Fazit der Stadt - Mehr als die Hälfte der Probewohnenden will in Guben bleiben

Mi 25.09.24 | 11:29 Uhr | Von Aline Anders-Lepsch
  3
Blick von der Stadtbrücke Guben-Gubin Richtung Guben (Foto: rbb/Schneider)
rbb/Schneider
Video: rbb24 Brandenburg AKtuell | 25.09.2024 | Aspasia Opitz | Bild: rbb/Schneider

Mit kostenlosem Probewohnen wollte Guben neue Einwohner anlocken - und landete so auch in den Schlagzeilen. Doch die Aktion war für die Stadt nicht nur PR, zehn von 16 Parteien wollen bleiben. Andere brauchen gar keine Probe. Von Aline Anders-Lepsch

Schon seit den 1980er Jahren sinkt die Einwohnerzahl von Guben (Spree-Neiße) kontinuierlich. Das Stadtmarketing kam deshalb auf eine Idee: ein kostenloses Wohnen auf Probe, inklusive möblierter Wohnung, Praktikumsplatz und auch Gutscheinen und Flyern, um die Heimat auf Probe auch kennenlernen zu können.

Im Februar hatte die Stadt ihren Aufruf gestartet - 33 Bewerbungen gingen ein. Mehr als die Hälfte der Bewerbungen kam aus Berlin, andere kamen auch aus der Nähe von Hamburg oder München. Vor allem Paare und Familien hatten sich für das Probewohnen interessiert, 18 von ihnen wurden schließlich ausgewählt. Von dem am Ende 16 übriggebliebenen Parteien, also Einzelpersonen, Paaren oder Familien, wollen nun, zum Ende der Aktion, zehn in Guben bleiben.

Kaum Rückkehrer

"Wir sind total beeindruckt, wir hätten nicht gedacht, dass das so gut ankommt", sagt Linda Geilich, Koordinatorin bei der Willkommensagentur "Guben tut gut" und mitverantwortlich für das Probewohnen. Eine der zehn bleibewilligen Parteien habe sich bereits umgemeldet.

Die meisten Interessenten würden Guben dabei noch gar nicht kennen, sagt Geilich. Es seien also weniger Rückkehrer, sondern echte Neu-Gubener - zwischen Mitte 20 und Mitte 60. Eine Projektkoordinatorin sei darunter, ebenso wie ein Arzt, der mit seiner Familie nach Guben ziehen wolle.

Die Rede ist von Familie Jajanashvili aus Georgien. Sie hatten den Aufruf bei Facebook gesehen und nicht daran geglaubt, einen Platz zu bekommen, wie Keti Jajanashvili sagt. Mit ihren zwei Kindern kam sie nach Guben, zunächst auf Probe. Ihr Mann arbeitet im Naemi-Wilke-Stift, dem Krankenhaus von Guben. Sie selbst kann ihren Job bei einer Bank dank Home-Office weitermachen.

"Ich habe wirklich nicht erwartet, dass die Wohnung so super sein würde. Die Kinder fühlen sich auch wohl hier", sagt Keti Jajanashvili. Sie geht nach ihrem Probeaufenthalt davon aus, in Guben zu bleiben.

PR-Aktion für die Stadt

Nicht nur die Probewohnenden profitieren von der Aktion - für Guben war es ein kleiner PR-Coup. Denn Linda Geilich hat nun täglich mindestens zwei Anrufer, die sich ein Leben in der Neißestadt vorstellen könnten. Darunter war auch Julia Weißenberg aus Berlin. Sie hat von dem Probewohnen gehört, sich über Guben informiert - und ist direkt in die Stadt gezogen, ganz ohne Testlauf.

Ihre Familie habe ihr geraten, sich für das Probewohnen zu bewerben - doch sie habe kurzerhand selbst nach Wohnungen gesucht, erzählt sie. Und Julia Weißenberg ist kein Einzelfall.

"Das Spannende an der Aktion Probewohnen ist ja, dass die Teilnehmerzahl relativ gering ist, aber die Aufmerksamkeit für unsere Stadt so hoch ist, dass jetzt auf einmal ganz viele Anfragen kommen", sagt der Chef der Gubener Wohnungsgesellschaft, Martin Reiher.

Nun gibt es Überlegungen, das Probewohnen auch im kommenden Jahr noch einmal anzubieten.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 24.09.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Aline Anders-Lepsch

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

3 Kommentare

  1. 3.

    Ich würde auch gerne, nach 23 Jahren im immer schlimmer werdenden Berlin, in meine ehemalige Heimatstadt nach Südbrandenburg zurückkehren, habe aber eines nicht bedacht. Die katastrophale ärztliche Versorgung dort. Nichtmal Hausärzte nehmen Neupatienten auf. 2 Jahre Wartezeit. Von Fachärzten ganz zu schweigen. In Berlin geht's ja noch mit Ärzten. Mein Gott, wie ich die DDR vermisse! 35 Jahre Deutsche Einheit und dank unfähiger Politiker bricht unsere Infrastruktur zusammen.

  2. 2.

    Noch besser wäre es, wenn diese schöne PR-Aktion mit einem echten Fazit ausgewertet wird: Wieviele bleiben....statt „will bleiben“. Ein riesen Unterschied?... Und viel glaubhafter.

  3. 1.

    Guben ist tot. Wie viele andere Orte in Brandenburg (nicht nur). Das Durchschnittsalter ist extrem hoch. Da lässt sich nichts mehr machen. Wenn Zuwanderung, will man auch nur Biodeutsche.
    Der Zug ist abgefahren.

Nächster Artikel