Zentralrat der Juden - Schuster fordert Umbenennung von deutschem "Fridays for Future"-Ableger

Fr 27.10.23 | 09:04 Uhr
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Archivbild: Josef Schuster, Praesident Zentra)lrat der Juden in Deutschland. (Quelle: dpa/C. Koall
Audio: Fritz | 26.10.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/C. Koall

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat die deutschen Klimaaktivisten von "Fridays for Future" aufgefordert, sich wegen israelfeindlicher Internetpostings von "Fridays for Future International" loszusagen. "Ich erwarte von Luisa Neubauer und 'Fridays for Future Deutschland' eine wirkliche Abkoppelung, eine Namensänderung der Organisation und den Abbruch jeglicher Kontakte zu 'Fridays for Future International'", sagte Schuster.

Auch Bundestagsabgeordnete verschiedener Parteien kritisierten die internationale Organisation und verlangten eine stärkere Distanzierung der deutschen Sektion.

Schuster bezeichnet Posts als "krude Geschichtsverdrehung"

Schuster sagte der "Bild"-Zeitung, wenn Luisa Neubauer ihre Worte von der Solidaritätskundgebung am Brandenburger Tor am Sonntag ernst meine, wo sie sich über den weltweiten Antisemitismus entsetzt gezeigt und die besondere Verantwortung Deutschlands für Israel betont habe, müsse sie sich von dieser Organisation lossagen. "Von 'Fridays for Future International' erwartet man nichts anderes mehr als krude Geschichtsverdrehung, Dämonisierung Israels und nun auch noch Verschwörungsideologie", sagte Schuster.

Mit einer einseitigen Solidaritätsbekundung für die Palästinenser im Gaza-Streifen hatte die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg am vergangenen Freitag für Empörung gesorgt. "Fridays for Future International" hatte am Mittwoch auf Instagram von einem "Genozid" gegen Palästinenser im Gaza-Streifen und von Israel als Apartheidstaat gesprochen. Zudem hatte die Organisation westliche Medien der Falschinformation und Lüge bezichtigt. "Fridays for Future Deutschland" erklärte, der internationale Account spreche nicht für die deutsche Klimaschutzbewegung.

Archivbild: Flagge mit FFF-Symbol - Fridays for Future Demonstration in Berlin. (Quelle: dpa)
Flagge von Fridays for Future | Bild: dpa

Breite Kritik aus dem Bundestag

Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Bundetstag, Katja Mast, sagte der "Welt" (Freitag), es sei nicht das erste Mal, dass "der globale Ableger der Bewegung mit antiisraelischen Äußerungen auffällt. Nun braucht es klare Konsequenzen in Deutschland und kein Schulterzucken." Sie erwarte "eine ganz klare und unmissverständliche Distanzierung und Zurechtweisung durch "Fridays For Future" in Deutschland.

FDP-Vizefraktionschef Lukas Köhler sagte der Zeitung: "Um einen kleinen Rest an Glaubwürdigkeit zu wahren, muss sich 'Fridays for Future Deutschland' jetzt vollständig vom internationalen Verband distanzieren."

Marcel Emmerich, Grünen-Obmann im Innenausschuss des Bundestages, sagte der "Welt": "Während 'Fridays for Future in Deutschland' den Antisemitismus immer wieder verurteilt und auch in diesem Fall klar Stellung bezogen hat, werden von der internationalen Bewegung die übelsten antisemitischen Verschwörungstheorien gegen die Medien verbreitet, dass es einem nur noch schlecht werden kann."

Die CDU-Abgeordnete Ronja Kemmer sagte der "Welt", durch den Post habe sich "Fridays for Future" "seines eigentlichen Anliegens offiziell entledigt".

Die Vizechefin der AfD-Fraktion, Beatrix von Storch, sagte: "Solange 'Fridays for Future' in Deutschland nicht offen und endgültig mit Greta Thunberg und der internationalen Sektion bricht, sind ihre Distanzierungen nicht glaubhaft."

Sendung: Fritz, 26.10.2023, 21:30 Uhr

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23 Kommentare

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  1. 23.

    Herr Schuster bringt es auf den Punkt: fridays for future har sich selbst ins AUS gekickt.

  2. 22.

    Ich bin zu tiefst über die vielen antisemitischen Kommentare hier zutiefst erschrocken. Warum lässt RBB24 das zu? Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung gegen den Terror der Hamas und deren Unterstützer!

  3. 21.

    VOLLKOMMEN richtig ist dieser Umbennungsvorschlag.

  4. 20.

    Ich glaube, dass Herr Schuster sehr viel besser über das "Warschauer Ghetto" informiert ist als Sie oder ich. Diesen Zusammenhang zu bringen finde ich, positiv ausgedrückt, mehr als gewagt, wenn man weiß, dass die jüdischen Menschen dorthin deportiert wurden, um in ein "Vernichtungslager" gebracht zu werden. Wie können Sie glauben, dass Herr Schuster darüber nicht bestens informiert ist?

  5. 18.

    Was ist sein Problem? Dass es mehr als eine Wahrheit gibt? Mein fast siebzigjähriger Vater ist FFF zum ersten Mal wohlgesonnen. Endlich gibt es mal eine Spur Diskurs, wenn auch nur minimal.

