Regierender Bürgermeister und Bildungssenatorin - Wie soll eine Beziehung im Senat gut gehen?

Sa 06.01.24 | 12:56 Uhr | Von Jan Menzel
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Archivbild: Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, und Katharina Günther-Wünsch (CDU), Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. (Quelle: dpa/C. Soeder)
Audio: rbb24 Inforadio | 05.01.2024 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/C. Soeder

Erst haben sie geschwiegen. Dann haben sich Kai Wegner und Katharina Günther-Wünsch erklärt. Der Regierende Bürgermeister und die Bildungssenatorin sind ein Paar. Der Beziehungsstatus ist damit geklärt, doch die Probleme fangen nun erst richtig an. Von Jan Menzel

Dass Totschweigen und Aussitzen keine Option ist, dürfte dem Regierenden Bürgermeister klar geworden sein, wenn er morgens die Zeitung aufgeschlagen oder das Radio angeschaltet hat. Natürlich haben auch Politiker ein Recht auf Privatsphäre. Angehörige, gerade Kinder, dürfen nicht ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden. Das Private wird aber umgehend politisch, wenn es zwei Mitglieder ein- und derselben Regierung betrifft.

Beide stehen unter verschärfter Beobachtung

Dass Kai Wegner und Katharina Günther-Wünsch ein Paar sind, hatte sich zum Jahresanfang als Politikum aufgebaut, nachdem die Zeitung B.Z. als erste darüber berichtet hatte. Aus den Gerüchten wurde in kürzester Zeit ein offenes Geheimnis und die beiden CDU-Politiker immer mehr zu Getriebenen. Mit ihrer Erklärung, verbreitet über einen Rechtsanwalt, haben sie mit Verspätung lediglich offiziell gemacht, was das politische Berlin bereits wusste.

Ein echter Befreiungsschlag ist das späte Eingeständnis für Wegner und Günther-Wünsch daher nicht. Denn nach wie vor bleiben zentrale Fragen unbeantwortet. Beide Politiker stehen jetzt erst recht unter verschärfter Beobachtung. Und viel wird davon abhängen, ob ihre Angaben Bestand haben. Laut Anwalt Christian Schertz haben Wegner und Günther-Wünsch "entschieden", im Herbst 2023 eine Beziehung einzugehen.

Waren sie schon vor dem Herbst ein Paar?

Diese ungewöhnliche Formulierung lässt durchaus die Vermutung zu, dass da vorher schon etwas war, zwischen dem Regierenden Bürgermeister und CDU-Landeschef und der Bildungssenatorin und CDU-Abgeordneten. Wofür im Übrigen auch die Lebenserfahrung sprechen würde. In Oppositions- und Koalitionskreisen wird dabei immer wieder auf den 27. April 2023 verwiesen. An diesem Tag hat Kai Wegner seine Senatorinnen und Senatoren ernannt.

Hätte die Liaison zu diesem Zeitpunkt schon bestanden, wäre aus der Geliebten eine Senatorin geworden. Unabhängig von der unbestrittenen fachlichen Kompetenz der langjährigen Lehrerin Günther-Wünsch, hätte das mehr als nur ein Geschmäckle. Für die gemeinsame politische Zukunft des Paares ist das die Achillesferse: Sollten sich Widersprüche auftun, wären Konsequenzen unausweichlich.

Beweisführung schwierig

Belege dafür, dass Wegner und Günther-Wünsch schon länger zusammen sind, gibt es keine. Überhaupt dürfte die "Beweisführung", wann zwei Menschen sich näher gekommen sind, schwierig werden. Zumindest in der CDU wollen einige aber schon deutlich früher als im Herbst 2023 etwas bemerkt haben. Und wie in anderen Parteien auch, hat Parteichef Wegner in den eigenen Reihen nicht nur beste Freunde, die mit Wohlwollen auf das Paar blicken.

Ein "Stresstest" mit noch nicht absehbaren Folgen steht der ungewöhnlichen Beziehung auch in der täglichen Arbeit im Senat bevor. Die Grünen haben als erste öffentlich darauf hingewiesen, welche Interessenkonflikte drohen, wenn Senatsmitglieder unterschiedliche Positionen haben. Schlägt sich der Regierende Bürgermeister dann womöglich auf die Seite der Bildungssenatorin? Oder muss er sie umgekehrt im Regen stehen lassen, um nicht einmal den Anschein zu erwecken, hier könnten Entscheidungen durch persönliche Nähe beeinflusst sein.

