Ausfälle bei RB33, RB37, RB51 - Odeg will ausrangierte Regionalzüge kurzfristig durch alte Fahrzeuge ersetzen

Do 13.07.23 | 18:25 Uhr
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Ein ODEG-Zug Modell ODEG LINT54 der Firma Alstom.(Quelle:ODEG)
Video: rbb24 | 13.07.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: ODEG

Fahrgäste von drei Regionalbahnlinien der Odeg müssen sich auf Einschränkungen einstellen: Wegen defekter Klimaanlagen werden einige Züge nach acht Wochen schon wieder aus dem Betrieb genommen. Als Ersatz sollen alte Züge reaktiviert werden.

Nach dem Ausfall von acht neuen Regionalzügen wegen Mängeln an den Klimaanlagen will die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) den Zugverkehr ab Freitag teils mit alten Fahrzeugen wieder aufnehmen. Es kommt aber nach wie vor zu starken Einschränkungen auf den betroffenen Linien vor allem in Brandenburg.

Nach den Plänen des Unternehmens sollen am Freitag zunächst drei alte Züge, die reaktiviert wurden, auf der Linie RB33 (Potsdam Hauptbahnhof - Beelitz Stadt - Jüterbog) rollen. Das kündigte Odeg-Geschäftsführer Lars Gehrke am Donnerstag an.

Ab Samstag bis Montag sollen demnach sechs Züge fahren, dann neben der Linie RB33 auch auf der Strecke des RB51 (Brandenburg Hauptbahnhof - Rathenow). Zudem gibt es teils auch Ersatzverkehr mit Bussen. Zu einem kompletten Ausfall kommt es aber weiterhin auf der Linie RB37 (Berlin-Wannsee - Beelitz Stadt).

Die Odeg konnte kurzfristig sechs Züge reaktivieren, wie der Geschäftsführer mitteilte. Wegen der Mängel wurde aber eine ganze Flotte mit acht Zügen aus dem Verkehr gezogen.

Züge erst acht Wochen im Einsatz

Erst am Mittwoch hatte die Odeg mitgeteilt, dass sie ihre neuen Alstom-Regionalbahnen wegen technischer Mängel und Störungen an Klimaanlagen komplett aus dem Betrieb nimmt. Daher ist es in Berlin und am Donnerstag zu starken Einschränkungen und Zugausfällen auf den drei Linien gekommen, wie das Unternehmen mitteilte.

"Aufgrund wiederholter erheblicher Qualitätsmängel seit Beginn der Einsatzzeit sind diese Fahrzeuge nicht länger tragbar für unsere Fahrgäste und das Fahrpersonal", hieß es. Die betroffenen acht neuen Züge des Herstellers Alstom seien erst acht Wochen im Einsatz gewesen.

Drei Linien betroffen - größtenteils Ersatzverkehr mit Bussen

So galt am Donnerstag auf der Linie RB33 ein Notfahrplan. Ein Großteil der Züge wurde durch Busse ersetzt, hieß es. Wegen Straßenbauarbeiten in Treuenbrietzen könnten die Bahnhöfe Treuenbrietzen Süd, Altes Lager und Jüterbog durch den Ersatzverkehr mit Bussen nicht bedient werden, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Linie RB37 entfällt ersatzlos. Reisende sollen bis Michendorf die Busse von Regiobus (Linie 643, X43) nehmen und ab Michendorf in Richtung Berlin die Linie RE7 der DB Regio nutzen. Auf der Linie RB51 entfallen alle Züge. Ein Ersatzverkehr mit Bussen fährt demnach im Zwei-Stunden-Takt.

Geschäftsführer spricht von "drastischem Schritt"

Neben gestörten Klimaanlagen in den neuen Bahnen habe die Odeg auch Sitzbereiche sperren müssen, weil die Sitze nass gewesen seien, sagte Gehrke. Kühlwasser sei in den Fahrgastraum eingetreten, auf dem Dach der Züge habe sich Kondenswasser gebildet. Den Fahrgästen und dem Personal sei in den vergangenen Wochen viel zugemutet worden.

"Wir haben die Reißleine gezogen", sagte Gehrke. Er nannte die Entscheidung, die Züge aus dem Betrieb herauszunehmen, einen "drastischen Schritt". Er werde an einem schnellen Ersatzkonzept gearbeitet. Die Eisenbahngesellschaft entschuldigte sich in ihrer Mitteilung bei den Fahrgästen. Wann die fehlerhaften Regionalbahnen wieder fahren können, konnte Gehrke zunächst nicht einschätzen.

Alstom kündigt Software-Update an

Das Unternehmen teilte am Donnerstag mit, es arbeite mit Hochdruck daran, den Mangel an der Klimaanlage abzustellen. Ein Software-Update der Klimaanlage befinde sich derzeit im Test. "Das Unternehmen geht davon aus, dass die ursächliche Mangelbeseitigung inklusive aller behördlichen Freigaben mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird."

