Gefahrenprognose der Polizei - Berliner Verwaltungsgericht bestätigt Verbot von pro-palästinensischer Demo

Sa 15.04.23 | 11:33 Uhr
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Protestierende bei der Demo am 08.04.2023 in Berlin-Neukölln.(Quelle:dpa/M.Kuenne)
Audio: Radioeins | 14.04.2023 | Interview Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus | Bild: dpa/M.Kuenne

Zwei pro-palästinensische Demonstration am Wochenende bleiben verboten. Das Berliner Verwaltungsgericht lehnte einen Eilantrag gegen das Verbot eine Demo am Samstag ab. Die Polizei richtet sich dennoch auf einen größeren Einsatz ein.

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Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot einer für diesen Samstag geplanten pro-palästinensischen Demonstration in Berlin am Freitagabend bestätigt. Die Polizei hatte die Kundgebung verboten, weil sie befürchtet, dass es dort beispielsweise zu antisemitischen Äußerungen und Angriffen auf Polizisten kommen könnte. Der Anmelder der Demonstration ging dagegen juristisch vor.

Das Verwaltungsgericht lehnte einen Eilantrag gegen das Demonstrationsverbot ab, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Die Kammer bezog sich dabei unter anderem auf eine Gefahrenprognose der Polizei. In seiner Begründung schrieb das Gericht, das Verbot gelte auch für Ersatzveranstaltungen.

Die Berliner Polizei hat auch eine zweite Demonstration am Sonntag verboten - dazu lag am Freitagabend kein Eilantrag bei Gericht vor.

Die Veranstalter können noch Einspruch vor dem Oberverwaltungsgericht gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts einlegen.

Polizei befürchtet volksverhetzende und antisemitischen Äußerungen

Die Sprecherin des Verwaltungsgerichtes begründete das Verbot der für Samstag geplanten Demonstration damit, dass die Polizei zu recht davon ausgegangen sei, dass von der Versammlung eine unmittelbare Gefahr für "zentrale Rechtsgüter" wie beispielsweise Leib und Leben ausgehen könnte. Es liege eine nicht zu beanstandende Gefahrenprognose der Polizei vor. Darin heisst es, in der Vergangenheit sei es bei ähnlichen Demonstrationen unter anderem zum Einsatz von Flaschen und Pyrotechnik gekommen.

Die Polizei hatte die Verbote für Samstag und Sonntag damit gerechtfertigt, dass volksverhetzende und antisemitischen Äußerungen zu befürchten seien. Sie sah außerdem das Risiko von Gewaltverherrlichung und Gewalttätigkeiten.

Trotz der Verbote bereitet die Polizei sich nach eigenen Angaben auf einen größeren Einsatz am Wochenende vor. "Wir werden mit starken Kräften auf der Straße sein", sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik noch vor der Entscheidung des Verwaltungsgerichts.

Jüdisches Forum teilte Einschätzung der Polizei

Der Projektleiter beim Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus, Sebastian Beer, unterstützt das Demonstrationsverbot. Er sagte am Freitag bei Radioeins vom rbb, er teile die Lageeinschätzung der Polizei. Es sei außerdem wichtig, was solche antisemitischen Parolen bei Juden auslösten, nämlich ein Gefühl von Angst, Gefahr und Bedrohung.

Am vergangenen Samstag waren bei einer pro-palästinensischen Demonstration nach Angaben von Beobachtern israelfeindliche und antisemitische Parolen gerufen worden. Mehrere Menschen erstatteten Anzeige.

Hinweis: In einer früher Version hieß es, das Verwaltungsgericht habe zugleich das Verbot sowohl der Demonstration am Samstag als auch der am Sonntag bestätigt. Gegen das Verbot der Demo am Sonntag lag allerdings nach aktuellem Kenntnisstand kein Widerspruch vor.

Sendung: Radioeins, 14.04.2023, 07:40 Uhr

70 Kommentare

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  1. 70.

    Hie ist nicht die Rede von der linken SPD, sondern von Kommunisten und Linksextremisten, und die haben in ihrer Geschichte eine antisemitische Haltung bewiesen, selbst nach Gründung von Israel.

  2. 69.

    Ihr Kommentar #63 bezog sich auf das zweigeteilte Nachkriegsdeutschland - West, und darauf nahm ich Bezug.
    Und Antizionismus, dass war damals eine eindeutige Haltung, gegen die Gründung des Staates Israel. und antisemitische Hintergründe spielten eine große Rolle.
    In der DDR wurden Nazis anfänglich von den Sowjets verfolgt, dann haben sie aeldigst die Verfolgung eingestellt, und die DDR hat nicht weitergemacht, sondern ihren Staat als antifaschistisch erklärt, und so eine Haltung war noch viel schlimmer, als die in der BRD.
    Nach der Wende, da sah man, wie es um die angeblich antifaschistische DDR wirklich stand.

  3. 68.

    Tut mir leid, der Antisemitismus ist älter als alle im Cicero zitierten „linken“ Zeitzeugen, deswegen verfängt weder ihre Hufeisentheorie noch die Behauptung die Linke wäre antisemitisch.
    Ja die Linke kritisiert besonders die israelische Politik insbesondere unter dem starken Einfluss der ultraorthodoxen Juden, aber das hat mit Antisemitismus nun überhaupt nichts gemein.

