Pflegenotstand in Berlin - Lageso beklagt enormen Antragsstau bei ausländischen Pflegekräften

Di 09.05.23 | 21:44 Uhr
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Symbolbild: Eine maennliche Pflegekraft misst Blutdruck bei einer aelteren Frau im Rollstuhl. (Quelle: dpa/F. Gaertner)
Video: rbb24 Abendschau | 09.05.2023 | Bild: dpa/F. Gaertner

Das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) fordert dringend mehr Personal für die Bearbeitung von Anerkennungsanträgen ausländischer Pflegekräfte.

Bislang seien in der Behörde 16 Menschen damit beschäftigt, die im Ausland erworbenen Fachabschlüsse zu prüfen und den Fachkräften damit eine Arbeitserlaubnis in der Berliner Pflegebranche zu erteilen, hieß es am Dienstag vom Lageso auf rbb-Anfrage. Benötigt würden eigentlich doppelt so viele, fordert die Behörde.

Die Bearbeitungszeit solcher Anträge habe im vergangenen Jahr sieben Monate beansprucht, hieß es weiter. Aufgrund steigender Antragszahlen sei ohne personelle Verstärkung im laufenden Jahr mit noch erheblich längeren Bearbeitungszeiten von bis zu 14 Monaten zu rechnen, hieß es weiter.

Czyborra sieht weitere Baustellen

Die neue Berliner Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) sagte dem Lageso am Dienstag in der rbb24 Abendschau Unterstützung zu. Dies sei ein wichtiges Thema, das man nun in den Haushaltsberatungen angehen werde, sagte Czyborra.

Es müsse aber auch grundsätzlich an den Arbeitsbedingungen in der Branche gearbeitet werden, fügte sie hinzu. Zudem müssten die Ausbildungsbedingungen in Berlin verbessert werden und die Auszubildenden und Pflegekräfte bräuchten günstigen Wohnraum. Darüber werde sie mit Bausenator Christian Gaebler (SPD) sprechen.

Viele Betten bleiben leer

Der Pflegenotstand in Berlin und ganz Deutschland ist seit langem bekannt. Eine bundesweite nicht repräsentative Umfrage des Branchenverbands Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege (von DEVAP) hat ergeben, dass 70 Prozent der Pflegeheime Betten nicht belegen können, weil zu wenig Personal da ist. 89 Prozent der ambulanten Dienste lehnen demnach wegen des Personalmangels Neukunden ab.

Nach Angaben der Diakonie Berlin-Schöneberg sind in den vergangenen Jahren ein Drittel der dortigen Pflegekräfte in Rente gegangen. Diese Arbeitsstellen könne man bei weitem nicht auffüllen, sagte Geschäftsführer Michael Nehls der rbb24 Abendschau. Gleichzeitig bekomme man aber zahlreiche Bewerbungen von hoch qualifizierten ausländischen Pflegekräften, die man aber wegen nicht anerkannter Abschlüsse nicht anstellen dürfe.

Sendung: rbb24 Abendschau, 9.5.23, 19:30 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Die Kollegen sind doch auch für die Schwerbehinderten-Anträge zuständig. Auch da wäre eine effektive und effiziente Bearbeitung in wenigen Wochen wünschenswert.

  2. 16.

    Arm ganz bestimmt nicht, eher armselig!
    Aber der Stellenwert ist klar: Militär - 100 Milliarden sofort,
    Lufthansa - mindestens sechs Milliarden sofort,
    Gesundheit - ewige Diskussionen und Lamentation, dann gibt's gönnerhaft ein paar hundert Millionen, die kaum was bringen...

  3. 15.

    "...kein Wohnraum, keine Integrationsmöglichkeit. Ein Trauerspiel!"
    Man kriegt ja als Deutscher schon keine Wohnung - würde ja tausend Euro kalt oder sogar noch mehr ausgeben. Aber es gibt nichts!

  4. 14.

    "Eigentlich kann man es nicht glauben, was man da liest. Armes Deutschland"
    Wieso arm? 100 Milliarden für die Bundeswehr sind sofort da, mit dem Finger schnipsen und fertig...

  5. 13.

    Dazu passt der heutige Artikel über den Flüchtingsgipfel: Wie ist die Lage in Berlin und Brandenburg? Ein Dominoeffekt. Keine unbürokratische Bearbeitung von Anträgen, kein Wohnraum, keine Integrationsmöglichkeit. Ein Trauerspiel!

