FAQ | Neue EU-Richtlinie gegen Fast-Fashion - Altkleider sollen ab 2025 besser recycelt werden

Fr 13.12.24 | 10:41 Uhr
  52
Archivbild: Alte Kleidung liegt neben dem Container auf dem Boden. (Quelle: dpa/Simon)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.12.2024 | Jenny Barke | Bild: dpa/Simon

Ausgeleierte, verschmutzte oder löchrige Kleidung darf ab 2025 nicht mehr in den Restmüll - so titeln viele Medien wegen einer neuen EU-Richtlinie. Dabei wird das gar nicht verboten, die EU will damit das Recycling fördern. Was ab 1. Januar für wen gilt.

Was ändert sich konkret?

Ab dem 1. Januar 2025 gilt eine sogenannte verpflichtende Getrenntsammlung von Alttextilien. Damit soll die Kreislaufwirtschaft verbessert werden. Werden Alttextilien im Müll getrennt, so die Hoffnung, können sie besser wiederverwendet oder recyelt werden. Die Verordnung ist also eine Regelung für den Umweltschutz.

Wie begründet die EU die neue Regelung?

Die Textilwirtschaft ist ein großer Umwelt- und Klimasünder. Sie verursacht mehr Treibhausgase als alle internationalen Flüge und Schiffe zusammen.

Laut EU braucht es zur Herstellung eines einzigen Baumwollshirts 2.700 Liter Süßwasser. 2024 seien im Schnitt neun Kubikmeter Wasser, 400 Quadratmeter Land und 391 Kilogramm Rohstoffe benötigt worden, um Kleidung und Schuhe für jeden EU-Bürger herzustellen.

Im Schnitt kauft jede:r Europäer:in pro Jahr 26 Kilogramm Textilien und wirft 11 Kilogramm davon weg. Bisher wird in der EU nur etwa 1 Prozent der Kleidung recycelt, der Rest wird häufig verbrannt.

Um welche Altkleider geht es?

Aktuell gibt es zwei Formen der Altkleidersammlung: Second-Hand-Kleidung, die noch getragen werden kann, soll in den Altkleidercontainer. Die wird von karitativen oder kommerziellen Unternehmen gesammelt und weitergegeben bzw. verkauft. Daneben gibt es verschmutzte, zerschlissene Kleidung, die über den Restmüll entsorgt wird und um Gebrauchstextilien wie Bettwäsche, Gardinen und Handtücher. Um die geht es in der EU-Richtlinie.

Was muss ich ab 2025 beachten?

Anders als oft dargestellt, bedeutet die neue Regelung nicht, dass es verboten ist, seine verschlissenenen Kleidungsstücke in den Restmüll zu werfen. Das ist weiterhin möglich und auch nicht strafbar. Es wird aber nicht mehr empfohlen, denn was im Restmüll landet, wird nur verbrannt und nicht etwa recycelt.

Wen betrifft die EU-Richtlinie?

In der Pflicht sind die öffentlichen Entsorger, nicht die einzelnen Verbraucher. Entsorgungsunternehmen wie der Südbrandenburgische Abfallzweckverband (SBAZV) oder die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) haben dann die sogenannte Getrenntsammelpflicht für Altkleider.

Was bedeutet die Pflicht für die Entsorger, Landkreise, Städte, Kommunen?

Die öffentlichen Entsorger müssen dann den Verbraucher:innen Angebote machen, wie sie ihre Alttextilien getrennt entsorgen können, damit sie nicht mehr in der Restmülltonne landen.

Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:

1. Sie bauen ein eigenes Sammelcontainersystem auf, wie es zum Beispiel der Südbrandenburgische Abfallzweckverband bereits hat.

2. Sie schaffen ein Angebot, damit Verbraucher:innen ihre Altkleider auf Wertstoffhöfen entsorgen können.

3. Sie übertragen die "Sammelaufgabe" an kommerzielle und karitative Sammler:innen.

Grundsätzlich erfüllen die meisten öffentlichen Entsorgerunternehmen, wie zum Beispiel die BSR, diese Getrenntsammelpflicht seit vielen Jahren.

