Igel aus dem Ei - Tierpark Berlin begrüßt extrem seltenen Nachwuchs
Er hat einen Rüssel, ist aber kein Elefant. Er hat Pfoten wie ein Maulwurf, ist aber keiner. Er ist aus einem Ei geschlüpt, ist aber kein Vogel. Im Tierpark Berlin ist extrem seltenes Exemplar eines australischen Kurzschnabel-Igels geschlüpft.
Mit der Geburt eines Kurzschnabel-Igels (Tachyglossus aculeatus) hat der Tierpark Berlin seltenen Nachwuchs bekommen. Das Jungtier mit dem schnabelartigen Rüssel und den maulwurfartigen Pfoten sei Ende Februar aus dem Ei geschlüpft, wie der Tierpark am Mittwoch mitteilte.
Es ist der erste Nachwuchs der eierlegenden Säugetierart in Berlin seit 115 Jahren. 1908 kam im Zoo Berlin zuletzt der damals weltweit erste Schnabeligel außerhalb des natürlichen Lebensraumes zur Welt. "In meinen 45 Dienstjahren habe ich hier schon wirklich einiges erlebt, aber das war ein ganz besonderer Augenblick", sagte Tierpflegerin Andrea Fleischer, die Ende Februar auch als Erste das Ei entdeckt hatte.
Tufi traf Harapan zur Polonaise
Der Nachwuchs gesellt sich zu den drei erwachsenen Kurzschnabel-Igeln Tufi, Bruno (beide 12 Jahre) und Harapan (9 Jahre), die seit rund zehn Jahren im Tierpark leben. Jahrelang habe man auf Nachwuchs gehofft und die Haltungsbedingungen entsprechend neuester Erkenntnisse angepasst, erklärt Fleischer. "Nun scheinen die Voraussetzungen perfekt gewesen zu sein. Tufi hat sich Harapan als Vater ihres ersten Jungtieres auserkoren", so die Revierleiterin. Das Geschlecht des Jungtiers sei noch nicht bekannt; auch einen Namen habe es noch nicht.
Kurzschnabel-Igel leben eigentlich in Australien, auf Tasmanien und auf Neuguinea. Es gibt nur 33 Tiere weltweit, die in menschlicher Obhut leben, heißt es in der Mitteilung des Tierparks. Die Igel-Art zählt neben dem Schnabeltier zu den einzigen Säugetieren, die Eier legen. Sie haben igelartige Stacheln und einen Beutel wie beispielsweise Kängurus. Die Stacheln fangen ab einem Alter von zwei Monaten an zu wachsen. Sie ernähren sich von Insekten, können schwimmen und werden bis zu 45 Jahre alt.
Um sich zu paaren, vollziehen die Schnabeligel eine Art Polonaise-Tanz, bei dem das Männchen dem Weibchen im Gänsemarsch folgt. Das daraus entstandene etwa weintraubengroße Ei verstaut das Weibchen in einer temporären Bauchtasche, bis daraus nach zehn Tagen ein noch nacktes, gummibärgroßes Jungtier schlüpft. Anschließend verstaut die Mutter ihr Junges in einer unterirdischen Höhle, wo sie es regelmäßig zum Säugen aufsucht.
So alt wie die Dinosaurier
"Die Monotrematen [auch Kloakentiere genannt, Anm.d.Red.] sind eine sehr urtümliche Gruppe der Säugetiere, die es bereits zu Zeiten der Dinosaurier gab und Merkmale der Reptilien und Säugetiere in sich vereinen", erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem in der Mitteilung.
Wer die Kurzschnabel-Igel im Tierpark besuchen möchte, muss sich allerdings noch etwas gedulden. Sie waren ursprünglich im Dickhäuterhaus untergebracht, das derzeit umgebaut wird, und befinden sich vorübergehend in einem für Besuchende nicht zugänglichen Bereich. Eines der männlichen Tiere soll zudem demnächst in das Nachttierhaus des Berliner Zoos ausquartiert werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.04.2023, 13:30 Uhr