Randale in Berliner Freibädern - Linnemann fordert Bestrafung von Gewalttätern am selben Tag

So 16.07.23 | 22:06 Uhr
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Carsten Linnemann, Stellvertretender Parteivorsitzender der CDU, spricht am 17.06.2023 beim CDU-Grundsatzkonvent. (Quelle: dpa/Michael Kappeler)
Audio: rbb24 Abendschau | 16.07.2023 | Norbert Siegmund | Bild: dpa/Michael Kappeler

Wenn die Beweislage klar ist, sind gerichtliche Schnellverfahren möglich, theoretisch. Die fordert der designierte CDU-Generalsekretär Linnemann jetzt bei Gewalt in Freibädern. Vertreter der Judikative winken ab.

Nach wiederholter Gewalt in Berliner Freibädern hat der designierte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann die konsequente Bestrafung von Gewalttätern noch am Tattag gefordert. Der Richterbund wandte ein, ohne zusätzliches Personal sei das nicht zu leisten.

Er erwarte "ganz einfach" die "Durchsetzung unserer Gesetze", sagte Linnemann auf eine entsprechende Frage der "Bild am Sonntag". "Es braucht Schnellverfahren gegen Gewalttäter, das Justizsystem muss entsprechend organisiert werden." Wer mittags im Freibad Menschen angreife, müsse abends vor dem Richter sitzen und abgeurteilt werden. "Auch am Wochenende." Die Strafprozessordnung gebe das her. Auch das Strafmaß müsse voll ausgeschöpft werden, bis hin zu Haftstrafen.

Richterbund skeptisch

"Es ist wenig überzeugend, wenn Politiker am Sonntag mit entschlossener Pose nach dem starken Rechtsstaat rufen, Montag bis Samstag aber zu wenig dafür tun", hielt ihm der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn, entgegen. Es sei zwar richtig, dass eine Strafe der Tat möglichst auf dem Fuße folgen müsse, um für die Täter abschreckend zu wirken. Wer öffentlichkeitswirksam nach einer zügigen Strafverfolgung rufe, müsse die Justiz dann aber auch personell besser ausstatten.

Berliner Staatsanwälte: Brauchen rechtlich wie tatsächlich keine ungeeigneten Vorschläge

Reserviert ob des Linnemann Vorschlags reagierte auch die Vereinigung Berliner Staatsanwälte. "Es freut uns, wenn die Politik die Ernsthaftig- und Dringlichkeit dieses leider nicht neuen Gewaltphänomens erkennt. Doch bedürfen wir zur Lösung keiner tatsächlich wie rechtlich ungeeigneten Vorschläge", teilte Vereinsvorsitzender Ralph Knispel am Sonntag dem rbb mit. "Denn derartige Schnellverfahren kommen nur bei insbesondere geständigen Beschuldigten und einfach gelagerten Sachverhalten in Betracht - und eben daran wird es fast immer fehlen! Der untaugliche Versuch bei den Straßenklebern ist in frischer Erinnerung", so der Oberstaatsanwalt weiter in Anspielung auf das Scheitern eines beschleunigten Verfahrens gegen Klima-Aktivisten in Berlin.

Strafprozessordnung zieht klaren Rahmen

Generell ermöglicht es die Strafprozessordnung der Staatsanwaltschaft, einen Antrag auf Entscheidung im beschleunigten Verfahren zu stellen, wenn die Sache aufgrund des einfachen Sachverhalts oder der klaren Beweislage zur sofortigen Verhandlung geeignet ist. Bei Straftaten, die an einem Wochenende verübt werden, ist dafür allerdings mancherorts nicht immer ein Richter greifbar. Das Schnellgericht darf Beschuldigte maximal zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilen.

Anfang Juli war es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in Freibädern in Neukölln und Kreuzberg gekommen. Das Columbiabad in Neukölln wurde zum wiederholten Mal geräumt.

Grünen-Chef weist auf CDU-Verantwortung in Berlin hin

Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour sagte im ZDF-Sommerinterview zum Vorschlag Linnemanns, die CDU trage in der Berliner Landespolitik inzwischen Verantwortung. Daher hoffe er, dass Linnemann solche Vorschläge nicht nur in Interviews mache, sondern auch mit Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) darüber spreche, "damit schnellstmöglich Richter und Richterinnen eingestellt werden", um schnelle Verfahren zu ermöglichen. Ebenso wichtig seien Prävention und Sozialarbeit.

Der Co-Parteivorsitzende fügte hinzu: "Das, was wir da gerade erleben in bestimmten Freibädern, ist komplett indiskutabel, das braucht eine harte, klare Antwort." Es müsse eine Grenzziehung geben, "bis hierhin und nicht weiter - und diese Grenze ist das Recht".

