Online-Meldeportal "Maerker" - Brandenburger melden über 330.000 Missstände - von Müll bis Parkvergehen

Di 12.11.24 | 14:02 Uhr
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Beseitigung von illegalem Müll im Wald in Herzfelde bei Rüdersdorf
rbb
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 12.11.2024 | Thomas Erbach | Bild: rbb

Seit 15 Jahren können Brandenburger im Netzportal "Maerker" auf Probleme hinweisen. Im besten Fall nehmen sich die rund 130 Teilnehmer-Kommunen der Sache an, wie eine illegale Entsorgung im Oderland zeigt. Eine Plattform für Streitigkeiten sei der "Maerker" aber nicht.

Illegal im Wald abgeladener Müll oder eine defekte Straßenlaterne. Entdeckungen wie diese können Brandenburger beim "Maerker" melden. Seit nunmehr 15 Jahren gibt es das Online-Bürgerportal des Landes [maerker.brandenburg.de] und noch immer wird es genutzt, wie ein Beispiel aus Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) zeigt.

Illegale statt teurer Entsorgung bei Herzfelde

Mit schwerem Gerät rücken dort am Montagmorgen die Männer vom Bauhof Rüdersdorf und einer privaten Entsorgungsfirma an den Feldrand hinter der Möllenstraße beim Ortsteil Herzfelde an. Per Bagger wird der Unrat in einen extra bereitgestellten Container befördert.

Bereits im September hatte ein Finder anonym auf einen Haufen illegal abgekippter Dachpappe und Bauschutt hingewiesen. Den Ort hatte der oder diejenige allerdings nicht genau vermerkt. So musste dieser zunächst ermittelt werden, bevor endlich entsorgt werden konnte.

Aber immerhin wird überhaupt entsorgt, was andere möglicherweise ganz bewusst in die Landschaft kippen, sagt Patrick Schulz. Er ist eigentlich Disponent bei "Heim, Verwertung und Entsorgung" aus Herzfelde und am Montag als Containerfahrer im Einsatz. "Ich gehe stark davon aus, dass das von einer regionalen Baufirma ist, aus den einfachen Gründen, dass das keiner mehr entsorgt. Der Dumping-Preis ist bei den Baufirmen angekommen. Keiner kann oder will das mehr bezahlen. Dann fliegt das in die Wälder."

Gemeinde muss zahlen

Die Umweltsünder bezeichnet Schulz als "Dreckschweine". Nun müsse die Gemeinschaft für die Entsorgung aufkommen. Eigenen Angaben zufolge muss Rüdersdorf allein jährlich rund 20.000 Euro jährlich für die Beseitigung illegalen Mülls aufwenden.

Einfach Liegenlassen sei keine Option. Insofern ist die Gemeinde über die Hinweise aus dem Maerker froh, sagt Alexander Reetz, Referent der Bürgermeisterin von Rüdersdorf. Er weiß die Plattform zu schätzen. "Gerade in Bereichen wie hier, wo jetzt nicht regelmäßig eine Kontrolle der Gemeinde stattfindet, bekommen wir viel schneller Hinweise von Strukturproblemen, Müllablagerungen oder defekten Straßenlaternen, als wir sie sonst bekommen würden. Dafür ist der Maerker Gold wert."

Ampel informiert über Fortschritt

Der Maerker funktioniert wie ein Dialog. Die Anzeigenden benennen am Rechner oder über eine App einen Missstand. Das Amt reagiert, ermittelt die Zuständigen und kümmert sich um die Beseitigung des Problems. Danach wird über eine digitale Ampel über den Fortschritt in der Sache informiert - so wie im Falle des Haufens bei Herzfelde. "Wir können es jetzt auf grün setzen, weil wir heute den Bauschutt abgeholt haben und jetzt ist der Hinweis erledigt", erklärt Referent Reetz.

Seit 15 Jahren gibt es den Maerker als soziales Netzwerk und Dialogplattform zwischen Menschen und Amt. Insgesamt 129 Brandenburger Kommunen sind Teil des Portals und eigenen Angaben zufolge inzwischen über 330.000 Hinweise eingegangen.