  6. 17.

    Es sollte mich nicht wundern wenn die ersten Buchhandlungen Bücher von Thunberg aus dem Sortiment nehmen,würde das begrüßen.

  7. 16.

    Betrachtet man den historischen Kontext kann man feststellen, dass das Problem im Nahostkonflikt darin besteht, dass sowohl die Juden im Recht sind als auch die Palästinenser. Also Recht gegen Recht und wenn keine Seite auf ihr Recht oder Teile davon verzichten will, kommt es zwangsläufig zu Auseinandersetzungen. Eine lange diskutierte 2 Staaten Lösung ( 1 Palästinense Staat + 1 jüdischer Staat = Israel) könnte die Region beruhigen. Aber im Recht sein erlaubt keine Terrorakte.

  8. 15.

    wenn mann nicht miteinander redet, sondern übereinander … etiketten anklebt und leute drängt, sich einer etikettenkleber-partei anzuschließen, wer nicht für und ist, ist gegen uns … wohin soll das führen?

  9. 14.

    Ich denke Hr.Schuster ist mit dem Thema Warschauer Ghetto vertraut. Dass er auch ganz genau auf die Menschen von Gaza schaut vor allem im Hinblick auf deren humanitärer Situation hoffe und wünsche ich.

  10. 13.

    Wenn man meint, "fremd-posten" zu müssen … Fridays, bleibt bei Euern Leisten!

    Arbeit ist Arbeit, privat ist privat. Gerade Gallionsfiguren sollten sich ausschließlich privat zu kernthemenfremden Angelegenheiten äußern.

  11. 12.

    Antwort auf mich selbst: Mein letzter Satz bezieht sich natürlich auf Fridays for Future Deutschland, um Missverständnissen vorzubeugen, es ergibt sich aber auch aus dem Kontext. Danke.

  12. 11.

    Leider wahr was sie sagen. Und Herrn Schuster rate ich: Schuster bleib bei deinen Leisten.

  13. 10.

    Die Hamas ist 2005 als Sieger aus Wahlen hervorgegangen und konnte sich in Gaza regen Zuspruchs sicher sein. Dennoch benutzt die das eigenen Volk als Schutzschild.

  14. 9.

    Huch. Bisher FFF bestenfalls ignoriert, häufig beleidigt und diffamiert, bis hin zu Hetze - und nun fordern ihr Politiker was und faseln was von Glaubwürdigkeit? Absurd!

  15. 8.
    Antwort auf [Erich] vom 27.10.2023 um 10:04

    Vielleicht hilft Ihnen ein Blick in die Geschichtsbücher im Zusammenhang Nahost ab 1947. Wo ist die Zweistaatenlösung? Und ich distanziere mich ausdrücklich vom Zerror der Hamas. Aber bitte vergleichen Sie bei dem jetzigen Konflikt einmal die Zahlen der Opfer auf beiden Seiten? Es sterben wieder einmal viele Unschuldige, weil die internationale Staatengemeinschaft/UNO über Jahre tatenlos zugeschaut hat. Was nützt eine UN Resolution, wenn diese nicht zur Anwendung kommt?

  16. 7.

    Nichts auf der Welt ist homogen, daher gibt es unter anderem Politik. Die jüdische Gesellschaft ist es nicht, wie wir an den Protesten gegen die Justizreform gesehen haben, die palästinensische ist es nicht, die deutsche ist es nicht, Greenpeace ist ein nicht, Amnesty International ist es nicht und ebenso Fridays for Future. Eine Umbenennung verdeckt oder verhindert nur die Auseiandersetzung, resp. die Abgrenzung. Diese wurde von Fridays for Future Deutschland unmittelbar vorgenommen, ein wichtiger Schritt. Mir ist aktuell nicht bekannt, wie sich Fridays for Future Israel positioniert hat, doch auch die internationale Presse goutiert die Abgrenzung des deutschen Ablegers, der innerhalb der Bewegung Gewicht hat. Das ist wichtig! Das ist bedeutsam! Die Bewegung ist größer als diese furchtbaren Äußerungen, sie ist multilateral und international und sie darf nicht an diesen Äußerungen Einzelner scheitern. Das Verhalten von Fridays for Future stimmt mich da optimistisch.

  17. 6.

    Herr Schuster sollte sich mal mit dem traurigen Thema „Warschauer Ghetto“ beschäftigen in seiner Historie und sich dann die Situation in Gaza anschauen.

  18. 5.

    „Freie Meinungsäußerung“ und die Konsequenzen dazu. Demokratie verliert immer mehr

  19. 4.

    DANKE FFF für die offenen Worte wozu die Politik zu feige ist. Tausende unschuldige Tote auf allen Seiten. Ich halte mich an den UN-Generalsekretär mit seiner ehrlichen Aussage. Die Menschen sehen es auch so, nur die Ampel ist wie immer auf dem falschen Dampfer. Wenn Scholz „uneingeschränkt“ sagt, dann toleriert er Kriegsverbrechen in Gaza die er aber Russland in der UA vorwirft.

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