Staatssekretär stimmt Parteikollegen zu

Zustimmung erntete Linnemann aber aus dem Berliner Senat, von einem, der als ehemaliger Jugendstadtrat die Neuköllner Lage kennt: "Ich halte den Vorschlag von Carsten Linnemann für klug und in jedem Fall diskussionswürdig", sagte der heutige Staatssekretär für Jugend und Familie - Falko Liecke (CDU) - dem rbb. "Wir haben großen Druck in Berlin beispielsweise am Columbiadamm und in anderen Bädern, wo offensichtlich auch schwere Gewalttaten stattfinden, und das wollen wir als Stadt nicht hinnehmen", so Liecke weiter.

Das sieht Die Linke ganz anders. "Diese Forderung ist aus meiner Sicht populistisch und geht ins Leere, weil das nur bei einfacher Sach- und Beweislage der Fall ist ", meinte die Migrationspolitische Sprecherin der Linken - Elif Eralp.

"Man kann es machen, wenn Videobeobachtung in den Bädern installiert wird und wenn verstärkter Wachschutz unterwegs ist, der als Zeuge auftreten kann", widerspricht Liecke. "Wenn die Täter- und Tatlage so klar ist, kann auch sehr schnell verurteilt werden", betonte der Staatssekretär.

Auch wenn die Bäderbetriebe dem Land gehören, sind die Bäder formal Privatgelände. Also wäre Videoüberwachung zwecks Beweissicherung rechtlich hier denkbar. Der Senat hatte das unlängst angekündigt und werde es im Aufsichtsrat der Bäderbetriebe durchsetzen, so Liecke weiter. Das Columiabad öffnet am Montag wieder.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.07.2023, 19:01 Uhr

108 Kommentare

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  1. 108.

    Ich hatte nicht geschrieben, dass ich eine sofortige harte Bestrafung fordere, sondern eine zeitnahe. Das ist ein Unterschied.
    Was das allerdings mit Autofahrern zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Diese werden verurteilt, wenn sie Mist bauen. Gehört auch nicht zu diesem Thema.
    Hier geht es um randalierende und gewalttätige Jugendliche. Damit Familien und andere Badegäste sicher sind, müssen Grenzen aufgezeigt werden. Oder sind Sie anderer Meinung?

  2. 107.

    Endlich die richtige Maßnahme! Bitte auch bei Silvester-Randale anwenden!
    Nur so gibt es eine abschreckende Wirkung!
    Aber bei 1 Woche auf Bewehrung????

  3. 106.

    Soweit ich es verstanden habe, fanden in den Bädern keine politische Schlagabtausche statt, sondern eher hormonelle. Permanente Schuldzuweisungen, wer hier wen gewählt hat oder besser wählen hätte sollen, sind witzlos. Weder Herr Linnemann noch Frau von Storch werden allein oder zusammen mit Herrn Scholz und Frau Lang irgendein Problem in den Bädern lösen. Wenn jede Glaubensgemeinschaft eine eigene Moschee, Kirche, Synagoge oder einen Tempel und gesonderten Friedhof benötigt, wo sie unter sich sind und barfuß oder angezogen nach ihrem Glauben beten, brauchen sie vielleicht auch ihr eigenes Bad, getrennt nach Männlein und Weiblein, fertig. Spätestens nach Randale in Berliner Krankenhäusern war abzusehen, was kommt. Toleranz bedeutet aushalten und wenn es nicht mehr zum Aushalten ist, dann muss der Grad der Toleranz auf den Prüfstand - vor dem Notstand.

  4. 104.

    Heute wurde von einem Angriff im Kreuzberger Bad berichtet. Ich finde
    die Ausweispflicht und mehr Kameras sind moderate Mittel, wenn sie die Sicherheit erhöhen.Es wird einige abschrecken. Wofür ich kein Verständnis habe, ist die Debatte um Datenschutz. Nur weil einige wenige Menschen lieber vermeintlich versteckt leben wollen , muss die Masse leiden und wird nicht stärker vor Kriminellen geschützt, die sich nur freuen können…

  5. 103.

    Guter Vorschlag. Direkte Reaktion auf Staftaten, wenn sie zweifelsfrei nachgewiesen sind. Das würde sicherlich Wirkung bei den jungen Männern hinterlassen und dafür sorgen den Rechtsstaat stärken.

  6. 102.

    Warum das ganze Gejammer und Geheule ? Ihr habt doch Mutti samt Konsorten immer wieder gewählt und die warnenden Stimmen als nicht hilfreich, ewig gestrig, unmodern usw. stigmatisiert und herablassend abgestempelt. Zum Dank wurden jetzt auch noch hohe Orden verteilt. Ändern wird sich nichts mehr.

  7. 101.

    Korrekt, volle Zustimmung. Es muss wieder ein Gesetz geben, dass die Menschen auch achten und nicht einfach mal laufen llassen...

  8. 100.

    Stimmt, es geht nicht mehr um den Schutz der möglichen Opfer sondern um Sozialarbeit für mögliche Täter. Das ist immer die Patentlösung der Linken. Die armen potentiellen Täter sind die Opfer, denen geholfen werden muss.

  9. 99.

