Mit Datensammlung zur Klimaneutralität - Brandenburger Wärme-Atlas zeigt Energiefresser

Do 31.08.23 | 06:43 Uhr | Von Markus Woller
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Heizungsthermostat. (Foto: picture alliance/Zoonar)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 30.08.2023 | Andrea B. Hewel | Bild: picture alliance/Zoonar

40 Prozent der CO2-Emmissionen im Land gehen auf das Konto der Wärme-Erzeugung. Die Kommunen tun sich mit Alternativen schwer. Auch weil die Datenlage bislang sehr unübersichtlich ist. Jetzt gibts den Wärme-Atlas. Von Markus Woller

Wie bekommen die Brandenburger zukünftig ihre Häuser und Wohnungen warm - klimaneutral und günstig? Es ist eine der entscheidenden wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen der kommenden Jahre: Bis zum Jahr 2045 will Brandenburg unter dem Strich keine neuen schädlichen Treibhausgase wie Kohlendioxid mehr produzieren.

Die Wärmewende macht dabei einen großen Teil aus: 58 Prozent der Energie, die im Bundesland verbraucht wird, entfallen aufs Heizen und die Wärmeproduktion in der Industrie. Die Landesregierung lässt deshalb gerade ein sogenanntes Wärme-Kataster [energieportal-brandenburg.de] erstellen, dessen erster Teil am Mittwoch vorgestellt wurde.

Kataster war Detektivarbeit

Das Kataster, das ab sofort online abrufbar ist, liefert erstmals an einem Ort zentriert detaillierte Daten zur Wärmenutzung von Gebäuden, detailgetreue Karten über die vorhandenen Fern- und Nahwärmenetze und auch über die Potenziale erneuerbarer Energien in allen Regionen in Brandenburg. "Die Datenlage war bisher lückenhaft und auf viele Quellen verteilt", sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) bei der Vorstellung des Tools in Potsdam. Die Zusammenstellung sei eine detektivische Arbeit gewesen, von der nun aber vor allem Kommunen profitieren könnten.

Die darin enthaltenen Daten zeigen auch, vor welcher Herausforderung das Land in den kommenden Jahren steht: Rund 17 Terrawattstunden an Wärme brauchten die Brandenburger und ihre Unternehmen im vergangenen Jahr fürs Heizen, das sind 17 Milliarden Kilowattstunden. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wärmebedarf eines Einfamilienhauses beträgt 25.000 Kilowattstunden im Jahr.

Altbauten brauchen sehr viel Wärme

Am höchsten ist der Energiebedarf demnach in unsanierten Gebäuden, wie sie oft in den Altstädten des Landes zu finden sind. Allein auf sie entfällt fast die Hälfte des Gesamtbedarfes des Landes, heißt es im Online-Kataster. Allerdings auch, weil die unsanierten Bauten mit 350.000 auch bei weitem die meisten Gebäude im Land ausmachen. Die 55.000 Neubauten im Land verbrauchen weniger: 845 Millionen Kilowatt. 60 Prozent der Gebäude werden mit Gas beheizt- auch das lässt sich im Kataster schnell und einfach herausfinden.

Das Online-Tool zeigt, und das darf kaum verwundern, dass der weitaus meiste Wärmebedarf in den Städten besteht, vor allem in Potsdam. In den Ballungsgebieten gibt es nicht nur den höchsten privaten Verbrauch. Auch energieintensive Industrie-Ansiedlungen suchen oft die Nähe größerer Städte. Aber auch bei der Wärmedämmung zeigen sich in den Daten Unterschiede: "Wir sehen im Speckgürtel um Berlin herum relativ viele Neubauten. Im ländlichen Bereich zeigt sich eher ein schlechter Sanierungszustand mit einem hohen Wärmebedarf", sagt Projektleiter Philipp Melzer von der Beratungsfirma Con Energy, "Da muss zukünftig mehr getan werden."

Hohe Detailgenauigkeit

Die Angaben des Tools beziehen sich auf das Jahr 2022, sollen aber zukünftig ständig aktualisiert werden. Das Land spricht damit vor allem Kommunen an, bei denen viele gerade vor der enormen Aufgabe stehen, bis spätestens 2028 erstmals eine kommunale Wärmeplanung erstellen zu müssen. Dafür benötigen sie eine fundierte und vor allem bis auf einzelne Straßenzüge genaue Datenlage, um beispielsweise neue Fernwärmenetze oder Heizkraftwerke zu planen. Das neue Kataster bietet genau eine solche Detailtreue, mit der die Kommunen dann weiterarbeiten können.

