Abstimmungen im Landtag - Künftige SPD-BSW-Koalition besteht erste Belastungsprobe

Di 03.12.24 | 19:17 Uhr
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Sondersitzung des Brandenburger Landtages (Quelle: dpa)
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Audio: Antenne Brandenburg | 03.12.2024 | Hanno Geduldig | Bild: dpa

In der Auftakt-Sitzung des neuen Brandenburger Landtags haben sich die künftigen Koalitionsfraktionen von SPD und BSW weitgehend einig gezeigt. Die Abstimmung stand unter Beobachtung, da die AfD mehrere Anträge mit BSW-nahen Positionen gestellt hatte.

Die möglichen Regierungspartner SPD und BSW in Brandenburg haben im Landtag eine erste Bewährungsprobe bestanden. Mit Mehrheit kam ein Antrag dieser beiden Fraktionen zu Friedensbemühungen und Anstrengungen für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Kriegs durch den Landtag.

Ein Antrag der AfD-Fraktion zu dem Ukraine-Krieg scheiterte hingegen. Auch die BSW-Fraktion stimmte dagegen. Einzig der BSW-Abgeordnete Sven Hornauf enthielt sich bei der Abstimmung zu dem AfD-Antrag. Abgelehnt wurde auch ein Antrag zur Finanzierung der Krankenhäuser, der von der CDU gestellt oworden war. Auch hier enthielt sich Hornauf.

Es war die erste Arbeitssitzung des im September neu gewählten Parlaments.

Die Plenarsitzung galt als eine Art Nagelprobe für eine Rot-Lila-Koalition, die in Deutschland bisher einmalig wäre. SPD und BSW wollen in den kommenden fünf Jahren gemeinsam regieren. Im Entwurf für ihren Koalitionsvertrag haben SPD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vereinbart, dass sie Anträge von AfD und CDU im Landtag grundsätzlich ablehnen. Davon sind Ausnahmen im Einvernehmen möglich.

Die AfD stellte im Landtag am Dienstag mehrere Anträge mit BSW-nahen Positionen.

Im Landesparlament mit insgesamt 88 Abgeordneten haben SPD und BSW zusammen eine - nicht sehr komfortable - Mehrheit von 46 Stimmen. CDU und AfD bilden die Oppositionsfraktionen.

Gesetzentwurf zu Kita-Beiträgen

Zudem leiteten SPD und BSW eine Entlastung von Eltern niedrigerer Einkommen bei Kita-Beiträgen über das Jahresende in die Wege. Die beiden Fraktionen brachten dazu einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Landtag in Potsdam ein. Die Entlastung, die Teil des Brandenburg-Hilfspakets zur Abfederung der Folgen des Ukraine-Kriegs war, wäre sonst Ende dieses Jahres ausgelaufen.

Die SPD-Fraktion sprach von einer wichtigen finanziellen Entlastung für viele Familien. Auch aus der BSW-Fraktion hieß es, der Gesetzentwurf sorge für mehr Gerechtigkeit. Davon profitieren aus Sicht beider Fraktionen etwa 150.000 Kinder in Brandenburg. Die Mehrkosten für das Land werden auf insgesamt 32,2 Millionen Euro im Jahr geschätzt.

Der Gesetzentwurf wurde auch mit Zustimmung der CDU-Fraktion zur weiteren Beratung in den Hauptausschuss des Landtags überwiesen und soll noch dieses Jahr beschlossen werden. Aus der AfD-Fraktion kam Kritik an den Plänen.

Familien mit unteren und mittleren Einkommen sollen dauerhaft von Kita-Beiträgen entlastet werden. Eltern mit einem jährlichen Netto-Einkommen bis 35.000 Euro statt 20.000 Euro müssen gar keine Beiträge für die Kindertagesbetreuung in Kita und Hort zahlen. Wenn
Eltern ein jährliches Netto-Einkommen bis 55.000 Euro haben, werden sie anteilig durch Höchstbeiträge entlastet.

Zudem einigten sich das BSW-Fraktion und ihr Abgeordneter Sven Hornauf am Dienstag auf einen weiteren Verbleib von Hornauf in der BSW-Fraktion. Der Parlamentarier aus Frankfurt (Oder) hatte vergangene Woche damit gedroht, wegen Kritik an einer Stationierung des Raketenabwehrsystems Arrow 3 am Fliegerhorst Holzdorf bei der Wahl des Ministerpräsidenten nicht für Dietmar Woidke (SPD) zu stimmen. Damit würde er sich gegen einen Faktionsbeschluss stellen. Laut BSW-Fraktionschef Robert Crumbach gab es dazu Gespräche und eine "interne" Regelung; Details wurden nicht bekannt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.12.2024, 18:00 Uhr

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19 Kommentare

  1. 19.

    Es gäbe ja eine Alternative: Anhebung der Spitzensteuersätze bei Einkommen- und Körperschaftssteuer auf ein Niveau, wie es früher üblich war. Kann allerdings nur auf Bundesebene geschehen.

  2. 18.

    "Wohlstandsmehrung wirds wohl in den kommenden Jahren in BB nicht geben."

    Wird ja von >30 Prozent der Bevölkerung in BB auch gar nicht gewünscht.

  3. 17.

    Siehe daqzu als Antwort https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/12/brandenburg-landtag-sondersitzung-dienstag-bsw-afd.html 0:56 Robert Crumbach, BSW Fraktionsvorsitzender: "Daß ein Antrag inhaltliche Passagen von uns enthält oder weitgehend von uns abgeschrieben ist, macht ihn ja noch lange nicht sinnvoll. Da muß man sich mal den kompletten Antrag anschauen. Alle Anträge enthalten Teile, die man so nicht mittragen kann."

