Abschaltung der Atomkraftwerke - Atomkraftgegner feiern "guten Tag", Befürworter sehen Wohlstand in Gefahr

Sa 15.04.23 | 14:57 Uhr
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Touristen von den Philippinen posieren mit Schwertern und Schildern vor einer Dinosaurier-Figur und der roten Sonne, teil des Anti-Atomkraft-Logos, die bei einer Aktion der Umweltorganisation Greenpeace vor dem Brandenburger Tor liegt. (Quelle: dpa/C. Soeder)
Video: rbb|24 Abendschau | 15.04.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/C. Soeder

Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland werden am Samstag abgeschaltet. Ihre Leistung wird im Laufe des Tages gesenkt. Das hat noch einmal Atomkraftgegner und Befürworter auf die Straßen Berlins gebracht.

Befürworter und Gegner der Abschaltung der letzten drei deutschen Atomkraftwerke sind am Samstag in Berlin auf die Straße gegangen.

Im Laufe des Samstags gehen die bundesweit letzten drei Atomkraftwerke vom Netz: Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg, Emsland in Niedersachsen und Isar 2 bei Landshut in Bayern. Damit endet nach mehr als 60 Jahren die Stromgewinnung aus Atomkraft in Deutschland. Die Abschaltung wird kurz vor Mitternacht erwartet.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace feierte den Ausstieg aus der Atomenergie am Brandenburger Tor in Berlin - dort zeigte sie ein rotes Männchen, das mit einem Schwert auf einem nachgebauten Dinosaurier stand. Auf dem Bauch des Dinos stand "Deutsche Atomkraft" und "Besiegt am 15. April 2023!". Die Umweltorganisation wertete das Ende der Nutzung der Kernenergie in Deutschland als "guten Tag" für den Klimaschutz und "riesigen Erfolg von 40 Jahren Anti-Atom-Bewegung".

Trittin lobt Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke

Vor Ort lobte auch der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) die Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke. Der Einstieg in die Kernenergie sei ein historischer Fehler gewesen, sagte er bei bei der Kundgebung.

Am Brandenburger Tor protestierten aber auch einige Menschen gegen die Abschaltung der Kernkraftwerke. Der Verein Nuklearia hatte in einem Aufruf angekündigt, ein positives Zeichen für Atomkraft setzen zu wollen. "Wir sehen die Kernkraft als besten Weg, unseren Wohlstand zu erhalten und gleichzeitig die Natur und das Klima zu schützen", schreibt der Verein.

Auch auf dem Platz vor dem Bundestag ist eine Kundgebungen des Vereins geplant. Nach Ansicht der Organisatoren können die Atomkraftwerke noch Jahrzehnte lang sauberen Strom liefern.

Ende nach 60 Jahren Stromgewinnung aus Atomkraft

Den ersten Ausstiegs-Beschluss hatte 2001 die damalige rot-grüne Koalition getroffen. Die von 2009 bis 2013 regierende schwarz-gelbe Bundesregierung verlängerte die Laufzeiten zunächst, leitete aber unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 den Atomausstieg bis Ende 2022 doch wieder ein.

Zuletzt hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach langem Streit in der Ampel-Koalition und angesichts der Gaskrise den Betrieb der letzten drei Kraftwerke um dreieinhalb Monate verlängert.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) verteidigte am Samstag im Deutschlandfunk [deutschlandfunk.de] erneut den Atomausstieg und garantierte eine Energiesicherheit in Deutschland.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.04.2023, 10:30 Uhr

176 Kommentare

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  1. 176.

    Der Irrsinn hat längst Methode, und so verkündet die abgebrochene Theologin Katrin Göring-Eckardt die frohe Botschaft, dass der Strompreis natürlich günstiger werden wird, „je mehr Erneuerbare wir haben“. Denn „Wind und Sonne, die kriegen wir immer zum Nulltarif. Da brauchen wir die Anlagen und die Netze …“. Selig die Armen im Geist, denn ihnen gehört eine großzügige Parteien-Grundversorgung.

  2. 175.

    Da hat doch so ein Dödel heute gefordert AKWs zur Ländersache zu erklären"
    Nun, der Herr hat vergessen zu erwähnen, das er sich dann auch um die Endlagerung der abgebrannten Stäbe kümmern muss.
    Wolfratshausen, Oberammergau oder die Villengebiete am Starnberger See wären perfekte Endlagerstätten-sowohl für Kernbrennstäbe als auch für die abgewählten Großkopferten aus der csu.

  3. 174.