Wird mit der EU-Richtlinie die Textilindustrie nachhaltiger?

Das kann bezweifelt werden. Denn für ein Recycling der Alttextilien braucht es Abnehmende. In den vergangenen Jahren sind die Sammelmengen immer weiter gestiegen, während die Qualität der Kleidung immer weiter gesunken ist. Somit sind weniger Altkleider second-hand-tauglich.

Stattdessen gibt es immer mehr Fast-Fashion-Kleidung, die zum größten Teil aus minderwertigen Fasern besteht und nur zum Teil recyclebar ist. Das führt zu einem hohen Sortieraufwand.

Extrem minderwertige Textilien, die bisher oft im Restmüll landen und dann über Wertstoffhöfe oder Altkleidercontainer eingesammelt werden sollen, eignen sich nur noch zur Weiterverwertung zu Dämmstoffen oder Putzlappen. Doch dafür gibt es nicht mehr genug Absatzmärkte. Der Bedarf sinkt zum Beispiel in der Autoindustrie, die für Verbrenner viele Dämmstoffe brauchte, die für leise E-Autos aber nicht mehr notwendig sind.

Wie wird die Textilindustrie nachhaltiger?

Neben Recycling ist die wohl effizienteste Form der Verzicht. Mit der Regelung will die EU auch ein Bewusstsein für das Konsumverhalten in der Textilindustrie schaffen.

Eine weitere Möglichkeit ist, neue Technologien zu entwickeln, um Alttextilien besser zu recyceln. Die bisherigen Verfahren sind oft teuer und unwirtschaftlich.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2024, 06:00 Uhr

52 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 52.

    Auch ich kaufe ( wenn überhaupt noch) Nachhaltige Textil Kleidung. Habe erst kürzlich eine schwarze Levi’s Hose( 501) erstanden ( bei Karstadt)und die wird mich noch überleben. Manufactum ist zwar sündhaft teuer, aber bietet Qualitativ erstklassige Ware. Alles was ich nicht mehr auftrage, wandert ins Sociale Kaufhaus.

  2. 51.

    Ich hab nicht einmal einen Sammelbehälter für Kleidung, die noch getragen werden kann. Alles abgebaut. Na da bin ich mal gespannt.

  3. 50.

    Obwohl ich die Festlegungen im EU-Maßstab völlig richtog finde, bleibt es aber im konkreten Umsetzungsmodus (nationaler Maßstab) bei sehr vielen Fragezeichen - hinsichtlich der Alttextilien. Denn es gibt ja Menschen, die verschlissene Textilien als Putzlappen daheim nutzen. Z.B. als Wisch-/Scheuerl- oder Schuhputzlappen. Gerade letztere landen dann doch sehr verschmutzt - nun, wo? Enn man die Forderungen unterstützen möchte?
    Es gibt wirklich viele Fragen. Und auch die; zumindesrt für Berlin: Welcher Recyclinghof ist ohne Auto erreichbar? Sind die so besetzt, dass sich dann die verständlich größeren Entfernungen überwindend auch erreichbar beiben? Denn für Baudecken irgendwelche Matten in der Landwirtschaft/Lagerwirtschaft oder Verpackungsmaterial könnte ich mir diesen Altrohstoff schon vorstellen.
    Ich hoffe, dass der Gesetzgeber berücksichtigt!

  4. 49.

    Was hat die S Bahn mit Altkleidern zutun??? Man sollte das in die Altkleiderspende geben, was man selbst nicht anziehen würde, wenn es noch passt oder gefällt.
    Aufklärung, was wohin gehört wäre viel nötiger. Vor allem, aber nicht nur, in mehreren Sprachen...es landet ja auch heute noch Pappe im Kunststoffabfall und Restmüll in der Tonne für Elektroschrott.
    Nach- und Mitdenken scheint nicht erst seit heute für Manche ein Fremdwort zu sein.
    Wie gesagt, Jeder sollte über sein Verhalten nachdenken

  5. 48.

