Neues Lagebild Korruption 2022 - Berliner Gefängnisse sind Hotspot für Korruption

Do 11.01.24 | 15:02 Uhr
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Gestelltes Symbolbild zum Thema Justizvollzug. (Quelle: dpa/Thomas Trutschel)
Bild: dpa/Thomas Trutschel

Berliner Gefängnisse sind ein Schwerpunkt für Korruption und Bestechung. Das geht aus dem neuen Lagebild Korruption 2022 hervor, das die Innenverwaltung am Donnerstag vorgelegt hat. Demnach entfällt ein Großteil der festgestellten Bestechungsversuche auf Insassen von Haftanstalten oder ihr Umfeld.

Häufig sei es darum gegangen, Justizvollzugsbeamte zu bestechen, um Insassen mit Handys oder Drogen zu versorgen. 38 Personen wurden laut Landeskriminalamt (LKA) bei korrupten Handlungen erwischt - 30 von ihnen im Umfeld von Justizvollzugsanstalten.

Von den 15 Personen, die sich laut der Ermittler auch tatsächlich bestechen ließen, waren neun bei den Justizbehörden tätig. Geschmiert wurde in der Regel mit Arbeits- oder Dienstleistungen, Bargeld oder Einladungen in Restaurants.

2023: 1.000 verbotene Handys

Welche juristischen Folgen die Ermittlungen für die Betroffenen hatten, wird im Lagebild nicht detailliert aufgezählt. Aber es werden einzelne Beispiele genannt. So wurden unter anderem drei Amtsträger der Zulassungsbehörde Berlin verurteilt, weil sie gegen Zahlung von Bestechungsgeld in Höhe von bis zu 400 Euro Kfz-Zulassungen in wenigen Tagen statt den üblichen vier bis acht Wochen erteilten. In einem weiteren Fall hatte ein Mitarbeiter einer Gartenbau-Firma Insassen der Jugendhaftanstalt Berlin Insassen mit Handys und Drogen versorgt.

Wie groß das Problem mit illegal eingeschleusten Gegenständen in Berliner Gefängnissen ist, hatte im Dezember eine parlamentarische Anfrage der Grünen aufgedeckt. Demnach wurden im Jahr 2023 mehr als 1.000 verbotene Handys, gut acht Kilogramm Cannabis, rund 260 Gramm Kokain und diverse andere Drogen wie Aufputschmittel und Heroin entdeckt.

Auffällig ist, dass relativ selten Besucher dabei ertappt werden, wie sie Insassen mit verbotenen Gegenständen versorgen wollen - ein Anzeichne dafür, dass der meiste Schmuggel auf anderen Wegen stattfindet.

2022: 48 Ermittlungskomplexe zur Korruption

Insgesamt wurden laut Lagebericht 2022 in Berlin 48 Ermittlungskomplexe zu Fällen von Korruption erfasst. Das sind weniger Fälle als im Jahr davor - allerdings sind die Zahlen laut Landeskriminalamt (LKA) sehr "volatil" (Anm. d. Red.: schwankend) und nur bedingt vergleichbar.

In mehr als der Hälfte der Fälle ging es um Bestechung. 53 Personen wurden als Verdächtige ermittelt. Wie hoch der entstandene Schaden war, lässt sich laut LKA aber nicht genau feststellen: Ob zum Beispiel einer Firma Aufträge entgangen seien, weil ein Konkurrent bei der Vergabe nachgeholfen habe, oder ob die öffentliche Hand durch bestochene Beamte Verluste gemacht habe, sei im Nachhinein kaum bis gar nicht zu beziffern.

"Enorm hohes Dunkelfeld"

Nicht weniger wichtig ist laut LKA aber der Schaden für die Integrität staatlicher Institutionen oder die Verzerrung des wirtschaftlichen Wettbewerbs. Zudem räumt die Innenverwaltung ein, dass es erfahrungsgemäß ein "enorm hohes Dunkelfeld" gebe. Denn oft würden Behörden oder Unternehmen korrupte Mitarbeitende lieber in aller Stille entlassen, statt die Fälle öffentlich zu machen. "Dies führt dazu, dass selbst bekannt gewordene Taten zur Vermeidung solch negativer Berichterstattung, die ggf. auch eigene Versäumnisse und Fehler offenbaren könnten, nicht immer zur Anzeige gebracht werden", heißt es im Lagebild.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.01.2024, 19:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Nachtijall, ick hör dir trapsen. Sie haben das gut kommentiert.

  2. 7.

    Warum relativ selten Besucher ertappt werden liegt doch auf der Hand. Die entsprechenden Kontrollen sind nicht dazu geeignet, wirklich richtig zu kontrollieren. Auch die Sprechräume sind so gestaltet, daß eine Übergabe von Eingeschmuggeltem gefahrlos stattfinden kann.

  3. 6.

    Sie müssen die Wahrheit nicht als Satire tarnen!

    Kenne genug Leute, wo das Amt wegschaut!

    Der Staat wird vielfach gar nicht mehr ernst genommen und in Justiz, Polizei sitzen nicht nur Freunde der AFD, sondern einfach nur Machtgeile, gierige Leute!!

  4. 5.

    Man sich kann die Bewerber kaum noch aussuchen, man ist mittlerweile froh über jeden , da da kommt und es versuchen will. Nicht nur im Justizvollzug.

  5. 4.

    Genugtuung durch Machtausübung (Willkür/Ermessen) ist auch eine willkommene Währung. Kollegen decken es gerne, schauen weg, stehen dahinter, auch als Zeugen.

  6. 3.

    Es ist schade, dass das so gesellschaftlich eigentlich so wichtige Berufsfeld des Justizvollzuges so unattraktiv geworden ist, dass es derart zwielichtige Gestalten anzieht. Natürlich ist es immer schwierig, einen Beruf, wie es schön heißt, "aufzuwerten". Prestige, Wertschätzung, Anerkennung, und die Berufswahlen junger Leute, das steuert man nicht mal eben per Verordnung. Aber die Neigung zur Korruption ist immer auch ein Hinweis auf mangelhafte Entlohnung. Und da hätte die Politik durchaus eine simple Stellschraube. Und wenn man das dann flankiert mit besserer Selektion im Bewerberfeld -- warum nicht?

  7. 2.

    >"In der Provinz ist es am schlimmsten! "
    In der Provinz nennt sich das Vetternwirtschaft! ;-)) Mitunter werden ganze Amtsvorgänge am familiären Abendbrottisch besprochen: Vati, Mutti, Sohnemann und Tochter regeln das auf dem "kurzen Dienstweg". Von Vorteil ist, wenn man zu deren guten Bekanntenkreis gehört.
    * Satire Ende *

  8. 1.

    Korruption in deutschen Behörden kenne ich auch und ist nix neues. Der Mensch hat auch dunkle Seiten! Vorallem sind die meisten gierig.

    Dazu passt auch die Listung der Korruption auf internationaler Ebene. Da ist Deutschland abgerutscht.

    So ist das in narzisstischen Gesellschaften.

    In der Provinz ist es am schlimmsten!

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