SPD besorgt um Einfluss der Beziehung auf Politik

Auch beim Koalitionspartner SPD sind das längst keine theoretischen Gedankenspiele mehr. Dort fragt man sich etwa, wie die anstehenden Sparrunden in allen Senatsverwaltungen professionell über die Bühne gebracht werden können. Immerhin geht es um fast vier Milliarden im laufenden Doppelhaushalt, die quer über alle Ressorts zusammengekürzt werden müssen. Vor diesem Hintergrund hilft es hilft es wenig, wenn Anwalt Schertz und CDU-Fraktionschef Dirk Stettner unisono Optimismus verbreiten, dass die Trennung von Politischem und Privaten im Senat schon klappen werde.

Wegner und Günther-Wünsch können sich zwar darauf berufen, dass sie rein rechtlich auf der sicheren Seite sind. Es gibt weder in der Landesverfassung noch in der Geschäftsordnung des Senats einen Passus, der ihrer Beziehung entgegensteht. In großen Unternehmen, auch Berliner Landesbetrieben, und Behörden liegen die Dinge aber anders. Hier greifen Regelungen, die Beziehungen zwischen Vorgesetzen und Mitarbeitern unterbinden.

Abhängigkeitsverhältnis zwischen Wegner und Günther-Wunsch

Als Regierender Bürgermeister ist Wegner zwar nicht im klassischen Sinne Vorgesetzter seiner Senatorinnen und Senatoren. Er ernennt diese aber und kann sie auch entlassen. Ein Abhängigkeitsverhältnis ist also gegeben. Darüber hinaus bleibt die Frage, warum im Senat andere Maßstäbe gelten sollten als in Wirtschaft und Verwaltung. Wegner und Günther-Wunsch werden begründen müssen, warum der Vorwurf eines doppelten Standards in ihrem Fall nicht zutrifft.

Diese Schwierigkeiten vor Augen haben Politiker und Politikerinnen in der Vergangenheit anders entschieden – mit beruflichen Folgen für einen der Partner. So war es bei den Berliner Grünen unstrittig, dass während der Amtszeit von Dirk Behrendt als Justizsenator sein Partner Daniel Wesener nicht in die erste Reihe aufrücken kann. Als Wesener danach Finanzsenator wurde, musste Behrendt einen Karriereschritt zurück.

Das prominenteste Bespiel für eine klare Trennung von Politischem und Privatem sind Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Frau Britta Ernst. Als er noch Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg war, ging die profilierte Bildungspolitikerin nach Schleswig-Holstein und wurde dort Ministerin. Später übernahm sie für mehrere Jahre das Bildungsressort in Brandenburg.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.01.2024, 21:00 Uhr

 

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Beitrag von Jan Menzel

101 Kommentare

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  1. 100.

    [Dee] schreibt:
    "Im Gegensatz zu den Neidern, freue ich mich für die beiden."

    Sie antworten darauf u.a.:
    "Ich verbitte mir solche gewaltvoll-aggressiven Unverschämtheiten."
    "Ihr Begriffs- und Bildungslosigkeit ist Ihre Sache. Es kann Ihnen noch nicht einmal jemand das Recht des Wählens auf solch dürftiger, begriffsloser Grundlage verweigern."
    "Unfassbar, was sich Leute in Ihrer bräsig-brutalen Normalitätsbehauptung rausnehmen.
    Kein Wunder das überall die Gewalt eskaliert."

    Ich habe selten so einen respektlosen und überheblichen Kommentar hier gelesen. Warum teilen Sie eigentlich selber so aus, während Sie sich gleichzeitig darüber beschweren? Sie waren ja nicht mal persönlich angeschrieben.

  2. 99.

    Aber wirklich! Wenn denn solche Hysterie bei vielen anderen politischen Themen in Landesparlamenten an den Tag gelegt würden, wäre Berlin z.B. viel weiter. Ein Landesoberhaupt muss sich seiner Liebe erklären?
    Wenn da irgend eine Amtseintscheidung von wegen Weisung nach unten oder nicht ruchbar wird, sind garantiert alle Oppositionen mit Gerüchten auf der Matte, die sies dann zum parlamentarischen Thema machen. So wie jetzt auch, wenn sich jeman einfach mal verliebt... Gott... was für Schmierentheater!
    PS Opposition: Kümmert euch mal bitte um andere wichtige Nachfragen zu politischen Themen!

  3. 98.

    Ihr Anklagestil unterscheidet sich kaum von dem eines Dr. Roland Freisler. Sie sollten das mal überdenken bei Ihrer Wortwahl.

  4. 97.

