Eberswalde - 150 Kilo Kaffee mit dem Lastenrad in Hamburg abgeholt

Do 28.03.24 | 17:22 Uhr
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Jugendliche aus Barnim transportieren mit Lastenrad Kaffee aus Südamerika von Hamburg nach Eberswalde. (Quelle: rbb/P. Gerstner)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.03.2024 | Philipp Gerstner | Bild: rbb/P. Gerstner

Weil die Herstellung und der Transport von Kaffee CO2-intensiv ist, haben Jugendliche aus Barnim 150 Kilogramm Kaffee mit dem Rad von Hamburg nach Eberswalde transportiert. Dabei komplett klimaneutral zu bleiben, klappte am Ende nicht ganz.

Mit etwa 150 Kilogramm Kaffee im Gepäck sind Jugendliche des Kirchenkreises Barnim am Mittwochabend in Eberswalde (Barnim) eingetroffen. Vergangenen Samstag war die Gruppe mit drei E-Lastenrädern nach Hamburg aufgebrochen, um dort den Kohlendioxid-armen und fair trade zertifizierten "Segelkaffee" abzuholen.

Der Kaffee aus Südamerika ist nun in der Eberswalder Waldstadtrösterei angekommen, wo er weiterverarbeitet und verkauft wird. Rund 640 Kilometer hat die Gruppe von vier Jugendlichen und zwei Betreuern über fünf Tage zurückgelegt.

Die Kaffeebohnen stammen aus dem Zentralamerikanischen Staat Honduras. Mit einem Segelschiff wurden sie nach Hamburg transportiert.

Bewusster Konsum von Genussmitteln

Ziel des Projektes sei gewesen, fair gehandelte Lebensmittel in Ostbrandenburg zu etablieren, sagte Viktoria Ebert von der evangelischen Jugend im Barnim dem rbb. Auch sollte die Aktion ein Zeichen für Nachhaltigkeit und bewussteren Konsum von Genussmitteln setzen. Die gesamte Produktions- und Lieferkette des Kaffees werde oft unterschätzt. "Wenn man den Kaffee CO2-neutral haben möchte, dann ist das enorm und bewundernswert, was die Menschen da schaffen", so Ebert.

Dem stimmt auch Heinrich Oehme von der evangelischen Jugend im Barnim zu. "Jugendliche dürfen auch lernen, dass Kaffee ein Luxusgut ist und dass es sich lohnt sich dafür abzustrampeln", so Oehme weiter.

Geplatzter Reifen zu Beginn der Tour

Die Tour sei allerdings nicht ohne Herausforderungen gelaufen, sagte Finn-Eric Schulz, der eines der Lastenräder fuhr, dem rbb. Gerade in den ersten Tagen hätten die Jugendlichen mit viel Regen und Kälte zu kämpfen gehabt. "Wir sind teilweise bei zwei Grad morgens gestartet und wir haben uns vor allem auf unserer Strecke und wie viel wir am Tag schaffen, teilweise deutlich überschätzt", sagte der 20-Jährige. Zudem habe es Streckenabschnitte gegeben, die bergig und windig waren, sagte Noah Dietrich. "Mit viel Gegenwind und keinem Rückenwind, das hat es sehr anstrengend gemacht", so der 15-Jährige.

Doch neben schlechtem Wetter und schwierigen Konditionen sei das schwerwiegendste Malheur schon kurz nach dem Start passiert. Ein Lastenrad fiel am Samstag wegen eines geplatzten Reifens aus. "Das hat uns eine Stunde Zeit gekostet und bei dem engen Zeitkorsett, das wir hatten, war das für den ersten Tag ein richtiger Wermutstropfen", so Oehme.

Begleitfahrzeug für mehr Flexibiliät

Daraufhin hatte die Gruppe entschlossen, ein Begleitfahrzeug einzustellen, welches auch mehr Flexibilität brachte und den Jugendlichen erlaubte, zwischen Etappen kurze Entspannungspausen einzulegen. "Klar wäre es toll gewesen, die Kaffeesäcke die ganze Zeit auf dem Rad hier nach Eberswalde zu bringen. Aber das war letzten endes überhaupt nicht drin. Das ist auch ein Lernprozess, dass zu akzeptieren, dass wir auch Grenzen haben", sagte Oehme. Diese Erkenntnis sei ein Teil der Jugendarbeit und ein wichtiger Lerneffekt.

