschaft wurde über Einzelheiheiten am Freitag informiert, wie Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) aus dem Bundeswirtschaftsministerium dem rbb sagte: "Mir war wichtig, hier zu sein und zu erläutern, dass wir die Treuhand um weitere sechs Monate verlängern, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist, dass die Jobs damit gesichert sind." Zudem sei auch die Weiterentwicklung der Raffinerie besprochen worden, so Kellner weiter.

Die Verlängerung der Treuhand gebe nun zunächst einmal Rechtssicherheit für die kommenden sechs Monate, so Kellner. Damit sei eine mögliche Enteignung von Rosneft Deutschland aber nicht vom Tisch, betonte der Staatssekretär: "Das ist eine Option, die auf dem Tisch bleibt." Es wäre jedoch besser, wenn es zu einem geordneten Verkauf käme. Die russische Seite sage, sie sei dazu bereit.

Das hätte für die Bundesregierung neben der angesprochenen Rechtssicherheit laut Kellner noch einen weiteren Vorteil: "Vor allem müssten wir keine Entschädigung zahlen." Eine Enteignung wäre immer mit Entschädigung verbunden.

Landesregierung und Stadt zustimmend

Auch die Landesregierung zeigte sich am Freitag mit der Verlängerung der Treuhandverwaltung zufrieden. Es sei wichtig, dass sich die russische Seite in Richtung Verkauf bewegt habe und auch von einer Aufrechterhaltung der Klage vorläufig absehe, sagte der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) in Schwedt.

Zudem sei mit der Verlängerung deutlich geworden, "dass es hier nicht um dogmatische Entscheidungen geht, sondern um sachgerechte und den Standort am besten schützende". Die Landesregierung begrüße daher die Entscheidung ausdrücklich.

Ähnlich äußerte sich auch Schwedts Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD): "Ich habe sehr wohl verstanden, sowohl vom Bundeswirtschaftsministerium als auch von unserem Landeswirtschaftsminister, dass die nochmalige Verlängerung notwendig ist, um vielleicht schon begonnene Verkaufsprozesse, die jetzt doch entstanden sind, noch ordentlich zu Ende zu führen", so Hoppe. Mit der Entscheidung könne die Stadt gut leben. "Für die Mitarbeiter ist wichtig, dass der Betrieb weiterhin stabil läuft", sagte die Bürgermeisterin.

Treuhandverwaltung seit September 2022

Rosneft Deutschland gehört zu einhundert Prozent dem russischen Rosneft-Konzern und war im September 2022 nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter die treuhänderische Verwaltung der Bundesnetzagentur gestellt worden. Die gilt für jeweils sechs Monate und muss dann verlängert werden. Die bisherige Treuhandverwaltung wäre am 10. März ausgelaufen, also am kommenden Sonntag.

Die Bundesregierung habe sich zu einer nochmaligen Verlängerung der Treuhandverwaltung entschieden, nachdem die russischen Eigentümer ihre Absicht erklärt hätten, in der verlängerten Laufzeit ihre Anteile an Rosneft Deutschland zu veräußern, erklärte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag weiter. "Ein Verkauf wäre der rechtssicherste und damit auch schnellste Weg, um Investitionen in die Raffinerien zu ermöglichen und so die Standorte zu sichern", hieß es weiter.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.03.2024, 07:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Was denkst du wo dein Kraftstoff herkommt? Diese Raffinerie versorgt tatsächlich den ganzen Nordosten Deutschlands mit Benzin, Kerosin und Diesel.

  2. 9.

    Bin kein Jurist, aber Ich glaube, dass der Verkauf russischer Anteile in Deutschland an Gesellschaftlichen von Drittstaaten, die nicht auf der Sanktionsliste stehen, nicht das EU-Embargo verletzt, zumal dies Fragen der nationalen Sicherheit berührt.
    Alles andere wäre absurd und rechtliche Schildbürgerei.
    Ob Rosneft wirklich verkaufen will, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt. Aber ein halbes Jahr Frist, dies auszuloten, ist jetzt nicht so ein Zeitverlust, im Verhältnis zum andernfalls einzuleitenden langwierigen Enteignungsverfahren, indem Rosneft natürlich den Rechtsweg, einschließlich den finanziellen Gang nach Karlsruhe ausschöpfen wird.

  3. 8.

    "nachdem die russischen Eigentümer ihre Absicht erklärt hätten, in der verlängerten Laufzeit ihre Anteile an Rosneft Deutschland zu veräußern" Da ist irgendwie die Logik kaputt in dem Satz, da Rosneft Deutschland die 100%ige Tochter von Rosneft ist.

  4. 7.

    "Und da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz: Mit Russland dürfen zumindest EU-Staaten keine Geschäfte tätigen. " Sie denken da an ORLEN? Aber gilt das auch für Unternehmen außerhalb der EU? Die meisten großen Erdölkonzerne sitzen doch sowieso nicht in der EU. Wie wäre es mit Unternehmen aus UK (könnte man an Miteigentümer Shell denken als Zwischenstation) oder USA - oder vielleicht auch ein Unternehmen aus den Goldstaaten? Ich vermute aber schon, daß man sich fast sicher auf ORLEN fixiert, da die sicher gern wollen.

  5. 6.

    >"und einen Rückzug von Rosneft durch Verkauf seiner Anteile"
    Und da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz: Mit Russland dürfen zumindest EU-Staaten keine Geschäfte tätigen.
    Putik kann die Anteile seines Staatskonzerns an andere Helferstaaten verkaufen, z.B. China. Aber ich denke, er will hier so lange wie möglich seine Hand noch in dieser wirtschaftlich wichtigen Branche in einem EU-Land haben wollen.

  6. 5.

    Gibt es denn schon Neuigkeiten zu potentiellen Käufern? Und würde man sich über den Preis einigen können?

  7. 4.

    Ist das noch geöffnet? ich nahm an, das Industriemuseum Schwedt wurde schon längstens geschlossen? Erstaunlich. Und auch verwirrend!

  8. 3.

    Ja ginge, aber da wir ein Rechtsstaat sind eben nicht ohne Rechtsmittel für Rosneft. Und genau darin liegt erstens eine Rechtsunsicherheit (wie entscheiden letztendlich zuständige Gerichte) und zweitens eine etwaige Hängepartie (Zeitspanne bis zum rechtskräftigen Urteil) in der zukünftigen Ausrichtung von Schwedt und den dringend benötigten Investoren und Investitionen.
    Man hofft hier stattdessen auf ein "friedliches" Einlenken und einen Rückzug von Rosneft durch Verkauf seiner Anteile in den betreffenden Raffinerien.

  9. 2.

    Meinen Fragen sind immer wieder:
    Könnte Deutschland überhaupt den russischen Rosneft-Konzern - im wahrsten Sinne - enteignen?
    Ist dieses Treuhandverwaltung nicht die einzige Möglichkeit?
    Wieviel Steuergelder werden dort hineingesteckt - mit welchem Ausgang?
    Rosneft zu unterstützen, auf den neuesten Stand zu bringen?

  10. 1.

    Text: "Die dortige PCK-Ölraffinerie sichert die Grundversorgung des Nordostens Deutschlands mit Benzin." Das Benzin ist nebensächlich. Die Hauptsache ist der Diesel für die Dieselloks und Dieseltriebwagen.

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