Granaten, Tiere, Sensationen: Dieses oft bescheidene Jahr hat Meldungen produziert, die wir uns noch in ferner Zukunft erzählen werden. Wir fassen die meistgeklickten auf rbb24.de zusammen. Hier etwa sehen Sie eine tadellose Löwin - in Kleinmachnow keine.
Platz 15: Granate am Schloss Bellevue kurz vor Erdogan-Besuch gesprengt
Im November kommt der türkische Präsident Erdogan auf Staatsbesuch nach Berlin. Die Behörden verfügen die höchste Sicherheitsstufe: 2.800 Polizeibeamte überwachen die Berliner Luft, die Spree sowieso, im Regierungsviertel darf man nicht mal mehr Fahrräder oder Mülltonnen abstellen. Aber die Geister der Vergangenheit lachen über jede Sicherheitsstufe.
Am Morgen von Erdogans Besuch beim Bundespräsidenten wird am Schloss Bellevue eine alte Weltkriegsgranate im Boden gefunden - zufällig, bei Bauarbeiten. Sie wird kontrolliert gesprengt und Erdogan kann am Nachmittag wie geplant über den roten Teppich schreiten. Eigentlich keine große Meldung - aber sie interessierte viel mehr Menschen, als die späteren Berichte über Erdogans Gespräche mit Scholz und Steinmeier.
Platz 14: Freilaufende Löwin: Polizei bestätigt Sichtung von Wildtier südlich von Berlin
Es ist Donnerstag, der 20. Juli, als Bushido zum zweitberühmtesten Bewohner Kleinmachnows der letzten Jahre degradiert wird. Gegen Mitternacht hat ein Autofahrer eine sogenannte Raubkatze mit seinem Handy dabei gefilmt, wie sie im Fast-Dunkeln ein Wildschwein frisst. Die Polizei bestätigt am Morgen, dass sie nach einem Wildtier sucht. "Seitdem ist die Löwin verschwunden", berichten wir in unserer ersten Meldung. Es wird dringend Zeit für einen Löwen-Live-Ticker. Und Hunderttausende lesen mit.
Platz 13: Video aus Kleinmachnow soll Wildschwein zeigen - keine Löwin
Leider an dieser Stelle bereits die Auflösung, falls Sie das Jahr in Berlin oder Brandenburg in einem Erdloch verbracht haben sollten: Die Löwin ist gar keine, stellen Experten nach eingehendem Studium des Handyvideos aus der Nacht fest. Da hat schon die "New York Times" über das Thema berichtet und jede Menge zugezogene Berliner sind von ihren Verwandten aus Restdeutschland angerufen worden. Manche melden sich seit Jahren das erste Mal: Was es denn mit dieser Löwin auf sich habe?
Er habe zum ersten Mal in seinem Job richtig Angst gehabt - "eine Angst, wie ich sie selber so noch nicht kannte", erzählt ein Berliner Feuerwehrmann. Hier schildert er seine Erlebnisse aus der Silvesternacht.
Platz 12: "Was habe ich diesen Leuten getan?"
Die Bilder der Krawalle in der Silvesternacht 2022/23 gehen durch das ganze Land - und für das Image der Hauptstadt sind sie absolut verheerend. Sie erzählen von Kontrollverlust und enthemmter Lust am Zerstören. Wie es sich anfühlt, von Raketen, Böllern, Flaschen und Pflastersteinen beworfen zu werden, während man gerade nur seinen Job macht, erzählt uns ein Feuerwehrmann in diesem Text - viel eindrücklicher als jede Sonntagsrede darüber, was nun endlich getan werden müsse: "Es war das erste Mal, dass wir als Feuerwehr einen Brand nicht gelöscht haben und weitergefahren sind. Wir haben alles nur noch beiseite geräumt und sind weitergefahren."
Spielt am Samstag die Musik in Berlin? Die Techno-Parade "Rave the Planet" soll auf jeden Fall stattfinden, betont das Organisationsteam um Love-Parade-Erfinder Dr. Motte. Es setzt auf einen Kompromiss - aber nicht mehr auf den Rechtsweg.