    Was das Klima nun mit gerichtlichen Schnellverfahren, dem rechten Umfeld und zum Abdriften in die große Verschwörung zu tun hat, sollten Sie vielleicht mal die verborgenen Verbindungen und Zusammenhänge näher erläutern, unter Berücksichtigung der allerneusten Vorkommnisse.

  10. 98.

    Herr Linnemann hat vollkommen recht, dass hätte man schon vor Jahren machen müssen. Es gibt immer mehr Menschen die anderen auf der Nase rumtanzen. Sie fordern alles ,wollen sich selbst aber nicht an Gesetze halten. Wenn das so weiter geht einfach alle Bäder schließen, vielleicht werden sie dann vernünftig. Das gleiche sollte bei Fußballspiele auch gemacht werden, wenn es solche Tumulte gibt…..alle aber auch alle nach Hause schicken.

  11. 97.

    Vielleicht genügt auch der verbindliche Hinweis, dass Stänkern und Randale mit Geld auszugleichen sind, sofort und in bar mit Feststellung der Personalien und anschließendem Rausschmiss. Wer kein Geld dabei hat, um den kümmert sich die Polizei. Wenn auf Supermarktparkplätzen Tickets möglich sind, geht das dort sicher auch. Erst wenn der Spaß teuer wird und schnell vorbei ist, wird es vielleicht helfen.

  12. 96.

    Also wenn ich hier einige Kommentare so lese finden es scheinbar die meisten in Ordnung das Badende belästigt werden?
    Und bestrafen scheinbar auch nicht , das lässt vermuten erst die eine Wange hinhalten und dann die andere.
    Man wo lebt Ihr ! Herr Linneman hat völlig Recht nur sofortige harte Bestrafung am besten Jugendhaft mindestens 3 Jahre.

  13. 95.

    Stimmt, der Klimawandel macht den Menschen jetzt schon auf fast allen Kontinenten das Leben sehr schwer. Ich schätze mal das sich in 1-2 Jahren niemand mehr großartig über Links oder Rechts sorgen machen muss, dann geht es nur noch darum wie man den Wandel überleben kann. Im letzten Jahr sind mehr Menschen in Deutschland an der Hitze gestorben wie im Straßenverkehr. Von daher, wir sollten irgend wie zusammenfinden, denn am Ende wird jeder auf jeden angewiesen sein.

  14. 94.

    Ist doch sehr gut. Der mit dem kurzen Hemdchen haut was raus und schon geht die Empörung los.Andere Vorschläge bitte.Der Kuschelkurs scheint ja nicht zu fruchten.

  15. 93.

    Mit diffusem, nichtssagenden Geraune versuchen Angst zu verbreiten. Da sind wir tatsächlich bei einer gängigen Methode aus dem rechten Umfeld bis zum Abdriften in die große Verschwörung.

    Teilen Sie Ihre Ängste, nur dann kann man Sie Ihnen nehmen.

    Und ja, vor dem, was in Belangen Klima und Klimafolgen auf uns zukommt, da kann man schon Angst haben.

  16. 92.

    Wie heißt denn die Überschrift zum Artikel? Klimawandel? Ich danke Ihnen, dass Sie mich wenigstens nicht als rechtsextrem klassifiziert haben. Was die Unumkehrbarkeit der politisch gesellschaftlichen Fehl-Entwicklungen anbetrifft, muss ich leider vor lauter Angst im Diffusen bleiben. Aber wer verstehen möchte, der versteht auch, was ich meine. Ich sehe für die Zukunft mehr als große Probleme und hoffe, dass ich Unrecht haben werde. Das ist bisher alles nur das Präludium bevor der Vorhang aufgeht.

  17. 91.

    „Ich hoffe das es noch viel schlimmer wird, damit auch die letzten begreifen was die letzten 10 Jahre mit unseren Land gemacht wurde!“

    Wenn ich Ihr Geschriebenes so lese, würde ich als erstes denken, dass Sie hier „durch die Blume“ Defizite bei der schulischen Vermittlung korrekter deutscher Rechtschreibung anprangern wollen … Oder was meinen Sie? Was wurde denn Ihrer Meinung nach ach so Schlimmes „mit unseren Land“ gemacht?

  18. 90.

    CDU, hauptverursacher dieser Zustände, das Problem gibt es ja nicht erst seit gestern....
    Ich hoffe das es noch viel schlimmer wird, damit auch die letzten begreifen was die letzten 10 Jahre mit unseren Land gemacht wurde!

  19. 89.

    „Muss erst noch mehr passieren? Zb Unbeteiligte zu Schaden kommen?“

    Im Straßenverkehr z.B. darf wirklich jeder absolute Vollidiot Maschinen steuern, die gefährlich sind wie Waffen und es kommen tagtäglich Unschuldige und auch gänzlich Unbeteiligte zu Schaden oder sogar zu Tode. Wieso scheint darin eigentlich niemand ein größeres Problem zu sehen? Wieso fordert niemand für Autofahrer:innen, die oftmals aus reiner Unachtsamkeit – mitunter auch schwere – Unfälle verursachen, keine sofortige harte Bestrafung?

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