Fragen und Antworten - Das sind die wichtigsten Fakten zum Berliner 29-Euro-Ticket

Do 18.04.24 | 17:52 Uhr
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Symbolbild: Ein Zug der BVG und ein Handy mit der BVG App in Berlin. (Quelle: imago images/Contini)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 18.04.2024 | D. Azzam | Bild: imago images/Contini

Ab 1. Juli gibt es in Berlin ein neues 29-Euro-Ticket, das sogenannte "Berlin-Abo". Wohin darf ich damit fahren? Wie bekomme ich das neue Ticket? Und: Warum steht es schon vor seinem Start unter solcher Kritik?

Warum wird das neue Ticket eingeführt?

Das Angebot richtet sich laut Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) an Menschen, für die das 49-Euro-Ticket zu teuer sei oder die kein vergünstigtes Firmenticket hätten. Das 29-Euro-Ticket war ein zentrales Wahlkampf-Thema der Berliner SPD in der vergangenen Wiederholungswahl.

Ab wann ist das neue Ticket erhältlich und ab wann gilt es?

Wie die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf ihrer Homepage mitteilen, startet der Vorverkauf für das künftig "Berlin-Abo" genannte Ticket am 23. April. Nutzbar ist es dann ab dem 1. Juli. Das Ticket wird nicht am Automaten erhältlich sein, sondern im Online-Abo-Bereich der BVG beziehungsweise in den BVG-Kundenzentren. BVG und S-Bahn bieten das Ticket sowohl als Handyticket als auch als Chipkarte an. Das neue "Berlin-Abo" soll es dauerhaft, nicht zeitlich begrenzt geben.

Inwieweit unterscheidet sich das neue Ticket vom bisherigen 49-Euro-Ticket?

Das 29-Euro-Ticket gilt nur für den Tarifbereich AB. Für Fahrten ins Umland oder etwa zum Flughafen Berlin-Brandenburg brauchen Reisende also ein Zusatzticket. Das "Berlin-Abo" hat eine Mindestlaufzeit von zwölf Monaten. Das 49-Euro-Ticket (Deutschlandticket) hingegen gilt für den gesamten ÖPNV im Bundesgebiet und ist monatlich kündbar.

Bei beiden Tickets ist die Mitnahme eines Hundes oder eines Kindes unter sechs Jahren inklusive. Außerdem sind für das neue 29-Euro-Ticket keine Ermäßigungen verfügbar. So gibt es etwa kein Firmenticket wie beim Deutschlandticket Job für Fahrgäste, deren Arbeitgeber das Ticket zum Teil mitfinanzieren.

Wie kann ich zum neuen Ticket wechseln, wenn ich bereits ein anderes Abo habe?

Auf ihrer Homepage verspricht die BVG, dass der Wechsel ins neue Abo problemlos online möglich sein werde. Im Online-Abo-Bereich der BVG kann das eigene Abo bearbeitet werden. Hier kann das Abo auch wieder gekündigt werden. Alternativ sei der Wechsel in einem der BVG-Kundenzentren möglich. Das "Berlin-Abo" muss dabei bis zum 10. eines Monats bestellt werden, damit es ab dem 1. des Folgemonats nutzbar ist.

Welche Kritik gibt es am neuen Ticket?

Seit der Ankündigung für das neue "Berlin-Abo" wird die schwarz-rote Landesregierung für ihren Vorstoß aus verschiedenen Richtungen kritisiert.

Das Bundesverkehrsministerium sprach am Mittwoch von einem "regionalen Konkurrenzprodukt" und teilte mit, das neue 29-Euro-Ticket konterkariere das Ziel des im vergangenen Jahr eingeführten Deutschlandtickets für 49 Euro, "komplexe Tarifsysteme radikal zu vereinfachen und Strukturen in den Verkehrsbünden zu verschlanken." Demnach würde durch die Begrenzung des Tickets auf die Tarifzonen A und B wieder eine Tarifgrenze eingezogen und Doppelstrukturen geschaffen.

