Zur Weltpremiere des filmischen Remakes des Gruselfilm-Klassikers "Nosferatu" sind am Montagabend zahlreiche Hollywood-Stars nach Berlin gekommen.
Die Filmpremiere fand im Zoo-Palast statt. Zu Besuch kamen die Schauspieler Willem Dafoe, Emma Corrin, Nicholas Hoult, Bill Skarsgård ("Es") und Aaron Taylor-Johnson ("Nocturnal Animals").
1922 feiert ein Horrorfilm Weltpremiere in Berlin. Vampir "Nosferatu" bringt die Pest - kurz zuvor tötete die Spanische Grippe in der Hauptstadt Zehntausende. Der Film floppt zunächst, heute ist es eines der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte. Von Anne Kohlick
Der Vampirfilm "Nosferatu - Der Untote" des Regisseurs Robert Eggers ("The Northman", "The Witch") ist eine Neuverfilmung des berühmten Stummfilmklassikers "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922.
In Eggers düsterer Neuinterpretation steht die frisch verheiratete Ellen Hutter (Lily-Rose Depp) im Mittelpunkt. Sie wird vom toten Graf Orlok (Skarsgård), dem Vampir Nosferatu, heimgesucht. Zwischen der jungen Frau und dem Vampir aus Transsylvanien entwickelt sich eine leidenschaftliche, aber verhängnisvolle Obsession, die einen ganzen Ort an den Rand des Abgrunds bringt.
Regulär gezeigt wird der Film in Deutschland ab dem 2. Januar.
Bild: akg/Neue Photographische Gesellschaft Berlin
Im Marmorsaal des Zoologischen Gartens wurde am 4. März 1922 eine besondere Premiere gefeiert.
Welch ein Horror. Und "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" von Friedrich Wilhelm Murnau ging als einer der ersten Horrorfilme in die Geschichte ein.
Bild: Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Fotoarchiv
Das Drehbuch des Gruselfilms schrieb zwar Henrik Galeen. Angelehnt ist die Geschichte aber an Bram Stokers "Dracula". Der Roman, der aus vielen historischen Quellen zusammengesetzt wurde, war 1897 erschienen.
Prompt klagte die Witwe Bram Stokers nach Erscheinen "Nosferatus" wegen Bruchs des Urheberrechts. Und sie sollte Recht bekommen. 1925 entschied ein Berliner Gericht, der Film solle vernichtet werden.
Der Film überlebte aber in Schnittversionen und ist heute in mehreren restaurierten Fassungen verfügbar. Von Hans Erdmanns Original-Filmmusik des Stummfilms existiert allerdings nur noch eine "Phantastisch-romantische Suite".
André Breton galt "Nosferatu" als ein surrealistisches Schlüsselwerk. In seiner visuellen Gestaltung war der Stummfilm prägend. Dabei sind verschiedene kunsthistorische Einflüsse im Film erkennbar wie Motive,…
Bild: Dietmar Katz
… die an die Radierungen Francisco de Goyas erinnern.
Bild: SMB / Jörg P. Anders
Aber auch die Stimmungen in Caspar David Friedrichs Gemälden scheinen im Film spürbar.
Bild: Everett Collection
Die Ikone des Gruselfilms wird später mehrfach neu verfilmt. Nach Max Schreck spielte etwa Klaus Kinski neben Bruno Ganz in Werner Herzogs "Nosferatu - Phantom der Nacht" den Vampir.
Bild: imago images
Friedrich Wilhelm Murnau starb nach einem Unfall 1931 in Kalifornien. Er wurde auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf beigesetzt. 2015 wurde sein Schädel aus der Grabkammer von Unbekannten gestohlen. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Diebstahl und Störung der Totenruhe.
Bild: dpa-Bildfunk/Christoph Soeder
Zum 100-jährigen "Nosferatu"-Jubiläum zeigte die Sammlung Scharf-Gerstenberg im Dezember 2022 die Ausstellung: "Phantome der Nacht. 100 Jahre 'Nosferatu'".
Bild: dpa
Die Ausstellung widmete sich dem Einfluss der Ikone des deutschen Stummfilms auf die bildende Kunst. Im Bild die Filmwerbung "Nosferatu" von Albin Grau von 1922.
Bild: AAPimages/Lueders
102 Jahre nach "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" reisen Stars aus Hollywood (fast) an den Ort der ersten Premiere. Zwar nicht im Marmorsaal des Zoologischen Gartens, dafür aber im Zoo Palast präsentieren neben Hauptdarsteller Bill Skarsgard (dritter von links) Willem Dafoe (Mitte), sowie Nicolas Hoult (rechts daneben) und Emma Corrin (zweite von links) "Nosferatu - Der Untote". Es ist die Weltpremiere des Regisseurs Robert Eggers. Der Film kommt am 2. Januar 2025 in die deutschen Kinos.
Bildzusammenstellung und Text: Caroline Winkler
Sendung: Radio3, 3.12.2024, 6:00 Uhr | weitere Bildergalerien
"Nosferatu" als stilprägender Vampir-Filmklassiker
Murnaus Film "Nosferatu" aus dem Jahr 1922 gilt als erster Horrorfilm der Filmgeschichte und wichtiges Werk des Kinos der Weimarer Republik. Der Vampir-Klassiker war zudem stilprägend für weitere Bücher, Filme und Popkultur.
Der Stummfilm basiert auf dem Roman "Dracula" (veröffentlicht 1897) von Bram Stoker - die Adaption war jedoch nicht genehmigt, daher klagte Stokers Witwe wegen Verletzung des Urheberrechts und bekam 1925 Recht. Als Konsequenz sollte der Film und seine Kopien vernichtet werden. Er "überlebte" jedoch in zahlreichen Schnittversionen.
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1979 gab es bereits einmal ein Remake des Films von Werner Herzog mit Klaus Kinski in der Hauptrolle. 1981 wurde der Film rekonstruiert und restauriert und hatte seine Uraufführung bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1984. 2005 bis 2006 wurde der Film erneut aufwendig überarbeitet und digitalisiert.
Ja, klar, haben sie damals gesehen. Aber nur in der Dunkelheit, denn Vampire können ja tagsüber nicht raus.
Das Original ist ein genialer Film, einer von wenigen wirklich guten, noch heute schaubaren Stummfilmen. Das Herzo-Remake mit Kinski war Murks und ich habe ehrlich gesagt auch keine echte Lust auf ein neues Remake. Zumal es ja eh nur eine Dracula-Neuverfilmung ist. Und die gibt es alle 2 Jahre.
Aha, eine junge Zuschauerin meint, im Trailer von 2 Minuten schon das Beste des Films, der 2h 12 Min dauert, gesehen zu haben und dies ist dann schon Gegenstand einer publik gemachten Beurteilung. Und der Moderator und der filmkundige(?) Kritiker hat dem nichts entgegenzusetzen, stimmen eher noch mit ein. Bald schon yt-artig hier im ÖR. Kein Wunder, dass so mancher gute Film durch indifferentes Gelaber, auf das alle hören, an den Kassen scheitert, siehe Joker Folie a Deux. Na, man kann sich ja dann in den unzähligen, täglichen Minuten Sportberichten oder spekulativen politischen Reportagen eventuell fachlich hervortun.
Kulturgeschichtlich sind in Murnaus Film allerhand antisemitsche Stereotype verarbeitet. Im Skript zum Film werden die Bezüge dann deutlich. Ein öffentliche Auseinandersetzung damit? Fehlanzeige.