S-Bahn-Sperrungen - Kaputter Fahrstuhl an S-Bahnhof zwingt Menschen mit Behinderung zu Umwegen
Dass der Aufzug nicht fährt, ist an Berliner Bahnhöfen nichts Ungewöhnliches. Für Menschen, die auf ihn angewiesen sind, ist das ein großes Problem. In Heinersdorf gibt es wegen Bauarbeiten gerade Ersatzverkehr - und das macht die Sache noch schwieriger.
Menschen mit eingeschränkter Mobilität am S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf haben momentan wegen eines defekten Fahrstuhls größere Probleme, mit dem ÖPNV ins Berliner Zentrum zu gelangen. Das liegt an Bauarbeiten der S-Bahn im Berliner Norden, die seit Montag laufen. Ein betroffener Nutzer machte rbb|24 auf das Problem aufmerksam, die S-Bahn bestätigte den Fall am Dienstag auf Anfrage.
Die S-Bahn hat wegen der Bauarbeiten einen Schienenersatzverkehr auf der Strecke der S2 zwischen Pankow-Heinersdorf und dem Nordbahnhof eingerichtet. Der Fahrstuhl am S-Bahnhof ist allerdings seit dem Sommer immer wieder kaputt. Das zeigen Daten des Portals "BrokenLifts", das mit Hilfe von Informationen der S-Bahn und der BVG aktuell defekte Fahrstühle im Berliner ÖPNV bekannt gibt [brokenlifts.org].
Bauarbeiten bis 13. November geplant
Demnach wurde der Defekt am 18. Juni gemeldet, als repariert galt er dann am 12. Juli. Eine Viertelstunde danach kam die nächste Meldung: wieder kaputt. Diesmal dauerte es bis zum 23. August, einen Tag später war wieder Schicht im Schacht. Seitdem fährt nichts.
"Damit gibt es für Fahrgäste aus Blankenburg, Karow, Buch usw. keinerlei Möglichkeit, zum Schienenersatzverkehr zu gelangen, sofern man mit der S-Bahn in Pankow-Heinersdorf ankommt und auf einen Fahrstuhl angewiesen ist", kritisiert der rbb|24-Nutzer, der selbst auf den Fahrstuhl angewiesen ist - wie beispielsweise auch ältere Menschen und Eltern mit Kinderwagen. Wegen der Bauarbeiten gebe es anders als bei den anderen zahlreichen Fahrstuhldefekten keine Umfahrungsmöglichkeit. Die Arbeiten sollen - wenn alles nach Plan läuft - bis 13. November abgeschlossen sein.
Rufbus soll Betroffene von Ersatzverkehrshalt zu barrierefreiem Bahnhof bringen
Ein Sprecher der S-Bahn sagte dem rbb, der Aufzug werde gerade erneuert. "Beim Abbau des alten Aufzugs sind vorher nicht absehbare Schäden zutage getreten. Deswegen konnte die Modernisierung nicht wie geplant bis zum Beginn der Sperrpause abgeschlossen werden", sagte er.
Die S-Bahn hat eigenen Angaben zufolge einen Rufbus eingerichtet, damit Reisende mit eingeschränkter Mobilität den Ersatzverkehr barrierefrei nutzen können. Laut des Sprechers können ihn Fahrgäste unter der Telefonummer 030/86096660 anfordern. Der Rufbus soll dann zwischen dem jeweiligen Ersatzverkehrshalt und dem nächsten Bahnhof mit barrierefreiem Zugang (lies: funktionierendem Fahrstuhl) fahren.
Bis es am S-Bahnhof Heinesdorf wieder per Knopfdruck nach oben und unten geht, wird es laut der S-Bahn noch mehrere Wochen dauern. Der neue Aufzug werde "voraussichtlich Ende November in Betrieb gehen können".
Neues Zugsicherungssystem wird eingeführt
Laut einer Erhebung im Auftrag des Senats nutzen etwa 75 Prozent der Menschen mit Behinderungen in Berlin häufig den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) [institut-fuer-menschenrechte.de]. Ende 2023 lebten in Berlin insgesamt 333.320 schwerbehinderte Menschen [statistik-berlin-brandenburg.de], denen ein Grad der Behinderung von mindestens 50 zuerkannt wurde. Wieviele Menschen in Berlin nicht oder nur eingeschränkt gehen können, lässt sich nur schätzen, da nicht alle ein amtliches Feststellungsverfahren zur Ermittlung eines Behinderungsgrads durchlaufen haben.
Für alle Fahrgäste der S-Bahn ist die Fahrt durch den Norden wegen der Arbeiten gerade komplizierter. Die Strecke Nordbahnhof – Bornholmer Straße – Alt Reinickendorf/Pankow-Heinersdorf, die von der S25 bzw. S2 bedient wird, wird seit Montag nicht mehr mit Zügen befahren. Zwischen Nordbahnhof und Pankow-Heinersdorf bzw. Nordbahnhof und Alt-Reinickendorf fahren Schienenersatzbusse. Zwischen Heinersdorf und Blankenburg fährt ein Pendelzug im 10-Minuten-Takt. Die Ringbahn-Strecke zwischen Greifswalder Straße und Wedding ist schon länger gesperrt. Grund für die Einschränkungen ist die Inbetriebnahme des Zugsicherungssystems ZBS. Das System überwacht die Züge während der Fahrt und ersetzt künftig die wartungsintensiven mechanischen Fahrsperren.