Ganz ähnlich sieht es der Berliner Fahrgastverband IGEB. Dessen Sprecher Jens Wieseke teilte auf rbb-Anfrage mit, mit dem neuen Ticket würde eine "Insellösung" geschaffen. Diese sei nicht förderlich für den Verbundgedanken. Er fürchte außerdem, dass den Brandenburger Verkehrsunternehmen künftig Einnahmen verloren gehen werden. "Preiswerte Angebote sind gut. Grundsätzlich sollten sich neue Tickets aber immer am Deutschlandticket orientieren", sagt Wieseke und verweist auf Hamburg. Dort ist das bundesweit gültige Deutschlandticket für Berufstätige, Schüler und Sozialhilfeempfänger für einen rabattierten Preis von 19 Euro zu haben - ohne ein komplett neues Ticketformat.

Auch die Kosten für das neue Ticket werden kritisiert, vor allem aus Bayern. Der bayerische Verkehrsminister Bernreiter (CSU) sagte dem Tagesspiegel, Berlin als Hauptempfänger des Länderfinanzausgleiches finanziere nun mit bayerischem Geld einen Gesamtrabatt für alle Fahrgäste. Das ginge letztlich auch auf Kosten des Deutschlandtickets.

Auch der Soziologe und Verkehrsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung kritisiert den Berliner Sonderweg, den er als "nicht zielführend" beschreibt. Die Einführung des 49 Euro-Tickets im vergangenen Jahr habe für viele Menschen, die ohnehin im ÖPNV unterwegs sind, zwar Entlastungen geschaffen, aber kaum neue Fahrgäste an den Nahverkehr gebunden. Das würde auch ein 29-Euro-Ticket nicht erreichen.

Knie verweist außerdem auf das schon existierende Berlin-Ticket S (seit Januar für neun Euro) für Berlinerinnen und Berliner, die Sozialleistungen beziehen. "Berlin hat schon für Menschen mit wenig Geld ein Ticket für Tarifbereich A und B. Das vergisst man immer wieder", so Knie im rbb-Interview. "Das 29-Euro-Ticket, das wir jetzt zusätzlich bekommen, kostet sehr, sehr viel Geld und das sollte man tatsächlich doch für andere Dinge verwenden." Auch Knie plädiert weiter für ein bundesweit einheitliches Tarifsystem. "Das neue Ticket schafft mehr Unruhe und macht das Leben im öffentlichen Verkehr unterm Strich wieder schwerer."

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.04.2024, 16:20

68 Kommentare

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  1. 68.

    Die Autofahrer steuern an den Fiskus iährlich an die 100 Milliarden Euro zusätzlich für ihre Mobilitä tbei, vorwiegend an Mehrwertsteuern und Zusatzsteuern für Brennstoffe, und außerdem sorgen sie für reichlich Arbeitsplätze.
    Ergo, ohne die Autofahrer wäre Deutschland viel ärmer, und man hätte hierzulande mindestens zweihunderttausend Arbeitsplätze weniger

    Übrigens, die Straßeninfrastruktur müsste trotzdem vorhanden sein.

  2. 67.

    Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Ich habe zwar den Vorteil eines Jobtickets und zahle weniger als 2 € mehr fürs D Ticket als für das 29 € Ticket, nutze das Ticket aber sehr wenig außerhalb von Berlin. Nach Warnemünde fahre ich zB lieber für 13,50€ mit dem IC. Ist schneller und nicht so stressig. Falls es fürs 29 € Ticket eine Finanzierungslücke gibt, wäre ich dafür die Subvention der BVG fürs Jobticket zu streichen, denn es gibt ja noch jeden Monat 15 € vom Arbeigeber dazu.

  3. 66.