In diesen Zügen sei eine neue Generation von Klimatechnik verbaut, die nicht kontinuierlich in der erforderlichen Qualität funktioniere, so Alstom. Dies sei erst im regulären Fahrgastbetrieb und bei hohen sommerlichen Temperaturen aufgefallen.

Die Züge sind seit acht Wochen auf den Linien in Betrieb. Alstom kündigte zudem an, parallel zur Behebung der Fehlerursache Übergangslösungen zu prüfen, also ob man die Klimaanlagen und damit die Fahrzeuge "mit einer provisorischen Lösung" wieder einsatzfähig machen könne.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.07.2023, 21 Uhr

86 Kommentare

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  1. 86.

    Danke für Ihre Wortmeldung. Was Sie hier ausführen, habe ich ich mir schon gedacht. Das ist nämlich in andren Branchen auch üblich - Zulas-sungen. (Jedes Ding hat so seinen eigenen §).
    Jeder, der vielleicht schon einmal eine Zulassung brauchte oder durchgeboxt hat, sollte eigentlich Bescheid wissen. Der Grundtenor ist immer der selbe. Und irgendwie hat es ja auch immer mit der Verkehrssicherheit (im Bereich der Verkehrsbranche) u. sonst wo mit der Qualitätssicherung wg. Regress-Pflichten udgl. zu tun.
    Blöd ist nur, dass ja Alstom sich vermutlich für den Auftrag beworben hat, (viellt) mit der Qualitätsarbeit ein bisschen übertrieben hat, was man so alles kann, und muss nun 'zubuttern', damit die Qualität (wieder) stimmt. - Deshalb Alstom, gleich Super-Qualität abliefern! Es ist Ferienzeit u. der ÖPPV hat nun einmal Zielstellungen - völlig normale Sache!

  2. 84.

    @17: Öffnungsfähige Fenster einzubauen wäre eine Bauartänderung, die konstruiert werden muß und nur eingesetzt werden darf, wenn sie vom EBA geprüft, genehmigt und abgenommen wurde. @15: In Züge dürfen nicht einfach Bus- oder Lkw-Teile eingebaut werden. Denn alles braucht eine Eisenbahnzulassung. Die kostet viel Geld. Wir hätten die Sitze für unsere Bghw-mod auch zu einem Drittel des Preises bekommen können, aber ohne Eisenbahnzulassung. Ohne diese hätten sie uns aber nichts genutzt. @71: Öffnungsfähige Fenster gab es bei der Berliner S-Bahn bis in die 90er Jahre. Erst um die Jahrtausendwende wurden die Vorkriegsbaureihen ausgemustert.

  3. 83.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 13.07.2023 um 22:36

    >"Aber die heiße Luft kühlt auch rasende Motorradmotoren. Physik ist nix für alle."
    Na mal zur Physik: Motorradmotoren sind Benziner. Benziner erzeugen weniger Verbrennungswärme als Diesel. Motorradmotoren sind freiliegend verbaut, liegen also ungehindert im Luftstrom. Die Unterflurdiesel dieser LVTs sind schön eingepackt zwischen allerlei technischen Zusatzaggregaten. Zudem haben diese Diesel natürlich wesentlich mehr PS als Motorrad. Mehr PS = mehr Verbrennung. Diese Verbrennungswärme kann nur über ein Flüssigkeits-Kühlsystem als Wärmeaustrausch abgegeben werden. Mit mal ein wenig anpusten zur Kühlung ist da nix.

  4. 82.

    Wurde nicht in NRW einer NE-Bahn sogar der Verkehrsvertrag entzogen? Auch in Sachsen-Anhalt wurde wg. Problemen mit Tochter der NL-Staatsbahn der SPNV neu verteilt. Bei Frankfurt gibt es ebenfalls Probleme mit neuen iLint.

  5. 81.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 13.07.2023 um 22:48

    TRAMSR:
    "Mit der freien Meinungsäußerung hat rbb24 immer mehr Probleme. Wer etwa auf "Alfred Neumann"- Kommentare eine Konkretisierung anfordert oder selbst vor nimmt. der wird später einfach gelöscht. Wir sind auf dem Wege einer Meinungsdiktatur. Niemals hätte ich das je befürchtet. Seit Grün-Links geht es mit der Freiheit bergab aber es wird alles noch so besungen. Eine zitterte mal; war das ein Vorzeichen ? Die Demokratie war mal ganz stark."

    Was ist denn das fürein wirrer Verschwörungswahn ("Meinungsdiktatur")?!?!
    Was hat der RBB mit "Grün-Links" zu tun?

