Seltenes und Kurioses - Brandenburg versteigert Gastgeschenke für guten Zweck
Die Brandenburger Staatskanzlei versteigert fast 200 Gegenstände, die Mitgliedern der Landesregierung in den letzten Jahrzehnten geschenkt wurden. Darunter sind Klassiker wie Uhren, Krawatten und Porzellan - aber auch einige skurrile Funde. Von Simon Wenzel
Es ist ein Katalog zwischen Edel-Antiquariat, Second-Hand-Trödel und dem Best of der Werbegeschenke: Im Prospekt für die Versteigerung der Brandenburger Landesregierung von sogenannten Protokollgeschenken findet sich fast alles. Chinesische Vasen und Tee-Gedecke, Tschaikowski-CDs und silberne Brieföffner - alles Geschenke an Mitglieder der Brandenburger Landesregierung in den letzten 30 Jahren. Die will jetzt Rares gegen Bares tauschen und versteigert ihre edlen Stücke.
Feiner Zwirn und buntes Blech
Da ist zum Beispiel etwas dabei für den Brandenburger von Welt, der seine nächste Familienfeier um eine staatsmännische Krawatte bereichern will: Es gibt das goldene Modell aus Seide, mit grauen koreanischen Schriftzeichen - edel und anmutig, ein Geschenk vom Wiedervereinigungsminister der Republik Korea. Oder eine dunkelrote Krawatte mit goldenem Pferdekopf, verschenkt auf der brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung und natürlich das Modell "Schland": Eine graue Krawatte mit Scherpen in schwarz-rot-gold und dem Logo der Fußball-Europameisterschaft in Polen 2012.
Auch klassische grüne Filzlatschen mit einem "X" drauf sind im Fundus - vielleicht wären die ja etwas für Elon Musk, den Besitzer von "X", ehemals Twitter. Da könnte er doch mal einen Tesla-Bediensteten aus Grünheide vorbeischicken. Neben solch vermeintlich noblen Textilien sind aber auch eine Ente (das Auto, nicht das Tier) aus Coca-Cola Büchsen oder einfach nur ein Aquarellbild dabei, das der Landesregierung 2015 im Rahmen des Bahngipfels überreicht wurde.
Bares für Rares
Insgesamt 180 solcher Protokollgeschenke sollen im Rahmen des "Brandenburg-Tags" in Finsterwalde am 2. und 3. September versteigert werden. Wer eines der - mal mehr mal weniger - einzigartigen Stücke ersteigern will, muss Bargeld mitbringen, Kartenzahlung wird nicht akzeptiert. Interessenten können schon seit Dienstag den ausführlichen Katalog im Internet [brandenburg.de] studieren. Die Einnahmen sollen wohltätigen Zwecken und der Landeskasse zugute kommen.
Geschenkt wurden die Gegenstände vor allem von Staatsgästen und Partnerstädten, aber auch von Firmen wie der Lufthansa oder Würth. Einige Schenkungen können allerdings nicht mehr zugeordnet werden. Wer zum Beispiel die CD "Best of Wahnsinn" vom Berliner Schlagersänger Frank Zander schenkte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, teilte ein Regierungssprecher mit.
Werden unter 250 Euro für einen Gegenstand erlöst, geht das Geld zu gleichen Teilen an die Finsterwalder Tafel und das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser. Bei Beträgen darüber muss das Geld aus haushaltsrechtlichen Bestimmungen in die Landeskasse fließen.
Seltene Gelegenheit für seltene Dinge
Oft gibt es derartige Versteigerungen in Brandenburg nicht. Zuletzt wurden Protokollgeschenke 2007 und 2009 bei Tagen der offenen Tür in der Staatskanzlei sowie 2015 beim Bürgerfest "25 Jahre Brandenburg" in Potsdam versteigert. Es ist also fast so etwas wie eine einmalige Chance für die Interessenten.
Sorgen, ob die teils großzügigen und teilweise auch diplomatisch wichtigen Schenker nicht etwas beleidigt sein könnten, wenn Sie erfahren, dass ihre Ziegenbockfigur aus Porzellan oder die bunt bestickte Decke nun meistbietend verscherbelt werden, macht man sich nicht. "Bisher gab es keine negativen Reaktionen anderer Staaten oder sonstiger Schenker:innen", sagt ein Sprecher der Staatskanzlei. Angenommene Geschenke verbleiben zunächst in der Asservatenkammer und werden erst nach mindestens fünf Jahren zur Versteigerung freigegeben. Einzige Ausnahme: Geschenke mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum, die werden an gemeinnützige Organisationen in Brandenburg gespendet.
Eine Auktion von Protokollgeschenken, wie zum Brandenburg-Tag ist kein Einzelfall in Deutschland. Die Bundesregierung versteigerte bereits mehrmals Staatsgeschenke, zuletzt im vergangenen Jahr in Nürnberg.
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.08.2023, 15:30 Uhr