Silvester - Verkauf von Feuerwerk am Donnerstag gestartet
Seit Mitternacht wird Pyrotechnik verkauft, in Berlin hatten Hunderte stundenlang angestanden. Einsatzkräfte sehen sich gut vorbereitet. Das Unfallkrankenhaus Berlin warnt derweil vor einer gefährlichen Mischung aus Alkohol und Böllern.
- Seit Mitternacht darf deutschlandweit Pyrotechnik für den Jahreswechsel verkauft werden
- Der Verband der pyrotechnischen Industrie rechnet mit hohen Umsätzen
- Mediziner warnen davor, Pyrotechnik unter Alkoholeinfluss zu zünden - vor allem Männer unterschätzten die Risiken häufig
Am Donnerstag hat der Verkauf von Böllern und Raketen für die Silvesternacht begonnen. Punkt Mitternacht durfte die erste Pyrotechnik über den Ladentisch gereicht werden. In Berlin-Pankow hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine mehrere hundert Meter lange Schlange von Menschen gebildet. Die Menschen hatten teilweise seit 18 Uhr angestanden, um zu den ersten Kunden zu gehören.
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet für dieses Jahr mit einer ähnlich hohen Nachfrage nach Silvesterfeuerwerk wie im vergangenen Jahr. 2022 hatte die Branche einen Rekordumsatz von 180 Millionen Euro erzielt.
Debatte um generelles Böllerverbot
Ärztevertreter, die Gewerkschaft der Polizei (GdP), Umwelt- und Tierschützer sowie weitere Organisationen fordern auch in diesem Jahr wieder ein generelles Anwendungsverbot für Böller und Raketen und verweisen unter anderem auf die Verletzungsgefahr und die Belastung der Krankenhäuser.
Dagegen wandte sich der Deutsche Städte- und Gemeindebund gegen ein generelles Verbot zu Silvester. "Wir sollten nicht immer nur mit Verboten arbeiten, sondern mit Überzeugung", sagte der Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg.
Böllern unter Alkoholeinfluss - hauptsächlich ein männliches Problem
Der TÜV-Verband appelliert derweil an die Verbraucher, Böller und Raketen nur von seriösen Anbietern zu kaufen und die Sicherheitshinweise zu beachten. "Jeder pyrotechnische Gegenstand kann bei unsachgemäßem Gebrauch zu schweren Verbrennungen oder Verletzungen führen", sagt Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband. Generell gelte, nicht unter Alkoholeinfluss zu böllern.
Dass der Konsum von Alkohol in Verbindung mit dem Zünden von Pyrotechnik fatale Folgen haben kann, zeigt auch eine Erhebung des Unfallkrankenhauses Berlin (UKB): Sie verdeutlicht, dass Schwerverletzte durch Feuerwerke in Berlin auffällig oft männlich sind. "97 Prozent der Bölleropfer sind Männer", heißt es in einer UKB-Auswertung zu rund 150 Patienten, die dort von 2005/06 bis 2022/23 je rund um den Jahreswechsel mit schwerwiegenden Handverletzungen stationär behandelt wurden. "Sie setzen Knall- und Feuerwerk häufiger ein und neigen eher zu risikohaften Verhalten beim Anzünden als Frauen", halten Fachleute der Abteilung für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie fest.
Sorge vor Gewaltexzessen
Einsatzkräfte warnen mit Blick auf den Jahreswechsel vor möglichen erneuten Angriffen mit Böllern. Um den vergangenen Jahreswechsel randalierten in mehreren Berliner Stadtteilen junge Männer mit Böllern und Raketen. Dabei warfen und schossen sie auch Knallkörper auf Polizisten und Feuerwehrleute. In anderen Großstädten spielten sich ähnliche Szenen ab.
In Berlin sind zum Jahreswechsel erneut drei Böllerverbotszonen eingerichtet worden. Am Alexanderplatz, im Steinmetzkiez und im Bereich Sonnenallee darf an Silvester und Neujahr keine Pyrotechnik gezündet werden.
Generelles Böllerverbot in bestimmten Umgebungen
Polizeipräsidentin Slowik sagte am Mittwoch, dass bereits Zivilpolizisten im unterwegs seien, um die Lage in Brennpunkten zu beobachten und Randalierer festzunehmen. Nach den Planungen der Senatsinnenverwaltung sollen beim bevorstehenden Jahreswechsel mehr als 2.800 Polizistinnen und Polizisten zusätzlich zu den üblichen Besatzungen der Streifenwagen unterwegs sein. Auch mehr Staatsanwälte sollen in der Silvesternacht im Dienst sein. Es sei der größte Silvester-Einsatz der letzten Jahrzehnte, so die die Polizeipräsidentin.
Vinzenz Kasch, Sprecher der Berliner Feuerwehr, sagte am Donnerstag im rbb, dass sich auch die Feuerwehr gut auf Silvester vorbereitet sehe. Es gebe eine intensivere Zusammenarbeit mit der Polizei. Man könne nach den Gewaltexzessen des vergangenen Jahres den Einsatzkräften mehr Sicherheit geben.
Verbotszonen gibt es in Brandenburg zwar nicht. Dennoch ist das Zünden von Pyrotechnik in einigen Bereichen grundsätzlich verboten - etwa in der Nähe von Tankstellen, Krankenhäusern, Kirchen, Kinder- und Altenheimen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.12.2023, 8:05 Uhr