    Irgendwie verstehe ich ihre Ansicht zu Fahrten mit der Regio in Mecklenburg-Vorpommern nicht. Ich fahre öfters nach Rostock. Und sehr oft ist da die Mitnahme von Fahrrädern nicht möglich. Darauf machen auch die Ansagen auf den Bahnhöfen aufmerksam. Personen gehen beim Transport selbstverständlich vor!! Auch ältere Menschen ( ich bin 73)können sich ohne Probleme vor Ort ein Fahrrad mieten. Es sind fast überall Fahrräder in jeder Größe, verschiedene Ausführungen zB.Elektro usw vorhanden.

  4. 65.

    Die Steuerzahler zahlen mehr für Öffis als Sie annehmen. Ihre Polemik ist Unsinn.

  5. 64.

    Dann wird es im Gegenzug auch Zeit, endlich die Subventionen für die Berliner Öffis einzustellen. Dann würden Sie endlich mal das bezahlen, was die Öffis wirklich kosten. Und außerdem: woher wollen Sie eigentlich wissen, wie meine vielfältige individuelle Mobilität aussieht? Fahrrad, Longboard für die Stadt. Ich zahle sogar weniger für beides als Sie übers Jahr für Ihr subventioniertes Öffigefahre.

  6. 62.

    Na ja, mit Ihrer Argumentation denken sie an Ihr Wohnumfeld und den Wohnort, und daher diese Unterstellungen etc.
    .
    Aber, die Verkehrswende ist eine globale deutschlandweite Angelegenheit, und die scheint Ihnen "Wurscht" zu sein.

    Übrigens, wir sind oft unterwegs und fahren Deutschlandweit oft mit der DB, und vor Ort mit der BVG., daher reichliche Erfahrung und die Erwartung an die versprochene Verkehrswende, das Auto soll weiterhin die zweite Wahl bleiben.

  7. 61.

    Ihre Position kann ich verstehen. Allerdings sollten die Parkgebühren für Privat-Pkw in Berlin ebenfalls mindestens verdoppelt werden. Weniger als 20% der Einwohner/-innen von Mitte oder Friedrichshain-Kreuzberg haben einen eigenen Pkw. Da parken also wohl viele Pendler/-innen in der Stadt. Und um keine Gehlanreize gegenüber dem ÖPNV zu setzen, muss auch an dieser Stelle wohl korrigiert werden.

  8. 60.

    Mit dem 29 €-Ticket macht Berlin auf seine gute Haushaltslage aufmerksam. Das ist natürlich beim nächsten Länderfinanzausgleich gebührend zu berücksichtigen.

  9. 59.

    Keine Räder im Regio oder in der S-Bahn.
    das bedeutet dann, dass Leute ohne Auto ihr eigenes Fahrrad nicht mehr mit in den Urlaub nehmen können. Die Benutzung von Leihrädern ist auch aus Kostengründen nicht für jeden eine Option. Leihräder sind vielleicht für die jüngeren kein Problem, aber wer sein Rad den eigenen Bedürfnissen anpassen muss, kann mit einem Leihrad meist wenig anfangen.
    By the Way, während es im VBB weit verbreitet ist, das die Plätze in den Fahrradabteilen von Leuten ohne Rad beansprucht werden, wird in den Regios in Meck/Pomm darauf geachtet, dass die Fahrradflächen auch für Fahrräder genutzt werden können. Richtig eng, wird es nach meiner Erfahrung eigentlich immer nur dann, wenn Züge ausfallen, Fahrradabteile gesperrt sind, weil die Türen kaput sind, oder ähnliche betriebsbedingte Malaisen, die inzw. zur täglichen Routine gehören, auftreten.

  10. 58.

    Dann wird es höchgste Zeit dass Autofahrer die wahren Kosten ihrer "vielfältigen individuellen Mobilität" übernehmen und das nicht auf alle Steuerzahler abwälzen.

  11. 57.

    Ich freu mich über den „Berliner Sonderweg“. Endlich mal etwas, was den Berlinerinnen und Berlinern direkt zu gute kommt. Mich hat seinerzeit das 29€ Ticket vom Auto zum ÖPNV gebracht.
    Und das ist doch das erklärte Ziel, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Letztlich dürfte es auch diejenigen freuen, die aufs Auto angewiesen sind, wenn mehr Menschen mit den Öffis fahren.

