Potsdam - Urteil im Prozess um Säuglingstod: Eltern zu Haftstrafen verurteilt

Di 03.12.24 | 20:27 Uhr
Das Justizzentrum Potsdam, in dem sich auch das Landgericht Postdam befindet. (Quelle: dpa-Bildfunk/Christoph Soeder)
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Video: rbb24 | 03.12.2024 | Bild: dpa-Bildfunk/Christoph Soeder

Eine Mutter bringt ein Baby zu Welt und es fällt dabei kopfüber in ein Toilettenbecken - doch weder sie noch der Kindsvater nehmen es heraus. Das Baby stirbt. Das Elternpaar aus Potsdam ist nun zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Eine Frau und ein Mann sind im Prozess um einen Säuglingstod in Potsdam wegen Totschlags durch Unterlassung schuldig gesprochen worden. Das Strafmaß beträgt drei Jahre und sechs Monate Haft für den Vater und drei Jahre Haft für die Mutter.

Das Landgericht Potsdam sah es in seiner Urteilsverkündung am Dienstag als erwiesen an, dass die 31-jährigen Mutter und der 35-jährige Vater ein Neugeborenes im Juli 2022 in Potsdam hatten sterben lassen, obwohl sie ihm rechtzeitig hätten helfen können.

Hausgeburt über dem Toilettenbecken

Laut Anklage gebar die Frau den voll entwickelten und lebensfähigen Säugling in der gemeinsamen Potsdamer Wohnung und ließ ihn anschließend unversorgt kopfüber im Toilettenbecken liegen. Das Kind starb demnach an Kreislaufversagen mit einhergehender Luftnot.

Auch der mitangeklagte Lebensgefährte half dem Kind den Angaben zufolge nicht. Erst als die Mutter ohnmächtig wurde, rief er einen Rettungswagen. Die Einsatzkräfte konnten dem Jungen aber nicht mehr helfen.

Die Angeklagte wollen nicht gewusst haben, dass ein Kind in der Toilette war. Die Kammer geht davon aus, dass es den beiden sehr wohl bewusst war, weil Zeugenaussagen Hinweise darauf gaben. Außerdem geht die Kammer davon aus, dass das Paar ganz bewusst von Rettungshandlungen Abstand genommen hat, hieß es bei der Urteilsverkündung am Dienstag im Gericht.

Während des Prozesses hatten psychologische Gutachter einem Zeitungsbericht zufolge festgestellt, dass der Mann und die vier Jahre jüngere Frau auch wegen ihrer unterdurchschnittlichen Intelligenz in schwierigen Lebenslagen rasch überfordert seien und solche Situationen zu vermeiden versuchten, wie die "Potsdamer Neuesten Nachrichten" [Bezahlinhalt] berichteten. Die beiden Verteidiger hatten demnach Freispruch für ihre Mandanten gefordert, die Staatsanwaltschaft für den Mann drei und für seine Lebensgefährtin dreieinhalb Jahre Gefängnis.

Beide Eltern leben in Potsdam-Waldstadt. Sie haben 2024 ein weiteres Kind bekommen. Möglicherweise soll für die Mutter frühzeitig offener Vollzug möglich gemacht werden, um sich um das Kind kümmern zu können.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Sendung: rbb24, 03.12.2024, 13 Uhr

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