Zwischenfazit nach sechs Monaten - Berliner Wohnungsbündnis noch ohne greifbare Ergebnisse

Mi 14.12.22 | 06:02 Uhr
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Archivbild: Baustelle am Saatwinkler Damm in Berlin Spandau. (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.12.2022 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/Schoening

Mit ehrgeizigen Zielen ist im Juni in Berlin das "Bündnis für Wohnungsbau und bezahlbares Wohnen" gegründet worden. Ein halbes Jahr danach zeigt sich nun: Etwas Zählbares ist dabei noch nicht herausgekommen.

  • Seit Juni gibt es in Berlin das "Bündnis für Wohnungsbau und bezahlbares Wohnen".
  • Ein gemeinsames Ziel bei der Gründung: 30 Prozent der wiedervermieteten Wohnungen sollen an Haushalte mit Wohnberechtigungsscheinen gehen.
  • Die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage zeigt nun, dass es bislang kaum Ergebnisse gibt und nicht sicher ist, ob Quoten eingehalten wurden.

Sechs Monate nach der Unterzeichnung einer gemeinsamen Vereinbarung hat das Berliner "Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen" kaum greifbare Ergebnisse geliefert. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine parlamentarische Anfrage hervor, die dem rbb vorliegt. Demnach gibt es noch keine Rückmeldungen der beteiligten Unternehmen, inwieweit sie die im Bündnis vereinbarten Quoten und Ziele bislang eingehalten haben.

Verabredet ist unter anderem, dass 30 Prozent der Wohnungen, die wiedervermietet werden, an Haushalte mit Wohnberechtigungsschein gehen. Außerdem haben die großen Vermieter zugesagt, die Mieten bis Ende nächsten Jahres um nicht mehr als zwei Prozent jährlich zu erhöhen.

"Berichtswesen" wird erst noch eingerichtet

In der Antwort des Senats auf die Anfrage der Grünen-Abgeordneten Katrin Schmidberger heißt es dazu: "Die Bündnispartnerinnen und -partner halten sich eigenverantwortlich an die im Bündnis vereinbarten Verpflichtungen." Ein "Berichtswesen" werde noch eingerichtet und könne erst nach Ende des Jahres "angewendet" werden. Nachfragen dazu, wer kontrolliere, ob die Vereinbarungen eingehalten werden und welche Folgen Verstößen hätten, ließ der Senat unbeantwortet.

Auf weitere Fragen zum Mieterschutz verweist der Senat in seiner Antwort auf die Hilfsmaßnahmen des Landes Berlin und ergänzt lediglich, es seien auch "alle privaten Vermieterinnen und Vermieter aufgerufen, diese Mieterschutzmaßnahmen in ihre Unternehmenspolitik zu übernehmen".

Zu weiteren Fragen wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, die sich seit der Unterzeichnung der Bündnisvereinbarung im Juni allerdings jeweils nur einmal getroffen haben. Eine "Dokumentation der Sitzungen" sei nicht vorgesehen, so der Senat.

Giffey: Vier Prozent mehr Wohnungen gebaut als 2021

Die Grünen-Abgeordnete Schmidberger sagte dazu dem rbb, das Bündnis drohe "zu einer reinen Luftnummer zu verkommen, zu einer Beruhigungspille für die Mieterinnen und Mieter". Es gebe weder eine direkte, offene Information an die Haushalte, noch könnten die sich "auf irgendetwas berufen".

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte das Bündnis mit der privaten Wohnungswirtschaft sowie Verbänden und Gewerkschaften im Januar gegründet. Im Juni war eine Vereinbarung geschlossen worden, die allerdings nicht von allen Bündnismitgliedern unterzeichnet wurde. Unter anderem der Mieterverein und Deutsche Gewerkschaftsbund verzichteten darauf, weil sie die Vereinbarung als zu unverbindlich ansahen.

