Nach Hamas-Angriff auf Israel - Polizei ermittelt wegen pro-palästinensischer Feiern in Neukölln

So 08.10.23 | 22:38 Uhr
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Demonstranten und Einsatzkräfte der Polizei treffen im Stadtteil Neukölln aufeinander (Quelle: DPA/Paul Zinken)
Video: rbb24 Abendschau | 08.10.2023 | Phil Beng | Studiogast: Ahmad Mansour | Bild: DPA/Paul Zinken

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel mit vielen Toten und Verletzten sollen mehrere Personen in Berlin-Neukölln gefeiert haben. Inzwischen liegt eine Anzeige wegen "Billigung von Straftaten" vor - die Polizei ermittelt.

Nachdem mehrere Männer den Hamas-Angriff auf Israel in Berlin-Neukölln mit dem Verteilen von süßem Gebäck gefeiert haben sollen, wird gegen sie ermittelt. Wegen der Aktion am Samstagnachmittag sei Strafanzeige "wegen Belohnung und Billigung von Straftaten" gestellt worden, teilte die Berliner Polizei am Sonntag mit. "Hinsichtlich der rechtlichen Würdigung der Verteilaktion steht die Polizei im engen Austausch mit der Staatsanwaltschaft", hieß es weiter.

Anhänger des Palästinensischen Gefangenensolidaritätsnetzwerks Samidoun hatten laut Bildern, die in Online-Netzwerken veröffentlicht wurden, am Samstag als positive Reaktion auf die Angriffe auf Israel Süßigkeiten auf der Sonnenallee verteilt. Die Polizei erklärte, ein 23-Jähriger, der den Teller mit dem Gebäck in der Hand gehalten und dieses verteilt habe, habe zudem die palästinensische Flagge über der Schulter getragen.

Die Beamten vor Ort untersagten demnach die Aktion und ließen die drei Beschuldigten nach Feststellung ihrer Personalien wieder gehen.

Berichte über Drohungen gegen TV-Team

Im Zusammenhang mit der Aktion wurde außerdem eine Strafanzeige wegen Nötigung und Bedrohung gestellt. Laut Berliner Polizei hatten Unbekannte das Kameraobjektiv eines Fernsehteams mit der Hand verdeckt, das die Süßigkeiten-Verteilaktion filmte. Die Unbekannten forderten das TV-Team demnach unter Drohungen auf, die Aufnahmen zu löschen.

Auch durch andere Aktionen machte sich Unterstützung für die Hamas in Neukölln bemerkbar. Die Berliner Polizei entfernte nach eigenen Angaben Plakate mit Schriftzügen in arabischer Sprache, Abbildungen von Maschinengewehren sowie der palästinensischen Flagge an Hauswänden auf der Sonnenallee, einer Hauptverkehrsstraße in Neukölln.

Pro-palästinensische Kundgebung mit mehreren Dutzend Menschen

Außerdem fand dort am Samstagabend eine pro-palästinensische Kundgebung mit bis zu rund 65 Teilnehmern statt. Die Polizei erklärte, da die Versammlungsleiterin das Skandieren israelfeindlicher Parolen nicht unterbunden habe und einige Teilnehmer sich vermummten, habe sie die Versammlung nach aufgelöst. Daraufhin sei es zu "Widerstandshandlungen und vereinzelten Flaschenwürfen" gegen Polizisten gekommen. Zwei Beamte erlitten leichte Verletzungen.

Die Polizei stellte die Personalien von insgesamt 40 Demonstranten fest, stellte sechs Strafanzeigen, unter anderem wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Widerstands und Landfriedensbruchs, sowie 36 Ordnungswidrigkeitenanzeigen gegen Menschen, die sich trotz der Auflösung der Versammlung nicht entfernten.

In ihrer Mitteilung verwies die Berliner Polizei zudem auf einen Vorfall mit unbekanntem Hintergrund. Demnach warfen Unbekannte von einer Fußgängerbrücke zwei knapp 2,5 Kilogramm schwere Pflastersteine auf die Windschutzscheibe eines Streifenwagens. Dabei wurde ein Polizist durch umherfliegende Glassplitter verletzt.

Tote, Verletzte und Entführungen

Die Hamas hatte am Samstagmorgen von Gaza aus überraschend Raketenangriffe gegen Israel begonnen. Gleichzeitig drangen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor.

Bei dem Großangriff wurden nach dem jüngsten Stand von Sonntagabend mindestens 700 Menschen in Israel getötet. Allein auf dem Gelände eines Musikfestivals bei Gaza, das am Samstagmorgen überfallen worden war, sind mittlerweile mindestens 260 Leichen entdeckt worden. Offizielle Stellen gehen von mehr als 2.000 verletzten Israelis aus. Rund Hundert weitere Menschen seien "Gefangene" der Hamas.