  4. 16.

    „ Diese ,,AfD'' hat sich schon lange selbst entzaubert“

    Schön wäre es, aber das Gegenteil ist der Fall.
    Oder wie erklären Sie sonst die anhaltenden Stimmenzuwächse der Blauen, bundesweit?
    Wunschdenken ersetzt nicht die Realität!

  5. 15.

    Sehr wohlwollend formulierte headline ! hätte auch "nach der Wahl ist vor der vertrauensfrage" lauten können.

    Wohlstandsmehrung wirds wohl in den kommenden Jahren in BB nicht geben.

  6. 13.

    Das Wort Abweichler hat meine Suche in diesem Artikel nur in Ihrem Kommentar gefunden.

    Ihr Verständnis von parlamentarischer Demokratie scheint mir doch sehr einfach strukturiert zu sein.

    Natürlich ist eine Fraktion keine one man/woman show.
    Da bildet sich nach entsprechenden internen Diskussionen eine hinreichend gemeinsame Ansicht die nach interner Abstimmung auch im Parlament gemeinsam gegenüber den anderen Fraktionen getragen werden soll.
    Wenn es um Gewissensentscheidungen geht, kann das ganze natürlich auch individueller aussehen.

  7. 11.

    Sie fallen auch noch auf den faulen Trick von Weidel/Chrupalla rein? Die wollen nur, daß ihre Nazi-Jugend nicht verboten wird, das ist alles. Es ändert sich inhaltlich, nämlich ihr Rechtsextremismus, nichts!

  8. 10.

    Sehr gut erfasst. Man hätte soviele entzaubern können, wenn man Mut gehabt hätte. Aber nein... Ich hoffe der SPD, insbesondere Herrn Woidke, wird genau diese Vorgehensweise zum Verhängnis.

  9. 9.

    Ja, genau. In Wahrheit wird nur der Single mit LSK1 gepampert, alle anderen werden geschröpft. Glauben sie tatsächlich das, was sie schreiben?

  10. 8.

    Haben SPD und BSW in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass sie grundsätzlich Anträge der AfD und der CDU im Landtag ablehnen. In Einzelfällen sind Ausnahmen möglich.

    Das ist für mich keine Politik. Mit Mehrheiten eigene Anträge durch drücken. Was Macht, so alles möglich macht.

    Eine Minderheitsregierung war für Herrn MachtWoidke keine Option. Vielleicht kann Herr Woidke gar keine Politik mehr machen, vielleicht konnte er es nie. Einfach mal Politik für Menschen machen. AfD entzaubern...

  11. 7.

    „Die nächste Generation zahlt nicht drauf, sie profitiert von mehr Chancengleichheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt.“
    So bezeichnen sie VERBRAUCHsschulden? Wirtschaftslehre? Jeder chinesische Suppenhändler kann es besser.

  12. 6.

    Da haben also die selbsternannten Demokraten gegen ihre eigene Überzeugung gestimmt. Hauptsache, alle gegen die afd.
    Die bsw-ler sollten sich an das Wort ihres ehemaligen Chefs Gysi erinnern: "mit Demokratiefeinden reden kann schief gehen, nicht mit ihnen zu reden, geht garantiert schief" (Zitat aus Gysi's Autobiographie)
    Eine solche ideologiegetriebene Regierung brauche ich nicht. Ich wünsche mir ein Zusammengehen, wenn man sich in der Sache einig ist. Im Interesse des Landes!

  13. 5.

    Genauso sehe ich das auch. Kinder sind das wertvollste Gut einer Gesellschaft. Und für Familien und Kinder wird am wenigsten getan. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Berlin schon seid 2 Jahren kostenfreie Kitaplätze. Wie kann sich Berlin das leisten? Mit unserem "Wirtschaftswunder" Tesla müsste doch bei den Bürgern mal was ankommen.

  14. 4.

    Ein besseres Investment gibt es kaum als frühkindliche Bildung, die allen Kindern unabhängig vom Einkommen der Eltern zugute kommt. Die nächste Generation zahlt nicht drauf, sie profitiert von mehr Chancengleichheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt.

  15. 3.

    Schön wieder alles durcheinandergeschmissen. Bei der Forderung nach der Reform der Schuldenbremse, gehts um Investitionen und nicht um den laufenden Bundeshaushalt!
    Das werden ihnen selbst die Politiker erzählen, die die Schuldenbremse in dieser Form nach der Lehman Pleite unter Merkel/Steinbrück beschlossen haben.
    Das hat nun nichts mit den Beschlüssen der Gurkentruppe im Brandenburgischen Landtag gemein.

  16. 2.

    Der Begriff Abweichler ist in einem demokratischen Gremium sehr befremdlich. Wenn Franktionszwang alles ist, könnte man die Fraktionen auch auf eine Person reduzieren, deren Stimma dann mit dem entsprechden Gewicht der Anzahl der Mandate zählt, dann könnte das Parlament platz- und geldsparend am Küchentisch tagen.

  17. 1.

    Brandenburg Paket = Schulden ... für kostenlose Kitaplätze. Das ist der Beweis. Machen Politiker Schulden, um angeblich zu investieren, wird lieber „aufgegessen“ und die nächste Generation zahlt das dann..
    Die Schuldenbremse verhindert genau das im Bund...Wer die abschafft ist dann für ungezügelten Verbrauch, unmoralisch gegenüber den Nachfolgenden.

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