Einigung der G7-Staaten - Kohleausstieg soll schon bis 2035 kommen

Di 30.04.24 | 15:53 Uhr
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Braunkohletagebau Welzow-Sued in der Lausitz mit Windrädern in Hintegrund.(Quelle: picture alliance/Andreas Franke)
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 30.04.2024 | M. Woller/K. Neumann/J. Jahn | Bild: picture alliance / Andreas Franke

Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist in Deutschland für das Jahr 2038 vereinbart. Nun soll es aber schneller gehen. Die G7-Staaten haben sich in Italien auf ein Kohleaus bis 2035 geeinigt.

Die Umwelt- und Energieminister der sieben führenden Industrienationen (G7-Staaten) haben sich bei einem Treffen in Italien auf einen Kohleausstieg bis 2035 geeinigt. Das hat das Bundeswirtschaftsministerium am Montagabend bestätigt.

Der britische Staatssekretär Andrew Bowie sprach von einer historischen Einigung. Eine offizielle Abschlusserklärung soll es am Dienstag geben. Zu den G7-Staaten gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.

Rund 14.000 Kohlejobs in der Lausitz

Deutschland hat den Kohleausstieg per Gesetz bis 2038 festgeschrieben - die Ampelkoalition will ihn "idealerweise" auf 2030 vorziehen, so steht es im Koalitionsvertrag. Für das Kohlerevier in Nordrhein-Westfalen steht das bereits fest. In Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es dagegen Vorbehalte gegen einen früheren Ausstieg.

Allein in der Lausitz hängen rund 14.000 Jobs an der Kohleverstromung. Beim Energiekonzern Leag sind es nach Angaben des Unternehmens aktuell rund 7.000. Hinzu kommen etwa genauso viele indirekte Jobs, zum Beispiel bei Zulieferern.

Leag: Es gilt 2038 als Ausstiegsdatum

Die Leag reagiert zurückhaltend auf die Meldung. "Die Einigung der Klima-, Energie- und Umweltminister der G7 auf einen Kohleausstieg bis 2035 liegt derzeit noch nicht als Beschluss vor", heißt es in einer Antwort an den rbb. "Eine Bewertung ist daher aktuell noch nicht möglich." Für das Unternehmen gelte unabhängig davon das gesetzlich festgeschriebene Jahr 2038 für den Kohleausstieg in Deutschland, heißt es weiter.

Das Ausstiegsdatum, auf das sich die G7-Staaten geeinigt haben, sorgt nach Ansicht der Lausitzer Bezirksleiterin der Gewerkschaft IG BCE, Reni Richter, vor allem für Unsicherheit, sagte sie dem rbb. Das würden auch die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen so sehen, mit denen sie Dienstagmorgen telefoniert habe. "Beide haben das auch erstmal nur zur Kenntnis genommen, den Kopf geschüttelt. Von daher sehen wir erstmal nicht direkten Handlungsbedarf."

Es brauche in der Lausitz keine weiteren Unsicherheiten, so Richter weiter. “Wir schaffen unseren Teil für unsere Beschäftigten hier in der Lausitz, aber wir brauchen auch die Zeit dafür.“ Die IG BCE hält am vereinbarten Ausstieg 2038 fest.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kritisiert die G7-Entscheidung, schon 2035 aus der Braunkohle aussteigen zu wollen. Es gebe keine rechnerische oder faktische Grundlagen für diese Ausstiegsankündigung, sagten Woidke und sein sächsischer Amtskollege Michael Kretschmer (CDU) am Dienstag nach einer gemeinsamen Kabinettssitzung im sächsischen Boxberg. Der Kohleausstieg sei auf 2038 festgelegt. Daran werde man sich halten.

Am Lehrstuhl für Energiewirtschaft der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) kann Lehrstuhlchef Felix Müsgens noch nicht abschätzen, ob ein Ausstieg bis 2035 gelingen kann. In Hinblick auf den Ausbau Erneuerbarer Energien passiere bereits viel, sagte Müsgens dem rbb. "Insofern bin ich optimistisch, dass die Umsetzung bis 2038 gelingen wird. Ob aber ein Vorziehen möglich ist und was dann die Folgen sein werden, ist aus heutiger Sicht schwer zu sagen."

