Kritik an Steuererhöhungen - Ryanair streicht sechs Verbindungen vom Flughafen BER

Di 27.08.24 | 18:10 Uhr
  60
Symbolbild: Reisende steigen am Flughafen in eine Maschine der Fluggesellschaft Ryanair ein. (Quelle: dpa/Sorge)
Video: rbb24 | 27.08.2024 | rbb24 um 13 Uhr | Bild: dpa/Sorge

Ryanair will demnächst sechs Orte von Berlin-Brandenburg aus nicht mehr anfliegen. Ab wann, ist unklar. Die irische Fluglinie begründet dies mit gestiegenen Luftverkehrssteuern.

Die irische Fluglinie Ryanair hat angekündigt, ihr Angebot am Flughafen BER um ein Fünftel zu streichen. Das erklärte Unternehmenschef Eddie Wilson am Dienstag in Berlin. Die Zahl der in Schönefeld stationierten Maschinen werde von neun auf sieben reduziert.

Dadurch würden 750.000 Sitzplätze und sechs Strecken weniger angeboten: von und nach Brüssel, Kaunas, Krakau, Luxemburg, Riga und Chania auf Kreta. Ab wann das gilt, hat Ryanair nicht mitgeteilt.

Grund dafür seien die Kosten, erklärte Wilson. "In einer Zeit, in der Berlin eigentlich wachsen sollte, bleibt Ryanair keine andere Wahl, als die Kapazität aufgrund dieser horrenden Flugkosten um 20 Prozent zu reduzieren", so Wilson wörtlich. Die Kapazitäten würden in andere EU-Länder verlagert.

Ein konkretes Datum für die Flottenreduzierung nannte Ryanair zunächst nicht. Auch, wie viele Beschäftigte in Berlin betroffen sind, blieb offen. Auf jede Maschine kämen rund 30 Arbeitsplätze, so Wilson weiter.

Angebot wurde erst vor Kurzem ausgebaut

Erst in diesem Sommer hatte die Fluggesellschaft ihr Angebot in Berlin ausgebaut. Damit fliegt Ryanair derzeit von Schönefeld aus zu mehr als 50 Zielen in Europa. Im vergangenen Jahr steigerte Ryanair die eigenen Passagierzahlen am BER der Flughafengesellschaft zufolge um 15 Prozent.

Mit den Betreibern handelte das Unternehmen im Dezember einen Vertrag für die Errichtung eines eigenen Wartungshangars am Flughafen BER aus. Ob Ryanair an diesen Plänen festhält, blieb offen.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Fluggesellschaft am BER aufgrund hoher Kosten das Angebot reduziert. So hatte Easyjet ihre in Schönefeld stationierte Flotte im Sommer 2022 von zunächst 18 auf elf reduziert. Rund 200 Beschäftigte mussten gehen.

Flughafenverband kritisiert Kosten ebenfalls

Neben Berlin hat Ryanair Standorte in Weeze, Köln, Frankfurt-Hahn, Nürnberg, Baden und Memmingen. Ob auch dort das Angebot reduziert werden soll, teilte die Fluggesellschaft nicht mit.

Der Flughafenverband ADV warnte, dass Deutschland im Luftverkehr aufgrund der hohen Kosten den Anschluss zu verlieren drohe. "Während Standorte im europäischen Ausland prosperieren, würgen die hohen regulativ bedingten Belastungen den Angebotsaufbau der Airlines in Deutschland ab", teilte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel mit. "Die Leidtragenden sind die Passagiere. Viele Verbindungen stehen von deutschen Flughäfen nicht mehr zur Verfügung. Es gebe aber kein Nachfrage-, sondern ein klares Angebotsproblem.

Abschaffung der Luftverkehrssteuer gefordert

Ryanair forderte die Bundesregierung auf, die zum Mai erhöhte Luftverkehrssteuer zurückzunehmen. Anderenfalls werde die Fluggesellschaft ihr Angebot von deutschen Flughäfen im kommenden Sommer um weitere zehn Prozent oder 1,5 Millionen Sitzplätze reduzieren und in Länder mit günstigerer Kostenbasis verlagern.

Die Fluggesellschaft Ryanair verlangte auch abgesenkte Gebühren für die Flugsicherung und einen Verzicht auf die bereits beschlossene Gebührenerhöhung für die Luftsicherheitskontrollen für Passagiere an den Flughäfen.

Seit dem 1. Mai liegen die Steuersätze je nach Endziel der Flugreise zwischen 15,53 und 70,83 Euro pro Ticket. Zuvor waren zwischen 12,48 Euro und 56,91 Euro fällig. In der Regel geben die Anbieter die Kosten an die Passagiere weiter. Die Luftverkehrsbranche kritisiert die höheren Steuern; diese würden den deutschen Standort einseitig belasten.

