Fragen und Antworten - Was Sie zum bundesweiten Warntag am 8. Dezember wissen sollten
Am Donnerstag wurden bundesweit die Warnsysteme getestet. Auch in Berlin und Brandenburg wurden Warnmeldungen über unterschiedliche Wege rausgegeben. rbb|24 hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.
Wie läuft der Warntag ab?
Um 11 Uhr wurden am Donnerstag, 8. Dezember, durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) das Modulare Warnsystem (MoWaS) und alle an das MoWaS angeschlossenen Warnmittel und Warnmultiplikatoren ausgelöst.
In der Folge wurden vorbereitete Warnmeldungen unter anderem über Warn-Apps wie Nina und Katwarn, sowie über die angeschlossenen Rundfunk- und Fernsehsender und über Internetseiten wie www.warnung.bund.de ausgelöst.
Erstmals wurde der sogenannte Cell Broadcast getestet, in dem Handynutzer eine Warnung direkt auf ihr Handy erhalten. Auch auf diesem Warnkanal löste das BBK in Zusammenwirken mit den Mobilfunkbetreibern die Meldung aus.
Um 11:45 Uhr erfolgte eine Entwarnung.
Was ist bei diesem Warntag neu?
Zum ersten Mal wurde das Warnsystem Cell Broadcast in allen 294 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten in Deutschland getestet.
Wer eine Warnung über Cell Broadcast erhalten hat, hat nicht nur eine Text-Nachricht auf seinem Handy empfangen. Das Gerät sollte auch vibrieren, ein Lichtsignal über die Taschenlampen-Funktion aussenden und mit einem lauten Ton auf die Nachricht hinweisen. Voraussetzung: Cell Broadcast musste aktiviert sein. Hier am besten unter Einstellungen und Mitteilungen nachschauen - ganz unten wird Cell Broadcast aufgezeigt. Mehr Informationen dazu weiter unten unter der Frage "Was muss ich als Handynutzer beachten?"
Der Text-Empfang lässt sich - bei Warnungen der höchste Stufe - nicht unterdrücken. Auch wurden Nachrichten selbst dann verschickt, wenn Funknetze überlastet waren.
Eine Anmeldung oder spezielle App ist dafür nicht notwendig gewesen.
Allerdings können nicht alle Handys Cell-Broadcast-Nachrichten empfangen. Ältere Geräte können dies oft nicht. Hier finden Sie eine Liste mit den empfangsfähigen Geräten [www.bbk.bund.de].
Wie wurde in Berlin und Brandenburg gewarnt?
In beiden Bundesländern wurden Warnmeldungen auch über Radio, Fernsehen, sowie in den Mobilfunknetzen veröffentlicht.
Auch in Zügen und auf Bahnhöfen der Deutschen Bahn gab es entsprechende Hinweise.
Die Lokführer:innen und Kundenbetreuer:innen in den S-Bahnen sind informiert und bei Nachfragen von Fahrgästen auskunftsfähig. Eine Durchsage in den Zügen oder Anzeige auf den Bildschirmen erfolgte nicht.
In Berlin waren an diesem Warntag keine Sirenen zu hören. Die geplanten 400 neuen Sirenen sind größtenteils noch nicht aufgebaut, die wenigen einsatzfähigen noch nicht an ein digitales Steuerungssystem angeschlossen. Dies soll noch ein bis zwei Jahre dauern.
Desweiteren wurden Warnmeldungen auf digitalen Anzeigetafeln im Stadtgebiet angezeigt.
Die BVG wollte am Warntag über ihre Social-Media-Kanäle und die "elektronischen Fahrgastinformationssysteme" informieren.
Brandenburg hat 2.600 Sirenen und gehört damit zu den am besten versorgten Bundesländern. Die meisten dieser Sirenen waren am Warntag zu hören. Weitere knapp 200 Sirenen sollen in den nächsten Monaten in Betrieb gehen. Der Warnton ist ein auf- und abschwellender, der Entwarnungston ein gleichbleibender.