Platz 11: "Rave the Planet" will auf jeden Fall durch den Tiergarten ziehen
Anfang Juli versinken Teile Berlins in akuter Nostalgie - jedenfalls diejenigen, die schon in den 90ern zu Westbam, Marusha und Dr. Motte an der Goldelse vorbeitanzten als gäbe es kein Morgen. Die 2023-Variante "Rave the Planet" ist für 300.000 Leute in Tiergarten angemeldet, aber bis kurz vor Start ist nicht klar, ob die Raver dieses Sommerwochenende zu ihrem machen können. Es gibt Streit mit der Versammlungsbehörde über das Sicherheitskonzept. Die Organisatoren um den immer noch antretenden Dr. Motte müssen einen zusätzlichen Sanitätsdienst finanzieren. Wenige Stunden vor dem Start kommt die Genehmigung - letztlich tanzen 200.000 Raver an diesem glühend heißen Julitag durch die Straßen.
Platz 10: Autofahrer fährt über Fuß von Aktivist der "Letzten Generation"
Die Mitglieder der "Letzten Generation" blockieren auch in diesem Jahr immer wieder die Berliner Stadtautobahn und andere Straßen - um die Bundesregierung unter Druck zu setzen, mehr für den Klimaschutz zu tun. Im Februar greifen mehrere Autofahrer am Kaiserdamm widerrechtlich zu Selbstjustiz: Sie beschimpfen und schubsen die Menschen, die die Straße blockieren, versuchen sie von der Fahrbahn zu zerren. Ein Video zeigt, wie ein Autofahrer über den Fuß eines Demonstranten fährt. Die Polizei ermittelt sowohl gegen die Angreifer als auch gegen Demonstranten.
Platz 9: Polizei findet vermisste Pilzsucherin bei Einsatz gegen Schleuser
Eine Meldung aus gerade mal drei dürren Absätzen, niemand kommt zu Schaden, niemand anderes ist betroffen - aber an diesem Beispiel zeigt sich: Unschlagbar ist, was sich die Leute weitererzählen. So wie hier. Wenn sich die ganze Story dann auch noch in einem Satz zusammenfassen lässt, den jeder kapiert, wie hier in der Überschrift, ist das ein Bonus.
Platz 8: "Ich bin immer noch da und hoffe, dass ich das auch Ende Juli bin"
Rainald Grebe hat das wunderbare Lied "Brandenburg" verfasst und es ist zurecht sein bekanntestes. Aber der Liedermacher, Schauspieler und Autor kann noch so viel mehr - vor allem kann er Menschen berühren. Entsprechend angefasst lässt einen dieses Interview mit Grebe zurück, in dem er über seine lebensbedrohliche Krankheit und den Umgang mit dem Tod spricht: "Meine Tochter hat schon seit der Geburt fast alles mitbekommen. Dass ich manchmal im Krankenhaus bin, dass Papi manchmal aus einem Krankenwagen kommt. Das kennt sie alles. Und wenn meine Tochter dann dasteht, dann geht das alles schon."
Platz 7: Polizei schlägt Nacktalarm
Sie erinnern sich an die "Rave the planet"-Parade auf Platz 11? Hier kommt ein Beispiel, warum ein schönes kleines Detail oft besser läuft, als die große "Alles über"-Meldung. Während 200.000 schwitzende Raver durch die Berliner Sommerhitze tanzen, wird es einigen von ihnen offenbar ein bisschen zu heiß. Mehrere von ihnen springen in die Spree und müssen von der DLRG gerettet werden. Noch besser ist aber, dass sich Teilnehmer der Parade bei der Polizei darüber beschweren, dass andere nackig feiern. Die Polizei twittert daraufhin pflichtbewusst: "Eine Bitte, von der wir auch nicht dachten, dass wir sie mal absetzen müssen: Bitte entkleiden Sie sich nicht." Ob es was gebracht hat, entzieht sich leider unserer Kenntnis.
