Trotz Standortpflicht - An diesen Brandenburger Orten fehlt die Postfiliale

Mo 09.09.24 | 16:47 Uhr
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Schilder von Deutscher Post, DHL und Postbank hängen über einem Laden. (Quelle: imago-images/Michael Gstettenbauer)
Bild: imago-images/Michael Gstettenbauer

Wer in Brandenburg ein Paket aufgeben will, muss mitunter einen langen Weg in Kauf nehmen. Zwar sind der Post Standorte gesetzlich vorgeschrieben, doch gerade im ländlichen Raum findet sie nur schwer Filialpartner.

In Brandenburg haben sieben Orte keine Postfiliale mehr, obwohl die Deutsche Post dort eine anbieten müsste. Das zeigt eine Auflistung der Bundesnetzagentur mit Stand Juli dieses Jahres.

Unbesetzte Pflichtstandorte sind demnach Forst, Guben (beides Spree-Neiße) und Hohen Neuendorf-Bergfelde (Oberhavel). In Wustermark (Havelland) sollte es nach Angaben der Deutschen Post innerhalb der nächsten sechs Wochen wieder eine besetzte Filiale geben, wie es hieß.

In den Ortsteilen Vogelsdorf (Kreis Märkisch-Oderland), Zeesen (Stadtteil von Königs Wusterhausen im Kreis Dahme-Spreewald) und Schwanebeck bei Panketal (Kreis Barnim) gibt es den Angaben zufolge aber einen Automaten, an denen etwa Briefmarken gekauft und Pakete aufgegeben werden können.

Bundesweit 141 Pflichtstandorte nicht besetzt

Bundesweit hatte es im Juli 141 unbesetzte Pflichtstandorte gegeben und damit 16 mehr als im Februar, wie die Bundesnetzagentur mitteilte. Einer gesetzlichen Regel zufolge muss die Post in Gemeinden, die mehr als 2.000 Einwohner haben, mindestens eine Filiale haben. In Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern darf die Entfernung zur Filiale in zusammenhängenden Wohngebieten nicht mehr als zwei Kilometer betragen. Die Bundesnetzagentur teilte dazu auch mit, viele dieser sogenannten Pflichtstandorte seien erfahrungsgemäß im Rahmen der üblichen Fluktuation nur vorübergehend unbesetzt.

Mit knapp 13.000 Postfilialen - meistens Kioske und andere Einzelhändler mit Post-Schalter - ist der Bonner Konzern bundesweit zwar stark vertreten, und eine staatliche Pflicht von insgesamt 12.000 Filialen wird übertroffen. Aber auf dem Land und am Stadtrand hält die Post besagte Entfernungsregeln nicht immer ein.

Postfilialen hängen vom Einzelhandel ab

Ein Post-Sprecher wies darauf hin, dass die Einrichtung von Filialen insbesondere in ländlichen Gebieten mit wenig Einzelhandel "sehr herausfordernd" sei. Die Post müsse immer wieder mit Geschäftsaufgaben von Filialpartnern rechnen. Es sei daher nicht ungewöhnlich, dass die Zahl der Vakanzen gestiegen sei. "Wir werden auch weiterhin mit Hochdruck und im engen Dialog mit den Bürgermeistern in den betreffenden Kommunen daran arbeiten, an allen Pflichtstandorten präsent zu sein", so der Sprecher des Post-Konzerns DHL, dessen nationales Briefgeschäft unter Deutsche Post firmiert.

Das Problem könnte im nächsten Jahr entschärft werden. Denn zum Jahreswechsel greifen neue Regeln des Postgesetzes, das unlängst novelliert worden war. Dann werden unter bestimmten Umständen auch sogenannte Poststationen bei der Erfüllung der Pflichtvorgabe angerechnet, bislang ist das nicht der Fall. Es kann also sein, dass in einigen Dörfern und am Stadtrand künftig mehr Automaten aufgestellt werden als bislang und es dort keine Filiale mehr gibt, in denen ein Mensch bedient.