    "Welchen Strom wollen wir an Frankreich abgeben, wenn hier weder Wind weht noch Sonne scheint?
    Wir brauchen den Strom selber. "

    Sie sind, wie immer, nicht informiert. https://www.deutschlandfunk.de/frankreich-deutschland-energieversorgung-100.html

  4. 173.

    Wenn die EU Atomkraft als saubere Lösung präsentiert und um uns herum noch fleißig AKW's gebaut werden, stellt sich für mich die Frage was wir für eine Regierung haben?
    Wenn in Deutschland der Wirtschaftsabschwung weiter geht und wir noch mehr Abhängigkeit im Energiesektor spüren und uns noch weiter von anderer Nationen für teuere Energie Abhängig machen, wird sich der gesamte Atomausstieg noch rächen, siehe Abhängigkeit von den fossilen Energieträger.
    Unsere Regierung hat völlig die falschen Ansatzpunkte im Blick und schöpft bisweilen nur beim Mittelstand ab.
    Wer zahlt am Ende den teueren Strom....?
    Alleine in Katar Flüssiggas zu beziehen und sich dafür abzufeiern zu lassen ist ein Unding....
    Es passt NICHT NUR die Energiepolitk, sondern sämtliche Maßnahmen in der Bildung, Familienpolitik, Einwanderung usw. sind völlig auf Abwegen.
    Ich wäre mal dafür in Deutschland wichtige Entscheidungen über ein Volksbegehren abzuschließen, dann würde vieles einfacher werden.

  5. 172.

    Es geht schlicht nicht.

    Die Atomkonzerne sagen auch klar, dass Sie kein Interesse daran haben, AUSSER man schmeißt sie mit Milliarden voll.

    Die Brennstäbe sind praktisch vollständig aufgebraucht. Normalerweise tauscht man jedes Jahr 20% aus. Jetzt sind alle praktisch ausgelutscht. Neue brauchen 1,5 Jahre. Abhängigkeit von Rosatom als Weltmarktgührer für angereichertes Uran (50%). Rosatom kontrolliert außerdem die weltweite Uranförderung, sogar in USA, Kanada, Australien. Dazu fehlende Sicherheitsüberprüfungen und ausgebliebene Investitionen in Sicherheitstechnik.

    Auch schlicht ein Personalproblem.

    Alles wurde auf die Stillegung ausgerichtet, das kehrt man nicht mehr so einfach um. Zahlen die Atomkonzerne dann eigentlich einen Teil der Entschädigungen zurück?

    Wer entsorgt den zusätzlichen Atommüll? Der Staat für lau?

  6. 171.

    Toll, Deutschland ab sofort sauber. Unser Atomstrom wird ja im Ausland produziert. Gute Nacht Deutschland!

  7. 170.

    Grüner Wasserstoff geht noch relativ gut. 60% Effizienz für ne Elektolyse ist normal, geht auch noch ein bisschen besser.

    Synfuels sind erheblich ineffizienter, weil Sie zusätzlich CO2 brauchen.

    LH2 ist wie LNG zu transportieren. H2 Verluste klar, aber wenigstens kein Methan.

    H2 können Sie an geeigneten Standorten günstig produzieren, wo es zb 1 Cent pro kWh PV Entstehungskosten gibt, zb im Mittelmeerraum. H2 aus Atomkraft mit 12 Cent pro kWh würde verdammt teuer.

    Gibt im übrigen auch noch türkisen Wasserstoff mit Kohlenstoff Abscheidung als Feststoff. Mal sehen was da die Forschung noch bringt.

  8. 169.

    Beide Herren sind nicht unbedingt mein Fall, aber dass seit Februar 2022 eine ganz neue Situation besteht, können Sie doch auch nicht leugnen.

  9. 168.

    Irgendwann wird es absurd, wenn man die französischen AKW als Retter und Garant der sicheren Stromversorgung preist.

    Manches kann man sich echt nicht ausdenken....

    PS: Ich hätte vielleicht Areva angeboten bayrische AKW weiterzubetreiben solange die eigenen kaputt sind...

  10. 167.

    "... weiter auf Gaskraftwerke als Backup setzen muss,solange man noch keinen Wasserstoff dazu nutzen kann. ..."
    Ist denn "grüner Wasserstoff" der Weisheit letzter Spruch?
    Soweit ich es verstehe, ist der grüne Wasserstoff bei weitem nicht so ergiebig und braucht zur Herstellung einen Haufen Strom, also im Endeffekt ziemlich teuer und aufwendig in Herstellung+Transport.
    Mein Denkfehler?

  11. 166.

    Sie wissen schon wer diesen Atomausstieg führend gefordert haben? Zb Söder 2011 und auch Lindner als FDP Generalsekretär. Auch 2021 und 2022 hatten beide noch kein Problem mit dem Atomausstieg.