Private Hausbesitzer könnten sich dafür interessieren, wo in ihrer Nähe die nächsten Wärmenetze verlaufen, um abzuschätzen, ob sie zukünftig an ein solches angeschlossen werden könnten. Auch diese Daten sind abrufbar. Mit der Gemeinde abgesprochen, erspart dies im Zweifel sogar die Umrüstung der eigenen Heizung.

Tool soll in die Zukunft schauen können

Als Planungshilfe für die Gemeinden sind auch Daten über mögliche Wärmequellen und andere Potenziale für erneuerbare Energien abrufbar. So zum Beispiel Geothermie-Standorte, Möglichkeiten der Nutzung von Abwärme aus Abwasser oder Seethermie.

Zukünftig soll es in der Online-Version des Wärme-Katasters auch ein Prognose-Tool geben, mit dem Kommunen die voraussichtliche Entwicklung in ihrer Region modellieren können.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.08.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Markus Woller

39 Kommentare

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  1. 39.

    AKW ?!?
    - Ohne Subventionen würde der AKW-Strom den Preis steigen lassen - Also kann auch gleich der Strompreis subventioniert werden (wie z.B. in Frankreich)
    - Atomgesetz müsste im Bundestag geändert werden
    - AKW-Betreiber selbst sind eher skeptisch
    - AKW-Betreiber haben sich den Ausstieg fürstlich belohnen lassen und würden den Wiederbetrieb ganz bestimmt von den bekommenen Mrd finanzieren ...
    -

  2. 38.

    Welche Statistik Sie da nutzen oder wie Sie diese interpretieren müssten Sie sicher erklären.
    Laut BDEW Statistik leitungsgebundene Wärmeerzeugung 2022:
    123 Mrd kWh
    18,7% erneuerbare (Biomasse, Siedlungsabfälle, Geothermie)
    43,1% Erdgas
    14,5% Steinkohle
    5,9% Braunkohle
    8,7% Müll
    6,7% Abwärme
    Über alle größtenteils in KWK. Zu reinen Heizwerken wird schon schwierig überhaupt Daten zu finden. Selbst im Kohlebereich ist das ja Stand der Technik seit Jahrzehnten.
    Wahrscheinlich nur noch im <1MW Bereich. BHKW ist ja inwzwischen ein alter Hut und dürfte jeden größeren nur Heizkessel inzwischen abgelöst haben.
    Kohle dürfte in wenigen Jahren verschwunden sein. Da gab es 2022 noch ein paar Verlängerungen für ein paar Stadtwerke, um den Gaspreis etwas zu dämpfen, bis andere Quellen verfügbar sind.

  3. 36.

    Das GEG wird wegen dieser Unstimmigkeiten den Verfassern um die Ohren fliegen. Der Einstieg aus dem Ausstieg der Atomenergie wird wohl kommen. Die Ampel-Koalition rauscht mit ihren Zustimmungswerten in den Keller. Aus der Wirtschaft und der Wissenschaft mehren sich Appelle, über den Wiedereinsatz der AKW's nachzudenken: wegen der steigenden Energiepreise, möglicher Versorgungsengpässe und der Dringlichkeit des Klimaschutzes. Ein Prominenter, der ehemalige BASF Chef Hambrecht , auch Mitglied der Ethikkommission sagt: „Der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle und Atomkraft ist ein Fehler, so vorzugehen kann zu einer Überforderung der Privathaushalte und der Wirtschaft führen, gefährdet Deutschlands Energiesicherheit und belastet die Wettbewerbsfähigkeit.“

  4. 35.

    Das "setzen auf die Dynamik der Verhältnisse" sollte allerdings vom Realismus des Gegebenen begleitet werden Und da sieht es wohl heute so aus, dass mit dem Einsatz von Fernwärme keine CO2-Minderung in Sicht ist.

  5. 34.

    Jaja, die Dänen. Ich habe dänische Verwandtschaft. Die sind stolz auf die Musteranlage in Esbjerg, eine CO2-basierte Meerwasser-Wärmepumpe und erzeugen damit Fernwärme. Einen großen Teil ihrer Fernwärme erzeugen sie allerdings durch die Verbrennung von Müll. Das seht aber nicht in der Zeitung, weil, das machen sie seit Jahren so.

  6. 33.

    Laut einer Statistik des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stammen von den 126 Milliarden Kilowattstunden Fernwärme 22 Milliarden Kilowattstunden aus Kraftwerken. Das entspricht einem Anteil von knapp 18 Prozent, 82 % werden durch Verbrennen von Kohle oder Gas direkt gewonnen. Die Umweltwerte aus den Kraftwerke, sind CO2-lastig. In den meisten Kraftwerken werden zur Erzeugung fossile Brennstoffe verbrannt.

  7. 32.

    (Auch ggü. "Frau Holle" 16:43 Uhr)

    Zu den Energieträgern bei Fernwärme:
    Ich stimme zu: Die einen setzen auf die Dynamik der Verhältnisse, die andere/n im einschlägig gewollten Sinne und recht interessengeleitet auf statische Verhältnisse.

