Feuerwehrunterricht in Goyatz - "Im Endeffekt ist es egal, wer es macht - Hauptsache es macht jemand"

Sa 29.06.24 | 08:15 Uhr
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Abschlussprüfung im Feuerwehrunterricht (Bild: rbb)
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Audio: Antenn Brandenburg | 28.06.2024 | Franz Kowalski | Bild: rbb

Vor zwei Jahren ist im Dahme-Spreewald-Kreis die erste Schulklasse mit dem Wahlpflichtfach "Feuerwehrunterricht" an den Start gegangen. Das soll das Ehrenamt stärken. Nun hatte der der Jahrgang seine praktische Abschlussprüfung.

"Vor dem TLF angetreten, Marsch!" - Die Worte von Amtswehrführer Frank Schulz sind laut und deutlich - die Zehntklässler der Ludwig-Leichhardt-Oberschule in Goyatz (Landkreis Dahme-Spreewald) sammeln sich vor dem Tanklöschfahrzeug.

Zwei Jahre hatten sie, als erste im Dahme-Spreewald-Kreis, Feuerwehrunterricht. 160 Unterrichtsstunden haben sie hinter sich. Nun steht die Prüfung an. Die Theorie haben alle schon bestanden, jetzt folgt der praktische Teil.

Schüler bei ihrer Abschlussprüfung im Feuerwehrunterricht (Bild: rbb)
Schüler bei ihrer Abschlussprüfung im Feuerwehrunterricht | Bild: rbb

Unterricht und "echte" Ausbildung in einem

Goyatz ist längst nicht mehr der einzige Ort in Brandenburg, an dem "Feuerwehrunterricht" auf dem Stundenplan steht. Es handelt sich dabei ausdrücklich nicht um eine AG, betont Mathias Liebe vom Kreisfeuerwehrverband, der Initiator des Goyatzer Unterrichts. Als Wahlpflichtfach gehört der Feuerwehrunterricht genauso zum Stundenplan wie Deutsch oder Mathe. Allerdings qualifizieren sich die Schüler mit ihrem Abschluss auch für einen Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr. "Sie sind jetzt in der Grundausbildung soweit ausgebildet, dass sie theoretisch ab morgen im Einsatzfall mitfahren können", so Liebe.

Das Ziel des Ganzen ist ganz klar die Nachwuchsgewinnung. Auch, wenn es in vielen Ortswehren mit dem Nachwuchs nicht schlecht aussieht, sind weitere freiwillige Kameraden immer gern gesehen - vor allem solche mit Ausbildung. Bestehen die Schüler ihre Prüfungen, haben sie den Dienstgrad Truppmann 2 beziehungsweise Truppfrau 2 erlangt.

Gruppenprüfung am (simulierten) Böschungsbrand

Teil eins der Prüfung wird in der Gruppe absolviert. Prüfer Christian Pätzold arbeitet hauptberuflich bei der Cottbuser Feuerwehr. Seine Anweisungen sind klar. Es gebe einen Böschungsbrand, erklärt Pätzold den Prüflingen. "Der Angriffstrupp geht zur Brandbekämpfung auf direktem Weg mit dem C-Schlauch vor", sagt er der Gruppe - alle wissen, was zu tun ist.

Zwischen Männer- oder Frauenarbeit wird bei der Feuerwehr nicht unterschieden. Lea-Sophie Noack ist bereits in der Jugendfeuerwehr aktiv und hat sich bewusst auch für den Feuerwehrunterricht entschieden. "Im Endeffekt ist es egal, wer es macht. Hauptsache es macht jemand", sagt die Zehntklässlerin.

Trotz einer kleinen Panne - ein Schlauch ist nicht korrekt an das Verteilerventil angeschlossen - läuft die Gruppenprüfung ohne Probleme. Nun geht es in die Einzelprüfungen.

Einzelprüfung am Fahrzeug

Lea-Sophie Noack geht um das Einsatzfahrzeug herum. Prüfer Christian Pätzold zieht viele der großen Schubladen heraus - darauf Feuerlöscher, Schläuche, Agregate - eben alles, was im Einsatz nötig ist. Ruhig beantwortet sie alle Fragen, beispielsweise welche Arten von Schläuchen sie kennt. Pätzold geht dabei nach einer vorab ausgearbeiteten Checkliste vor.

Am Ende lächelt der Prüfer - Lea-Sophie hat es "sehr sehr gut gemacht". Die Zehntklässlerin senkt den Kopf, kann ihre Freude aber dennoch nicht verbergen.

Auch Madlen Steinchen prüft an diesem Tag, fragt beispielsweise ab, welche Knoten die Prüflinge kennen und beherrschen. Seit 20 Jahren ist die Finanzbeamtin in der Freiwilligen Feuerwehr - selbst auf ihrer Brille steht geschrieben: "Löschen, Bergen Retten, Schützen" - die Aufgaben der Feuerwehr.

Nach allen Einzelprüfung ruft Amtswehrführer Frank Schulz wieder alle Unterrichtsteilnehmer zusammen. Er hat gute Nachrichten, alle haben die Prüfung bestanden. Die Zehntklässler sind damit ausgebildete Feuerwehrleute und können damit auch jederzeit im Ernstfall helfen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.06.2024, 14:10 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Dies überaus schöne Beispiel sollte Schule machen.

  2. 2.

    Auch hier zeigt sich das es ohne Ehrenamt nicht funktioniert. Finanziell sollte die Kommune die FFW wesentlich besser bezahlen. Aber die Haushaltsmittel werden ja für andere Sachen wie externe Anmietung von Unterkünften u.ä. verwendet

  3. 1.

    Eine wunderbare Möglichkeit den Kiddis eine nützliche Perspektive zu zeigen. Sollte als WahlpflichtAG flächendeckend angeboten werden können. Fördergelder sind für diese Projekte auf jeden Fall gut angelegt und vielleicht auch bei der Imigration hilfreich. Viel Erfolg wünsche ich allen.

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