Proteste am Rande des Treffens

Aus Deutschland sind Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Wirtschaftsstaatssekretärin Anja Hajduk (Grüne) nach Turin gereist. Italien hat in diesem Jahr die G7-Präsidentschaft inne.

Am Rande des Treffens kam es am Montag zu Anti-G7-Protesten in Italiens viertgrößter Stadt. Demonstranten versuchten laut Nachrichtenagentur Ansa, zum Quartier der Teilnehmer vorzudringen, die Polizei hielt sie zunächst mit Schilden zurück und setzte danach auch Tränengas, Wasserwerfer und Knüppel ein. Aus den Reihen der Demonstranten seien Eier, Flaschen und Rauchkörper auf die Ordnungshüter geworfen worden.

Sendung: Brandenburg aktuell, 30.04.2024, 19:30 Uhr

52 Kommentare

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  1. 52.

    Für Wärme nutzt man in der Regel Kraft-Wärme-Kopplung und erzeugt auch Strom. Alles andere ist nicht bezahlbar.

  2. 51.

    Frage: Im Artikel wird vom Ausstieg aus der "Kohleverstromung" berichtet.
    Bedeutet: Strom aus Kohle.

    Bedeutet das auch: "Ausstieg aus Kohle für Wärme"?--Oder darf für die Erzeugung von Wärme/Fernwärme auch nach 2035/2038 Kohle genutzt werden?

  3. 50.

    Mir wäre lieber, man hätte eine sichere klimaneutrale Alternative zur Kohle-die Projekte wären am Laufen-- und man würde dann über das Datum streiten.

    Leider sehe ich bisher keine Lösungen. Nur eventuelle Möglichkeiten, Unsicherheiten,Pilotprojekte, Probebohrungen.....

  4. 48.

    2020 hat Historikerin Vero Wendland in einem Memorandum den Ausstieg von Söders Atomausstieg gefordert, aber sowohl parteiübergreifend von der Politik wie auch den Betreibern die kalte Schulter gezeigt bekommen. Selbst als 2021 die Gaspreise stiegen und die Gazprom die Speicher nicht befüllt hatte, gab es kein Umdenken. Nur hätte man da bereits umsteuern müssen, um die KKW zu erhalten. Dafür ist es jetzt zu spät, die Stillegungen sind zu weit fortgeschritten. Parteipolitische Spielchen sind angesichts der Baukosten und des Zeitrahmens für neue KKW nur peinlich populistisch.

  5. 47.

    2020 hat Historikerin Vero Wendland in einem Memorandum den Ausstieg von Söders Atomausstieg gefordert, aber sowohl parteiübergreifend von der Politik wie auch den Betreibern die kalte Schulter gezeigt bekommen. Selbst als 2021 die Gaspreise stiegen und die Gazprom die Speicher nicht befüllt hatte, gab es kein Umdenken. Nur hätte man da bereits umsteuern müssen, um die KKW zu erhalten. Dafür ist es jetzt zu spät, die Stillegungen sind zu weit fortgeschritten. Parteipolitische Spielchen sind angesichts der Baukosten und des Zeitrahmens für neue KKW nur peinlich populistisch.

  6. 45.

    Da wollen wir einmal sehen, ob sich die USA an diese Vereinbarung halten, insbesondere sollten wir die Präsidentschaftswahl im November abwarten.

  7. 44.

    "Spätestens" bis 2038 steht im Kohleausstiegsgesetz. Insofern spricht nichts gegen 2035, falls es überhaupt so lange einen nennenswerten Markt für Strom aus brauner Kohle gibt.

  8. 43.

    Die Gewinnung aus Kohle ist " schmutzig ", aus Atomkraftwerken " gefährlich " , Windräder bedrohen die Natur und für Batterien braucht es seltene Erden und die Menschheit ringt um Lösungen, damit in Zukunft das Licht anbleibt. Ich setze meine Hoffnung auf gute Technologien und die Forschung .
    Wir brauchen Optimismus und keine Panikmache und gegenseitige Schuldzuweisungen hemmen zusätzlich.

  9. 42.

