Online-Meldeportal "Maerker" - Brandenburger melden über 330.000 Missstände - von Müll bis Parkvergehen
Seit 15 Jahren können Brandenburger im Netzportal "Maerker" auf Probleme hinweisen. Im besten Fall nehmen sich die rund 130 Teilnehmer-Kommunen der Sache an, wie eine illegale Entsorgung im Oderland zeigt. Eine Plattform für Streitigkeiten sei der "Maerker" aber nicht.
Illegal im Wald abgeladener Müll oder eine defekte Straßenlaterne. Entdeckungen wie diese können Brandenburger beim "Maerker" melden. Seit nunmehr 15 Jahren gibt es das Online-Bürgerportal des Landes [maerker.brandenburg.de] und noch immer wird es genutzt, wie ein Beispiel aus Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) zeigt.
Illegale statt teurer Entsorgung bei Herzfelde
Mit schwerem Gerät rücken dort am Montagmorgen die Männer vom Bauhof Rüdersdorf und einer privaten Entsorgungsfirma an den Feldrand hinter der Möllenstraße beim Ortsteil Herzfelde an. Per Bagger wird der Unrat in einen extra bereitgestellten Container befördert.
Bereits im September hatte ein Finder anonym auf einen Haufen illegal abgekippter Dachpappe und Bauschutt hingewiesen. Den Ort hatte der oder diejenige allerdings nicht genau vermerkt. So musste dieser zunächst ermittelt werden, bevor endlich entsorgt werden konnte.
Aber immerhin wird überhaupt entsorgt, was andere möglicherweise ganz bewusst in die Landschaft kippen, sagt Patrick Schulz. Er ist eigentlich Disponent bei "Heim, Verwertung und Entsorgung" aus Herzfelde und am Montag als Containerfahrer im Einsatz. "Ich gehe stark davon aus, dass das von einer regionalen Baufirma ist, aus den einfachen Gründen, dass das keiner mehr entsorgt. Der Dumping-Preis ist bei den Baufirmen angekommen. Keiner kann oder will das mehr bezahlen. Dann fliegt das in die Wälder."
Gemeinde muss zahlen
Die Umweltsünder bezeichnet Schulz als "Dreckschweine". Nun müsse die Gemeinschaft für die Entsorgung aufkommen. Eigenen Angaben zufolge muss Rüdersdorf allein jährlich rund 20.000 Euro jährlich für die Beseitigung illegalen Mülls aufwenden.
Einfach Liegenlassen sei keine Option. Insofern ist die Gemeinde über die Hinweise aus dem Maerker froh, sagt Alexander Reetz, Referent der Bürgermeisterin von Rüdersdorf. Er weiß die Plattform zu schätzen. "Gerade in Bereichen wie hier, wo jetzt nicht regelmäßig eine Kontrolle der Gemeinde stattfindet, bekommen wir viel schneller Hinweise von Strukturproblemen, Müllablagerungen oder defekten Straßenlaternen, als wir sie sonst bekommen würden. Dafür ist der Maerker Gold wert."
Ampel informiert über Fortschritt
Der Maerker funktioniert wie ein Dialog. Die Anzeigenden benennen am Rechner oder über eine App einen Missstand. Das Amt reagiert, ermittelt die Zuständigen und kümmert sich um die Beseitigung des Problems. Danach wird über eine digitale Ampel über den Fortschritt in der Sache informiert - so wie im Falle des Haufens bei Herzfelde. "Wir können es jetzt auf grün setzen, weil wir heute den Bauschutt abgeholt haben und jetzt ist der Hinweis erledigt", erklärt Referent Reetz.
Seit 15 Jahren gibt es den Maerker als soziales Netzwerk und Dialogplattform zwischen Menschen und Amt. Insgesamt 129 Brandenburger Kommunen sind Teil des Portals und eigenen Angaben zufolge inzwischen über 330.000 Hinweise eingegangen.
Erkner lobt Vernetzung - Update soll kommen
Auch im benachbarten Erkner (Oder-Spree), ebenfalls teilnehmende Kommune, ist man vom Konzept überzeugt. "Er hat für viele einen Mehrwert“, sagt Bürgermeister Henryk Pilz (CDU). "Nicht nur für die, die etwas feststellen, sondern auch für uns für die Verwaltung, die Abläufe und Zeiten. Es ist ein bisschen Druck dahinter. Man hat schneller einen Ansprechpartner, weil viele in dem System mit drin sind. Es macht also viel Sinn und macht alles transparenter."
Zuständig für die Redaktion des Maerkers in Erkner ist Daniela Sell. Sie kennt auch die Schattenseite des Maerkers. Manch einer nutzt ihn zum Denunzieren. "Er wird schon hin und wieder missbraucht, wie wir merken. Wir veröffentlichen dann solche Dinge nicht und bitten einfach die Leute, mal miteinander ins Gespräch zu kommen."
Keine Plattform für Nachbarschaftsstreit
Denn eine Meckerplattform, um des Meckerns willen, sei das Portal nicht. Er ist ein Mittel der Kommunikation und soll besser werden, erklärt Sell. Deshalb werde aktuell an einer neuen Version gearbeitet, die dann im Frühjahr kommenden Jahres an den Start gehen soll. "Er ist dann für die Bürgerinnen und Bürger, die da gern ein Infrastrukturproblem eintragen möchten, noch leichter handhabbarer." Dann könnten noch mehr Probleme ausgemacht und beseitig werden.
Immerhin: beim Entsorgungseinsatz in Rüdersdorf ist der sieben Tonnen fassende Container fast voll geworden und ein Stück Landschaft auch dank des Maerkers wieder sauber.
Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 12.11.2024, 14:10 Uhr
Mit Material von Thomas Erbach