Außerdem wurden nach Angaben des Innenministeriums [www.mik.brandenburg.de] lokale und regionale Warnsysteme ausgelöst, die nicht an das MoWaS angeschlossen sind. Hierzu gehören zum Beispiel Sirenen, Lautsprecherwagen oder Anzeigetafeln der Verkehrsbetriebe.
Für deren Auslösung sind laut Ministerium die Landkreise, kreisfreien Städte sowie die kommunalen Aufgabenträger zuständig.
Muss ich was machen, wenn ich eine Warnmeldung erhalten habe oder auch nicht?
Der Chef des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz, Ralph Tiesler, forderte die Bürger auf, nach der Probewarnung seiner Behörde online zu melden, ob und auf welchem Wege eine Warnung empfangen wurde.
Dazu wurde eine Online-Umfrage unter warntag.umfrage.de ab 11 Uhr freigeschaltet.
Tiesler betonte, es handele sich bei dem Probealarm um einen Test, der auch dazu diene, mögliche Lücken aufzuzeigen.
Was muss ich als Handynutzer beachten?
Um Warnnachrichten zu erhalten, müssen die Smartphones eingeschaltet und der Flugmodus muss deaktiviert sein. Das Mobilfunkendgerät sollte über eine aktuelle Softwareversion verfügen, die den Empfang von Cell-Broadcast-Warnmeldungen unterstützt.
Konkret bedeutet dies: Bei allen Apple-Smartphones ab dem iPhone 6s und allen Android-Geräten ab Android 11 muss Cell Broadcast (CB) nicht aktiviert werden, es sei denn, man hat es zuvor deaktiviert. Bei älteren iPhones muss mindestens iOS 15.6.1 installiert sein (Apple-Update aus dem August 2022).
Was müssen Arbeitgeber leisten?
Für Arbeitgeber ergeben sich aus Sicht von Bund und Ländern keine Pflichten. Es wurde jedoch empfohlen, sich vorab zu erkundigen, ob Warnmittel vor Ort ausgelöst und Warnkonzepte erprobt werden und ob lokale Unternehmen und Organisationen dabei einbezogen werden.
Gegebenenfalls ist es sinnvoll, Mitarbeiter und eventuell Kundschaft darüber zu informieren. Auch dazu besteht keine Pflicht.
Was ist der Hintergrund des Warntags?
Bei dem Warntag sollten die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme geprüft und technische Abläufe getestet werden. Im Ernstfall sollten die Warnungen die Bevölkerung schnell und sicher mit Informationen und Verhaltenshinweisen versorgen.
Dabei kommen verschiedene Szenarien, wie Naturkatastrophen, Chemie- und Reaktorunfälle, Unwetterwarnungen, Terrorangriffe, Bombendrohungen oder größere Stromausfälle in Betracht.
Der Test sollte zeigen, ob alle Warnsysteme funktionieren und wo noch nachgebessert werden muss. Außerdem sollten die Menschen für die diversen Arten des Warnschutzes sensibilisiert werden.
Was sind die Lehren aus dem letzten Warntag?
Der erste bundesweite Warntag 2020 geriet zu einer großen Blamage. Viele der Warnsysteme funktionierten nicht. Sirenen blieben stumm, Warnapps zeigten keine Meldungen an oder erst sehr verspätet. Die Gefahrenmeldung der Warn-Apps Nina und Katwarn kam auch in Berlin und Brandenburg erst mit einer guten halben Stunde Verspätung nach dem offiziellen Start um 11 Uhr an.
Die Bundesregierung benannte den Warntag damals als "fehlgeschlagen". Die Fehler seien aber aufgearbeitet und in vielen Teilen behoben. Ob das tatsächlich so ist, soll nun getestet werden. Eigentlich sollte der Warntag schon 2021 erneut statt finden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben.
Sendung: rbb24, 07.12.2022, 13:00 Uhr