Beseitigung von illegalem Müll im Wald in Herzfelde bei Rüdersdorf
Ampel zeigt: Fall der illegalen Müllentsorgung ist erledigt | Bild: rbb

Erkner lobt Vernetzung - Update soll kommen

Auch im benachbarten Erkner (Oder-Spree), ebenfalls teilnehmende Kommune, ist man vom Konzept überzeugt. "Er hat für viele einen Mehrwert“, sagt Bürgermeister Henryk Pilz (CDU). "Nicht nur für die, die etwas feststellen, sondern auch für uns für die Verwaltung, die Abläufe und Zeiten. Es ist ein bisschen Druck dahinter. Man hat schneller einen Ansprechpartner, weil viele in dem System mit drin sind. Es macht also viel Sinn und macht alles transparenter."

Zuständig für die Redaktion des Maerkers in Erkner ist Daniela Sell. Sie kennt auch die Schattenseite des Maerkers. Manch einer nutzt ihn zum Denunzieren. "Er wird schon hin und wieder missbraucht, wie wir merken. Wir veröffentlichen dann solche Dinge nicht und bitten einfach die Leute, mal miteinander ins Gespräch zu kommen."

Keine Plattform für Nachbarschaftsstreit

Denn eine Meckerplattform, um des Meckerns willen, sei das Portal nicht. Er ist ein Mittel der Kommunikation und soll besser werden, erklärt Sell. Deshalb werde aktuell an einer neuen Version gearbeitet, die dann im Frühjahr kommenden Jahres an den Start gehen soll. "Er ist dann für die Bürgerinnen und Bürger, die da gern ein Infrastrukturproblem eintragen möchten, noch leichter handhabbarer." Dann könnten noch mehr Probleme ausgemacht und beseitig werden.

Immerhin: beim Entsorgungseinsatz in Rüdersdorf ist der sieben Tonnen fassende Container fast voll geworden und ein Stück Landschaft auch dank des Maerkers wieder sauber.

Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 12.11.2024, 14:10 Uhr

Mit Material von Thomas Erbach

6 Kommentare

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  1. 6.

    Danke für diese Info. Wir haben allerdings eine sehr engagierte Försterin; der Dreck ist immer schnell weg.

  2. 5.

    in Kreuzberg lag auch ein Haufen Müll und Schutt an einer Straßenecke volle 4 Monate herum - erst die 6. (!) Meldung beim Ordnungsamt brachte dann endlich mal Erfolg... Bis dahin waren die Säcke aufgeplatzt und siffig... Direkt gegenüber einer Kita übrigens.

  3. 4.

    Das ist einfach nicht zu verstehen, wie vieles in unserem Land :-( Die Idee dahinter ist ja gut und anscheinend klappt die Umsetzung auch oft, leider nicht immer und wenn der Verursacher bekannt ist...wie skrupellos ist der denn?

  4. 3.

    In Frankfurt (Oder) läuft das auch ohne Maerker auf der hiesigen Homepage bzw. FrankfurtApp hervorragend, unkompliziert und zügig. Wird augenscheinlich auch gut und gerne genutzt für solche Bürgeranliegen. Ich finde das wirklich ganz super. So muss reagiert werden.

  5. 2.

    Man macht sich zwar keine Freunde damit in den Amtsstuben, aber ein netter Hinweis auf "Umweltgefährdende Abfallbeseitigung durch Unterlassen", der verfügbaren Dissertation dazu, die dies in Straf- und verwaltungsrechtlicher Hinsicht beleuchtet und Einzelfallentscheidungen des OLG Braunschweig, des AG Hildesheim haben schon Berge versetzt.

  6. 1.

    Leider ist es aber auch so, dass viele Einträge von der zuständigen Verwaltung (hier Ludwigsfelde) mit der Ampel auf gelb/grün und dem Kommentar "Wurde an den zuständigen Fachbereich weitergeleitet" versehen werden.
    Mehr passiert dann nicht mehr.

    Ein besonders krasser Fall ist die illegale Entsorgung von Baumischabfall an 3 Stellen im Wald entlang der L793 bei Ludwigsfelde.

    Wer´s nachlesen möchte die ID´s zum Suchen der Einträge sind: ID: 302329, ID: 302327 & ID: 302326
    Hier wurde der/die Hinweis(e) zuständigkeitshalber an die Oberförsterei Wünsdorf weitergeleitet. Und seit dem Spielen die Behörde in Wünsdorf, die Stadt Ludwigsfelde und die Polizei Amtsstuben-Ping-Pong. Der Müll liegt seit Juni 2024 nun fast ein halbes Jahr im Wald und verseucht noch den Boden. Und dass, obwohl sogar der Verursacher der Müllablagerungen bekannt ist! Die MAZ berichtete auch schon darüber, aber es passiert einfach nichts... Traurig :-(

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