Die Bilder des Jahres in Berlin und Brandenburg
Bild: dpa-Bildfunk/Paul Zinken)
Das Jahr beginnt in Berlin unter erschütternden Vorzeichen: Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter werden in der Silvesternacht mit Böllern und Silvesterraketen attackiert, mit Eisenstangen, Latten, Steinen und Flaschen - teilweise werden sie in Hinterhalte gelockt. In mehreren Fällen muss die Polizei die Feuerwehr dabei schützen, wie sie Brände löscht. Ein Reisebus brennt in der Sonnenallee komplett aus. 15 Feuerwehrleute und 47 Polizeibeamte werden verletzt. Die Bilder der Krawalle lösen bundesweit Empörung aus.
Bild: Presse / Sana-Klinikum Niederlausitz
Anderswo aber fängt dieses unbekannte 2023 ganz bezaubernd an: 23 Minuten nach Mitternacht erblickt die erste Brandenburgerin des Jahres das Licht der Welt. Die kleine Frida Lilly wird im Sana-Klinikum Niederlausitz in Lauchhammer geboren. Ihre Mutter Jessica Ziemann nennt sie ihren "kleinen Silvesterknaller".
Bild: dpa/Christoph Soeder
Berlin wählt - und Rot-Grün-Rot ist daraufhin Geschichte. Auf Franziska Giffey (SPD) folgt der Spandauer Kai Wegner von der CDU, die erreicht ihr bestes Hauptstadtergebnis seit 1999. Giffey macht als Wirtschaftssenatorin weiter und die SPD bleibt in der Regierung - mit ganzen 105 Stimmen Vorsprung vor den Grünen. Wegner startet mit einem Makel ins Amt: Er wird erst im dritten Wahlgang zum Regierenden Bürgermeister gewählt. CDU und SPD geben sich hinterher gegenseitig die Schuld daran.
Bild: dpa/Monika Skolimowska
Die Berlinale im Februar fühlt sich nach den Geisterfestspielen zu Corona-Zeiten wieder an wie früher. Was die Qualität der Filme angeht, ist es ein durchschnittlicher Jahrgang - aber es kommen immerhin wieder mehr Stars: Hier posiert die Jurypräsidentin Kristen Stewart gekonnt unterkühlt für die Fotograf:innen.
Bild: dpa
Die Lebenshaltungskosten sind deutlich gestiegen, die Löhne nicht - die Nach-Corona-Realität holt nun die Beschäftigten vieler Berufsgruppen ein. Lokführer, Lehrkräfte, Sicherheitspersonal, Beschäftigte in Kliniken, öffentlichem Dienst und im Einzelhandel: Immer wieder streiken in diesem Jahr Menschen für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.
Bild: dpa/Hannes P Albert
Was jahrelang als Utopie abgetan wurde, ist nun Tatsache: Das sogenannte "Deutschlandticket" für 49 Euro im Monat wird am 1. Mai eingeführt - und die verwirrende Kleinstaaterei deutscher Verkehrsverbünde ist plötzlich kein Problem mehr. Kann das wirklich wahr sein? Eine gigantische Nachfrage setzt ein - aber schon nach ein paar Monaten wird die Frage lauter, wie das Angebot langfristig finanziert werden kann. Spoiler: Zu diesem Preis wahrscheinlich nicht.
Bild: dpa/Büttner
"God save the king" singt man in Großbritannien nach mehr als 70 Jahren wieder: König Charles III. folgt seiner verstorbenen Mutter Elizabeth im Mai auf den Thron. Vorher besucht er mit seiner Frau Camilla für drei Tage Deutschland. Er hält die Hälfte seiner Rede im Bundestag auf Deutsch, aber so richtig warm ist er mit der Sprache einiger seiner Ahnen nicht geworden, merkt man ihm an. Mehr Freude dürfte dem leidenschaftlichen Naturschützer ein Besuch im Brandenburger Ökodorf Brodowin gemacht haben. Hier besichtigt er mit Ministerpräsident Woidke und Bundespräsident Steinmeier eine Käserei.
