Potsdam-Mittelmark - Wildschweine in Kleinmachnow vermehren sich rasant

Fr 27.09.24 | 14:43 Uhr | Von Philipp Rother
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Archivbild: In und um den brandenburgischen Ort Kleinmachnow gibt es sehr viele Wildschweine. (Quelle: dpa/Jablonski)
Bild: dpa/Jablonski

Innerhalb eines Jahres soll sich die Zahl der Wildschweine in den Wäldern Kleinmachnows auf 600 verdreifacht haben. Täglich und zu jeder Tageszeit treffen Mensch und Tier mittlerweile aufeinander. Und bald beginnt die Rausche. Von Philipp Rother

In den Wäldern rund um Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) leben immer mehr Wildschweine. Nach Angaben der Initiative "Weniger Wildschweine" ist die Population in einem Jahr von 200 auf über 600 gestiegen.

Die Jagdgenossenschaft Stahnsdorf-Kleinmachnow nenne diese Zahlen, konkretisierte Barbara Schlesinger von der Initiative im Gespräch mit dem rbb. Die Jagdpächter haben das weitläufige Gebiet demnach mit Wildtierkameras und Drohnen genau analysiert. Bereits im August hatten die neuen Jagdpächter der Gemeinde Kleinmachnow diese Zahlen genannt [kleinmachnow.de].

Tiere plündern Mülltonnen und durchwühlen Gärten

Die Wildschweine dringen regelmäßig in Wohngebiete ein - besonders rund um den Stolper Weg, der als einer der am stärksten von Wildschweinen heimgesuchten Orte in Kleinmachnow gilt. Die Tiere sind alles andere als scheu, plündern Mülltonnen und durchwühlen Gärten. Sie stellen sich, wie Anwohnerinnen und Anwohner berichten, auch immer öfter Menschen in den Weg. Auch Kinder auf ihrem Weg zur Schule seien betroffen gewesen.

"Die Populationsdichte ist mittlerweile so hoch, dass Menschen tagtäglich zu jeder Tageszeit auf Wildschweine treffen", erklärte Schlesinger. Sie wünscht sich wie viele andere auch eine Reduzierung der Population: "Es muss Unruhe in die Rotten gebracht werden – das sichere Wohnzimmer muss ungemütlich werden."

"Fakt ist, dass die Untere Jagdbehörde und die neuen Jagdpächter einvernehmlich einen deutlich höheren jährlichen Abschussplan vereinbart haben und dass unsere Jagdpächter und die ihnen unterstellten Jäger auf einem guten Weg sind, diesen einzuhalten", teilte die Gemeinde Kleinmachnow dem rbb auf Nachfrage mit.

Schlesinger geht noch weiter: Es sei eine Ausnahmegenehmigung nötig, dass die Wildschweine auch innerörtlich in befriedeten Bereichen geschossen werden dürfen. "So treiben wir die Wildschweine zurück in den Wald. Aktuell wird außen geschossen, daher gehen sie in die Stadt."

Rausche beginnt im November

Die Gemeinde Kleinmachnow hat im Wald bereits eine Drückjagd durchgeführt. Es gab aber starken Protest. Eine weitere Drückjagd wird es deshalb nicht geben. Es wurde in diesem Jahr auch schon zweimal Vergrämungsfutter ausgelegt. Auch Duftfahnen wurden aufgestellt. Ziel aller Maßnahmen sei es, die Tiere aus den Wohngebieten zu locken, teilte die Gemende mit. Bisher griffen die Maßnahmen aber nicht. Den Einsatz von Fallen lehnen die Jagdpächter ab, die Tiere sollen außerhalb der befriedeten Bereiche bejagt werden. Darüber hinaus sollen vor allem die "Problemtiere" identifiziert werden.

Die Situation wird in Kleinmachnow von vielen Anwohnern als problematisch empfunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert, heißt es vielerorts. Und in den kommenden Wochen wird es nicht besser: Im November beginnt die Paarungszeit, die sogenannte Rausche, der Wildschweine. "Dann steigt die Nervosität und die Aggressivität in den Rotten wieder", prophezeite Schlesinger.

Wildschweine in Kleinmachnow auf einem Parkplatz. (Quelle: rbb/Ziemann)Wildschweine in Kleinmachnow gesichtet.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.9.2024, 5 Uhr

Beitrag von Philipp Rother

45 Kommentare

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  1. 45.