    Auch ich lege Wert auf Qualität bei der Kleidung!
    Lieber mehr bezahlen, dafür aber lange tragen! Ich kaufe nur hochwertige Kleidung und Schuhe, vornehmlich by Manufactum.

  6. 47.

    Gefällt mir! Da kann man ins Weihnachtsmannkostüm steigen und am Ende der Bescherung wieder sein, wer man ist. Dann sind die Kleinen glücklich und der Rote samt Rauschebart kann unbemannt zurück in die Kiste. Das genügt als Marke. Sonst bezahlt man am Ende noch dafür Werbeträger zu sein, obwohl die Klamotten im selben Billigschuppen produziert wurden, wie die, wo das Label innen angenäht ist.

  7. 46.

    Da sagte mal jemand, wer in Jogginghosen rumläuft habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Ok. Wer sich durch Äußerlichkeiten definieren muss, hat noch nie Kontrolle über sein Leben gehabt.

  8. 45.

    Welche Standards haben Sie?
    Das Kaufen von teurer Kleidung sagt doch nur, dass Sie sich über Äußerlichkeiten und Marken identifizieren.

    Ich hingegen identifiziere mich mit mir selbst und schlichter und einfacher Kleidung, die durch meine Persönlichkeit aufgewertet wird. Das ist mein Standard.

  9. 44.

    Warum rechtfertigen Sie sich auf "bin"? Kleider machen Leute? Bei uns in der Familie und im Freundeskreis wandern Babysachen, Kinderkleidung und Spielzeug von einem Kind zum nächsten. Hier auf dem Lande spielen die Kinder noch draußen, da muss man nicht wie Barbie rumrennen.
    Teenagerkleidung wird weitergegeben an ärmere Familien.
    Selbst nach Sterbefällen wird die noch gute Kleidung nach Größe und Art sortiert und an Bedürftige verschenkt oder in der Kleiderkammer abgegeben. Es gibt ärmere Menschen in diesem Land und sogar welche, die sich freuen, wenn man fragt, während sie bei der Tafel anstehen.

  10. 43.

    Tun Sie nur so oder haben Sie ein Problem? Sie können IhreSocken und Schlüpper auch verschenken! Mann ey, Typen gibts!

  11. 42.

    Recyclinghöfe liegen weit ab vom Schuss.
    Habe kein Auto. Ich werde bestimmt nicht durch die Gegend gondeln,
    um alte Schlüpper und alte Socken wegzuschmeißen.
    Aber wenn jemand gelangweilt zuhause hockt, kann er/sie das gerne für mich übernehmen.
    Oder ich schicke den Mist per Paket in den Bundestag.
    Ham wir eigentlich keine anderen Probleme in Berlin?
    Heut kam mal wieder die S-Bahn nicht und ich zu spät zur Arbeit.

  12. 41.

    "Zeigt der Schutzmann Brust und Rücken, musst du auf die Bremse drücken!" das groovt besser, auch wenn das "und" etwas unpassend ist. Aber man kann ja denken.

  13. 40.

    Wenn Sie nicht wissen, was mehr nervt, einfach warten mit der Antwort bis Die es wissen!

  14. 39.

    Bei mir gibt es schon lange keinen Altkleiderkontainer der Wohlfahrtsverbände mehr. Was nicht mehr genutzt werden konnte wurde zu Decken verarbeitet. Nicht fur Kleiderkammern geegnete Kleidung wurde verkauft und das Geld für gemeinnützige Zwecke verwendet. Andere stehen auch nicht bei mir aber die sind unseriös.

  15. 38.

    das ist der punkt. man muss auf die Verarbeitung und genutzten fasern achten. dann kann man auch einfarbige t Shirts für 3 € knapp 10 Jahre lang tragen.

    Ne mit geiz hat das nicht viel zu tun. ich freu mich ja auch darüber wenn ich dann für andere Sachen mehr Geld übrig habe.
    es geht einfach darum das ich in 10 Jahren textil Handel gelernt habe das es kaum unterschiede zwischen teuren und billigen Produkten geben KANN. wenn man eben auf die Zusammensetzung des Stoffes achtet und wie was vernäht ist.