Das Bündnis "Klimaneustart" wollte erreichen, dass Berlin sich verpflichtet, schon bis 2030 klimaneutral zu werden - anstatt wie bisher geplant bis 2045. Aber sein Volksentscheid scheitert deutlich: Mehr als 150.000 Stimmen fehlen, um überhaupt das nötige Quorum zu erreichen. Entsprechend enttäuscht zeigt sich die Unterstützerin Luisa Neubauer. Die Ergebnisse zeigen - wie auch beim Thema Verkehr - eine große Kluft zwischen drinnen und draußen: Innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings hat die Mehrheit der Beteiligten dafür gestimmt, außerhalb dagegen.
Bild: dpa/Bundespresseamt/Jesco Denzel
"Krisenmodus" wird nicht ohne Grund zum Wort des Jahres 2023 gewählt: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) empfängt im Mai den ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Kanzleramt, aber der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist nur eine von vielen Baustellen des Kanzlers. Das Bundesverfassungsgericht kassiert den Finanzplan seiner Regierung ein - diese hat rechtswidrig Steuergeld vom einen in den anderen Topf gesteckt. Nun muss die Ampel deutlich sparen.
Bild: Gonzales Photo
Ende Mai werden Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Til Lindemann bekannt: Junge Frauen sollen bei Konzerten gezielt rekrutiert worden sein, um mit Lindemann backstage Sex zu haben. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen später ein, sie sieht keinen hinreichenden Tatverdacht. Das Stadtmagazin "tip" wählt Lindemann zum "peinlichsten Berliner 2023".
Bild: contrast photoagentur
Vom "Big City Club", der einen dreistelligen Millionenbetrag eines Investors verpulvert, zu einem existenzbedrohten Zweitligisten: Der Absturz von Hertha BSC sucht seinesgleichen, für all die Eskapaden fehlt hier der Platz. Der Abstieg steht am vorletzten Spieltag im Mai nach einem 1:1 gegen den VfL Bochum fest. Der Klub vertraut dem ewigen Pal Dardai und berappelt sich nach einem schwachen Zweitligastart tatsächlich. Diagnose: Da wächst wieder was zusammen.
Bild: dpa/Vladimir Menck
Stress ohne Grund: In mehreren Berliner Freibädern wird es ein nerviger Sommer für viele Badegäste. Besonders das Sommerbad Neukölln muss wegen Randale mehrmals geräumt und geschlossen werden. Die Polizei hat immer wieder Einsätze dort. Mitarbeiter protestieren, so gehe es nicht weiter. Daraufhin werden die Videoüberwachung ausgeweitet und Ausweiskontrollen eingeführt. Die Maßnahmen scheinen Wirkung zu zeigen - es wird ruhiger.
Bild: dpa/Christoph Soeder
Im Juli leben Berliner Love-Parade-Erinnerungen wieder auf: Nur dass die 90er inzwischen ironisch zitiert werden und längst Retro sind. Bei der Techno-Parade "Rave the Planet" ziehen ungefähr 200.000 Raver bei sengender Hitze durch den Tiergarten. Alles bleibt friedlich, aber es sind anscheinend prüdere Zeiten geworden. Die Polizei twittert: "Bitte entkleiden Sie sich nicht auf #ravetheplanet. Teilnehmende haben sich bei uns beschwert."
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Die Löwin ist los - oder? Im Juli verbreitet sich ein Amateurvideo eines vermeintlichen Raubtiers aus der Dunkelheit Kleinmachnows rasend schnell - und schafft es am Ende unter anderem in die New York Times. Schwerbewaffnete Polizisten fahnden in den Wäldern am Rande Berlins nach dem Viech, Eltern sperren ihre Kinder zuhause ein, Journalisten - natürlich auch des rbb - berichten jeden Tag live darüber, dass immer noch nichts passiert ist.
