Berlin und Brandenburg - Silvester 2022 wird voraussichtlich wieder geböllert wie vor Corona

So 04.12.22 | 10:57 Uhr | Von Kira Pieper
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Symbolbild:Ein Mann zündet einen Böller auf der Straße an.(Quelle:dpa/J.Carstensen)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 03.12.2022 | Nachrichten | Bild: dpa/J.Carstensen

Während der vergangenen beiden Jahreswechsel war es stiller als sonst: Wegen Corona waren bundesweit Feuerwerksverkauf und Ansammlungen verboten. Für dieses Jahr ist dies nicht in Sicht. Was ist beim Böllern und Feinstaub zu erwarten? Von Kira Pieper

3... 2… 1… Stille. Kein Feuerwerk oder weniger als sonst: Das war zumindest zu den Jahreswechseln 2020/2021 und 2021/2022 der Fall.

Aufgrund der Corona-Pandemie hatten Bund und Länder damals ein deutschlandweites Verkaufsverbot für Feuerwerk und ein Versammlungsverbot für Silvester und Neujahr verhängt. Der Gedanke im Hintergrund war: Wenn kein privates Abbrennen von Feuerwerk möglich ist, gibt es auch weniger Verletzungen. Folglich konnten die Krankenhäuser so entlastet werden.

Mittlerweile hat sich die Corona-Lage entspannt, es ist für den Jahreswechsel 2022/2023 also bislang kein bundesweites Verkaufsverbot von Feuerwerk und auch kein Versammlungsverbot vorgesehen. Böllerverbot ja oder nein: Diese Entscheidung liegt dieses Jahr also wieder in den Händen der Städte und Gemeinden.

Drei Böllerverbotszonen in Berlin

Die Berliner Innenverwaltung teilte rbb|24 auf Nachfrage mit, der Abstimmungsprozess zwischen Polizei und Innenverwaltung sei "noch nicht in Gänze abgeschlossen". Nach aktuellem Stand seien aber in Berlin drei polizeiliche Pyrotechnik-Verbotszonen vorgesehen: Im Steinmetzkiez, am Alexanderplatz und in Alt-Moabit.

Als Grund nennt die Innenverwaltung, die Verbote in diesen Bereichen hätten sich in vorherigen Jahren bewährt. Dort sei es zuvor oft zu Feuerwerksverletzungen, körperlichen Auseinandersetzungen, Angriffen auf Rettungs- und Einsatzkräfte bis hin zu Landfriedensbrüchen gekommen. Im vergangenen Jahr hatte es in Berlin allerdings rund 50 Verbotszonen gegeben.

Wohl keine Verbote in größten Brandenburger Städten

Die größten Städte in Brandenburg planen bislang noch keine Verbote für privates Feuerwerk. Aus Cottbus heißt es auf Nachfrage von rbb|24, man plane keine Verbote, es würden lediglich die üblichen Beschränkungen gelten. Also: Rund um medizische Einrichtungen, Pflegeheime und Tierparks darf nicht geböllert werden.

Auch Brandenburg an der Havel antwortet: Es seien keine Verbote geplant, dafür gebe es keine gesetzliche Grundlage. Aus der größten Stadt im Land, Potsdam, gab es bis Redaktionsschluss keine Rückmeldung zu geplanten Verboten. Auch aus Frankfurt (Oder) gab es keine Antwort.

Hohe Emissionen an Feinstaub zu Silvester

Die Diskussion um Böllerverbotszonen und ein generelles Verbot für privates Feuerwerksverbot gibt es jedes Jahr. Und so hatten vor wenigen Tagen Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in einer Pressemitteilung ein endgültiges Verbot der Silvesterböllerei gefordert [duh.de]. Ihre Forderung begründen sie mit der hohen Verletzungsgefahr für Menschen und Tiere sowie "Rekordwerte für die Luftbelastung zum Jahreswechsel".

Tatsächlich zeigt der Blick in die Berliner Daten zu Feinstaub-Emissionen, die rbb|24 vorliegen: In den beiden Jahren vor der Pandemie waren die sogenannten maximalen Ein-Stunden-Werte zu Silvester besonders hoch. Damit wird der jeweils höchste Wert eines Tages angegeben, der innerhalb einer Stunde gemessen wurde. Am 31. Dezember der Jahre 2018 und 2019 lag dieser Wert bis zu 34 Mal höher als der Jahresmittelwert.

Zum Jahreswechsel 2020/2021 - mit dem coronabedingten Feuerwerksverbot - lag der Wert lediglich acht Mal höher als der Jahresmittelwert. 2021/2022 war der Wert zwölf Mal höher.

Mediziner machen Feinstaub für vielfältige Gesundheitsprobleme verantwortlich. Je kleiner die Partikel sind, desto tiefer können sie in den Körper eindringen und Schaden anrichten. Besonders feine Partikel können über die Lungenbläschen sogar in die Blutbahn gelangen. Das Einatmen von Feinstaub kann zu Husten und Atemwegsproblemen führen bis hin zu Asthmaanfällen und sogar Lungenkrebs, auch Herz-Kreislauf-Beschwerden können durch Feinstaub ausgelöst oder verstärkt werden.