  6. 12.

    Dabei nur nicht vergessen: Diese ausländischen Pflegekräfte wurden irgendwo auch nicht umsonst ausgebildet und werden ganz sicher anderswo ebenso gebraucht, wie das bei uns der Fall ist! Nur scheint es ihnen attraktiver, in Deutschland arbeiten zu gehen, da die schlechte Bezahlung hier immer noch besser ist als in den Herkunftsländern. So ganz sauber ist dieses Vorgehen sozial betrachtet doch wohl auch nicht...

  7. 11.

    "Beim nächsten Mal würde ich es anders machen und gar nicht erst arbeiten gehen. Ich kann die Menschen verstehen."

    Na klar, von der Wiege bis zur Bahre auf Stütze sein ist der Sinn des Lebens.

  8. 10.

    Das Problem ist aber doch nicht "zuviel Geld vom Amt", sondern "Pflegekräfte verdienen zu wenig"! Falls ich Ihren Kommentar falsch verstanden habe, entschuldige ich mich, man kann's aber sowieso nicht oft genug sagen...

  9. 9.

    „ Gleichzeitig bekomme man aber zahlreiche Bewerbungen von hoch qualifizierten ausländischen Pflegekräften, die man aber wegen nicht anerkannter Abschlüsse nicht anstellen dürfe.“
    Sehr traurig, diese Bürokratie und die Deutschen sind sich zu fein für solche Arbeiten.

  10. 8.

    Die Frage ist einfach zu beantworten, Ralf.
    So lange es vom Amt mehr Geld gibt als für die schlecht bezahlte Arbeit, gehen die Menschen lieber zum Amt. Ich habe auch 49,5 Jahre gearbeitet. Meine Rente liegt knapp über dem was ich für Wohnung, Heizung, Strom und Bargeld vom Amt bekommen würde. Beim nächsten Mal würde ich es anders machen und gar nicht erst arbeiten gehen. Ich kann die Menschen verstehen.

  11. 7.

    Da kann man nur froh sein, das im Ausland weit über den eigenen Bedarf ausgebildet wird und die Leute dort offensichtlich nicht pflegebedürftig werden.

  12. 6.

    Wenn 70% der Pflegeheime Betten nicht belegen können, dann heißt das nicht, dass 70% der Betten nicht belegt werden können. Bitte Überschrift des Absatzes korrigieren!

  13. 5.

    „70 Prozent der Betten bleiben unbelegt“

    Stimmt nicht. Wie aus dem Text hervorgeht, gibt es in 70 Prozent der Pflegeeinrichtungen unbelegte Betten. Das heißt, es betrifft insgesamt nur einige Prozent der zur Verfügung stehenden Betten. Was natürlich immer noch zu viel ist, aber keine alarmierende Schlagzeile hergibt.

  14. 4.

    @rbb: Ein AKUTER Pflegenotstand kann nicht schon seit langem bekannt sein! Und die Aussage, dass 70 % der Betten nicht belegt werden könnten, ist völliger Unsinn! Im Text wird die in die Irre führende Überschrift dann ja immerhin korrigiert: 70 % der Pflegeeinrichtungen können nicht alle Betten belegen...

    Es sollte allerdings nicht nur am Rande erwähnt werden, dass die seit vielen Jahren schlechten Arbeitsbedingungen das Hauptproblem sind. Hätten wir ordentliche, gäbe es ausreichend Kräfte!

  15. 3.

    ...ich Frage mich natürlich auch,warum wir bei fast 10 Prozent Arbeitslosenquote fast keine Bewerbungen auf Hilfskräftestellen erhalten in Pflege, Reinigung oder Hauswirtschaft.

  16. 2.

    Es ist nicht nur die Genehmigung von Abschlüssen. Vor Weihnachten hat ein Mitarbeiter von uns 6 Wochen gebraucht bis er überhaupt einen Termin für die Verlängerung seiner Arbeitserlaubnis erhalten hat. Wie bei Bürgeramtsterminen dürfen die ausländischen Mitarbeiter bei der terminlotterie regelmässig mitspielen. Auch bei den normalen arbeitserlaubnissen ist das lageso wohl überfordert.

  17. 1.

    Eigentlich kann man es nicht glauben, was man da liest.
    Armes Deutschland

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