Kriminalität - Brandenburger Polizei zählt mehr Betrugsfälle mit "Enkeltrick"
Die Täter haben es vor allem auf Senioren abgesehen, sie geben sich am Telefon als Familienangehörige aus und nutzen teils massive psychologische Druckmittel. In Brandenburg gibt es immer mehr Fälle von Betrug durch den "Enkeltrick".
Die Polizei in Brandenburg hat im vergangenen Jahr rund 1.520 Betrugsfälle mit dem sogenannten Enkeltrick registriert. Das sind knapp 60 Prozent mehr gemeldete Delikte als im Jahr zuvor, wie aus der Antwort des Innenministeriums in Potsdam auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Uwe Adler hervorgeht. Im Jahr 2019 lag die Zahl der erfassten Straftaten noch bei rund 520.
Der Parlamentarier vermutet zudem eine hohe Dunkelziffer dieser Delikte. Viele Opfer schämten sich die Polizei einzuschalten, nachdem sie auf die Betrüger hereingefallen seien, sagte Adler. Laut Polizei sind Angaben über eine Dunkelziffer nicht möglich.
Täter geben sich als Verwandte in Notsituation aus
Der gelernte Kriminalbeamte Adler verweist in seiner Anfrage auf eine in den letzten Monaten vermehrt registrierte neue Masche des "Enkeltrick-Betruges", den "Kaution-Trick". Dabei geben sich die Betrüger bei ihren Telefonanrufen insbesondere bei älteren Menschen als Staatsanwälte oder Polizisten aus und behaupten, dass Kinder der Angerufenen einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht hätten. Eine Gefängnisstrafe könne aber durch Zahlung einer Kaution vermieden werden, die noch am selben Tag abgeholt werden soll.
Bei der bislang bekannten Variante dieser Betrugsform, dem "Enkeltrick", geben sich die Täter bei ihren Telefonanrufen als Verwandte des Opfers aus. Unter Vorspiegelung einer Notsituation wird der Geschädigte veranlasst, einen bestimmten Geldbetrag an den Täter zu zahlen.
Opfer in sozialen Netzwerken ausgespäht
Die meisten der registrierten Betrugsversuche wurden laut Polizei aus dem Ausland organisiert. Bei rund 85 Prozent der Fälle blieb es allerdings bei dem Versuch, es wurde kein Geld erbeutet.
In seiner Anfrage verweist der SPD-Abgeordnete Adler darauf, dass die Betrüger gut geschult seien und planvoll sowie arbeitsteilig vorgingen. In den sozialen Medien werde im Umfeld der späteren Opfer recherchiert. Bei ihren Telefonanrufen erzeugten die Täter einen hohen psychologischen Druck auf ihre Opfer. Die Gesamtorganisation weise auf ein größeres kriminelles Netz hin.
Senioren im Mittelpunkt polizeilicher Prävention
Wegen der negativen Folgen für das Sicherheitsgefühl und das Vertrauen in die Brandenburger Polizei und Staatsanwaltschaft sei eine schnelle Reaktion des Staates auf die Zunahme und Professionalisierung des Enkeltrickbetruges dringend erforderlich, betont Adler.
Laut Innenministerium stehen Seniorinnen und Senioren als Opfer von Betrugsdelikten "im besonderen Mittelpunkt der polizeilichen Präventionsarbeit". Mit dem Brandenburger Seniorenrat sei ein spezielles Informationsblatt erarbeitet und an Vertreter der Zielgruppen verteilt worden. Zudem soll auf der Homepage des Seniorenrates ein Bereich eingerichtet werden, auf dem über das Thema Seniorensicherheit informiert werde. Auch auf der Internetplattform der Polizei in Brandenburg gebe es verschiedene Warn- und Verhaltensweisen zu aktuellen Formen der Kriminalität, darunter auch zum sogenannten Enkeltrick.
Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 03.04.2024, 07:33 Uhr