An Poststationen können Briefmarken gekauft, Pakete frankiert sowie Briefe und Pakete abgeben werden, außerdem gibt es eine Videoberatung. Ein Vorteil: Die Automaten sind rund um die Uhr verfügbar, bei Postfilialen müssen sich die Kunden hingegen an die Öffnungszeiten halten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.09.2024, 17 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Aber Schwanebeck wäre ein Ort mit mehr als 2000 ohne Filiale. "Oldies mal den Führerschein abgeben müssen" Dann wird es ja Nachbarn geben die helfen können. Damals hat es auch funktioniert. Vielleicht jetzt nicht mehr so gut, weil man nur an sich selber denkt. Jedenfalls ist Lösung nicht eine Postfiliale in die so gut wie keiner reingeht, Man kann doch mitlerweile auch Retouren beim Postlieferant direkt abgeben. Und wie im letzten Absatz steht "Poststationen mit VIdeoberatung" lösen letztlich auch nochmal das Problem.

  2. 24.

    Dieses Problem gibt's nicht nur in Brandenburg sondern in allen Bundesländern, da der Sparkurs der letzten Jahr Zehnte uns immer wieder auf die Füße fällt. Bei mir in der näheren Umgebung wurden in der letzten Zeit gleich zwei Postfilialen geschlossen worden nennt man Service am Kunden.

  3. 23.

    Das haben Sie m.E. treffend dargestellt. Und das muss verhindert werden. Aber die Post-AG und DHL-Anhang sind über jede Beschwerde erhaben. Dennoch muss es einen gewissen Level einer quasi "postalischen" Versorgung geben.

    Damals war's kann man nur sagen! Die Postamtsgebäude und Bahnhöfe waren in der Regel Schmuckstücke und Zierde jeder Stadt. Man sehe nur nach Görlitz oder vergleiche allein das Bahnhofsgebäude Altenburg im letzten Zipfel Nord-Thüringens, der es beinahe mit jedem Konzertsaal aufnehmen könnte!
    Die Post- und auch Bahn AG' s sollten sich schämen, ihr historisches Erbe gegen den schnöden Mammon in den Händen einiger wenigerzu tauschen. Wo bleibt deren Verantwortung für die Bürger?

  4. 22.

    Hm - für Sie ist das 'Problem' gelöst. Was aber ist, wenn die Oldies mal den Führerschein abgeben müssen o. sollten? Die von Ihnen genannten Ortschaften machen mehr als 50T Einwohner aus, also insgesamt schon eine recht große Stadt. Aber wie in dem Stadtversuch Lauchhammer, bleibt es bei den Kernortschaften mit ziemlich weiten Fußwegen. Das mag ja ganz nett sein, aber wenn die wenigen Buslinien im Kreis fahren, wird eine Postdienstleistung zur Tagesaufgabe.

  5. 21.

    Bei uns(50t Einwohner) gibts fast nur noch in Tankstelle Ortsrand Postfiliale. Einmal noch innenstadt. Weite Wege. Leider.

  6. 20.

    Die Verlogenheit der Post macht mich sprachlos! Erst hat sie ihre eigenen Postämter an die Postbank abgegeben und diese an die Deutsche Bank verkauft. Dann hat sie die Bedingungen drastisch verschärft, zu denen Einzelhändler als "Postagenturen" tätig werden dürfen. Und nun schiebt sie dem sterbenden Einzelhandel auf dem Land die Schuld in die Schuhe, um ihre Pflichten zu ignorieren.

    Mit Verlaub: Automaten sind nicht die Lösung! Das Land wird systematisch entvölkert, indem man die Infrastruktur aus Gewinnstreben zerstört: keine Postämter, keine Krankenhäuser, keine Schulen. Dann stirbt der Metzger, der Fleischer, der Hausarzt. Und am Ende hängen die Kids an der einzigen Bushaltestelle im Dorf ab und fühlen sich von der Gesellschaft abgehängt.

  7. 19.

    Wenn man mehr übers Internet bestellt, verschwindet halt der Einzelhandel. Angebot und Nachfrage.
    Am Beispiel Schwanebeck, da ist Buch und Zepernick in der Nähe. Zum Einkaufen fährt man wieso in den Nachbarort. Sprich keine Notwendigkeit für ein Postfiliale.

  8. 18.

    Es ist befremdlich wie der Gesetzgeber die Unfähigkeit der Post und dem DHL durch neue Gesetze auch noch legalisiert. Als nächstes wird man die Briefmarken kaufen müssen den Brief oder das Paket aber selbst zum Empfänger transportieren und zustellen. Dieses Unternehmen ist ein von der Regierung gefördertes Logistikdesaster.