  4. 67.

    Erstens ging es um die Linke und nicht DDR. Aber wenn sie schon mit der Sowjetunion kommen, dann verwechseln sie die Durchsetzung von Interessen im Nahen Osten mit Antizionismus.
    Und zweitens verwechseln sie zudem die Seiten Deutschlands in der Nazis verschiedenster Couleur weiter Karriere machen konnte bzw. sich der Gerichtsbarkeit erfolgreich entziehen konnte.

  5. 66.

    Aso mit diesem Kommentar liegen Sie außerhalb der Realitäten.
    Da die UDSSR antzionistisch eingestellt war, was auch den Deutschen in Osten entsprach, und die ehemaligen Nazis auch noch vorhanden waren, war es nicht schwer sich an die sowjetische Doktrin zu halten.
    In der Bundesrepublik gab es das GG und Demokratie,und um Aussöhnung mit Israel bemüht.

  6. 65.

    Ich weiß, daß in Ihren Kreisen nach dem System " was nicht kann, was nicht ist" verfahren wird.
    Getragen auch von einer gewissen Realitätsferne bzw. Realitätsvereigerung.
    "Bis heute hält sich die Legende, ein Linker könne kein Antisemit sein, eben weil er ein Linker ist. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt, dass auch im linken politischen Spektrum schon immer Judenhass verbreitet war."
    Quelle: https://www.cicero.de/innenpolitik/judenhass-antisemitismus-lebensluege-linke
    Hoffendlich beißen Sie jetzt nicht in das in Ihren Kreisen zitierte "Hufeisen".

  7. 64.

    Sie verwechseln Nationalismus und Völkerrecht, Wer auf völkerrechtlich anerkannte Grenzen, und Verträge pocht, der ist im recht, und das hat mit Nationalismus nichts zu tun. Auch unrechtsmäßige Ansprüche, die sich über das Völkerrecht hinwegsetzen, beispielsweise Anektion von Krim, oder Siedlungsgebiete auf den Golan Höhen durzuführen, das hat kaum mit Nationalismus zu tun, eher mit Konfrontationslust, Raffgier und Machtdemonstration.

  8. 63.

    Mal abgesehen davon das Linke und DDR unkorreliert sind, scheinen ja in der BRD die meisten Nazis, also demnach schon per Definition Antisemiten, weiter ihre Nachkriegskarriere gepflegt zu haben.
    Antisemitismus gab und gibt es quer durch alle Schichten weltweit und der Antisemitismus ist auch älter als die USA.
    Aber die Rassentheorie und Dieb praktisch industrielle Vernichtung der Juden praktizierten ausschließlich die Nazis.

  9. 62.

    Antizionismus kann allerdings als Neusprech der Antisemitismus derjenigen gelten, die den Faschismus per Entscheidung des ZK besiegt haben wollten. Das Bild des erzkapitalitischen Juden und der imperialistischen USA als Schutzmacht der Israelis wurde lange Jahre auch in der DDR gepflegt. Erst als man füe das eigene Überleben mehr Geld von den Kapitalisten benötigte, wurde man etwas ruhiger. Das wirkt bei einigen wie z B. Martina nach. Auch hier kann der MDR zur Aufklärung beitragen:
    https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/stasi/antisemitismus-diskriminierung-juden-ostdeutschland-100.html
    GüntherGras hat durchaus Recht, nur darf man das nicht als Freibrief verstehen.

  10. 61.

    Wohl Verfechter der Hufeisentheorie?
    Jedenfalls gehört Rassismus und Antisemitismus traditionell zum rechten Geschäft. Deswegen ja „rechts“.
    Und zur Vervollständigung ihrer These gehört aber auch die völkerrechtswidrige Besetzung der von Israel annektierten Gebiete, der Siedlungsbau und die Vereinnahmung der offenbar für die Weltreligionen so wichtigen Stadt Jerusalem nebst Tempelberg.
    Auch sind sämtliche Ausgleichsbemühungen mit der Perspektive eines eigenen palästinensischen Staates seit der Dominanz der ultraorthodoxen Juden wohl auch endgültig vom Tisch.
    Man könnte auch sagen, Ursache und Wirkung oder zu einem Konflikt gehören immer wenigstens zwei Seiten.

  11. 60.

    Bravo, kann ihnen nur beipflichten!
    Nur nehme ich sie dann beim Wort, wenn Demonstrationsverbote beim rechten Gesindel, Aluhüten und „Querdenkern“ wieder von den hiesigen Gerichten gekippt werden. Die meisten Antisemiten befinden sich übrigens in unseren eigenen Reihen, obwohl wir im Gegensatz der Palästinenser nun von der israelischen Politik direkt überhaupt nicht betroffen sind.
    Ich schreibe es hier gerne nochmal hin. Es ist nach Abwägung aller Aspekte wohl eher eine politische als eine juristische Entscheidung des VG.

  12. 59.

