Experten stellen Gutachten in Berlin vor - Klebenaht und Sanierung könnten Platzen des Aquadoms verursacht haben

Mi 11.10.23 | 15:11 Uhr
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Der Acrylexperte Christian Bonten (l-r), Materialprüfer Robert Kirchner und Dienstleister Frank Kettler betrachten am 04.05.2023 ein Bruchstück eines Aquariums, das auf einem speziellen Tisch liegt. (Quelle: Picture Alliance/Michael Bahlo)
Video: rbb24 Abendschau | 11.10.2023 | A. Herr | Bild: Picture Alliance/Michael Bahlo

Mehr als 700 Bruchteile haben Experten nach dem Aquadom-Unglück untersucht. Laut einem ersten Gutachten könnte es beim Zusammenbau des Aquariums bereits zu Fehlern gekommen sein. Das ist aber nicht die einzige Schadenshypothese.

  • Experten halten drei Schadenshypothesen für möglich
  • Es gibt bislang aber keine "eindeutigen Belege"
  • Gebäudeeigentümer hatte Gutachten in Auftrag gegeben

Das Riesenaquarium Aquadom in Berlin ist mutmaßlich durch das Versagen einer Klebenaht sowie durch Fehler bei einer Sanierung des Wasserbeckens geplatzt. Ingenieur und Kunststoffexperte Christian Bonten zufolge gibt es drei Schadenshypothesen für das Unglück Ende 2022. Allerdings: "Wir haben keine eindeutigen Belege für die verschiedenen Schadenshypothesen", sagte Bonten am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung seines Gutachtens.

Ursache kann "nicht endgültig geklärt werden"

Warum genau das 16 Meter hohe Aquarium vergangenen Dezember in einer Hotellobby in der Berliner Innenstadt platzte, könne daher nicht endgültig geklärt werden. Eine der Hypothesen sei das Versagen einer Klebenaht. Das sind die Stellen, an denen die einzelnen Teile des Aquariums während des Baus zusammengesetzt wurden. Ein weiterer möglicher Grund: Es könne sein, dass das Wasserbecken bei einer Sanierung zwischen 2019 und 2020 durch eine Kerbe im Sockel beschädigt worden sei. So seien Hammerspuren entdeckt worden. Dadurch hätten sich Risse bilden können.

Im Zuge der Sanierung wurde das Becken vollständig entleert und möglicherweise zu spät wieder mit Wasser befüllt - das ist die dritte Hypothese: "Die Wand wurde im Übermaße ausgetrocknet", erklärte Bonten. Dadurch könnten Spannungen im Acrylglas entstanden sein, die Risse verursachen oder begünstigen können. "Aus meiner Sicht ist das nicht fachmännisch gemacht worden", sagte der Ingenieur.

Wir haben keine eindeutigen Belege für die verschiedenen Schadenshypothesen.

Christian Bonten, Ingenieur und Kunststoffexperte

Absichtliche Beschädigung bereits ausgeschlossen

Der Gebäude-Eigentümer hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit einem weiteren Ingenieur hatte der Kunststoffexperte Bonten monatelang die mehr als 700 Bruchstücke in einer Lagerhalle in Brandenburg akribisch untersucht. Als unwahrscheinlich gelten eine absichtliche Beschädigung des Wasserbeckens, was bereits im August ausgeschlossen wurde, sowie Erschütterungen, etwa durch den Straßenverkehr.

Die Versicherung komme für den Schaden auf, sagte der Sprecher des Eigentümers, Fabian Hellbusch.

Der Gebäudeschaden liege mindestens im hohen zweistelligen Millionenbereich. Das 16 Meter hohe Aquarium Aquadom mit 1.500 Fischen, das in einer Hotellobby nahe dem Alexanderplatz stand, war am 16. Dezember in den frühen Morgenstunden geplatzt. Daraufhin ergossen sich eine Million Liter Wasser aus dem zerstörten Acrylglas-Zylinder unter anderem in das Hotel und auf die Straße.

Mehr Verletzte als bislang bekannt

Bislang war bekannt, dass zwei Menschen leicht verletzt wurden. Nach rbb-Informationen gaben mindestens drei weitere Hotelmitarbeitende gegenüber der Polizei an, leicht verletzt worden zu sein. Es soll sich um leichte Verletzungen am Arm, am Oberkörper und am Bein handeln.

Ein neues Aquarium soll in der Lobby nicht wieder aufgebaut werden. Das Hotel selbst wird voraussichtlich frühestens im Herbst 2024 wieder öffnen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.10.2023, 19:30 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Das Bild solcher Analysen wird leider häufig von Bildern verschiedener Fernsehserien des Prekariatsfernsehens geprägt.
    So funktioniert Schadensanalyse aber leider nicht.
    Schadensanalyse ist ein Prozess von Schadenshypothesen aufstellen und dann am untersuchten Tatbestand bzw. aus dem was einem die verschiedenen Analysemethoden sagen zu bestärken oder zu widerlegen.
    Häufig lässt sich genau eine Ursache finden - das sind die leichten Fälle.
    Aber oft lässt sich die Zahl der Möglichkeiten nur eingrenzen und genau das ist passiert. Alles andere wäre Publikumswirksamer aber auch unredlich.
    Auch für den Schadensanalytiker ist es schöner genau eine Ursache zu finden. Aber das klappt leider nicht immer.

  2. 4.

    So ist das Leben...
    Allen Festklebern sei ein solcher Expertenjob empfohlen. Macht mehr Spaß und Sinn.

  3. 3.

    Tut mir leid, aber für mich sind die "Experten" keine Experten!
    ...könnte sein, vielleicht oder eventuell sind für mich keine abschließende Expertenmeinung!
    Und was hat der Spaß letztendlich gekostet?
    Bei 8 Monaten Untersuchungsarbeit gehe ich mal vom mindestens 6 stelligen Betrag aus.

  4. 2.

    Nun wird jetzt verändert an dem ehemaligen Aquadom - Der Rückbau ist gerechtfertigt - Es hat lange im Trockenen gestanden und daher bildeten Risse und dummerweise war mit Folie verhängt

  5. 1.

    Den drei Hypothesen gemein scheint mir, dass während der jeweiligen konkreten Arbeiten kein Spezialist vor Ort gewesen war. So liest sich das für mich. Und selbstredend werden Arbeiten dann so ausgeführt, wie sie auch woanders ausgeführt werden, was hier allerdings dann schief ging.

    Gesellschaftlich liegt darin in meinen Augen ein Problem der Nachsorge:
    Um etwas zu erstellen, werden alle möglichen Berechnungen und aller Sachverstand aufgeboten, bei zwischenzeitlichen Arbeiten lässt das dann nach.

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