Kritik an Steuererhöhungen - Ryanair streicht sechs Verbindungen vom Flughafen BER
Ryanair will demnächst sechs Orte von Berlin-Brandenburg aus nicht mehr anfliegen. Ab wann, ist unklar. Die irische Fluglinie begründet dies mit gestiegenen Luftverkehrssteuern.
Die irische Fluglinie Ryanair hat angekündigt, ihr Angebot am Flughafen BER um ein Fünftel zu streichen. Das erklärte Unternehmenschef Eddie Wilson am Dienstag in Berlin. Die Zahl der in Schönefeld stationierten Maschinen werde von neun auf sieben reduziert.
Dadurch würden 750.000 Sitzplätze und sechs Strecken weniger angeboten: von und nach Brüssel, Kaunas, Krakau, Luxemburg, Riga und Chania auf Kreta. Ab wann das gilt, hat Ryanair nicht mitgeteilt.
Grund dafür seien die Kosten, erklärte Wilson. "In einer Zeit, in der Berlin eigentlich wachsen sollte, bleibt Ryanair keine andere Wahl, als die Kapazität aufgrund dieser horrenden Flugkosten um 20 Prozent zu reduzieren", so Wilson wörtlich. Die Kapazitäten würden in andere EU-Länder verlagert.
Ein konkretes Datum für die Flottenreduzierung nannte Ryanair zunächst nicht. Auch, wie viele Beschäftigte in Berlin betroffen sind, blieb offen. Auf jede Maschine kämen rund 30 Arbeitsplätze, so Wilson weiter.
Angebot wurde erst vor Kurzem ausgebaut
Erst in diesem Sommer hatte die Fluggesellschaft ihr Angebot in Berlin ausgebaut. Damit fliegt Ryanair derzeit von Schönefeld aus zu mehr als 50 Zielen in Europa. Im vergangenen Jahr steigerte Ryanair die eigenen Passagierzahlen am BER der Flughafengesellschaft zufolge um 15 Prozent.
Mit den Betreibern handelte das Unternehmen im Dezember einen Vertrag für die Errichtung eines eigenen Wartungshangars am Flughafen BER aus. Ob Ryanair an diesen Plänen festhält, blieb offen.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Fluggesellschaft am BER aufgrund hoher Kosten das Angebot reduziert. So hatte Easyjet ihre in Schönefeld stationierte Flotte im Sommer 2022 von zunächst 18 auf elf reduziert. Rund 200 Beschäftigte mussten gehen.
Flughafenverband kritisiert Kosten ebenfalls
Neben Berlin hat Ryanair Standorte in Weeze, Köln, Frankfurt-Hahn, Nürnberg, Baden und Memmingen. Ob auch dort das Angebot reduziert werden soll, teilte die Fluggesellschaft nicht mit.
Der Flughafenverband ADV warnte, dass Deutschland im Luftverkehr aufgrund der hohen Kosten den Anschluss zu verlieren drohe. "Während Standorte im europäischen Ausland prosperieren, würgen die hohen regulativ bedingten Belastungen den Angebotsaufbau der Airlines in Deutschland ab", teilte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel mit. "Die Leidtragenden sind die Passagiere. Viele Verbindungen stehen von deutschen Flughäfen nicht mehr zur Verfügung. Es gebe aber kein Nachfrage-, sondern ein klares Angebotsproblem.
Abschaffung der Luftverkehrssteuer gefordert
Ryanair forderte die Bundesregierung auf, die zum Mai erhöhte Luftverkehrssteuer zurückzunehmen. Anderenfalls werde die Fluggesellschaft ihr Angebot von deutschen Flughäfen im kommenden Sommer um weitere zehn Prozent oder 1,5 Millionen Sitzplätze reduzieren und in Länder mit günstigerer Kostenbasis verlagern.
Die Fluggesellschaft Ryanair verlangte auch abgesenkte Gebühren für die Flugsicherung und einen Verzicht auf die bereits beschlossene Gebührenerhöhung für die Luftsicherheitskontrollen für Passagiere an den Flughäfen.
Seit dem 1. Mai liegen die Steuersätze je nach Endziel der Flugreise zwischen 15,53 und 70,83 Euro pro Ticket. Zuvor waren zwischen 12,48 Euro und 56,91 Euro fällig. In der Regel geben die Anbieter die Kosten an die Passagiere weiter. Die Luftverkehrsbranche kritisiert die höheren Steuern; diese würden den deutschen Standort einseitig belasten.
Eingeführt wurde die Luftverkehrssteuer in Deutschland im Jahr 2011. Sie ist Teil der Umsetzung des Klimaschutzplans 2050. Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer sollen genutzt werden, um Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren, sowie umweltgerechtes Verhalten im Verkehr attraktiver zu machen. Die Mehrwertsteuer auf Bahnfahrten im Fernverkehr wurde im Gegenzug im Jahr 2020 von 19 auf 7 Prozent 2020 gesenkt.
Korrektur: In einer früheren Version dieses Beitrags war zu lesen, dass Easyjet im Jahr ihre am BER stationierte Flotte von 18 auf neun Flugzeuge reduziert hatte. Dies ist inkorrekt. Tatsächlich wurde die Flotte um sieben Maschinen reduziert. Aktuell hat Easyjet elf Flugzeuge am BER stationiert.
Sendung: rbb24 um 13 Uhr, 27.08.2024, 13:00 Uhr