  6. 80.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 13.07.2023 um 22:48

    Ich glaube, da wird gar nichts gelöscht, sondern manche Beiträge werden gar nicht gespeichert. Ich habe das Problem nämlich häufiger, dass entweder eine Fehlermeldung kommt und sich der Beitrag gar nicht abschicken lässt oder die Rückkehr zum Artikel ohne die Nachricht "Danke für Ihre Meinung. Sobald der Kommentar von der Redaktion freigegeben wurde, wird er hier angezeigt. zurück zum Beitrag" erfolgt. Wenn die nicht erscheint, ist scheinbar der Beitrag auch nicht in die Datenbank des Systems gewandert und kann demzufolge auch nicht die Redaktion geprüft und freigegeben werden. Manchmal ist das System auch komplett überlastet, vermutlich wenn zu viele gleichzeitig drauf zugreifen.

  7. 79.

    Keine Ahnung, was in NRW ist, aber die Kürzung im Mitteldeutschlandtakt in den Abendstunden liegen daran, dass die DB kein Personal hat um die Stellwerke zu besetzen.

    Und das sie kein Personal hat liegt daran, dass sie es seit Jahren nicht hinbekommen, genügend Personal auszubilden, was unter anderem an den Arbeitsbedingungen liegt.

    Das ist alles seit Jahren "auf den Abgrund zufahren"...

  8. 78.

    Für den Fall, das es noch Keinem so aufgefallen ist.

    Es findet derzeit der Ausverkauf des Nahverkehrs statt. Ob es technische Störungen an Fahrzeugen oder Infrastruktur ist oder es kündigen bereits Verkehrsbetriebe und -verbünde die Ausdünnung von Fahrleistungen an (z.B.: NRW Kürzung im Fahrplan, Mitteldeutschland Taktkürzungen im Abendverkehr usw.) - da kommt noch mehr - abwarten.

    Wer also Billig will, bekommt auch ganz Billig. Und - die Bundeskasse wird auch nicht ständig nachschießen "können".

  9. 77.

    Na Bitte! Da da ist die alte Technik. Die Politik sollte sich darum kümmern das Eisenbahnunternehmen sich mit geeigneten Material aushelfen müssen, im Sinne der Kunden sollten andere Unternehmen ihre Hilfe anbieten. Ein Busersatzverkehr ist die extrem schlechteste Lösung für die Kunden.

    Ich fordere immer noch das der VBB Reserven mit Personal bestellt und auch den Unternehmen bezahlt. Wie war das nochmal mit der Kritischen Infrastruktur ?

  10. 76.

    In der Berliner S-Bahn gibt es bis heute zu öffnende Fenster, wenn auch nur zum abklappen.

    Hat man sogar bei der neuen Baureihe, die über eine Klimaanlage verfügt, bedacht und ein paar davon eingebaut, falls die Klimaanlage nicht funktioniert (was bei den relativ neuen Zügen schon relativ häufig der Fall war).

  11. 74.

    Antwort auf Werner Kink
    Ich muss Ihnen da zustimmen.
    Und was die Garantien angeht da muss ich der ODEG schon Lob aussprechen da Sie zumindest mehr als die DB angeboten haben.
    Aber Sie sind halt schlechter Arbeitgeber.
    Der einzige Grund warum ich da nicht arbeite.

  12. 73.

    Und wieder ein Hoch auf die Schlagzeile. Nirgendwo steht , daß die Züge ausrangiert( uffn Schrott heißt das)werden. Journalistische Glanzleistung ala RBB.
    Und an der Reaktion des Herstellers erkennt man klar und deutlich, daß eine umfassende Erprobung nicht stattfand. Das Produkt sollte mal wieder beim Kunden reifen. Und das betrifft so ziemlich alle neuen Eisenbahnfahrzeuge der letzten 20 Jahre mal mehr oder weniger.

  13. 72.

    Eine allgemeine Frage an @rbb: Warum schreibt man in der Regel Odeg und nicht ODEG und dageben DB und nicht Db? Ist das eine Schreibregel oder ähnliches?

  14. 71.

    Aber sicher hat man überlebt.... Ansonsten könnte ich nicht schreiben - ;)
    Ja und es kam durch die geöffneten Fenster sooo richtig frische U. a. (Land) Luft. Apropos offne Fenster in der S-Bahn gab es dies auch noch bis in die 70iger.


  15. 69.

    Entschuldigung, wenn ich ihnen wegen ihrem Namen zu Nahe getreten bin, tut mir Leid.

  16. 68.

    weil teilweise die fester teile der tragenen struktur sind. daher kann man sie nicht öffnen.

  17. 67.

    Das ist relativ einfach: Der billigste Anbieter gewinnt die Ausschreibung.

    Eingebaute, zu öffnende Fenster, sind teurer als durchgehende, nicht zu öffnende.

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