Gläubiger stimmen zu - Signa-Immobilie KaDeWe wird verkauft

Mo 18.03.24 | 19:19 Uhr
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Ein Mann geht am 16.03.2024 in das KaDeWe in der Tauentzienstraße in Berlin. (Quelle: dpa/Inderlied/Kirchner-Media)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.03.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Inderlied/Kirchner-Media

Im Zuge der Signa-Pleite fordern allein die Gläubiger von Signa Prime fast 13 Milliarden Euro. Um wenigstens einen Teil der Forderungen zu erfüllen, sollen die Prime-Immobilien verkauft werden - darunter das KaDeWe.

  • Berliner KaDeWe soll in den nächsten Jahren verkauft werden
  • Gläubiger entscheiden sich für Treuhand-Lösung und damit gegen einen schnellen Verkauf
  • Forderungen gegenüber Signa Prime belaufen sich auf knapp 13 Milliarden Euro

Das Berliner KaDeWe soll nach dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe in den nächsten Jahren von einem Treuhänder verkauft werden. Die Gläubiger der Signa Prime Selection AG, zu der das Traditionskaufhaus gehört, stimmten am Montag in Wien dem Plan zu, die Immobilien der Prime-Gruppe zu verkaufen. Das teilte der Insolvenzverwalter dieser Teilgesellschaft mit.

Zu Signa Prime gehören neben dem KaDeWe auch der unfertige Elbtower in Hamburg und Gebäude der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.

Signa-Prime-Gläubiger fordern 12,8 Milliarden Euro

Gläubiger der Signa Prime haben laut jüngsten Daten des Insolvenzverwalters Norbert Abel Forderungen von rund 12,8 Milliarden Euro angemeldet. Der Verwalter hat davon bislang etwa 5,9 Milliarden Euro anerkannt.

Gemäß seinem Vorschlag sollen nun alle Immobilien von ihm als Treuhänder geordnet über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren verkauft werden, um von einer erwarteten Erholung am Markt zu profitieren. Damit sollen mindestens 30 Prozent der Forderungen beglichen werden.

Gläubigerschutzverband: "Wirtschaftlich vernünftigste Lösung"

Mit der Entscheidung der Gläubiger wurde ein Konkurs abgewendet. Dabei hätten die Immobilien möglichst rasch verkauft werden müssen, was nach Einschätzung des Sanierungsverwalters eine geringere Quote für die Gläubiger bedeuten würde.

Die Treuhand-Lösung erleichtere es, frisches Kapital für die Untergesellschaften der deutschen Signa-Objekte aufzutreiben, sagte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. Dieses Geld sei vor dem strukturierten Verkauf dieser Immobilien nötig. Insolvenzverwalter Norbert Abel hat als Treuhänder nun mehrere Jahre Zeit, um die Prime-Immobilien zu verwerten.

"Letztendlich ist es die wirtschaftlich vernünftigste Lösung", sagte Weinhofer. Denn Abel gehe in seinem Treuhandplan davon aus, dass sich der Immobilienmarkt in den kommenden Jahren erholt. "Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt", sagte Weinhofer.

Gegen die längerfristige Abwicklung positionierte sich hingegen die Republik Österreich als Signa-Gläubiger. Ein rascher Abverkauf würde mehr Klarheit in die intransparente Firmengruppe bringen und etwaige strafrechtliche Ermittlungen rund um den Niedergang von Signa erleichtern, hatte der oberste Rechtsvertreter der Republik, Wolfgang Peschorn, am Freitagmorgen im Radio Ö1 argumentiert.

Warenhausbetriebe ebenfalls insolvent

Bei der Gläubigerversammlung in Wien ging es nur um die Abwicklung von Signa-Immobilien, nicht um den Verkauf von Warenhausbetrieben. Diese ebenfalls zur Signa-Gruppe gehörenden Einzelhändler sind jedoch ebenfalls insolvent und suchen nach Käufern.

Auch die Gläubiger der insolventen Immobilienentwicklungs-Einheit Signa Development Selection AG stimmten am Montag für einen Treuhand-Plan. Signa Development ist mit Forderungen von 2,3 Milliarden Euro konfrontiert, von denen bisher mehr als 1 Milliarde anerkannt wurde.

Der österreichische Investor René Benko hatte über Jahre eine verschachtelte Immobilien- und Handelsgruppe mit vielen prestigeträchtigen Immobilien aufgebaut. Im vergangenen Herbst kam allerdings ans Licht, dass die von ihm gegründete Signa-Gruppe in Schieflage geraten ist. Ende November meldete zunächst die Dachgesellschaft Insolvenz an, bald darauf mehrere Tochterunternehmen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.03.2024, 16:40 Uhr

27 Kommentare

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  1. 26.

    Wer hat denn bei der vorherigen Schieflage nach dem Vater Staat gerufen und gefordert mit Steuergeld die Arbeitsplätze zu retten. Vermutlich die Gleichen die jetzt von "Steuergeld versenken" schwurbeln. Wer heute noch in die Politik geht muss schon ein sehr dickes Fell haben. Egal was gemacht wird, es finden sich immer genügend Jammerer. Deutschland ist ein Volk von Heulsusen geworden, die selbst nicht auf die Reihe griegen.

  2. 25.

    Wo kommen nur die Weisheiten her das sich die großen Kaufhäuser überlebt haben?
    In anderen Ländern, wovon ich mich in jüngster Vergangenheit selbst überzeugt habe, z.B. Schweden,Spanien,Italien,Polen,etc. florieren große Kaufhäuser.
    Nur in Deutschland entwickeln wir uns ins Steinzeitalter zurück!

  3. 24.

    …und das Land Berlin hat die „richtigen“ Leute? Der war richtig gut. Chapeau.

  4. 23.