  12. 56.

    Leider müssen viele das 49€ Ticket kaufen. Die S 25 fährt bis Hennigsdorf, nur die Hennigsdorf oder Berlin müssen für eine Station ein c Ticket kaufen…..so was blödes , wer lässt sich so etwas einfallen?? Dann möchte ich auch nur noch die Berliner Abendschau sehen, und nicht Berlin- Brandenburg .

  13. 55.

    Antwort auf "Dagmar" vom Freitag, 19.04.2024 | 10:12 Uhr
    "Ja, zwar zwei veschiedene Tickets, aber beide gehen auf kosten der Optimierung und des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs, beide betreffen die DB, und für beide Tickets werden Steuergelder kontraproduktiv ausgegeben." Nein, sie werfen alles in einen Topf, es kommt aber aus verschiedenen! Mit dem "Subventionen für das 29-€-Ticket kann man nicht einen Meter U-Bahn bauen.
    "Deutschland redet pausenlos von Verkehrswende, tut aber alles dafür diese zu verhindern!" Verhindern tun sie die Leute, die nicht aus ihrer Komfortzone rauskommen. Keinen Meter laufen, ÖPNV ja, aber nur, wenn die Haltestelle vor der Wohnungstür ist, wenn alle zwei Minuten ein Bus fährt und 24/7 alles blitzeblank und intakt ist- die Palette der Ausreden ist groß und bunt. Und das bitte noch kostenlos.

  14. 54.

    Selbst dieses Berlin-Abo macht unsere Öffis nicht attraktiver, sauberer und sicherer. Daher bleibe ich bei meiner vielfältigen individuellen Mobilität und nutze die Öffis nur, wenn es nicht anders ginge.

  15. 53.

    Schreibt einer der sich "Dieselkraft" nennt, also offensichtlich nicht den ÖPNV benutzt.

    Warum streichen wir nicht die Subventionen für den MIV? Dann wäre genug Geld für den ÖPNV da.

  16. 52.

    Antwort auf "Dufftu" vom Freitag, 19.04.2024 | 08:12 Uhr
    "Schon die Ankündigungm rbb24gelesen das Deutchandticket soll fühlbar im Preis steigen." falsch: es K Ö N N T E teurer werden.
    "Da die versprochene Berlinzulage ja nicht kam steht uns wohl als ""sogenannte Hauptstadt" auch eine Preiswerte Fahrt zu." Das Angebot ist groß, feel free, suchen Sie sich gern Ihre persönliche freie Fahrt...

  17. 51.

    Das Dt sollte 99,- Euro kosten, das Berlin Ticket 49,- Euro -das während real.
    Fahrräder generell verboten in der Bahn, RB, S-Bahn etc. - Es gibt an jedem Bahnhof Leihräder !!!
    Die Zustände im RE3 und RE5 sind unerträglich!!!

  18. 50.

    Antwort auf "Dufftu" vom Freitag, 19.04.2024 | 08:12 Uhr
    "Schon die Ankündigungm rbb24gelesen das Deutchandticket soll fühlbar im Preis steigen." falsch: es K Ö N N T E teurer werden.
    "Da die versprochene Berlinzulage ja nicht kam steht uns wohl als ""sogenannte Hauptstadt" auch eine Preiswerte Fahrt zu." Das Angebot ist groß, feel free, suchen Sie sich gern Ihre persönliche freie Fahrt...

  19. 49.

    Das ist mal wieder typisches hauptstadtdenken. Hatten wir schon mal alles, dieses "steht mir zu". Und wie immer bezahlen es die anderen. Wer preiswert fahren will, muss es auch bezahlen können. Genau das tut berlin eben nicht. Ich hab noch nirgendwo gelesen woher der Senat, der ja überall sparen muss, dieses Ticket bezahlen will.

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