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Was letztlich daran liegt, dass es gar keine Löwin ist - sondern ein Wildschwein. Michael Grubert (SPD), der Bürgermeister von Kleinmachnow, erklärt nach ein paar Tagen Ausnahmezustand den Unterschied anhand von Bildern, die Experten untersucht haben. "Es gibt keine Löwin", sagt Grubert. Weil niemandem was passiert ist, ist es eine hinreißende Geschichte - die man sich wohl noch in vielen Jahren über diesen Sommer erzählen wird.
Bild: rbb/Margarete Neubauer
Im August richten starke Unwetter Schäden in Brandenburg an: Eine Gewitterzelle mit Orkanböen deckt in Brandenburg an der Havel Dächer ab und knickt viele Bäume um. Die heftigen Böen erreichten eine Geschwindigkeit bis zu 148 Kilometern pro Stunde. Weil Versicherungen viele Schäden nicht zahlen, richtet die Stadt sogar einen Nothilfefonds für die Betroffenen ein.
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Anfang Juni rechnen die Brandenburger Landwirte noch mit "durchschnittlichen bis guten Ernteergebnissen" in diesem Jahr. Nach der zermürbenden Trockenheit der Vorjahre sind sie optimistisch - aber dann wird es im Gegenzug viel zu nass und zu kalt. Das Getreide ist lange zu feucht, um es zu ernten und Schimmelpilze versauen die Qualität. Fazit: Eine buchstäblich verhagelte Ernte. Positiv: Es gibt viel weniger Waldbrände als in den vergangenen Jahren.
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"Klimakleber" hat sich als Begriff für die Demonstranten, die die Berliner Stadtautobahn und andere Straßen blockieren, eingebürgert. Die Gruppe "Letzte Generation" will die Bundesregierung zwingen, mehr für den Klimaschutz zu tun. Doch ihr Rückhalt schwindet: Im September sprühen mehrere Mitglieder das Brandenburger Tor mit orangener Farbe an. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage - und die Reinigung kostet mehr als 100.000 Euro.
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Kategorie "Hätte mir das jemand vor fünf Jahren gesagt...": Hertha steigt ab und Union spielt Champions League gegen Real Madrid - im rot erleuchteten Olympiastadion. Bilder für die Ewigkeit. Doch auch die Eisernen müssen die Launenhaftigkeit des Fußballgeschäfts erleben. Der verdienstvolle Trainer Urs Fischer findet keinen Ausweg mehr, Union wird Letzter, in der Champions League ist bald Schluss. Mit seinem Nachfolger Nenad Bjelica stabilisiert sich das Team etwas - jetzt geht es für Spieler und Fans wieder um den Klassenerhalt. Jemand hat sie halt gezwickt.
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Apropos gezwickt: Die Riesenbrüder Moritz (links) und Franz Wagner (rechts) aus Prenzlauer Berg hätte man nach dem 10. September wahrscheinlich wochenlang zwicken können - sie hätten trotzdem geglaubt, zu träumen. Fürs Protokoll: Deutschland ist Basketball-Weltmeister. Ein unfassbarer Satz in einem Land, in dem auch schlechter Fußball fast alles absorbiert. Das Turnier läuft für die Deutschen, als hätte es sich ein kitschverliebter Sportromantiker ausgedacht. Erst besiegen sie die USA, im Finale dann Serbien. Die, die es gesehen haben, werden noch ihre Enkel und Urenkel damit nerven.
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Eine der größten Gemeinheiten im Leben: Man weiß erst was man hatte, wenns weg ist. Auf die Kunstschätze des Pergamon-Museums müssen Besucher:innen nun lange verzichten. Erst nach 14 Jahren Grundrenovierung soll das Museum in Berlin wieder vollständig öffnen können. Am Abschiedswochenende im Oktober stehen die Leute nochmal Schlange.