Giffey zog Mittwoch eine Zwischenbilanz des Bündnisses. Rund 16.500 Wohnungen seien in Berlin im laufenden Jahr neu gebaut worden, das waren rund vier Prozent mehr neue Wohneinheiten als im Jahr davor, wie Giffey am Mittwochabend nach einer Sitzung des Bündnisses für Wohnungsbau und bezahlbares Wohnen mitteilte. "Wir können festhalten: Berlin schafft Wohnungen trotz Krise", sagte Giffey. Zugleich bekräftigte sie das Ziel des Senats, künftig jährlich 20.000 neue Wohnungen in der Hauptstadt zu schaffen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 14.12.2022, 19:30 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Fr. Giffey und Hr. Geisel beweihräuchern sich und die Ergebnisse im Wohnungsneubau selbst.

    Aber Fakt ist doch:

    DAS SELBST HOCH GESTECKTE ZIEL WURDE NICHT ANNÄHERND ERREICHT.

    Denn das MEISTE der Wohnungen die tatsächlich während deren Amtszeit gebaut wurden waren hochpreisige aber KEINE für NORMALVERDIENER

  2. 19.

    Das liegt ganz einfach daran, dass in Berlin schon immer die Zugereisten das Sagen hatte. Zu Ostzeiten waren es die Sachsen in den Behörden, heute sind es die Schwaben und sonstige Westler, die glauben sich in Berlin profilieren zu können. Diese Typen kommen und gehen, der Berliner aber bleibt bestehen.

  3. 18.

    "Seit dem wir aber diesen Senat haben, ist das Chaos pervect."

    Das ist nachweislich Unsinn! Es ist das komplette Versagen Seehofers und der Berliner sPD, die noch immer tief im Berliner Bausumpf steckt.

  4. 17.

    FALSCH! RICHTIG ist, dass SIE DENKEN, es sei merkwürdig. ;)
    Der Unterschied liegt in der Gewichtung.
    Zudem: Wenn man in Berlin arbeitet und Steuern zahlt und das Forum des RBB24 nutzt, schreibt man nunmal vorrangig über Berlin. Kleinkleckersdorf Interessiert hier kaum und hat ja eventuell auch sein eigenes Forum.
    Frage anbei: Würden Sie einem Rind im Schlachthof ebenso auch Gelassenheit anraten? Wenn ja, bis zu welchem Zeitpunkt dann genau ?


  5. 16.

    Das hat doch mit einzelnen Figuren nichts zu tun. Wer hat da ernsthaft ein brauchbares Ergebnis erwartet?!?

  6. 15.

    Sagt derjenige, der Geld u.a. von der Allgemeinheit will.... Denn darauf laufen die Fehler hinaus. Das Nichtstun, Wording, Selbstverkaufen ist endlich... eines Tages.

  7. 14.

    Es ist schon Merkwürdig, das diese ständigen Nöhlereien über Berlin kein Ende nehmen. In anderen Städten gibt es auch Genug Probleme. Wir sollten alle etwas Gelassener werden.

  8. 13.

    Tja, das ist die reale Politik in Berlin: "Wenn ich nicht weiter weis, bilde ich ein Arbeitskreis", und dann kommt der Tag, wo sich zeigt, aufgeschben ist nicht aufgehoben, so ein Pech aber.

  9. 12.

    Was? Nichts Zählbares? Unfassbar, dabei ist doch der Macher Herr Senator Geisel verantwortlich, der bisher großartige Leistungen auch bei der Durchführung der Chaos-Wahl gezeigt hat. Kein Wunder, dass sein Name im Artikel nicht erwähnt wird.

  10. 11.

