Konzertkritik | Ellie Goulding im Huxleys - Erotisierte Yogaübungen, Headbanging und britischer Humor

Mi 08.11.23 | 10:12 Uhr | Von Hendrik Schröder
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Ellie Goulding live am 07.11.2023 auf "Higher Than Heaven Tour" im Berliner Huxleys Neue Welt. (Quelle: dpa/PIC ONE/Pia Sander-Beuermann)
Audio: rbb24 Inforadio | 08.11.2023 | Hendrik Schröder | Bild: PIC ONE/Pia Sander-Beuermann

Sie schrieb mit 14 ihre ersten Songs und wurde mit dem Lied "Love me like you do" aus dem "Fifty Shades of Grey"-Film so richtig berühmt. Mit neuem Song und britischem Humor war Ellie Goulding jetzt im ausverkauften Huxleys zu Gast. Allerdings nur kurz. Von Hendrik Schröder

Fast schon ein bisschen sakral geht das Konzert los. Hinten an der Wand hinter der Bühne hängt ein meterhohes silbriges Gebilde, das aussieht wie von einer ambitionierten Kita-Gruppe aus einem Lebensvorrat Alufolie geknetet - und glitzert. Rote, kleine, umlaufende Lichter tauchen die Bühne anfangs regelrecht geheimnisvoll in warmes Licht. Dann kommen die vier Backgroundsängerinnen und dann der Drummer und Keyboarder auf die Bühne geschritten - langsam, konzentriert, wie Mönche auf dem Weg zur Prozession. Dann kommt Ellie Goulding - und auch sie schreitet sehr bedeutungsvoll in das jetzt drückend weiße Stroboskoplicht hinein. Oha.

Mitklatschpart scheitert zunächst

Aber Gott sei Dank: Nein, es soll nicht so andächtig bleiben. Schon zum zweiten Song "Outside" werden die dickeren Beats ausgepackt. Der Schlagzeuger schmettert auf die Becken und Ellie Goulding steht da, vorne an der Bühne, in schulterfreiem grünen Top und einer schwarzen Lederhose und bangt und schüttelt die sehr langen, sehr blonden Haare, als wäre sie hier auf dem Wacken-Festival und Slayer spielten "Raining Blood". Ein Juchzen geht durch das ausverkaufte Huxleys. Aber der anschließende von den Background-Sängerinnen angezettelte Mitklatschpart scheitert. Nein, ganz so easy lassen sich die Berliner Fans nun auch nicht anzünden.

Böse Blicke und Instagram Pärchen

Ellie Goulding sagt ganz lange außer "hey guys" fast gar nichts zwischen den Songs und hetzt regelrecht durch die Setliste. Schlag auf Schlag geht es. Und zwischendurch schaut sie fast böse, so sieht es zumindest aus der zehnten Reihe aus. Ist sie enttäuscht, weil bei den neuen Nummern vom aktuellen Album "Higher than Heaven" nicht viel los ist? Das wäre fatal, denn sieht sie denn nicht, wie sehr die Leute sie lieben?

Da stehen Mütter mit Töchtern, 16-Jährige, 50-Jährige, aufgebrezelte Instagram Pärchen, die sich gegenseitig gut beleuchtet beim Jubeln filmen, grauhaarige Auskenner-Männer - und alle jubeln ihr doch zu, rufen "Ellie, Ellie" und beklatschen jede Regung. Erst recht, wenn sie sich auf den Boden wirft und da Dinge macht, die aussehen wie ganz leicht erotisierte Yogaübungen und eventuell dazu dienen sollen, den allgemein überragenden fit- und hotness Zustand der Sängerin aufzuzeigen.

"Ich hab euch so vermisst"

Aber dann nach der Hälfte des Sets gehts flächendeckend ab, da purzeln die Hits nur so von der Bühne. Ellie Goulding lächelt dann auch mal, macht sehr liebe Textbaukastenansagen à la "habe euch so vermisst und ihr macht mich glücklich, danke, danke". Und sie zeigt richtig coolen britischen, ironischen Humor, wenn sie einen Mann mit Brille im Publikum so lange direkt anspricht, bis der endlich merkt, dass er gemeint ist und sie breit angrinst. Da muss sogar ihre Band lachen.

Früh Schluß, nichts gefehlt

Und so langsam wird das eine sehr ausgelassene und warmherzige Veranstaltung. Madonnas "Frozen" wird gecovert, geheimnisvoll, brüchig klingt das. Überhaupt ist Ellie Goulding am stärksten, wenn sie die vielen Beats und Keyboards und das ganze Produzierte weglässt und sie einfach singt. Zum Beispiel mit weißer Westerngitarre um den Hals den Titeltrack ihres zweiten Albums "Halcyon". Nach 70 Minuten und den Übersongs "Love me like you do" und "Burn" ist die Show vorbei. Ungewöhnlich kurz für eine 36-Jährige, die fünf Alben draußen hat. Aber gefehlt hat eigentlich auch nichts.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.11.2023, 6:55 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

3 Kommentare

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  1. 3.

    Ellie Goulding hat eine großartige Show in Berlin geboten. Sie hat bewiesen, dass keine Fette Pyrotechnik oder XXL Bühne nötig ist um echte Musik zu machen. Die Fans waren alle begeistert und haben es Ellie auch gezeigt. Warum sollen Künstler auch immer das Publikum dicht quatschen, wenn sie Musik hören wollen. Dafür kommt man schließlich zum Event. Dieser Artikel ist wirklich schlecht. Die Angaben zur Zeit sind auch nicht korrekt. Schlechter Journalismus

  2. 2.

    Ellie Goulding in einem Text mit Slayer - und dann noch Wacken - erwähnen. Das ist nicht euer Ernst. Was kommt als Nächstes? "Uns Helene" mit "Doro" oder der "Grande Dame des Rock", Patty Smith, Marianne Faithfull? ;-)

  3. 1.

    Hallo liebes RBB,
    eure Zeitangabe zum Ellie Goulding Konzert stimmt nicht ganz. Sie hat um kurz nach 21 Uhr begonnen und noch um 22.25 Uhr "Love me Like you do" gespielt. Danach kam noch das Finale mit "Burn" und die Verabschiedung. Demnach war sie gegen 22.30 Uhr ca fertig. Das ergibt knapp 1 1/2 Stunden ;)

    Die Akkustik und Stimmung waren echt gut. Das kleine Bühnenbild war völlig ausreichend. Sie schien etwas unwohl in ihrem Oberteil, da sie sehr oft daran zupfte. Und man könnte ihr krasses Sixpack darunter sehen, weshalb vermutlich diverse Bewegungen darauf gezielt waren, dieses in Szene zu setzen.

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