    Der Beitrag hier vom RBB zeigt ja ganz gut auf das wir im schnitt viel zu viel Kleidung kaufen nur weil uns wohl langweilig ist.
    von daher ging es mir immer um eine Reduktion und das ich so wenig Geld wie möglich in diesen Kreislauf bringe.
    Das Geld was ich an eine Firma bezahle wandert ja weiter an deren Mitarbeiter. und die machen damit halt wieder viel mist... im durchschnitt. also lieber gleich weniger in den Kreislauf einbringen.

  16. 37.

    Andreas vielleicht achten Sie einfach mal drauf Wem!! sie antworten . Ich habe nichts von Pfand geschrieben!
    Außerdem stimmt ihre Grammatik nicht, weiß grad nicht, was von beidem mich mehr nervt

  17. 36.

    Dankef ür das Kompliment, aber ich bin über 70 und habe natürlich auch ein abgeschlossenes Studium und jahrzehntelang junge Menschen in Schule und Universität unterrichtet, von denen sehr viele ihre individuellen Freiheiten ( keine Vorschriften) sehr hoch gehalten haben und in uniformen h&m outfits die Berufe angestrebt haben, die ihnen uniforme Markenkleidung finanziell ermöglichen. Jetzt sind viele davon Anzugträger und auf Konformität bedacht.
    Sind halt so Lebensphasen.
    Und selbst wenn man die StvO auswendig kennt, kan mansuch bevormundet fühlen..dasist kein Widerspruch. Die vielen Radfahrer auf den Gehwegen,die sich nichts vorschreiben lassen möchten, waren in drr 4.Klasse auch stolz auf die bestandene Radfahrprüfung und wissen die Regeln bestimmt auch immer noch.
    Und die Lebensphasen sind voller Widersprüche.

  18. 35.

    Jeder wie er will. Ein frage des Standards. Für mich klingen Sie geizig. Ich gebe mehr als, lege Wert auf Qualität und Marke. Aber bitte, jeder wie er mag. Aufs Geld muss ich nicht achten und Preise sind mir egal. Und Kleidung mit künstlichen Fasern kommen mir nicht ins Haus, wie gesagt jeder, wie er will.

  19. 34.

    Bzgl. unbrauchbare Underwear mach Dir mal keine Sorgen, die wird es eh bald nur als Einwegvariante (besser Isse :-) und kompostierbar geben, oder dem Material der Toilettenfeuchtetücher (dann natürlich trocken :-) und weg damit via Klosett.
    Spart Wasser, Energie, Wasch- und Spülmittel!
    Kann man es so als "nachhaltig" werten?

  20. 33.

    Und da soll einer noch mal sagen wie ich einkaufe wäre schlecht.

    Einmal im Jahr los gehen und für 80€ tshirts, boxershorts und Socken kaufen.
    Alle paar Jahre kauft man eine neue Hose, Pulli und Jacke dazu. Etwa jeweils für 20-40€
    Meine Tshirts haben alle maximal 5€ gekostet.
    Halten aber auch 7-9 Jahre (aktuell) ohne kaputt zu gehen oder auszuleiern.
    Für Hosen gebe ich nicht mehr als 40 aus.
    Bei schuhen 40-80€ und das etwa alle 3-4 Jahre für ein neues Paar..

    Mein Kleiderschrank ist brechend voll bei etwa 100€ im jahr.
    Wenn man in den richtigen Laden geht sehen die Sachen auch nicht so schäbig aus wie bei den bekannten textil Discountern.

    Ich mach das nicht weil ich kein Geld für Kleidung habe.
    Sondern weil ich so wenig Geld wie möglich in die textil Wirtschaft leiten will.
    Habe jahrelang im textil Handel gearbeitet und weiß auf was man achten muss für Langlebigkeit eines Textils.
    Marken Kleidung kaufe ich nie.

Nächster Artikel