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Im Laufe des Jahres kommen so viele Geflüchtete und andere Migranten illegal nach Deutschland wie zuletzt 2016. Der Brandenburger Innenminister Stübgen (CDU) und mehrere Amtskollegen fordern den Bund auf, Grenzkontrollen einzuführen. Und der stimmt im Oktober zu. Künftig stehen Auto- und Lkw-Fahrer an den Grenzübergängen wieder länger, zum Beispiel an der deutsch-polnischen Grenze - aber die Zahl der unerlaubten Einreisen sinkt bis November um 60 Prozent. Das liegt auch daran, dass auch andere EU-Länder mitmachen - und am kälteren Wetter.
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Am 7. Oktober richten Hamas-Terroristen ein Blutbad unter Israelis an, ermorden mehr als 1.200 Menschen bei einem Überfall. Drei Hamas-Sympathisanten verteilen am Tag des Pogroms Baklava auf der Neuköllner Sonnenallee und schlachten die Aktion auf Social-Media-Kanälen voll aus. Die PR funktioniert: Bundeskanzler und Bundespräsident reden davon, Demonstranten auf den Straßen werden aufgewiegelt. Viele pro-palästinensische Kundgebungen werden in den Wochen nach den Anschlägen verboten, weil immer wieder Teilnehmer antisemitischen Hass herausschreien und Israel jedes Existenzrecht absprechen. Friedlicher Protest, um auf die zivilen Opfer in Gaza hinzuweisen, dringt lange nicht durch.
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Besonders erschreckend: Auf Gedenkveranstaltungen zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 müssen Jüdinnen und Juden in Berlin von noch weit mehr Polizei geschützt werden, als ohnehin schon. "Nie wieder ist jetzt", lässt der Regierende Bürgermeister Wegner als leuchtende Schrift am Abend des 9. November auf das Brandenburger Tor projizieren. Viele jüdische Menschen in Berlin fühlen sich in diesen Wochen aber alleingelassen und spüren wenig Solidarität, wie sie sagen.
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Diese beiden Knuffel sind Eigentum der Volksrepublik und deshalb müssen sie den Berliner Zoo verlassen: Die Zwillingsbrüder Pit und Paule, immerhin gebürtige Berliner, werden nach China beordert, dem Heimatland ihrer früher nach Deutschland verliehenen Eltern. So war es vertraglich festgehalten. Zu ihrem vierten Geburtstag entsteht noch dieses Erinnerungsfoto samt Torte aus Eis, Gemüse und Früchten. "Panda-Diplomatie" nennt man die wirksame PR der chinesischen Machthaber.
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Anfang Dezember legt sich Schnee übers Land - wie hier auf der Pyramide im Fürst-Pückler-Park in Cottbus. Tagelang bleibt der Zauber erhalten, zur Freude der Kleinen und zum Leid vieler Großer - jedenfalls denen hinterm Steuer. Die Freude am ersten Advent entschädigt vielleicht für die trübe Bescherung: Weiße Weihnachten fallen mal wieder aus.
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Oui, ça marche: Was die Deutsche Bahn vor Jahren verpennt hat, bringt nun die Konkurrenz aus Österreich und Frankreich zurück. Ab Dezember fahren wieder direkte Nachtzüge von Berlin nach Brüssel und Paris. Die Fahrten sind bald auf Monate praktisch ausgebucht. Die Deutsche Bahn verbucht ein bescheidenes Jahr: Sie ist im Fernverkehr so unpünktlich wie seit Jahren nicht mehr, Streiks und Pannen bremsen die Fahrgäste zusätzlich aus. Auch Claus Weselsky taucht wieder auf.
Platz 6: Ausflug einer Berliner Schulklasse endet zum zweiten Mal mit Polizeieinsatz
Die zehnte Klasse einer Berliner Schule geht auf Abschlussfahrt in die Niederlande - als sie Mitte Juli heimkehrt, wird sie am Hauptbahnhof von der Bundespolizei empfangen. Der Gruppe wird Fahren ohne gültigen Fahrschein vorgeworfen. Mehr als 9.000 Euro erhöhtes Beförderungsgeld soll sie bezahlen. Wie so oft, ist die Vorgeschichte aber komplizierter, als sie sich zunächst liest. Was die Meldung besonders macht, ist ein trauriger Umstand: Dieselbe Klasse hat schon auf ihrer letzten Klassenfahrt im Mai Unschönes erlebt. Diesmal in Brandenburg.