Ganz klimaneutral blieb die Tour dann also doch nicht. Dennoch sei Oehme glücklich, dass die Gruppe ihr Ziel erreicht habe. "Der Kaffee ist da und es ist toll, dass wir das geschafft haben und dass wir richtig viel Schweiß reingesteckt haben."

Deutschland weltweit größter Kaffee-Importeur

Kaffee ist in Deutschland ein beliebtes Genussmittel. Anbau, Verpackung, Röstung und Transport verbrauchen allerdings viel CO2. Laut einer Studie der Non-Profit-Organisation Greenpeace sind vor allem der Anbau sowie die Zubereitung durch den Endverbraucher ausschlaggebend für den schlechten CO2-Fußabdruck. Den Angaben zufolge entstehen 20 bis 50 Prozent des CO2 beim Anbau. So produziert der Anbau von einem Kilo frischer Kaffeebohnen in Costa Rica oder Nicaragua bei konventioneller Landwirtschaft 0,26 bis 0,67 Kilogramm CO2, heißt es weiter.

Dazu kommen die Emissionen vom Transport nach Europa. Der Greenpeace-Studie zufolge war die EU im Jahr 2019 der weltweit größte Importeur von Kaffee, mit 3,4 Millionen Tonnen importiertem Kaffee - etwa 45 Prozent aller Kaffeebohnen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.03.2024, 15:42 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

21 Kommentare

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  1. 21.

    Tatsächlich relativ viel. Die letzten 100km werden nämlich meist in kleinen Packungen verteilt auf viele KFZ verbracht, wodurch der Energieverbrauch explodiert. Es ist symbolisch, besser wäre es, wenn die Kunden die 2-10 km nicht mit dem KFZ kämen: da stecken die größten Teile.

  2. 20.

    Tja erstmal Respekt für die Leistung. Ob das jetzt nachhaltig war weiß ich aber nicht. Sie haben mehrere Tage gebraucht, d.h. sie mußten ja auch irgendwo schlafen und dort Ressourcen wie Wasser und Strom verbrauchen denn die E Lastenräder müssen ja auch wieder geladen werden. Ein Transporter oder Auto hätte 3 Std nach Hamburg und 3 Std wieder zurück gebraucht. Fazit: bemerkenswerte Aktion aber deutlich längere Transportzeit mit mehreren Leuten und viel Strom Verbrauch. Und etabliert haben sie damit nur den Kaffee aus dieser Tour. Wenn sie dann wieder Kaffee Nachschub brauchen müssten sie es ja weiterhin machen was ich bezweifle.

  3. 19.

    Vielleicht mal etwas genauer lesen, der Kaffee wurde mit dem Segelschiff von Honduras nach Hamburg transportiert.

  4. 18.

    Schade das die Kaffebauern nicht befragt wurden! In Guatemala haben sie mir oft erzählt das unser ach so ökologisches Weltbild für sie eine Katastrophe ist.
    Sie dürfen z.B keinem Pflanzenschutz verwenden, damit man den super ökologischen Ansprüchen einer deutschen urbanen Bevölkerung genügt.
    Das heißt aber auch , daß ihre Kinder nicht zur Schule gehen können da sie auf der Kaffeeplantage bis zum umfallen schuften um das Unkraut zu beseitigen!

  5. 17.

    Besser als irgendetwas zu beschmieren oder sich auf die Straße zu kleben....:-) für Sie und der Redaktion ein schönes Osterfest.
    Ich sorge mal wieder dafür das Ihr alle pünktlich von A nach B kommt......

  6. 16.

    Wie viel CO2 kann beim Transport von Nicaragua nach Hamburg gespart werden, wenn die jungen Leutz den Kaffee in Hamburg mit dem Rad abholen?

    First World Problems…

  7. 15.