  9. 17.

    "Seit 2009 betreibt die Post selbst gar keine eigenen Filialen mehr- bzw. das, was man früher mal als Postämter bezeichnet hat."
    Sicher?
    Bei unserem Postamt würde mich wundern, wenn die Post Untermieter bei der Postbank ist. Rein flächenmäßig und vom Personal erscheint es doch eher umgedreht.
    Das Gebäude gehört wohl nicht mehr der Post aber das ist schon eine richtige Filiale in einem früheren preußisch bedeutsamen Postamt, die nebenher auch ein paar Schreibwaren verkauft.
    Sollte FF das einzig verbliebene Postamt in Deutschland haben?

  10. 16.

    Ich kenne viele ältere Leute die ein Smartphone besizen aber damit nicht umgehen können und sich weigern, sich Kenntnisse anzueignen.

  11. 15.

    In Finkenheerd ist die „Filiale“ nur noch kurze Zeit geöffnet. Ich fahr dann bei Bedarf lieber nach Groß Lindow. Die haben nur mittags Pause und sind sonst immer dienstbereit.

  12. 14.

    Nach der Privatisierung regelt eben der Markt. Geliefert wird bestellt sozusagen.

  13. 13.

    Nicht rummaulen sondern KLage einreichen bringt die Problemlösung auf den Weg.

  14. 10.

    Da gebe ich Ihnen zu 100% Recht.
    Hier liegt doch offensichtlich ein Staatsversagen vor. Die Post respektive DHL, erbringt nur noch Leistungen die der Gewinnmaximierung nicht schaden, zu Lasten der Angestellten und denen der Subunternehmer.
    Die Aufsichtsbehörde stimmt den regelmäßigen Gebührenerhöhungen zu. Offensichtlich ohne eine Begründung für was. Für Leistungsfähigkeit auf jeden Fall nicht!

  15. 9.

    Post, Bahn, Energie, Wasser, Sozialwohnungen, Gesundheitswesen gehören nicht in Private Hände bzw. Aktiengesellschaften.
    Zumindest sollte der Staat immer die Oberaufsicht über oben genanntes haben.
    Ist alles nur meine Meinung und wird sicherlich keine Mehrheit hier finden.

  16. 8.

    Da sieht man es mal wieder... Überall wo der Staat versucht, sich unternehmerisch zu betätigen, scheitert er krachend. Es wird Zeit, die Post endlich aus den Klauen von Justiz und Bürokratie zu befreien, und sie zu einem schlanken, effizientem, wettbewerbsfähigen Unternehmen zu machen. Klar, das geht nicht von heute auf morgen, aber es sind ja nun mittlerweile fast drei Jahrzehnte, und trotzdem steckt der Amtsschimmel, der Muff von fast tausend Jahren Thurn und Taxis immer noch in der DNA dieses kafkaesken Bürokratiemonsters. Kein Wunder, dass die Leute kaum noch Bock haben, für dessen "Leistungen" noch etwas zu zahlen.

  17. 7.

    Die Poststationen haben - seitdem die anfänglich verteilten Plastik-ID-Karten abgeschafft wurden - den entscheidenden Nachteil, dass Menschen ohne Smartphone dort nicht zugelassen sind. Es liegt Digitalzwang vor und man muss sich schon damit abfinden, dass man nicht so recht weiß, wer einem beim "posten"am Automaten mit über die Schulter schaut.

  18. 6.

    Es werden 30 Cent bis 1 € pro Paket kolportiert. Das hört sich erstmal nicht wenig an. Andererseits hat man zum Teil erhebliche Kosten, z.B, muss ggf das eigene Angebot für andere Waren eingeschränkt werden, an denen man mitunter mehr verdienen könnte, weil man eine Menge Platz für das ganze Post-/Paketgedöns braucht. Oder man muss eine zusätzliche Kraft einstellen und bezahlen, die sich darum kümmert. Oder die längere Anstehzeit könnte auch Probleme machen/für Unzufriedenheit sorgen. Auf jeden Fall will das gut überlegt sein.
    Um die Frage zu beantworten, wieviel angemessen sein könnte: weiß ich auch nicht. Hängt wohl vom Einzelfall ab. Ich glaube aber nicht, dass DHL/die Post da Verhandlungsspielraum gewährt.

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