Im Freizeitpark Karls Erlebnis-Dorf im Havelland hat es gebrannt. Mehrere Personen wurden leicht verletzt. Der Park wurde geräumt. Ein Übergreifen der Flammen auf das Haupthaus konnte die Feuerwehr verhindern.
Platz 5: Vermisstes fünfjähriges Mädchen ist tot - junger Mann unter Tatverdacht
Die vielleicht erschütterndste Meldung, die wir in diesem Jahr veröffentlicht haben: Ein kleines Mädchen aus Pankow wird an einem Nachmittag im Februar als vermisst gemeldet. Wenig später findet eine Frau die schwerverletzte Fünfjährige im Pankower Bürgerpark. Sie stirbt noch am selben Abend im Krankenhaus. Die Polizei nimmt ihren Babysitter fest: Der 19-jährige soll das kleine Mädchen getötet haben.
Platz 4: Mehrere Menschen bei Brand in Karls Erlebnis-Dorf verletzt
Der Erdbeergigant Karls verkauft nicht nur Früchte, er betreibt auch mehrere Erlebnisparks, zum Beispiel in Elstal im Havelland. An einem Mittag im Juni bricht dort ein Feuer aus. Die Rauchwolken kann man von weitem sehen, die Bilder sind auf schaurige Weise spektakulär. Zum Glück passiert nichts Schlimmeres: Während des Brands sind nur relativ wenige Besucher vor Ort - an einem Dienstagmittag in der Schulzeit und bei eher bescheidenem Wetter. Zehn Menschen werden verletzt, aber niemand ernstlich. Er habe gegenüber den Einsatzkräften ein "Riesengefühl der Dankbarkeit", sagt der Geschäftsführer. Nur einen Tag später kann der Park schon wieder öffnen.
Platz 3: Kein einziger Hinweis auf Löwin - Entwarnung nach Suchaktion um Kleinmachnow
Kommen wir zurück zum Raubtier. Zu jeder guten Geschichte gehört auch der Teil der Erlösung - und die folgt nach 30 Stunden Spekulierens und Mitfieberns: "Nach allem menschlichen Ermessen gehen wir davon aus, dass es keine Löwin ist", sondern ein Wildschwein, teilt Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert mit. Daher sei die aktive Suche eingestellt worden. Es folgt der schöne Zusatz: Sollte sich das Wildschwein wider Erwarten doch noch als Löwin entpuppen, rufe man die Einsatzkräfte selbstverständlich wieder zusammen.
Platz 2: Liveticker zur "freilaufenden Raubkatze": Bürgermeister verteidigt große Suchaktion
Apropos Bürgermeister: Er räumt bald ein, man hätte das Video schon viel früher gemeinsam analysieren sollen - und niemand will ihm da widersprechen. Später überweist er im Namen der Gemeinde als gelungene PR-Aktion, vielleicht auch als eine Art Ablass, eine 500-Euro-Spende an den Zoo Eberswalde. Natürlich für das Löwengehege. Niemand kann bestreiten: Seit diesem Sommer ist der Name Kleinmachnow auf der Landkarte.
Nach der Sichtung einer Raubkatze im Brandenburgischen Kleinmachnow nahe Berlin wird weiter nach dem Tier gesucht. In der Nacht zu Freitag war die Zahl der Einsatzkräfte vor Ort verringert worden.
Platz 1: Trotz "Löwengebrüll" - keine Spur von freilaufendem Raubtier bei Kleinmachnow
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung am Freitagvormittag bibbern wir ja selbst in den Redaktionsstuben fernab der Wälder im Südwesten noch vor dem Raubtier - entsprechend statten wir die Meldung mit einem Foto einer Löwin aus. Die zutreffende Bildbeschreibung der Agenturware lautet: "Archiv: Eine Löwin in freier Wildbahn". Das vermeintliche "Löwengebrüll" aus der Nacht stellt sich dann als Scherz von Anwohnern heraus. Die Savanne Kleinmachnow bleibt bis zum Beweis des Gegenteils löwenfrei. Eine Geschichte, wie aus einem Kinderbuch. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.