    Kritik an politischen Meinungen, Maßnahmen, Aktionen, Programmen, Zielsetzungen: GUT-

    Aufruf zu HASS oder GEWALT gegen einzelne Menschen, Menschengruppen, Gesellschaften, Staaten: SCHLECHT1

  13. 58.

    Was mich wundert ist, dass Die Linke, die gerne mit den Palästinensern und deren Terrorgruppe Hamas sympathisiert, aufschreit. Haben sie doch eine Jahrzehnte gewachsene Freundschaft. Und Antisemitismus ist auch in ihren Reihen nicht unbekannt.

  14. 57.

    "Auch die Grundrechte aus freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit haben ihre im Grundgesetz sogar ausdrücklich verankerten Schranken!
    Oder würden Sie eine Demo von Rechtsextremen die zu Gewalt aufrufen auch genehmigen? Wohl eher nein. Also messen Sie nicht Gleiches mit zweierlei Maß und Gewicht!"
    Wir erinnern uns: die Hamas-Demo wurde schon genehmigt, dann verboten, vor dem Gericht gescheitert. Also, ja, auch eine "Demo von Rechtsextreme" wird erst einmal genehmigt.
    Oder dort nun zur Gewalt aufgerufen wird - ich weiß, Sie wissen Bescheid - bliebe abzuwarten.
    Als die Judenhasser am letzten Sonnabend marschierten und "Israel den Tod" und andere antisemitischen Dreck brüllten, hätte die Demo umgehend beendet werden müssen.
    In Berlin wurden andere Demos schon aus nächtigen Gründen beendet. Damit hat die Polizei Erfahrung.
    @Thomas - ich möchte Sie bitten, sich in der Nähe eines solchen palästinensischen Mob als Jude zu outen. Ob Sie danach auch noch die Dummheiten verbreiten?

  15. 56.

    Woher nehmen Sie die Argumente, dass die Forderung nach einem eigenen Staat mit derart unterschiedlichen Maßen gemessen wird? So rechtfertigen Sie die Annektion der Krim durch Russland obwohl dadurch völkerrechtlichverbindliche Verträge gebrochen werden. Sie scheinen nicht zu erkennen, dass im Nahen Osten es Gruppen u Staaten gibt die Israel vernichten wollen. Heißen Sie diese Absicht gut? Wenn Sie das tun dann müssten Sie auch die Eroberungen des 3. Reichs gut heißen was wohl nicht der Fall ist

  16. 55.

    Da kommt noch viel mehr Vielfalt (Diversität) auf uns zu?
    Die das so mögen verstecken sich wenn es unangenehm wird? Gerade dann sind die gefordert...um zu beweisen das es wirklich bereichert.

  17. 54.

    "Bei jeder Demo gibt es "Aussetzer" der übelsten Art." Ja. Und diese "Aussetzer" können auch Agent Provocateurs sein.

  18. 53.

    Zustimmmung. Aber eine Anmerkung zu Antisemitismus: Zu den semitischen Völkern gehören nicht nur die Juden (ist soger eher die kleiner Gruppe), sondern auch die Araber (https://de.wikipedia.org/wiki/Semiten). Es hat sich hier eine grundfalsche Sprachregelung eingeschliffen. Siehe auch zur Herkunft gleich am Anfang hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus Bei der Herkunft sollte man das Wort nicht verwenden, da es wohl absichtlich irreführend damals eingeführt wurde.

  19. 52.

    Mal ganz allgemein:
    Bei jeder Demo gibt es "Aussetzer" der übelsten Art. (Plakate mit Galgen um Politiker-Hals, verbotene Flaggen ect.)
    Daher müsste m.E. der Anmelder eine Demo für mehr "Odner/Aufpasser" sorgen und auch in Verantwortung gezogen werden, um solche "Aussetzter" sofort aus einer Demo zu entfernen.
    Aber dies ist sicherlich rechtlich nicht zu machen, oder?
    Es kann nicht sein, dies allein der Polizei zu überlassen und diese dann danach auch noch zu verunglimpfen.

  20. 51.

    Also halten wir fest: Die polizeilich-innenpolitische Anforderung, bestätigt durch ein Gericht, bietet die Grundlage für das zukünftige Verbot von Fussballspielen.
    Nationalistische Parolen sind dann inakzeptabel, ihre Demonstration zu unterbinden, wenn es sich um Nationalismus handelt, der von einer amtierenden Regierung für schlecht, vom gesellschaftlich dominanten Mainstream für feindlich erklärt ist. Also: Ukrainischer Nationalismus: Gut. Palästinensischer: Schlecht. Kurdischer: Schlecht. Türkischer gut. Serbischer: Schlecht. Kroatischer: Gut. (...)
    Bei territorialen Ansprüchen ist ebenso zu verfahren. Diego Garcia für NATO /USA-GB: Gut. Krim für Russland: Schlecht.
    Guantanamo: Gut. Westjordanland für Israel: Gut. Taiwan für China: Schlecht.
    Wie wäre es mit einer Regierungs-App. Wo ich ablesen kann, welcher Nationalismus in welcher Kombination gut oder schlecht ist.

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