  12. 165.

    Realitäten mögen Sie nicht oder?

    Schauen Sie sich mal die REALE Entwicklung an, nicht die Welt der Ankündigung der strahlenden Zukunft.

  13. 164.

    Ich finde solange die Frage der sicheren Energieversorgung zu normalen Preisen nicht gesichert ist und auch nicht Versorgung generell gesichert ist, und so wie es aussieht erst in ca. 7 bis 10 Jahren so langsam Wirklichkeit sein wird, hätten man noch nicht abschalten sollen.

    Und solange dieses Problem nicht gelöst ist, ergibt sich auch nicht die Frage ob es Gegner oder Befürworter gibt.

  14. 163.

    Dominik zum Thema Kosten.
    Muss man sich langfristig auf weiter steigende Strompreise einstellen?
    Hans -Martin Henning vom Fraunhofer Institut antwortete darauf: "Tendenziell ja zumindest wenn der Umbau des Energiesystem weiterhin von den Stromkunden gezahlt wird. "
    Davon können wir ausgehen denn die Unternehmen haben nicht's zu verschenken.
    Weiter sagte er: " Wenn bis wir bis 2050 die CO2-Emissionen um 80 -85 % senken wollen, wird das alles in allem bis 2050 ca 1,1 Billionen Euro kosten. "
    Was glauben Sie, wer das bezahlt?
    Ganz Co 2 neutral werden wir aber wohl trotzdem nicht werden, weil man weiter auf Gaskraftwerke als Backup setzen muss,solange man noch keinen Wasserstoff dazu nutzen kann.

  15. 162.

    „Mh, waren die GAU in Tschernobyl und Fukushima und sind die ungelösten Endlagerprobleme wirklich so klima- und umweltschonend?“
    Tschernobyl – war da nicht „Anwendungsfehler“ ursächlich?
    Fukushima – war da nicht was mit Erdbeben und Tsunami (die unterschätzte Gefahr in Deutschland)?
    Endlagerprobleme – vielleicht einfach Russland, China, Nord-Korea anbieten!

    Wird sich zeigen wann wir (Atom-) Strom unserer EU-Nachbarn/-Freunde in Anspruch nehmen müssen, kostenfrei selbstredend.

  16. 160.

    Stimmt nicht, weder dunkel noch windstill.
    Nicht sonnig oder stürmisch aber definitiv nicht dunkel oder windstill.
    Bei PV dürfte es sicher mehr als eine Volllaststunde werden. Ist halt April. Da gibt es solche und solche Tage.
    Dafür bringt der Regen der letzten Wochen/Tage ein paar 100MW mehr an den Flüssen und Stauseen.
    Auch die Kohlekraftwerke liegen noch im Bereich der Werte von Samstagnacht und Sonntagmorgen von vorigem Jahr in KW15.
    Wenn Sie korrekt meckern wollen, dann weil wir mehr importieren und weniger exportieren. Problem? Sehe ich nicht.
    Sind ja die Nachbarn.
    Nächste Woche kommt die Sonne und einiges mehr an Wind, dann liefert Deutschland wieder reichlich.

  17. 159.

    Na dann viel Freude in ihrer winzigen atomfreien Traumzauber-Partywelt - während die übrige Welt von Atomkraftwerken übersäht ist - Tendenz steigend.

  18. 158.

    Ich wünsche allen eine atomfreie Woche. Die "Abstrahlparty" war der Hammer.

  19. 157.

    Manchmal ist es zum verzweifeln welche Macht einige Leute Einzelpersonen zugestehen.
    Leute wir leben in einer Demokratie, auch wenn in den letzten Jahren das politische Mittel der Verordnung etwas zugenommen hat. Dank der vielen Krisen die wir durchmachen müssen.
    Hr. Habeck hat das trotzdem nicht allein entschieden. Dem ging ein langjähriger Prozess unter Beteiligung aller relevanter politischer Parteien voraus, die sich jetzt natürlich auf die bequemere Seite der Opposition stellen.
    Aus den Zeiten sind wir nun lange raus das Einzelpersonen darüber befinden.
    Bei Expertenmeinungen sollte man immer vorsichtig sein, da es Experten für alles gibt ohne deren Kompetenz anzuzweifeln. Aber es gibt halt für jede Meinung reichlich Experten und somit auch immer die eine Hälfte die im Nachhinein mit ihrer Prognose daneben liegt.
    30 Mio t mehr CO2 würde bei zuletzt 34 TWh AKW in etwa 1kg/kWh bedeuten. Das klingt doch sehr einseitig pessimistisch prognostiziert.

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