Grenzen der Aufnahmekapazität - Brandenburger Landkreise und Städte stellen sich auf weiter hohe Flüchtlingszahlen ein
Eine rbb-Befragung von Landräten und Bürgermeistern zeigt, dass sich viele Landkreise und Städte auch im kommenden Jahr auf hohe Flüchtlingszahlen einstellen. Vielerorts werden die Unterbringungsmöglichkeiten knapp.
Viele Landkreise in Brandenburg rechnen damit, dass sie auch im kommenden Jahr tausende Geflüchtete aufnehmen werden, vor allem wegen des Krieges in der Ukraine. Der Landrat von Oberhavel, Alexander Tönnies (SPD) sagte dem rbb am Mittwoch, er gehe von 3.000 Geflüchteten für seinen Landkreis aus. "Das wird eine ganz große Herausforderung."
Auch der Landkreis Ostprignitz-Ruppin rechnet mit einer vierstelligen Zahl, hier geht der Landrat Ralf Reinhardt (SPD) von 1.500 Menschen aus, die in seiner Region unterzubringen sein werden.
Brandenburg hat aufgrund des Ukraine-Krieges in diesem Jahr mit 37.542 Menschen schon mehr Geflüchtete aufgenommen als beispielsweise 2015, im Jahr der letzten größeren Fluchtbewegung. Einige Landräte und Bürgermeister befürchten deshalb nun Probleme bei der Unterbringung der vielen zu erwartenden Flüchtlinge im kommenden Jahr.
Turnhallen-Unterbringung soll vermieden werden
Der Bürgermeister von Perleberg (Prignitz), Axel Schmidt (CDU), sagte dem rbb: "Es ist so, dass wir in Perleberg nach und nach an unsere Grenzen kommen." Die Stadt habe in diesem Jahr rund 240 Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen, zusätzlich würden noch 140 weitere Asylbewerberinnen und -bewerber aus anderen Ländern in Perleberg leben. Bislang könnten sie alle in Wohnungen untergebracht werden, aber sanierter Wohnraum sei langsam schwierig zu bekommen in der Stadt, so Schmidt.
Im Landkreis Oder-Spree bereitet man derweil weitere Gemeinschaftsunterkünfte vor. Im Moment sei noch nicht absehbar, wann und wie viele Menschen kommen, sagt Landrat Rolf Lindemann (SPD), er wisse "im Moment noch nicht, wie wir das alles schaffen wollen". Er wolle vor allem vermeiden, dass Turnhallen zu Unterkünften umfunktioniert werden müssten.
Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin entstehen ebenfalls bereits neue Unterkünfte, eine für bis zu 240 Menschen am Bahnhof Neuruppin-West und ein Übergangsheim für etwa 180 Personen in Kyritz. In diesem Jahr seien auch die Initiativen eine große Hilfe gewesen, mithilfe derer Menschen anderen eine (private) Unterbringungsmöglichkeit geboten haben, sagt Landrat Reinhardt.
Schätzungen hängen vom Verlauf des Ukraine-Kriegs ab
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) warnt angesichts der hohen Anzahl an Geflüchteten vor einer kritischen Situation im kommenden Jahr. "Auch wenn die Zahl der Migranten nicht mehr so hoch ist wie im Spätsommer, kamen seit November im monatlichen Mittel weiter rund 1.800 Flüchtlinge in Brandenburg an", sagte er der Deutschen Presse Agentur (DPA). Landkreise und kreisfreie Städte seien schon jetzt mit ihren Unterkünften weit über die Maße belastet. Das Land Brandenburg geht für das kommende Jahr von etwa 27.500 Geflüchteten aus, die zugewiesen werden müssten. Wie genau diese Schätzung ist, hängt maßgeblich von der Entwicklung des Krieges in der Ukraine ab.
Die Kapazitäten der Erstaufnahmeeinrichtungen im Land sind in den vergangenen Monaten erheblich erweitert worden, kurz vor Weihnachten waren von insgesamt 4.400 Plätzen bereits mehr als 3.600 belegt. Diese Unterkünfte sind allerdings nur für die ersten drei Monate vorgesehen, danach müssen die Menschen von den Landkreisen und Städten untergebracht werden. Ein Großteil der Geflüchteten aus der Ukraine sei nach Angaben des Landes bislang privat untergebracht, auch in selbst angemieteten Wohnungen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.12.2022, 09:30 Uhr
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