Eingeführt wurde die Luftverkehrssteuer in Deutschland im Jahr 2011. Sie ist Teil der Umsetzung des Klimaschutzplans 2050. Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer sollen genutzt werden, um Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren, sowie umweltgerechtes Verhalten im Verkehr attraktiver zu machen. Die Mehrwertsteuer auf Bahnfahrten im Fernverkehr wurde im Gegenzug im Jahr 2020 von 19 auf 7 Prozent 2020 gesenkt.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Beitrags war zu lesen, dass Easyjet im Jahr ihre am BER stationierte Flotte von 18 auf neun Flugzeuge reduziert hatte. Dies ist inkorrekt. Tatsächlich wurde die Flotte um sieben Maschinen reduziert. Aktuell hat Easyjet elf Flugzeuge am BER stationiert.

Sendung: rbb24 um 13 Uhr, 27.08.2024, 13:00 Uhr

60 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 60.

    Und seit wann ist Amazon billig?
    Das ist doch nur Marketingmasche. Ein Preisvergleich lohntvimmer um zu sehen ob Amazon tatsächlich billiger als andere ist…

  2. 59.

    Schrumpfen? Fliegen Sie doch einfach mal nach Argentinien und Chile und besuchen Sie die Lithiumabbaugebiete. Da geht es nicht so um Lärm, sondern um Rohstoffe für E-Mobilität. Was ist dort die Umwelt wert, damit hier die CO2 Bilanz schöngeredet werden kann? Warum wehren sich Bürger eines der ärmsten Länder in Europa gegen den Abbau von Lithium in ihrem Land? Die sind dort vom Kosovo-Krieg gebeutelt, die fliegen nicht und werden sich auch kein E-Auto leisten können. Womöglich vergingen sie sich als landwirtschaftliche Hilfskräfte auf einem Gurkenflieger im Spreewald für Mindestlohn bei harter Arbeit, damit das Gurkenglas auch weiterhin für 1,29€ im Supermarkt stehen kann.

  3. 58.

    ...alle sind bestimmt Kunden von Amazon und Co...
    Aha, und woher glauben Sie dies zu wissen. Das ist doch nur ihre Vermutung. Also kann von bestimmt keine Rede sein.

  4. 57.

    Der CO2 Emmissionshandel findet EU weit reguliert statt. Eine Verlagerung von Emissionen ins benachbarte Ausland führt dort somit unweigerlich zu einer höheren Nachfrage und somit ebenfalls höheren Preisen. Der Druck in dem Markt wird nicht mehr geringer werden. Erst wenn wir das Ziel erreicht haben.
    Nun können sich die benachbarten Länder darum kümmern wie sie das Ryanair CO2 aus Ihrer Bilanz bekommen.
    Da Deutschland wie andere Länder auch im Sektor Verkehr nur auf der Stelle tritt, hilft wohl nur diese Stellschraube. Auf den technischen Fortschritt warten ist zu langsam und die genannten Flüge sind Luxus und nicht systemrelevant.
    Tempolimit könnte ich jetzt einwerfen um mal den Wossi in Ihnen zu provozieren.

  5. 56.

    ??? Siehe #52...
    Die Steuererhöhungen wirken dann nicht, wenn das Fliegen auf andere Flughäfen verlagert wird. Es wirkt kontraproduktiv, wenn dadurch Routen mit Zwischenstopps entstehen, die es sonst nicht geben würde. Einfältige erreichen Klimaziele nicht.

  6. 55.

    Seit Jahrzehnten kommt immer wieder das gleiche Gejammer von Ryanair über zu hohe Steuern und Gebühren. Dabei hatten die erst im Frühjahr das Angebot am ach so teuren BER deutlich ausgeweitet, sind aber auch immer schnell dabei, Routen zu streichen, die die eigenen Erwartungen nicht erfüllen.

  7. 54.

    Gut, dass es somit weniger klimaschädlichen Flugverkehr gibt. Die Flugindustrie verdient auf Kosten anderer (Opfer des Klimawandels, Lärmgeschädigte) Geld. Sie muss gesundgeschrumpft werden!

  8. 53.

    Habe mir mal alles durchgelesen und muss Schmunzeln. Alle die hier fleißig auf Rainair rumhacken sind aber bestimmt tüchtige Kunden bei Amazon und Co, denn billig muß sein.

  9. 52.

    Die Steuererhöhungen wirken dann nicht, wenn das Fliegen auf andere Flughäfen verlagert wird. Es wirkt kontraproduktiv, wenn dadurch Routen mit Zwischenstopps entstehen, die es sonst nicht geben würde. Einfältige erreichen Klimaziele nicht.

  10. 51.

    Ich fliege inzwischen öfter sehr gerne u. a. von Wien. Zuerst mit dem Zug nach Bratislava, wo man auch kostengünstig übernachten kann. Von Bratislava ist man ziemlich schnell am Flughafen Wien. Von Wien kann man ganz viele Reiseziele günstig erreichen. Mir reichen die teuren Flüge aus Deutschland, die auch noch immerzu bestreikt oder von Aktivisten der Letzten Generation lahmgelegt werden.

  11. 50.