    Sommertemperaturen von heute oder (Schnee)Flocken von gestern, das ist somit die Frage. ;-

  8. 30.

    In der Zukunft ist vieles möglich. Ich rede von der Fernwärme, die im GEG als zweite Alternative neben der Wärmepumpe künftig für die Beheizung möglich sein soll. Und Fernwärme wird in Gasbrennern erzeugt, sowohl bei Vattenfall als auch weltweit. Um die "Erneuerbaren" für Heizzwecke einzusetzen müsste man den Strom der Erneuerbaren in Wasserstoff speichern. Was technisch möglich, aber unwirtschaftlich ist. Deswegen räumt ja inzwischen auch Herr Habeck ein, dass diese Verarbeitungskette für die Gebäudeerwärmung keine Rolle spielen wird.

  9. 29.

    Vattenfall erzeugt ja nicht nur Wärme sondern auch Strom. Das tun Sie mit Ihrer Therme nicht. Vattenfall möchte in Zukunft auch Wärme per Wärmepumpe zb aus dem Berliner Abwasser holen.

  10. 28.

    Ich kann die ganze Debatte über die Fernwärme, sie als weniger CO2 schädlich gemäß den GEG Vorstellungen einzusetzen, nicht nachvollziehen. Fernwärme macht aufgrund der Wärmeverluste der Leitungen nur dann Sinn, wenn es sich um ohnehin vorhandene Abwärme handelt, ansonsten macht es keinen Sinn, zentral Wärme extra zu erzeugen um (übers Jahr gesehen) einen hohen prozentualen Anteil durch Verluste zu verlieren. Denn die Verluste sind enorm. Im Internet gibts da viel Material. Eine CO2 Entlastung durch Fernwärme ist ohnehin nicht ersichtlich. Es ist doch egal, ob ich die Wärme mit meinem Gasbrenner im Hause erzeuge oder Vattenfall das zentral in seinen Brennern tut. Nur die Wärmeverluste und einen Aufschlag habe ich bei Vattenfall als Endverbraucher zusätzlich an der Backe.

  11. 26.

    Was Vattenfall mit Fernwärme in Brandenburg zu tun hat, müssten Sie noch erklären.
    Ansonsten wurde das nun schon hinreichend diskutiert und beantwortet.
    Kleine Auswahl:
    negative Regelleistung aus dem Strommarkt, passiert schon im MW-Bereich und wird demnächst in Berlin zwischen 50Hertz und Vonovia auf Wohnungsebene getestet.
    Geothermie, Biogas, Prozessabwärme, Synthetisches CH4, etwas was wir unbedarften nicht wissen, etwas was die Profis auch noch nicht wissen aber noch entwickeln,
    Und ja fossile Fernwärme ist besser als Erdgas im Haus verheizen weil fossile Fernwärme das interessante Nebenprodukt Elektroenergie abwirft.

  12. 25.

    Pssst ... mit "entfallen aufs Heizen" ist nicht das Tempo gemeint. Solche "Themendrehversuche" machen mich fast rasend - hat aber auch nichts mit Heizen zu tun.

  13. 24.

    "Vattenfall als größter Fernwärmenetz-Betreiber erzeugt die Fernwärme über fossile Energieträger." An was hatten Sie gedacht, wird künftig Fernwärme erzeugt, wenn nicht über fossile Energie?

  14. 23.

    Das ist sehr sehr schwer zu verstehen. Erst beim selberrechnen wird das einem klar. Deshalb kleben sich sogar Manche für Sinnloses fest.

  15. 22.

    Wollen Sie sich nicht erst einmal mit großen Massenverhältnissen beschäftigen bevor sie Forderungen mit Konsequenzen aufstellen?
    Eine Metapher: Ein Ozean wird nie ein Süsswassersee werden können, auch nicht wenn man ganz viele Salzkörner entnimmt. So ist meine T.limitbemerkung zu verstehen. Nutzen Sie die Kräfte für Sinnvolles, indem Sinne wie Sie es schreiben.

  16. 21.

    007:
    "Könnt ihr nicht mal aufhören rumzunerven mit eurer "Klimaneutralität"?"

    Warum? Wollen Sie denn unbedingt die Klimaerwärmung fördern?

  17. 20.
    Antwort auf [Ein Haus] vom 31.08.2023 um 13:24

    Ein Haus, Dummland:
    "was unabhängig von Stadtwasser und Stadtstrom ist gibt es. Aber dann verdienen diese Kapitalisten nichts. Defacto ist das verboten. Noch Fragen ?"

    Ganz schön wirres Zeug, was da "Ein Haus" aus "Dummland" schreibt!

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