Feinstaub entsteht nicht nur durch Feuerwerk

Ute Dauert, Luftexpertin beim Umweltbundesamt, glaubt nach eigener Aussage trotz der zu Silvester erhöhten Feinstaubwerte nicht, dass sich ein generelles Feuerwerksverbot in Deutschland durchsetzen ließe. Es komme auf die Verhältnismäßigkeit an, sagt sie im Gespräch mit rbb|24. Feuerwerk gelte für viele Menschen in Deutschland als wichtiges Brauchtum. "Vor diesem Hintergrund muss man sich fragen: Ist es tatsächlich angemessen, aufgrund der Feinstaubbelastung privates Feuerwerk komplett zu verbieten", sagt sie. Fakt sei eben auch, dass Feinstaub ganzjährig aus deutlich größeren Quellen, wie dem Straßenverkehr, der Landwirtschaft und beim Gebrauch von Holzheizungen freigesetzt werde.

Umfrage zeigt Uneinigkeit

Muss privates Feuerwerk sein oder nicht? Die Deutschen scheinen sich in dieser Frage uneinig zu sein. Ende Oktober hatte die Verbraucherzentrale Brandenburg in einer repräsentativen Umfrage durch das Institut Insa-Consulere herausgefunden, dass in Gesamtdeutschland die Mehrheit der befragten Bürger:innen (53 Prozent) für ein Verbot privaten Feuerwerks zu Silvester sind. 39 Prozent sind dagegen.

Auch für Brandenburg gab es eine Zahl. Dort waren jedoch diejenigen, die privates Feuerwerk verbieten lassen würden, in einer knappen Minderheit von 45 Prozent. 50 Prozent sind gegen ein Verbot.

Vor Corona: 122 Millionen Euro für Pyrotechnik

Der Verband der pyrotechnischen Industrie jedenfalls rechnet - nach zwei schwierigen Jahren - wieder mit einem Umsatz beim Böllerverkauf wie vor der Corona-Pandemie. 2019 waren das deutschlandweit 122 Millionen Euro.

Auch Luftexpertin Ute Dauert beim Umweltbundesamt erwartet, dass das Ausmaß von privatem Feuerwerk in diesem Jahr wieder Vor-Corona-Niveau erreichen wird. Ihre Einschätzung: "Die Menschen wollen nachholen, was sie die vergangenen beiden Jahre nicht hatten."

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Beitrag von Kira Pieper

72 Kommentare

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  1. 71.

    Es geht nicht darum etwas zu verbieten, weil es einem selber nichts bedeutet. Vielleicht mal den Artikel lesen, dort steht ganz genau, warum es verboten werden sollte.
    Und wenn sie nur Spaß haben, wenn andere Menschen belästigt werden, dann haben sie halt ein Problem. Umweltverschmutzung und Müllproduktion betrifft alle in einer Gesellschaft und im Zweifel muss man halt in ein Land ziehen, wo alles Scheiß egal ist.

  2. 70.

    Die Leute haben sich teilweise schon mit Batterien eingedeckt, genau wie ich. Die sind cleverer wie sie. Wir geben diesmal auch richtig Gas. Vielleicht wenn ich kein Geld mehr habe beantrage BG. Ironie?

  3. 69.

    Solange die Leute Geld für so etwas blödes wie Adventskränze und Weihnachtsbäume haben - warum nicht auch für Böller?
    Jeder möge nach seiner Facon selig werden!

    Freiheit bedeutet Dinge tun zu dürfen, ohne dass sie "notwendig" sind - und das andere das auch mal "ertragen" müssen!
    Ich muss auch ertragen, dass Tausende Menschen ihre Hunde hier in der Stadt mehr schlecht als recht in viel zu kleinen Wohnungen unter schlechte Bedingungen halten und zudem noch die Straßen vollsch**ßen lassen.

    Aber da gibt es - wie beim Böllern - viele, die hinterher wegräumen, aber leider zu viele, die es nicht tun!

  4. 68.

    Die Bürger zahlen Steuern, dass 364 Tage im Jahr der Dreck weggemacht wird.
    Warum soll das für den 365. Tag im Jahr nicht auch gelten?
    Natürlich sollte jeder so wenig Dreck wie möglich machen und seinen Müll auch wieder mitnehmen!
    Allerdings ist es völlig bekloppt, wenn jeder seine Raketenstangen sucht.
    Jeder Mensch, auch die Silvester-Raketen-Hasser, machen in ihrem Leben Dreck, der von anderen weggeräumt wird.
    In Berlin werden jeden Tag von Idioten Flaschen zertrümmert.
    Fangen wir doch mal dort an für Ordnung zu sorgen!

  5. 67.

    "Inflation? Explodierende Energiepreise? Egal! Erst mal 1.000 € für Knallzeug ausgeben!" - Uns scheint es besser zu gehen, als uns so mancher glauben machen möchte. Wer mal ein richtiges Feuerwerk erleben will, sollte sich bis 2023 gedulden und vorher alles Wichtige erledigen, vielleicht sich selbst noch einige Wünsche erfüllen, die man bisher immer auf die lange Bank geschoben hat. Denn Russland wird dafür sorgen, dass es nicht nur bei uns richtig rummst, eventuell oder sogar wahrscheinlich im Zusammenspiel mit mehreren pilzförmigen Wolken. Dagegen kann jede Batterie und jeder Böller einpacken.

