"Aqua-Dom" in Berlin-Mitte - Groß-Aquarium geplatzt - Materialermüdung könnte Ursache sein
Ein Groß-Aquarium mit einer Million Liter Wasser ist am Freitagmorgen in Berlin-Mitte geplatzt. Materialermüdung könnte die Ursache sein. Zwei Menschen wurden verletzt. Die meisten der 1.500 Fische sind tot.
- Aquarium "Aqua-Dom" ist am Freitagmorgen "schlagartig" geplatzt
- Materialermüdung könnte der Grund sein - keine Hinweise auf Straftat
- zwei Menschen durch Glassplitter verletzt - die meisten der 1.500 Fische sind tot
- Gebäude ist nicht einsturzgefährdet
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Das Groß-Aquarium "Aqua-Dom" in Berlin-Mitte mit 1.000 Kubikmetern Wasser und 1.500 Fischen ist am Freitagmorgen nach Angaben von Feuerwehr und Polizei geplatzt. Ursache könnte eine Ermüdung des Materials gewesen sein. Der Touristenmagnet war 19 Jahre alt.
"Die Ermittlungen zur Ursache sind natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung", sagte die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Hinweise auf einen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht. Es bestehen "keine Hinweise auf eine Straftat", konkretisierte die Polizei auf Twitter [twitter.de].
Fabian Hellbusch, der Sprecher der Eigentümerfirma Union Investment, warnte im rbb24 Inforadio vor Spekulationen. Erst müsse die Untersuchung von Sachverständigen abgewartet werden.
"Es sieht wie ein Schlachtfeld aus"
THW-Sprecher Friedrich Engel sagte in der rbb24 Abendschau, das Gebäude sei mittlerweile als sicher eingestuft worden. Es werde nun an die Eigentümer zurück übergeben. "Von dem Gebäude an sich geht keine Gefahr mehr aus, für die die allgemeine Gefahrenabwehr zuständig wäre", sagte Engel.
"Es sieht wie ein Schlachtfeld aus", beschrieb Feuerwehrsprecher James Klein die Situation im Inneren des Gebäudes. Das ganze Atrium und die Rezeption seien von Wassermassen und schweren Teilen des geborstenen Acrylglasbehälters bedeckt, so dass man sich dort gar nicht bewegen könne.
Zwei Menschen waren am Morgen durch Glassplitter leicht verletzt worden. Sie seien ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es von der Feuerwehr. Nach Angaben des Aqua-Dom-Eigentümers handelt es sich bei ihnen um einen Hotelgast und einen Angestellten.
Das Aquarium befindet sich im Innenhof eines Hotels, in der Mitte fährt ein gläserner Fahrstuhl. In dem Hotel befanden sich zum Zeitpunkt des Vorfalls etwa 400 Gäste.
Die dort untergebrachten Hotelgäste wurden evakuiert und in anderen Hotels untergebracht. Das von Trümmern übersäte Erdgeschoss des Gebäudes wurde mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht. "Es werden aber keine Personen mehr vermisst in diesem Gebäude, das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme, die wir da durchführen", erklärte der Feuerwehrsprecher.
Die meisten Fische sind verendet
Das Aquarium sei "schlagartig" geplatzt, sagte ein Feuerwehrsprecher: "Das Wasser dieses Aquariums ist nahezu komplett ausgetreten, sowohl in dem Gebäude, als auch auf die Karl-Liebknecht-Straße", erklärte der Sprecher dem rbb vor Ort. "Aufgrund des hohen Wasserdrucks in dem Aquarium hat dies, als es geplatzt ist, eine ganze Menge an Gegenständen mit sich gerissen, die jetzt auf der Straße verteilt liegen." Viel Wasser sei in die nahen Gullys gelaufen.
Von den 1.500 Fischen, die in dem Aquarium waren, sind die meisten tot. Die meisten Fische hätten sich mit dem Wasser im Gebäude und auf der Straße verteilt, so der Feuerwehrsprecher. Einige überlebende Fische wurden in einer Wasserschale am Fahrstuhl gefunden. Sie wurden in die benachbarte Unterwasserwelt Sea Life und in das Aquarium des Zoos gebracht (Video). Auch mehrere hundert Fische, die in kleineren Aquarien im Keller des Gebäudes untergebracht waren, wurden umgesetzt. Sie drohten ebenfalls zu verenden, weil dort der Strom ausgefallen war.
"Ein regelrechter Tsunami"
Augenzeugin: "Ich habe nur einen ganz lauten Krach gehört"
Gegen 5:45 Uhr war laut Polizei ein sehr lautes Geräusch gemeldet worden. Bei der Feuerwehr ging zeitgleich der Alarm eines automatischen Feuermelders in dem Hotel ein. Auch Teile der Fassade des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, seien auf die Straße geflogen, ergänzte ein Sprecher der Polizei. Die Feuerwehr war seit etwa 6:10 Uhr mit rund 100 Leuten im Einsatz. Dazu kommen etwa 100 Kräfte der Polizei. Am Morgen waren auch Hubschrauber und Drohen im Einsatz.
"Ich habe nur einen ganz lauten Krach gehört und gesehen, dass das große Aquarium gebrochen ist", berichtete eine Augenzeugin. "Ich habe dann nach vorne raus geschaut und gesehen, dass viele Einrichtungsgegenstände auf der Straße liegen und habe dann bemerkt, dass das Aquarium eben geplatzt ist und die Sachen herausgespült worden sind."
Eine Politikerin, die in dem Hotel übernachtete, berichtete, innen im Hotel sei alles zerstört, überall lägen tote Fische herum. "Das ist ein großes Desaster für die Fische und das Hotel."
Giffey spricht von "regelrechtem Tsunami"
Angesichts der Zerstörungsgewalt, die die eine Million Liter Wasser verursachte, sprach Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey nach Ansicht des Unfallortes von einem "regelrechten Tsunami". Trotz aller Zerstörung sei sie aber erleichtert, dass kaum Menschen zu Schaden gekommen sind. Man könne deshalb von "großem Glück sprechen", sagte Giffey. Nur wenige Stunden später hätte der Vorfall "furchtbare menschliche Schäden" bedeutet.
Das Groß-Aquarium war nach Angaben der Betreiber im Internet das "größte, zylindrische freistehende Aquarium der Welt", eine vielen Touristen bekannte Attraktion in Berlin. Es war ein Behälter aus Acrylglas, der 16 Meter hoch war und einen Durchmesser von 11,5 Metern hatte. Besucher konnten in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurchfahren. Der Aqua-Dom galt bis zum Unglück als Magnet für Touristen.
In dem Becken lebten demnach etwa 1.500 Fische aus über 100 verschiedenen Arten. Gefüllt war das Aquarium mit einer Million Liter Salzwasser. Das wären 1.000 Kubikmeter Wasser mit einem Gewicht von 1.000 Tonnen. Das Aquarium wurde den Angaben zufolge bis Sommer 2022 umfassend modernisiert, laut Bürgermeisterin Franziska Giffey für zwei Millionen Euro.
Nahegelegenes DDR-Museum betroffen
Das Salzwasser soll in die Berliner Kanalisation, aber auch in Keller gelaufen sein. Unter anderem sei auch das DDR-Museum betroffen, welches in unmittelbarer Nachbarschaft liegt. Wie der geschäftsführende Museumsdirektor mitteilte, seien 30 Prozent der Ausstellungsfläche betroffen. Der Schaden soll aber nicht groß sein, wahrscheinlich müsse das Museum dennoch für einige Monate schließen.
Sendung: rbb|24 | 16.12.2022
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