    Die Geschäftspraktiken von Ryanair sind gegenüber Flughäfen, Mitarbeitern und Fluggästen grundsätzlich fragwürdig.
    Viele Jahre wurden Flüge nach 'Hamburg' angeboten und die Passagiere standen in Lübeck auf dem Acker. Gleiches gilt für Hahn ('Frankfurt') und ('Bergamo').
    Der 'Abzug' von 2 Maschinen bedeutet nur, dass er sie woanders einsetzt, da diese Strecken hier nicht effizient genug sind.
    Das Personal ist dabei nur 'Spielball' und wird 'geheuert' und 'gefeuert'.
    Mit Berlin hat das nix zu tun.

  12. 49.

    Gäbe es eine Nachfrage, wären die paar Euro kein Problem.

  13. 48.

    Ist doch gut. Das spart Geld. Dann werden die Flüge nicht so teuer. Außerdem verdienen auch diese Flugbegleiter für ihre Verhältnisse genug. Sonst würden sie nicht für Ryanair arbeiten. Das einzige was stört und was sich ändern muss sind die Regularien in der EU. Man muss den Leuten wieder einen Herkunftsland-üblichen Lohn zahlen können. Dieser Mist das man den Vorteil von Gastarbeitern unterbindet ist komplett sinnlos und hat keinen Vorteil.

  14. 47.

    Sehr gute Nachricht,
    weg mit diesen Billigheimern. Ryanair hatte ja schon im Vorfeld mit Konsequenzen gedroht, aber das ist in diesem Laden nichts neues und gehört wohl zur Geschäftsphilosophie.
    Wenn ich richtig informiert bin könnte der Flughafen die Gebüren auf Grund der Kredite, die er für den Weiterbetrieb erhalten hat auch gar nicht mehr reduzieren. Das war eine Forderung der Institutionen, die diese Kredite abgesegnet haben.
    Hoffentlich auf nimmer wiedersehen Ryanair

  15. 46.

    Stimmt und Eurowings hat ja angekündigt, Flugkapazitäten weiter vom BER aus aufzustocken. Also wird hier einfach ein Billigstflieger weniger sein.

  16. 45.

    Wenn es am BER mehr Direktflug Erfindungen und ein weniger ausufernden Nachtflugverbot gäbe, könnte man sich den Zubringerverkehr komplett sparen. Also bitte mehr Auslandsdirektflüge speziell abends, dann spart man sich die umwetschädliche innerdeutsche Anreise zu anderen Flughäfen.

  17. 44.

    Mit Eurowings! Geht dann vom BER nach Heraklion, ist auch auf Kreta!! Also, alles machbar!!

  18. 43.

    es ist doch schon verrückt, dass man für einen Euro nach Madrid fliegen kann usw. (Meine Friseurin erzählte, ihre Tochter hätte das gemacht. Als ich einwand, dass da wohl noch Steuern und Flughafengebühren draufgekommen wären, meinte sie, nein, das wäre der Endbetrag gewesen. Aber selbst wenn nicht: Für vergleichsweise popelige Bahn- oder Busfahrten wird mehr Geld verlangt und das darf in Zeiten des Klimawandels einfach nicht mehr sein!!

  19. 42.

    "In einer Zeit, in der Berlin eigentlich wachsen sollte..."
    Und warum sollte es das, nach der Meinung von Herrn Wilson? Feinstes PR-Geschwafel und Ablenken von möglichen eigenen Fehlentscheidungen.
    Ryanair und Konsorten kommen und gehen, so wie sie am meisten absahnen können. Wenn sie gehen, ist es für die Gesellschaft kein Verlust (nur für die betroffenen Beschäftigten, für die ich natürlich hoffe, dass sie schnell wieder etwas finden).

  20. 41.

    >"Dann ab auf die Bahn.Die fährt ja zu 100 % mit Ökostrom. Sagen sie jedenfalls."
    Wäre innerhalb Deutschlands eine Alternative zum Flieger nach München, Hamburg oder FFM. Die nächsten 2 Jahre aber eben nicht so richtig, weil bis 2026 ein Komplettsanierungsprogramm auf den wichtigen ICE Strecken läuft.
    Rein statistisch stimmt das mit den 100% Ökostrom bei der Bahn sicher. Auch wenn dies mal nicht so sein sollte, ist die Bahn auf alle Fälle ökologischer als ein Flieger.
    Flugzeuge haben im europäischen und globalen Verkehr schon ihre Berechtigung. Innerhalb unseres kleinen Landes Deutschlands wäre die Bahn schon gleich schnell von Großstadt zu Großstadt, wenn die Bahn denn so leistungsfähig wäre. Zeitmäßig ginge das schon, wenn man den Fahrt zum Flughafen, die Checkzeiten dort und dann das gleiche Prozedere am Ankunftsflughafen mitrechnet. Bahnhöfe sind allermeist schon mitten der Zielstadt ohne lange Anfahrt und Checkzeiten.

Nächster Artikel