  6. 66.

    Super ansonsten wäre Silvester eine Nacht wie jeder andere.

  7. 65.

    Achso, andere sollen den Dreck, den sie womöglich hinterlassen haben weg machen ??
    Oder wie soll man das verstehen ??
    Wenn jeder der Böllert seinen Dreck wegmachen würde, wäre es am 1. JANUAR schon sauber

  8. 64.

    Ja Dummheit läßt sich wohl nicht durch nachdenken ausritten deshalb führt oft leider kein Weg daran vorbei. Und wenn man an die Vernunft appelliert kommen meistens gleich die Verschwörungstheoreiker und Fake-News Produzenten aus ihren Löchern.

  9. 63.

    Ich kann auch nur bestätigen das in Neukölln nicht viel weniger geböllert wurde. Liegt wohl eher an der Bewohnerstruktur.

  10. 62.

    Das stimmt. In meiner Neuköllner Wohnung habe ich jedes Jahr Schwefelgeruch und Athemnot ( Asthma ).

  11. 61.

    Ja, ja alle schreien nach sauberer Luft. Was wollen Sie eigentlich??
    Und doch stempeln Sie Menschen die knallen als hauptsächlich sozial Schwach ab.
    Was glauben Sie eigentlich, was das Kindchen aus wohlhabenden Hause, mit einer elitären Schulbildung, tut, wenn es jetzt Feuerwerk mit Hilfe der gr. Geschwister kauft und in der Hand hat??
    Wir Jugendlichen haben damals auch Briefkästen und Telefonzellen mit Knallzeug zersprengt, aber Menschen, Tiere, Autos und Wohnungen waren tabu, völlig klar.
    Das haben fast alle normale pubertäre Jugendliche in Gruppen getan.

  12. 59.

    @Umberto Öko
    Wir haben das Pech direkt an einer Kreuzung zu wohnen. Der Dreck liegt je nach Witterung noch wochenlang. Jeder verlässt sich auf den Nachbarn.
    Gegen den Lärm helfen Lärmschutzfenster und-Jalousien, das grummelt, wie im August das Siegesfest von Grossbeeren, wenn man im Garten sitzt. Wir wundern uns immer, wieviel Geld die Leute übrig haben. Aber, wenn's Spass macht. Man könnte natürlich davon zumindest einen Teil spenden, das fällt doch bei dem Geballer garnicht auf.

  13. 58.

    Ich hatte so gehofft, dass der Lärm und der Dreck endlich weniger wird. Angeblich haben doch alle so wenig Geld- aber für so was Blödes ist es da?

  14. 57.

    Malle und Sylle sind nur einmal im Jahr (gröhl)

  15. 56.

    Umweltschutz statt Böllerei.
    Auch Traditionen dürfen überdacht und verändert werden. Starres daran Festhalten ist einer fortschrittlichen Gesellschaft nicht zuträglich. Aber wer den Widerspruch liebt, böllert, fliegt in den Urlaub, fährt alles mit KfZ und schreit aber nach Klimaschutz.

  16. 55.

    "Ich vermute Sie haben etwas gegen das Feuerwerk zu Silvester." Nicht nur zu Silvester: wir rufen ständig nach sauberer Luft und lassen zu, dass mehrmals im Jahr solche massiven Umweltverschmutzungen stattfinden? In meiner Nähe ist ein Strandbad, das unmittelbar an ein Naturschutzgebiet grenzt; das Wasser ist durch ein Seil davon getrennt. Schwimmt man hinter dieses Seil, holt einen die Aufsicht mit ihrem beinbetriebenen "Rettungsboot und harschen Worten dort weg....Mehrmals im Jahr finden in dem Bad Musikveranstaltungen und ein Feuerwerkswettbewerb statt. Finde den Fehler!
    "....es ist mehr als beschämend, das Sie Menschen die zu Silvester gerne knallen alle als sozial Schwach einstufen." DAS habe ich so nicht gesagt, aber schauen Sie sich mal um, WER schon jetzt das Zeug in Durchgänge, Mülltonnen und Briefkasten steckt und WO Silvester bis Neujahr mittags geballert wird.

  17. 54.

    Zu meiner Zeit als Jugendlicher haben wir unseren Silvestermüll am nächste Tag noch selbst weggekehrt. Aber solche Traditionen sind ja heute überlebt, spießig und altmodisch. Heute wird lieber eine Petition verfasst, wenn der Dreck noch nach zwei Tagen auf der Straße liegt, als selbst mal zu Besen und Schippe zu greifen.

  18. 53.

    "„Claudia meinte, Arme Böllern und Knallen gern und gehen dann zur Tafel.“ nein, das meine ich nicht!! Wenn SUE nicht verstehen, was SIE lesen, kann ich nix dafür, möchte weder falsch zitiert, noch unberechtigt geduzt werden!

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