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Beides ist widerrechtlich, Selbstjustiz ist es in jedem Fall. Es steht doch genauso drin, dass die Polizei gegen beide ermittelt, offensichtlich ist also auch das Blockieren eben strafrechtlich relevant. Für mich ist das sauber. Hätten Sie es vielleicht etwas lieber gehabt, dass das mehr kontra Blockierer geschrieben ist, weil es Ihrer Meinung entspricht? Habe so einen Eindruck.
Ne. Echt nicht. Ich bin beruflich fast jeden 2. Abend/Nacht im Kaff unterwegs. Ich kenne fast alle KFZ Kennzeichen und weiss, wer wann wen nachts besucht, oder ein neue Freundin um den Block führt. Kenne jeden der 100 Füchse. Jeden Gassigeher und natürlich jeden fast food Besteller. Und auch den, der behauptet hat, er habe am Tage nach der abendlichen Meldung einen Löwen gesehen. Ich weiß sogar, was jener angeschaut hat, anstelle nach dem Löwen zu schauen ;-) und ob die beiden noch zusammen sind...
Nene, weder Clans Freunde noch Drs. Neureich haben so ein Tierchen. Über Reptilien geht's nicht hinaus...
9.
Der Wohnraummangel schaffte es nicht unter die TOP15. Schlechte Aussichten für den neuen Volksentscheid der DW & Co. enteignen. Noch nie hat es ein Volksentscheid in Berlin gebraucht, der es nicht unter die Top15-RBB-Artikel geschafft hat.
Ja ich habe eigentlich auch immer geglaubt, dass es sich wirklich um eine Löwin handelte, die von ihren reichen Besitzern wieder eingefangen wurde und alle anderen einen Maulkorb verpasst bekommen haben!
Ja, die 6 und die 12. Die 12 war einfach nur erschütternd und die 6 definitiv mein Kopfschüttler des Jahres.
6.
In Ihrem Framing blockiert die „Letzte Generation“ um Politiker unter Druck zu setzen. Sie nötigen nicht etwa Passanten um demokratisch legitimierte Entscheidungsträger zu erpressen.
Dagegen greifen die Autofahrer explizit widerrechtlich zu Selbstjustiz. Sie befreien sich nicht etwa aus einer Zwangslage.
Alles eine Frage der Perspektive. Ihre ist eindeutig. Welche wäre eine journalistisch neutrale?
5.
Hmpf. 5 von 15 Nachrichten beschäftigen sich mit dem Katzerl in unserem Kaff... aber wenigstens habe ich auch die ANDEREN, wirklich wichtigen Meldungen gelesen. Und sie waren wichtig und richtig, erzählt zu werden. Für mich wären die Meldungen (und Hintergründe) Nr. 12 und 6 sehr einprägsam und wichtig.
Am Schluss überwiegt dann aber die banale Sensation. Dabei, wenn man weiss, wer später "auch" den sog. Löwen gesehen haben woll(t)e, naja, ja ne, ist klar... das sind die, die nen Löwen mit ner Pussy oder dem Strolchi aus der Sommerfeld Siedlung verwechseln würden *augenroll* man hätte das an Tag 2 bereits abschließen können.
4.
Mich würde mal interessieren, wie oft jeder einzelne Beitrag geklickt wurde. Oder ist das ein Geheimnis?
Bis heute glaube ich ja im Grunde, dass es tatsächlich eine Löwin war,
die noch in der selben Nacht weiterzog. So einen vollendeten Streich,
kann doch kein dahergekommener Anwohner umsetzen.
2.
Oh je, dieses Ranking ist echt peinlich …
1.
Richtige Reihenfolge, die Löwin hat sich das aber auch verdient. Muss mich korrigieren, meinte eigentlich das Wildschwein.