Interview | Stiftung Naturlandschaften - Wildkatzen in Brandenburg - gekommen um zu bleiben

Do 14.12.23 | 11:51 Uhr
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Wildkatze sitzt auf einem Baumstamm. (Quelle: Dr. Tilo Geisel)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.12.2023 | Alexander Goligowski | Bild: Dr. Tilo Geisel

Man hatte sie lange bejagt, und 200 Jahre lang waren Wildkatzen in Brandenburg ausgerottet. Nun sind sie zurück - und werden wohl auch nicht mehr verschwinden. Woher sie kommen, verrät ein Experte im Interview.

Die aufgeräumten und intensiv genutzten Kiefernwälder haben der Europäischen Wildkatze lange Zeit kaum noch Lebensraum geboten. Nun gibt es im Naturpark Hoher Fläming neun Katzen, auch Nachwuchs wurde schon gesichtet.

Ganz dicht dran an den Neuankömmlingen ist Ranger Andreas Hauffe. Der Wildkatzenexperte von der Stiftung Naturlandschaften hat im Februar erstmals drei Wildkatzen im Wildnisgebiet Jüterbog entdeckt. Bis heute sind sie da.

rbb: Herr Hauffe, wenn die Wildkatzen jetzt fast ein Jahr von Ihnen gesichtet wurden: Heißt das, sie bleiben?

Andreas Hauffe: Dass sich eine solche Tierart überhaupt hier in Brandenburg sehen lässt, ist schon ein toller Erfolg und ich bin zuversichtlich, dass die Katzen auch bleiben. Im Wildnisgebiet mit seinen über 7.000 Hektar haben sie ideale Bedingungen. Wir greifen dort nicht in die Natur ein. Die Katzen sind ungestört, sie finden Unterschlupf im Totholz. Es gibt genug Mäuse - ihre Hauptnahrung.

Haben Sie denn selbst schon Wildkatzen mit eigenen Augen gesehen?

Leider nein, aber die Chancen sind auch nicht sonderlich gut. Das Gebiet ist groß und die Wildkatzen sehr scheu. Wirklich oft zu Gesicht bekomme ich sie auf den Aufnahmen unserer Wildkameras.

Wie gelingen Ihnen die Aufnahmen?

Wir haben sogenannte Lockstöcke aufgestellt. Einfach Kanthölzer, die mit Baldrian eingesprüht sind. Die Katzen lieben diesen intensiven Geruch und wenn sie sich am Lockstock sehen lassen, dann nimmt das die Kamera dank Bewegungssensor auf.

Kann man denn sicher sein, dass es sich wirklich um Wildkatzen handelt und es nicht einfach zu groß geratene Hauskatzen sind?

Um sicherzugehen, haben wir genetische Proben untersuchen lassen. Dafür reichen ein paar Haare, die an den Lockstöcken kleben bleiben, wenn sich die Wildkatzen daran reiben. Und die genetische Untersuchung hat ergeben, dass wir drei Wildkatzen-Weibchen im Gebiet haben. 100 Prozent Wildkatze, keine Hauskatzen und auch keine Hybride.

Ein Kater ist ja bisher noch nicht nachgewiesen worden. Könnte es passieren, dass die drei Wildkatzen mit Hauskatzen aus der Umgebung Nachwuchs zeugen?

Theoretisch ist das möglich und es gibt auch in Europa Gegenden, wo der Hybridisierungsgrad sehr hoch ist. Wahrscheinlich ist es bei uns dennoch nicht, denn Hauskatzen bleiben meist in Wohnortnähe und unsere Wildkatzen leben tief im Wildnisgebiet. Sie dürften sich kaum begegnen. Darüber hinaus haben wir die große Hoffnung, dass bald auch ein Kater zu uns kommt. Wildkater haben sein sehr ausgeprägtes Revierverhalten. Hauskater werden da nicht geduldet.

Woher kommen denn die Wildkatzen und woher könnte ein Wildkater kommen?

Die Wildkatzen, die wir jetzt in Brandenburg haben, werden aus dem Harz eingewandert sein. Von dort bis zu uns scheint es einen natürlichen Korridor zu geben, den die Wildkatzen nutzen. Das ist auch ein Erfolg für Naturschutzbemühungen in unserem Land. Insgesamt wird der Lebensraum für Wildkatzen aber eher kleiner als größer.

Die Wildkatzen bei Jüterbog teilen sich Ihr Revier mit Wölfen. Wie vertragen sich die beiden Spezies – wie Hund und Katze?

Wenn der Wolf eine Wildkatze bekäme, würde er sie sicherlich auch fressen, aber Wildkatzen sind äußerst wehrhaft. Die Not des Wolfes müsste schon groß sein, dass er auf Katzenjagd geht. Wildkatzen heißen auch so, weil sie eben wild sind.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Alexander Goligowski

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.12.2023, 14:20 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    PS: Wenn Wölfe, Elche, Waldkatzen in ihren angestammten Lebensraum zurückkehren, ist das doch eigentlich ein gutes Zeichen für das Ökosystem in Brandenburg. Vielleicht siedelt sich hier auch der Eurasische Luchs irgendwann wieder an, wenn die Menschen endlich einsehen, dass ihnen der Lebensraum nicht allein gehört.

  2. 7.

    Sehr erfreulich, habe schon ein paar in freier Wildbahn gesehen,teils sehr nah. Mag sie einfach. Sind mehr als oft bemerkt. Vermute auch in Brandenburg waren immer welche da, nur nicht nachgewiesen. Kritisch ist die mögliche Vermischung mit Hauskatzen, also lasst diese im Haus.

  3. 6.

    Wie schön - endlich mal eine gute Nachricht - und dann mit Felis silvestris (Waldkatze)auch noch eine einheimische Tierart und kein Neozoon. Ich hoffe, dass sie bleiben und einen nicht gefährdeten Bestand entwickeln.

  4. 5.

    Willkommen ihr ernsten geheimnisvollen Jäger des Waldes.

  5. 4.

    Willkommen bei euch in Brandenburg...:-)

  6. 3.

    Eigentlich unfassbar das dieses Tier früher rücksichtslos gejagt wurde.
    Zum Glück sind diese Zeiten jetzt vorbei.

  7. 2.

    ... war die nich neulich auch in Kleinmachnow unterwegs...?

  8. 1.

    Willkommen in Brandenburg

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