    Ich bin selbst von diesem WS Problem betroffen. Und Vergrämungsmittel, bestimmte Duftstoffe durch den Einsatz der Gemeinde haben nichts gebracht. Wir hoffen, dass die Untere Jagdbehörde endlich die Ausnahmegenehmigung für das innerörtliche Schießen erteilt! Das ist hier kein Zustand mehr. Die WS sind zu jeder Tages und Nachtzeit im Ort unterwegs und sind mittlerweile angepasst. Einer unserer Jagdpächter meinte letztens zu einer Freundin von mir, dass man ja auch die WS Schützen muss. Heißt vor sich selbst. Die Bachen, weil dauerhaft Frischlinge aufgezogen werden müssen, sind zunehmend aggressiv und genervt von ihren Jungen. Da die Frischlinge durch den veränderten Lebensraum und Umstände keinen für WS normalen Tag und Nachtrhythmus haben. Sie fressen aus Mülltonnen. Das ist keine Nahrung, die sie normalerweise aufnehmen. Abgesehen von den Schäden, die sie verursachen. Die Menschen haben Angst vor diesen Begegnungen. Und es werden rasant immer mehr!

  2. 44.

    Mit ,,herrschen'' meint Gott aber nicht quälen, sondern führen, hegen und pflegen, bon?

  3. 43.

    Wir können uns gerne unterhalten. Ich bin oft da, wo die Schweinderl sind :-)

    Und an den ungehaltenen Herrn, der meint, dass Häuser, die 20 Jahre, also nach der Wende gebaut wurden, die Vorherrschaft des Menschen manifestieren, dem sei der Wimpernschlag in der Evolution noch einmal zum Googlen nahegelegt. Andere haben den Begriff Fliegenschiss verwendet. Mache ich seither ungern.

  4. 42.

    Einfach mehr jagen und aufessen.

  5. 41.

    Tja, is blöd, wenn das Verhältnis ins unverhältnismäßige driftet. ;-)

  6. 40.

    Ich bin zwar in keiner Kirche, aber "Bibel" war echt gut.
    1. Mosebuch – Kapitel 1, Vers 28
    "... Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht."
    Und wenn mans macht wird auch wieder gemeckert - hör' mir doch einer auf.

  7. 39.

    Tja, schonmal doof, wenn man Tatsachen verkennt, weil Natur zwar buchstabiert wird aber nicht kapiert. Ja, Mensch verdrängt durch den Expansionsdrang Natur und Tiere, das ist eine nicht zu negierender Wahrheit und es gibt Kulturfolger, die durch dummes Verhalten einiger Menschen, noch angezogen werden. Es gehört aber auch zur Realität, dass Siedlungen keine wildtierfreie Reservate für Homo Sapiens Erectus sind, waren und sein werden. Das Verhalten der Menschen muss sich anpassen, nicht, dass der wilden Tiere. Ach so: Tiere gab es tatsächlich schon weitere Vorstellungen den Menschen. Kann man nachlesen in wissenschaftlichen Abhandlungen und sich in oder Bibel bzw dem Koran. Drei völlig verschiedene Ansätze, aber in dieser Sache gleich.

  8. 38.

    Ich hoffe für Sie, das Sie in Kleinmachnow leben, welche Wildgerechte möglich würden Sie empfehlen. Jetzt erzählen Sie bitte nicht, die die Tiere waren eher da als der Mensch, oder wir Ihnen die Lebensräume nehmen, dort wo die Wildschweine sich aufhalten, stehen schon seit mindestens 20 Jahre Häuser.

  9. 37.

    Falsch! Hören Sie doch auf damit, die Erkenntnisse sind andere. Durch die Bejagung erhöht sich nur die Population, Sie kennen sich hier nicht aus!

  10. 36.

    Liest sich putzig. Und nicht ganz daneben. Allerdings sieht nicht jeder solch pfotige Begegnungen entspannt wie Sie. Ich tät mich gern mit Ihnen unterhalten... genau, weil ich ähnliche Erlebnisse habe... schönes Wochenende

  11. 35.

    Erfolgte ein konsequenter und kontinuierlicher Reduktionsabschuss, ließen sich die Schwarzwildbestände schon unter Kontrolle bringen. Leider fehlt es hierzu einerseits am nötigen Engagement, andererseits drohen schwere Konflikte mit ideologiegeleiteten Tierschützern.

  12. 34.

    Dankeschön für diesen klugen und herzerwärmenden Kommentar (Da schlafen die Schweinderl friedlich! )!
    Man kann und muß friedlich zusammen leben.

  13. 32.

    Noch ein Tipp: wenn Derk Ehlert mal wieder einen Vortrag in den Kammerspielen oder so hält, hingehen! Wirklich aufschlussreich, um die Tiere zu verstehen.

  14. 31.