    Also so eine unnötige Aufregung um eine Liebe … Interessenkonflikt ?! … So ein BLÖDSINN … Bei der Transparenz für unsere parlamentarische Opposition und bei der Stärke unserer Medien … Als ob man das mit (vergleichsweise intransparenten) Unternehmen vergleichen könnte ... Als ob man da „was verstecken“ kann ... Also wirklich … Nein, ein hübsches Paar … Viel Glück und Freude wünsche den Beiden ... Von Herzen <3

  5. 96.

    Lass dich nicht unterkriegen. Den Nörglern und Meckerern geht es nicht um Berlin, nicht um Demokratie, nicht um die Wähler. Es geht ihnen nur um die Macht. Grüne, Linke, FDP sind nur sauer, daß sie nicht mehr regieren. Von der AFD kann man eh nichts konstruktives erwarten. Ich hoffe Sie bleiben unser Bürgermeister.

  6. 95.

    "wenn anschließend die Senatorenposten auf der Besetzungscouch vergeben werden?" Das ist ein strafrechtlich relevanter Vorwurf, das müssen Sie belegen um sich nicht selbst einer Anklage auszusetzen. Was sind Ihre Beweise für diese ungeheuerliche Anschuldigung?

  7. 94.

    Ich wünschte mir, dass hier bestimmte Kommentatoren, die andere der persönlichen Angriffe beschuldigen, nicht selber so austeilen würden. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie man so austeilen kann, aber Kritik sofort persönlich nimmt. Unfassbar. Ich denke, jeder hier weiß, wen ich damit meine. Kann nur noch müde den Kopf schütteln und frage mich, was das soll.

  8. 92.

    Ja, genau. Und wenn das zwei Personen aus den Reihen der neuen gesellschaftlichen Monstranz - den Grünen - passiert wäre, hätten sich Vertreter/innen aus dem konservativen Spektrum natürlich zurückgehalten und total auf Toleranz gemacht.... wer's glaubt.

    Interessant auch der laufend wiederholte Hinweis "Hauptsache, sie machen gute Arbeit". Ja, schlimm, dass man Selbstverständlichkeiten wie diese auch immer noch betonen muss.

  9. 91.

    Auf die gute alte Berliner CDU Vetternwirtschaft kann man sich damals wie heute verlassen. Dennoch interessant wie das bei der CDU vielen egal zu sein scheint wenn in höchsten Posten geklüngelt wird. Bei jeder anderen Partei würden die Bürger (zurecht) mit Mistgabeln loslaufen.

  10. 89.

    Mann, jetzt lasst sie endlich in Ruhe!
    Die meisten Menschen lernen sich im Freundeskreis und bei der Arbeit kennen.
    Meine Güte.
    Das sind fleißige Menschen, die ihren Job ernst nehmen.

  11. 88.

    Ist doch schön. Können sie doch gemeinsam zur Arbeit fahren. Das spart CO2 !

  12. 87.

    Hey da lieben sich zwei Personen, die im öffentlichen Leben stehen und alle brauchen eine Sauerstoffmaske.
    Ihr macht Euch alle so lächerlich.....man kann nur mit dem Kopf schütteln.

  13. 86.

    Das dies ein gefundenes Fressen für die Medien ist war doch klar und nun haben die Anhänger von ganz links außen und grün wieder etwas worüber sie sich echauffieren können.
    Wichtig ist n.m.M. ob die Senatorin gute Arbeit leistet und nicht wie sie ihren Feierabend verbringt.

  14. 85.

    Guten Tag, aufgrund der herablassenden Schreibweise ihrer Kommentare und der ständigen Unterstreichung ihrer (patriotisch und demokratischen) Gesinnungen, drängt sich mir irgendwie der Verdacht auf dass ihr Klarname mit einem J beginnt. :)
    Vielleicht einfach mal akzeptieren dass es auch andere Meinungen gibt. Das wäre demokratisch.

  15. 84.

    Welcher Kai Wegner genau macht denn "einen guten job"
    Der "ich baue einen Zaun mit Vollpfosten"
    oder der "99% Oberböllermeister"?

    Sollten nicht noch ein paar Verwandte der beiden in Amt und Würden? Oder muss es immer eine Bettgeschichte sein?
    Ick wünsch mir Günther Weg, ne(r)!

  16. 83.

    Ja, nur bei den von ihnen gennanten Fällen lag meiner Erinnerung nach jeweils ein Ehebruch vor.
    Sollen die beiden doch ihre Beziehung glücklich führen, solange politsch-dienstliche Angelegenheiten
    weiterhin gewissenhaft erledigt werden. Warum nicht?

  17. 82.

    Ja wie "Anonym" es gut getroffen hat: Bei den Grünen (Habeck) ist Vetternwirtschaft Grund für Hass und Hetze, bei der CDU ist es "irgendwie niedlich"...

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