    Wenn man keinen Plan und keine Ahnung hat, bildet man Arbeitskreise, hält Seminare ab oder möchte neue Bündnisse schmieden. Soll heißen: Erst mal Zeit gewinnen. Zeit, die Berlin mit immer mehr Zuziehenden, Geflüchteten etc. nicht hat. Und das Problem der fehlenden Finanzen wird dadurch auch nicht gelöst. Oder wird Geld gedruckt, während nur gelabert wird? Nicht REDEN, MACHEN! Wie wäre es denn mal mit der Priorisierung der geplanten Ziele? Finanzen in den einzelnen Senatsresorts umverteilen sollte möglich sein...wenn man es will. Da unsere Senoren/Senatorinnen aber nur ihr eigenes Resort sehen und nicht das Große, Ganze, das Wohl Berlins, wird das wohl nichts.

  11. 10.

    ..... immer öfter (Bund/Berlin) scheint eher ein psychotherapeutischer Stuhlkreis (Gruppentherapie) von Nöten.

  12. 9.

    Hm, bei uns (Ostsee) sagte man früher: "Berliner, große Fresse, nichts dahinter!". Nachdem nun zudem Politiker aus dem ganzen Bundesgebiet zuzogen- Jene, die es zu Hause zu nichts gebracht haben- scheint sich das nie mehr ändern zu können. Andererseits brauchte Berlin IMMER auch Hilfe von Aussen. Allein wurde hier noch nie etwas vernünftiges von den Berlinern auf die Beine gestellt. Ein Teufelskreis?

  13. 8.

    Berichtswesen? Also Ergebnisse verbreiten sich schnell von alleine. Wie war das mit der Neuzuteilung von Rettungswagen? Da wurde neu besetzt.... und nun läufts?
    Wahnsinn. Zuteilen und Wording schlägt wie lange noch das Schaffen?

  14. 7.

    Sicher meint die das ernst, der Wahlkampf rollt. Nepper, Schlepper, Wahlstimmenfänger...

  15. 6.

    Frau Kipping will Hezkosten in dieser Höhe komplett übernehmen:

    Beispiele: Ein Single-Haushalt darf 11.900 kWh/Jahr auf seinen maximal 50 Quadratmetern verheizen, ein 2-Personen-Haushalt 15.500 kWh (65 qm), ein 4-Personen-Haushalt (90 qm) 21.400 kWh. Als Energieträger wird Heizöl zu Grunde gelegt.

    Meint die Frau das wirklich ernst?

  16. 5.

    Doch, doch. Die bringen was. Zusätzliche Kosten für den Steuerzahler.
    Bei uns kursierte früher der Spruch: Wenn Du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis.

    Falls dann doch jemals neue Wohnungen entstanden sind, gibt es zumindest schon Radwege hin.

  17. 4.

    In dieser Stadt war es schön immer schwierig irgent etwas zu schaffen.
    Seit dem wir aber diesen Senat haben, ist das Chaos pervect.
    Nichts aber auch nichts klappt hier wirklich wie versprochen.
    Es ist ein Drama.

  18. 3.

    Der RRG-Senat kann halt auch nicht die Realität wegzaubern ... obwohl er an vielen Stellen so tut, als könne er es.

    Bei so entgegensätzlichen Forderungen wie bezahlbaren Mieten UND verstärktem Neubau (bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Ökologie, Nachhaltigkeit, energetischer Wärmedämmung und Klimaneutralität) MUSS man eine Auswahl treffen, welche Ziele vorrangig sind und wo man Abstriche hinnehmen muss.

    Da die RRG-Koalition aber ALLES will und nicht zu Abstrichen bereit ist, KANN es keine umsetzbaren Entscheidungen geben.
    Daher ist der bisherige "Erfolg" des Wohnungsbündnisses eigentlich keine Überraschung!

  19. 2.

    bei diesem Bausenator,kein Wunder

  20. 1.

    Diese ganzen Gesprächs- und Arbeitskreise bringen doch überhaupt nichts Konkretes sondern verzögern irgendwelche Entscheidungen nur.

    Der Berliner Senat hat doch genug FACH?-Personal um auch ohne Gesprächs- und Arbeitskreise zu einem Erlebnis kommen zu können -
    WENN ER ES WOLLTE

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