    Bitte jetzt mal ehrlich: wann und wo sind Sie hier im Ort mal einem JÄGER im Einsatz begegnet? Ich noch nie! Wir sollen ja auch immer melden, wo die Rotten sind. Klar, Büro ist von 8-16:30 Uhr besetzt. Da schlafen die Schweinderl friedlich! Unser verschlaferner Ort muss halt mit den nachtaktiven Rotten leben. Durch Bejagung die Vermehrungsfreudigkeit anzuregen :-) halte ich für keine so gute Idee.

    Vielleicht sollten wir abends Speisereste in Zehlendorf auslegen, dann gehen sie da hin *sorry*

    Mein Igel macht übrigens gerade hübsche Löcher in den Rasen... :-) bin ich froh, dass er noch lebt!

    Der Waschbär hat neulich mit dem Dobermann im Haus gezankt. Einer draußen, einer drin. Süß!

    Platz ist hier für jeden.

  15. 30.

    Ein gutes Beispiel, wie es z.Z. überall, in allen Bereichen auch läuft: „Faulis“ diskutieren alle Argumente des Nichtsmachens. Schlimmer noch, diejenigen, die was machen wollen, werden moralisierend zurückgewiesen. Nur „Fauliargumente“ sind zugelassen? Man dreht sich im Kreis. Lösungen, ohne Anstrengungen gibt es nicht. Nirgends.

    P.S. Wer sich eine Katze anschafft weiß, dass diese die Nachbarn belästigen wird... und das hat Folgen wie man wahrgenommen wird.

  16. 29.

    Die Wildschweinbestände wachsen seit Jahrzehnten. Trotz oder vielleicht wegen der immer stärkeren Bejagung. Da in KLM seit Jahren sprichwörtlich hinter dem Gartenzaun und über Waldwege hinweg geschossen wird, ist es kein Wunder, daß Anwohner protestieren. Bisher hatten die Jäger Glück, daß niemandem etwas passiert ist, insbesondere bei der unangekündigten Drückjagd durchs Wohngebiet. Wildschweine sind von Natur aus friedlich, aber einer großen flüchtenden Rotte möchte ich nicht entgegenkommen. Man muß verhindern, daß die Wildschweine im Ort gefüttert werden/Mülltonnen und Gärten plündern, man muß Vergrämungsmittel einsetzen. Jagd im Ort ist riskant und bringt keine dauerhafte Bestandsminderung.

  17. 28.

    Hier stellt sich doch die Frage, warum Kleinmachnow statt steinreich immer mehr schweinreich wird. Da scheint die Jagd eher zur Vermehrung der Wildschweine anzuregen. Ich finde es sehr gut, dass die Jäger sich gegen eine Fallenjagd aussprechen und es auch mit Vergrämung versuchen. Solche Methoden sollten viel mehr gesucht und unterstützt werden. Jagd innerhalb eines Ortes ist vielleicht eher eine linkische und populistische Methode. Wir haben die Natur durcheiander gebracht und Töten ist nicht dad Mittel sie wieder etwas in Ordnung zu bringen.

  18. 27.

    In der Tat, ein derart hoher Schwarzwildbestand ist problematisch. Um so unverständlicher daher, dass es gegen Eindämmungsmaßnahmen der Jägerschaft zu Protesten gekommen ist. Gerade Jäger/innen handeln normalerweise in höchstem Maße verantwortungsvoll und schließen Gefahren für Anwohnende weitestgehend aus.

  19. 26.

    Ich beobachte fast jede Nacht die Wildschweine, halte gerne gefühlt mitten in der Rotte 5 min mit dem Pkw (Warnblinker) an und höre und sehe ihnen beim Art-typischen Wühlen zu :-) begegnen sie mir zu Fuß, warte ich ebenfalls. Das ist IMMER im Dunklen!! Nachts.

    Mein Nachbar fand sich nachts mit seinem Dobermann in der Rotte wieder, ich habe ihn rausgeholt, der einzig aggressive war der KAMPFHUND!! Der ist mir im Hausflur manchmal echt unheimlich...

    Auch die Gemeinde muss Zäune kaufen, Spielplatztore müssen dann aber von den saufenden Jugendlichen auch geschlossen werden! Mach das mal mit 2 Promille...

    Wache, nüchterne Autofahrer müssen auch nicht in die Rotte heizen. Kampf-Radler können warten oder ausweichen. Meine Mülltonne wurde Dank Tüten noch nie geplündert.

    Man arrangiert sich doch auch mit Kollegen, also bitte: fahrt mal Puls runter, und echte Gefahren wählt der Mensch selber, im Wahlbüro....

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