    Mir ist es lieber, die Leute beteiligen sich an der Solidargemeinschaft, mit dem Einzahlen für die eigenen Rentenpunkte. Das bringt mehr... und ist noch moralischer.

  8. 14.

    Also ob der Kaffeetransport per Lastenrad von Hamburg in die Republik ein neuer gangbarer Weg ist, wage ich zu bezweifeln. Dann schon eher ab und zu auf Kaffee verzichten zugunsten eines anregenden einheimischen Kräutertees.; ))

  9. 13.

    Schöne Aktion! Versuch macht klug.
    Frage: Wie lassen sich bestimmte Güter von Hamburg nach Eberswalde transportieren? Mit dem LKW, mit dem ...
    Hier ging es um den CO2 Verbrauch und um neue Wege. Nicht mehr mehr nicht weniger.
    @ " die Kommentare " die etwas für Sinnfrei halten, liegt es in der Sichtweise und dem Blickwinkel, ob etwas Sinnbefreit sei. Allen schöne und friedlich Feiertage.

  10. 12.

    Natürlich ist der Effekt vor allem symbolisch. Eine solche Tour ist eine gute Gelegenheit, sich mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen: Ausbeutung der Erzeuger, Auswirkungen auf die Umwelt, Möglichkeiten des Fahrrads als Verkehrsmittel, ... Und es kann ein gutes Gemeinschaftserlebnis sein.
    Ich habe selbst vergleichbare Aktionen mitgemacht. In diesem Fall stört mich nur, dass man sich so schnell für ein "Begleitfahrzeug" entschieden hat. Ein geplatzter Reifen oder andere Pannen gehören zum Radfahren dazu, damit muss man umgehen und nicht aufgeben.

  11. 11.

    In meinen Augen eine sinnbefreite Aktion.
    Doch immer noch besser als irgendwelche Gewaltaktionen von Jugendlichen gegen alle und jeden.

  12. 10.

    Warum sollten das noch mehr junge Leute tun. Kaffe gibt es zur Zeit genug. Uns fehlen Fachkräfte in Industrie, Baugewerbe und Wirtschaft!!!

  13. 9.

    Ich habe immer noch nicht verstanden, was mit der Aktion bezweckt werden sollte.

  14. 8.

    6 Leute brauchen 5 Tage um 150kg zu bewegen. Schöne sportliche Leistung, aber auch ohne das Auto im Hintergrund fällt die Ökobilanz defizitär aus, denn 30 Personen-Tage Radtour führt zu erhöhtem Kalorienbedarf. Dafür fällt mehr CO2 an in der Herstellung der Lebensmittel als der moderne Logistiker verbraucht, um für 50 Euro die Ware von A nach B zu bewegen.

  15. 7.

    Man möge mir meine defätistische Äußerung verzeihen,
    aber da hätte man den Kaffee auch gleich in das Auto laden können.
    Die Idee mag vielleicht gut gewesen sein, die Umsetzung schlecht. Geht man mal davon aus,das so etwas Zukunft hätte, wer würde für den Kaffee geschätzt 30-40 € für ein halbes Pfund Kaffee zahlen?
    Denn die Fahrer oder Fahrerin müssen ja bezahlt werden.
    Was wurde also bewiesen? Spaßaktion mehr nicht.

  16. 6.

    Sehr geile Aktion! Respect an die Jugendgruppe!

    @Mattheis - ich verstehe Ihre Frage nicht! Vielleicht einfach den kompletten Text lesen!!
    @Fragender - welche Werbeaktion ?? Haben Sie den Text auch gelesen??

  17. 5.

    Wieviel Promille CO2 wurden durch die Werbeaktion eingespart?

  18. 4.

    Einfach toll, gefällt mir.

  19. 3.

    Das Begleitfahrzeug sei ihnen verziehen. Respekt vor dieser Leistung - in jeder Hinsicht.

  20. 2.

    Tolle Einstellung und Aktion, klug und konsequent! Ich trinke every Day Espresso und finde das, was diese Jugendlichen da machen, könnten viel mehr Menschen tun!

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