Die Bundesregierung geht inzwischen davon aus, dass sich unter den von der islamistischen Hamas aus Israel Verschleppten auch deutsche Staatsangehörige befinden. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Sonntag, nach Erkenntnissen des Außenministeriums handele es sich um Menschen, die alle neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit hätten.

Bei Gegenangriffen Israels wurden mindestens 413 Menschen im Gazastreifen getötet, wie das Gesundheitsministerium in Gaza am Sonntagabend mitteilte.

Sendung: Fritz, 08.10.2023, 12.30 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Täter sind im Moment die Leute der Hamas. Opfer sind im Moment Israelis. Das steht außer Zweifel. Die Vergeltung der Israelis wird erwartungsgemäß grausam ausfallen. Dann gibt es Kollateralschäden, weil nicht genau zwischen Hamas-Tätern und normalen Gazastreifen-Bewohnern unterschieden werden kann. Die Hamas nimmt die eigenen Ladsleute ja absichtlich mit in Geiselhaft. Raketen auf Israel werden extra in der Nähe von Kliniken und Schulen abgefeuert.

    Diese dann getöteten palästinensischen Menschen sind auch Opfer (der Hamas). Insgesamt haben natürlich auch die rechten Nationalkonservativen um Netanjahu einen Vorteil, weil ihre Strategie des ständigen Gängelns der Palästinenser aufgeht. Darf ich daran erinnern, dass ein israelischer Jurastudent rechtsextremer, religiös-fanatischer Überzeugung den Friedensprozess 1995 beendete, indem er Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin hinrichtete. Der brodelnde Konflikt hält auf beiden Seiten die Hardliner an der Macht. Traurig.

  2. 8.

    Ohne Ihnen Absicht unterstellen zu wollen, hinkt Ihr Vergleich aus Unwissenheit. Anders als die Palästinenser-Flagge in Zusammenhang mit der Terrororganisation Hamas waren Z-Symbol und russische Flagge noch relativ neu, sind aber zeitnah vom Rechtsstaat in den entsprechenden Kontext eingeordnet worden:
    https://www.tagesschau.de/inland/z-symbol-russland-verbot-101.html

  3. 7.

    Ohne Ihnen Absicht unterstellen zu wollen, hinkt Ihr Vergleich aus Unwissenheit. Anders als die Palästinenser-Flagge in Zusammenhang mit der Terrororganisation Hamas waren Z-Symbol und russische Flagge noch relativ neu, sind aber zeitnah vom Rechtsstaat in den entsprechenden Kontext eingeordnet worden:
    https://www.tagesschau.de/inland/z-symbol-russland-verbot-101.html

  4. 6.

    Man könnte ja mal z.B. Franco von den Linksalternativen oder Kocak von den Linken fragen, warum das Anwachsen von Samidoun in Berlin toleriert worden ist. Ehrenfrau Nagel hat vielleicht eine Idee.

  5. 5.

    Die Terroristen der Hamas haben Israel überfallen.
    Es sind nicht 'beide Seiten" Opfer. Es sind ausschließlich Israelis.

  6. 4.

    Alle Organisationen die Antisemitismus propagieren, gehören verboten. Ich verstehe nicht, warum staatliche Behörden hier nicht konsequent handeln.

  7. 3.

    Ja es wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Unsere Medien sind in meinen Augen nicht immer objektiv. Beim Überfall Putins auf die Ukraine spricht die Presse hier meist vom "Ukraine-Krieg". Jetzt beim Überfall der Hamas auf Israel wird es anders (korrekt?) dargestellt: Die aktuelle massive Aggression ging von der Hamas aus.

    Bei Al-Jazeera wird es hingegen "Israel-Hamas-Krieg" genannt. Man sieht, es ist also erforderlich, sich aus mehreren Quellen zu informieren.

    Wem nutzt der entsetzliche Konflikt? Auf der einen Seite der Hamas, die Stärke zeigen will und "die Palästinenser" nach den israelischen Reaktionen als Opfer definieren wird. Und auf der anderen Seite den rechten Nationalkonservativen um Netanjahu, die zuletzt politisch in schwerem Fahrwasser waren. Verlierer sind die kleinen Leute auf beiden Seiten.

  8. 2.

    Da kann ich nur noch lachen ,,Durchgreifen,, haben wir ja gesehen wie es in Stuttgart und Köln gelaufen ist sowie Silvester in Berlin etc. die Bilanz der Verurteilungen ist einfach nur Lächerlich!

  9. 1.

    Grundsätzlich ist die Duldung oder Unterstützung von Unrecht zu verurteilen. Mich befremdet es, dass gegen russischen Autokorsos, die ukrainische Flüchtlinge verhöhnen und den Krieg gegen die Ukraine feiern, scheinbar nicht mit gleichem Maße vorgegangen wird.
    Vielleicht steht hier falsches Empfinden im Raum, aber es stärkt nicht unbedingt mein Vertrauen in unser Rechtssystem.

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