    Privatkonten können nicht einfach so bei einer geschäftlichen Pleite eingefroren werden. Aber inzwischen hat auch der Privatmann Benko Insolvenz beantragt.
    "Das ist doch nichts anderes als "Geldwäsche", wenn sich jemand auf Kosten anderer bereichert." Jeder Jurist bekommt bei dieser Auslegung von "Geldwäsche" einen Lachkrampf.

    Einen Billigheimer wie Woolworth mit dem KaDeWe zu vergleichen, lässt mich schmunzeln. Die Billigheimer gewinnen die Oberhand, weil Qualität kaum noch interessiert und von vielen Menschen kaum noch bezahlt werden kann.

  5. 21.

    Karstadt war mal ein gutgehendes Familienunternehmen. Aber alles Schnee von gestern.
    Das KaDeWe sollte meines Erachtens erhalten bleiben. Wäre doch schade um solch schönen Standort.

  6. 20.

    Bei uns in SPandau zieht heute in einer Woche "vorsichtshalber" schon mal der Friseur Essanelle aus dem Warenhaus aus.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch mit der SIgna-Pleite in Zusammenhang steht.
    (Ob ein neuer Salon kommt, weiß ich noch nicht, gehe Fr. noch mal hin... Ich hoffe es insofern, als dass er ein Anziehungspunkt für Kunden ist und ich persönlich verbinde das Ganze dann immer auch gern mit einem Bummel. -- Kann aber auch total verstehen, dass jemand nicht an Signa zahlen will.)
    Erinnere mich an eine Sendung von Böhmermann vor schon einer ganzen Weile (2 Jahre??), damals ging es um Kanzler Kurz aus Österreich und dessen unrühmliches "Ende". In dem Kontext wurde damals auch Galeria-Investor René Benko schon als höchst unseriös entlarvt. Hätte man da mal genauer hingeschaut...

  7. 19.

    Als Besitzer einer Kundenkarte (Rang sage ich nicht) bin ich gespannt auf den Vorzugsausverkauf. Den Rest holen sich Schnäppchenjäger, denen das KaDeWe als Haus egal ist. Hauptsache irgend etwas mit Prestige und nem dicken Logo drauf. Dann wird‘s bumms voll in den Gängen wie bei diesen doofen Sektempfängen und Jubel-Parties wo gern dieser Ex-Busfahrer im Techno-Nobel-Style mit seiner Muse in der ersten Reihe zum Ablichten bereitsteht. Damit wurde der Abgesang schon längst eingeleitet. KaDeWe du warst mal etwas besonders, jetzt nur noch Abklatsch eines Berlin-Mythos zum Abverkauf. Wohl ein Araber (Hasir gibt’s ja schon im Sechsten) oder ein Asiate, z.B. Prinz, den keiner im eigenen Land mag und der sich im Ausland mit seinem Troß verschanzen muss. Bitter, das Ganze.

  8. 18.

    Ja, die Handelsform Kaufhaus hat sich überlebt. Weiß ja jeder Experte. Und sieht man an der heftigen Expansion von Woolworth, das in manch kleinerer Stadt (aus der sich Karstadt/Kaufhof natürlich schon vor längerem zurückgezogen hat) mittlerweile die zweite Filiale eröffnet.

  9. 17.

    Ja, Galeria gehört genauso zur Signa Gruppe wie das KaDeWe! l
    Leider teilen sich beide auch das gleiche Schicksal.

  10. 16.

    Sehr traurige Geschichte eines sehr geschichtsträchtigen Warenhaus. Mal wieder zum Leid der Angestellten.

  11. 15.

    Ne, nicht aus Asien. Warum kauft das Land Berlin nicht das KadeWe? Es scheint doch sehr gut zu laufen, so dass die Gewinne dann wenigstens hier in Berlin bleiben ;-) Es müssten allerdings nur die richtigen Leute das KadeWe leiten.

  12. 14.

    Galeria KaDeWe?

  13. 12.

    Ist mir immer noch rätselhaft, wie so viele Leute in höheren Positionen auf diesen Blender hereingefallen sind, da wird scheinbar gar nichts geprüft oder vorab kontrolliert. Traurig.

  14. 11.

    Ich war in den letzten Tagen zweimal im KaDeWe und war fassungslos, wie leer es dort ist. Nicht nur, dass etliche Shops sich bereits zurückgezogen haben, auch die Kunden haben dies getan. Die Gänge sind gähnend leer. Wie immer ist das KaDeWe vollkommen überheizt, was sicher pro Tag immense Kosten verursacht.

    In der Lebensmittelabteilung tönen die wenigen verbliebenen unfreundlichen Wurstverkäuferinnen auf Frage eines Kunden, ja wenn sie mal bezahlt würden, würde auch wieder diese und jene Wurstsorte vorhanden sein. Das nennt man dann wohl "vertrauensbildende" Maßnahmen. Auch in dieser Abteilung viel dekorativ ausgelegte Servietten und Kunstpflanzen statt Ware.

    Wenn erst einmal asiatische Bedingungen für das Personal dort herrschen, werden viele freiwillig arbeitslos.

  15. 10.

    KaDeWe ade. Oh jemine. Nicht schee.

  16. 9.

    Auf, auf, die nächste Heuschrecke wartet schon.

  17. 8.

    Und nun die Frage - Und was wird aus dem Warenhaus (als Firma), welches ja auch Herrn B. gehört, welches immer schön hohe Mieten an die Immobilienfirma des Herrn B. zahlt/e?
    Ach ja, da die Konkursmasse nicht die Forderungen nicht decken wird, werden selbige als Verluste steuermindernd geltend gemacht und so zahlt es der Staat mit, welcher es beim Steuerzahler dann wieder reinholt ;-) :-(

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