    Hätte man schon viel früher vollziehen sollen um diese Mondlandschaften wie oben auf dem Bild zu verhindern.
    Das ist eine vollkommen andere Dimension als Windparks oder Solarparks. Wenigstens ist die Atomenergie hier in Deutschland schon mal weg und kommt nie wieder.
    Auch wenn die Atomlobbyisten der CDU/ CSU und FDP und AFD dies so wollen., das Atomkraftwerke wieder reaktiviert werden .

  10. 41.

    Es gibt auch noch kein ausreichendes Überangebot an billigem Strom um ihn in Speicher zu stecken. Die wären zur Zeit einfach nicht wirtschaftlich, darum wurden sie auch noch nicht gebaut. Das Geld ist besser investiert wenn man noch mehr Windräder und Solarparks davon baut und weitere Sektoren elektrifiziert. Wir sind doch erst bei rund einem fünftel Anteil erneuerbarer am Endenergieverbrauch, es fehlt einfach am Angebot um Speicher zu füllen. Speicher bauen ist kein Hexenwerk, die kann man in ein paar Jahren hinstellen wenn sich die Rahmenbedingungen entsprechend entwickelt haben.

  11. 40.

    Allein die CO2 Kosten, die in Kohlekraftwerken anfallen, sind vergleichbar mit den Gestehungskosten bei Wind und Solar. Zudem brauchen Kohlekraftwerke möglichst viele Volllaststunden um wirtschaftlich zu sein, aber niemand kauft Kohlestrom wenn der Wind weht oder die Sonne scheint.

  12. 39.

    Wenn man von der Technik keine Ahnung hat sollte man das lieber nicht noch öffentlich machen.
    Stromspeicher in nutzbarer und erforderlichen Größe...
    Hallo, daran arbeiten sämtliche Elektroingenieure seit Anbeginn der Stromerzeugung. Keine Möglichkeit damit den Nobelpreis in absehbarer Zeit zu erlangen und die Welt retten.

  13. 38.

    Subventionen aus dem Westen? Dachte wir sind ein Land. Oder habe ich etwas verpasst? Solizuschlag zahle ich jedenfalls auch. Gruß aus der Lausitz!

  14. 37.

    Im Ruhrgebiet wird die Steinkohle (wesentlich energiereicher als Braunkohle) seit 2018 nicht mehr abgebaut - und der Osten will 20 Jahre mehr für Veränderungen - wieder mal. Bedeutet ja auch 20 Jahre länger milliardenschwere Subventionen aus dem Westen.

    Übrigens - in NRW steigt man aus der Braunkohle (spätestens) 2030 aus - geht doch!

  15. 36.

    Genau so! Und die Preise steigen weiter! Heute selbst erlebt durch Post vom Vermieter. Ist übrigens mein 2.Versuch. Na mal sehen.

  16. 35.

    Es gibt die großen Energiespeicher aber nicht. Die Pumpspeicherwerke beruhen darauf, daß ich viel Wasser ein großes Gefälle herunterfallen lasse und später wieder hochpumpe. Wie soll das auf ein paar Hektar Land funktionieren?

  17. 34.

    Ich verstehe die Aufregung in den Kommentaren hier nicht. Wenn in Deutschland der Kohleausstieg schon 2035 möglich ist, warum nicht. Die gegenseitigen Vorwürfe, wer wie mit oder ohne Auto oder ohne Kamin leben möchte, haben keinen Einfluss auf die große politische Diskussion. Ein wenig Gelassenheit tut echt Not in diesen Zeiten voller Extremmeinungen. Es bleiben nur noch 11 Jahre, bis große Energiespeicher die Kohle ersetzen können. Lieber dafür kämpfen, dass dann doch mal eine Hochspannungsleitung übers Feld gebaut wird oder auch mal ein Pumpspeicherwerk ein paar Hektar Land unter Wasser setzen oder eben ausgediente Kohlekraftwerke als Energiespeicher umbauen. Dafür sind kreative Diskussionen gefragt, keine... Mein Haus, meine PV-Anlage, mein Speicherakku... - um mal im Bild einer alten 80er Jahre Werbung zu bleiben.

  18. 33.

    Vielleicht ist es nicht blauäugig, sondern Absicht. Ein unliebsamer Konkurrent auf den Weltmärkten räumt sich selbst aus dem Weg, er findet es gut und bezahlt seine Deindustrialisierung auch noch selbst.

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