Potsdam-Mittelmark - Wildschweine in Kleinmachnow vermehren sich rasant
Innerhalb eines Jahres soll sich die Zahl der Wildschweine in den Wäldern Kleinmachnows auf 600 verdreifacht haben. Täglich und zu jeder Tageszeit treffen Mensch und Tier mittlerweile aufeinander. Und bald beginnt die Rausche. Von Philipp Rother
In den Wäldern rund um Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) leben immer mehr Wildschweine. Nach Angaben der Initiative "Weniger Wildschweine" ist die Population in einem Jahr von 200 auf über 600 gestiegen.
Die Jagdgenossenschaft Stahnsdorf-Kleinmachnow nenne diese Zahlen, konkretisierte Barbara Schlesinger von der Initiative im Gespräch mit dem rbb. Die Jagdpächter haben das weitläufige Gebiet demnach mit Wildtierkameras und Drohnen genau analysiert. Bereits im August hatten die neuen Jagdpächter der Gemeinde Kleinmachnow diese Zahlen genannt [kleinmachnow.de].
Tiere plündern Mülltonnen und durchwühlen Gärten
Die Wildschweine dringen regelmäßig in Wohngebiete ein - besonders rund um den Stolper Weg, der als einer der am stärksten von Wildschweinen heimgesuchten Orte in Kleinmachnow gilt. Die Tiere sind alles andere als scheu, plündern Mülltonnen und durchwühlen Gärten. Sie stellen sich, wie Anwohnerinnen und Anwohner berichten, auch immer öfter Menschen in den Weg. Auch Kinder auf ihrem Weg zur Schule seien betroffen gewesen.
"Die Populationsdichte ist mittlerweile so hoch, dass Menschen tagtäglich zu jeder Tageszeit auf Wildschweine treffen", erklärte Schlesinger. Sie wünscht sich wie viele andere auch eine Reduzierung der Population: "Es muss Unruhe in die Rotten gebracht werden – das sichere Wohnzimmer muss ungemütlich werden."
"Fakt ist, dass die Untere Jagdbehörde und die neuen Jagdpächter einvernehmlich einen deutlich höheren jährlichen Abschussplan vereinbart haben und dass unsere Jagdpächter und die ihnen unterstellten Jäger auf einem guten Weg sind, diesen einzuhalten", teilte die Gemeinde Kleinmachnow dem rbb auf Nachfrage mit.
Schlesinger geht noch weiter: Es sei eine Ausnahmegenehmigung nötig, dass die Wildschweine auch innerörtlich in befriedeten Bereichen geschossen werden dürfen. "So treiben wir die Wildschweine zurück in den Wald. Aktuell wird außen geschossen, daher gehen sie in die Stadt."
Rausche beginnt im November
Die Gemeinde Kleinmachnow hat im Wald bereits eine Drückjagd durchgeführt. Es gab aber starken Protest. Eine weitere Drückjagd wird es deshalb nicht geben. Es wurde in diesem Jahr auch schon zweimal Vergrämungsfutter ausgelegt. Auch Duftfahnen wurden aufgestellt. Ziel aller Maßnahmen sei es, die Tiere aus den Wohngebieten zu locken, teilte die Gemende mit. Bisher griffen die Maßnahmen aber nicht. Den Einsatz von Fallen lehnen die Jagdpächter ab, die Tiere sollen außerhalb der befriedeten Bereiche bejagt werden. Darüber hinaus sollen vor allem die "Problemtiere" identifiziert werden.
Die Situation wird in Kleinmachnow von vielen Anwohnern als problematisch empfunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert, heißt es vielerorts. Und in den kommenden Wochen wird es nicht besser: Im November beginnt die Paarungszeit, die sogenannte Rausche, der Wildschweine. "Dann steigt die Nervosität und die Aggressivität in den Rotten wieder", prophezeite Schlesinger.
Sendung: Antenne Brandenburg, 25.9.2024, 5 Uhr