Protest gegen Vortrag bei Langer Nacht der Wissenschaften - Humboldt-Uni weist Kritik nach Absage von Geschlechter-Vortrag zurück
Ein abgesagter Biologie-Vortrag an der HU Berlin über Zweigeschlechtlichkeit hat für Wirbel gesorgt. Studenten hatten zum Protest gegen den Vortrag aufgerufen, die Uni fürchtete um die Sicherheit der Langen Nacht der Wissenschaften.
Die Humboldt-Universität (HU) Berlin hat sich nach der Absage eines Biologie-Vortrags über Zweigeschlechtlichkeit gegen Vorwürfe gewehrt, sie würde die Wissenschaftsfreiheit nicht achten. Für die Universität sei Wissenschaftsfreiheit ein extrem wichtiges Gut, sagte HU-Pressesprecher Boris Nitzsche am Sonntag dem rbb.
Die Biologin und Doktorandin an der HU Marie Vollbrecht hatte im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaft einen Vortrag mit dem Titel "Geschlecht ist nicht gleich (Ge)schlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt" halten wollen. Studentinnen und Studenten der juristischen Fakultät hatten Vollbrecht Transfeindlichkeit vorgeworfen und zum Protest vor der Humboldt-Universität aufgerufen.
Auch ein Gegenprotest war angemeldet worden. Daraufhin sagte die Uni den Vortrag am Samstag kurzfristig unter dem Hinweis auf Sicherheitsbedenken ab.
Vollbrecht weist Vorwurf "transfeindlich" zurück
Die Universität habe nicht einschätzen können, wie sich die Situation entwickeln würde, so Nitzsche. Die HU habe die Lange Nacht der Wissenschaften nicht gefährden wollen. Er fügte aber mit Blick auf den Demonstrationsaufruf hinzu, es sei für den wissenschaftlichen Austausch nicht hilfreich, "wenn man mit Sprechverboten arbeitet".
Vollbrecht, die zu Neurobiologie und zum Verhalten von Fischen forscht, wehrte sich gegen den Vorwurf der Transfeindlichkeit. Bestimmte Disziplinen innerhalb der Universität hätten ein ganz unterschiedliches Verständnis davon, was Geschlecht bedeute, sagte sie am Sonntag dem rbb.
Die Biologin war kürzlich als Co-Autorin eines umstrittenen Kommentars in der "Welt" [Bezahlinhalt] aufgefallen. Darin wurde dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter anderem wegen eines Erklärvideos der "Sendung mit der Maus" zum Thema Transgender [wdrmaus.de] die Indoktrination von Kindern und eine ideologische Betrachtungsweise vorgeworfen.
Vollbrecht sagt, dass es aus biologisch-wissenschaftlicher Sicht nur zwei Geschlechter gebe. In der Biologie sei Zweigeschlechtlichkeit Grundlagenwissen. Aktivisten der LGBTQ-Community werfen ihr vor, damit queer- und transfeindlich zu sein. "Ich weiß nicht, was da passiert ist, dass wir uns so weit voneinander entfernt haben, dass wir nicht mal zusammen in einem Raum sein können und vielleicht darüber streiten, dass wir unterschiedliche Definitionen haben", so Vollmer.
Sendung: Abenschau, 03.07.2022, 19:30 Uhr