Mögliche Streichung von Fördermitteln - Stark-Watzinger weist Rücktrittsforderungen zurück - Staatsekretärin soll aber gehen

Mo 17.06.24 | 17:46 Uhr
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Archivbild:07.05.2024 Polizeibeamte räumen nach der Räumung einer pro-palästinensischen Demonstration der Gruppe «Student Coalition Berlin» auf dem Theaterhof der Freien Universität Berlin das Camp ab.(Quelle:picture alliance/dpa/S.Gollnow)
Audio: rbb24 radioeins | 17.06.2024 | Lothar Lenz | Bild: picture alliance/dpa/S.Gollnow

Nachdem ein pro-palästinensisches Protestcamp in der FU Berlin aufgelöst wurde und Hochschullehrende dies kritisierten, wurde im Bundesbildungsministerium die Streichung von Geldern diskutiert. Zurücktreten will die Ministerin deswegen aber nicht.

  • Anfang Mai wurde ein pro-palästinensisches Protestcamp in der FU Berlin aufgelöst
  • Zahlreiche Hochschullehrende hatten dies in einem offenen Brief kritisiert
  • Im Bildungsministerium wurde dieser Brief scharf kritisiert
  • Staatssekretärin Döring soll als Reaktion Fördergelder in Frage gestellt haben
  • Das geht Bildungsministerin Stark-Watzinger wiederum zu weit - Döring soll gehen
  • 2.800 Wissenschaftler fordern auch Rücktritt der Ministerin
  • Diesen lehnt die Stark-Watzinger hingegen ab

Nach der angekündigten Entlassung ihrer Staatssekretärin hat Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) an sie selbst gerichtete Rücktrittsforderungen zurückgewiesen. "Dazu sehe ich keine Veranlassung", sagte sie am Montag in Berlin vor Journalisten.

Hintergrund ist ein offener Brief von Hochschullehrern, die sich im Mai hinter pro-palästinensische Proteste an Universitäten gestellt hatten. Forschungsstaatssekretärin Sabine Döring hatte darauf eine Prüfung möglicher Konsequenzen veranlasst, die sich dann auch auf Fördermittel erstreckte.

Stark-Watzinger hatte am Sonntagabend erklärt, sie habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gebeten, Döring in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. "Prüfungen förderrechtlicher Konsequenzen wegen von der Meinungsfreiheit gedeckten Äußerungen finden nicht statt", betonte die Ministerin dabei. Die Verantwortung für die veranlasste Prüfung wies sie dabei ihrer Staatssekretärin zu.

Stark-Watzinger: Habe Prüfauftrag nicht erteilt

Am Montag betonte die Ministerin nun erneut: "Ich habe den Auftrag nicht erteilt und nicht gewollt." Auf die Frage, warum sie Döring nicht bereits früher entlassen habe, sagte die FDP-Politikerin, dass ihr die Mail mit dem Prüfauftrag erst am 11. Juni "zur Kenntnis gekommen" sei. Anschließend habe sie die Aufarbeitung der Vorgänge veranlasst. "Man muss sich erst informieren, bevor man sich entscheidet", betonte Stark-Watzinger.

Die Affäre sorgte für scharfe Kritik. In einem offenen Brief forderten beispielsweise bis Montagnachmittag über 2.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Rücktritt der Ministerin. Aus der Union kamen solche Forderungen ebenfalls.

Auslöser war Protest gegen Räumung eines pro-palästinenischen Camps

Nach der Räumung des pro-palästinensischen Camps hatten Hochschullehrende in einem offenen Brief den Polizeieinsatz gegen die Demonstrierenden als unverhältnismäßig kritisiert. Das ARD-Magazin Panorama hatte unter Berufung auf interne E-Mails berichtet, im Bildungsministerium sei daraufhin hausintern um eine Prüfung gebeten worden, inwieweit Aussagen im Protestbrief strafrechtlich relevant sind und ob als Konsequenz aus dem Brief Fördermittel gestrichen werden können.

Dieses Vorgehen habe den Prinzipien der Wissenschaftsfreiheit widersprochen, erklärte Stark-Watzinger zur Begründung für ihre Entscheidung, sich von Döring trennen zu wollen.

"Ebenfalls hat sie erklärt, dass sie sich bei ihrem Auftrag der rechtlichen Prüfung offenbar missverständlich ausgedrückt habe. Nichtsdestotrotz wurde der Eindruck erweckt, dass die Prüfung förderrechtlicher Konsequenzen auf der Basis eines von der Meinungsfreiheit gedeckten offenen Briefes im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erwogen werde.", so Stark-Watzinger.

Auch Stark-Watzinger kritisierte offenen Brief

Den offenen Brief hatte Stark-Watzinger zuvor auch kritisiert und ist nach eigener Aussage "bis heute fassungslos, wie einseitig in diesem Brief der Terror der Hamas ausgeblendet wurde. Und wie dort etwa pauschal gefordert wurde, Straftaten an den Universitäten nicht zu verfolgen, während gleichzeitig antisemitische Volksverhetzung und gewalttätige Übergriffe gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger zu beobachten sind", wie sie am Sonntagabend schrieb.

CDU sieht "Bauernopfer" - SPD unterstützt Stark-Watzinger

Kritik am Vorgehen von Stark-Watzinger kommt aus der CDU. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin und CDU-Vize Karin Prien schrieb bei X, Döring werde "zum Bauernopfer gemacht", damit zeige sich Politik von ihrer hässlichen Seite. "Bundesministerin Stark-Watzinger hat recht: Ein personeller Neuanfang im BMBF ist notwendig. Sie muss diesen Schritt jetzt selbst vollziehen", erklärte der bildungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Thomas Jarzombek.

Der Koalitionspartner SPD begrüßte zunächst den Schritt der Ministerin: "Es ist gut, dass Bundesministerin Stark-Watzinger jetzt aufklärt und schwerwiegende Konsequenzen zieht. Nun muss verloren gegangenes Vertrauen zurückerkämpft und sichergestellt werden, dass sich solche Vorgänge nicht wiederholen und Förderentscheidungen so wie bisher ausschließlich wissenschaftsgeleitet sind", schrieb der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Oliver Kaczmarek bei X. Wissenschaftsfreiheit sei nicht verhandelbar und das Fundament auch für die Zusammenarbeit in der Ampel-Koalition.

Sendung: rbb radioeins, 17.06.2024, 12:00 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Katzke, Lambrecht, Britta Ernst, Giffey ...;-)

  2. 25.

    Zitat: "Die Entlassung von Sabine Döring ist ein Bauernopfer, das die Diskurshoheit von Linken und Grünen gewährleisten soll."

    Die FDP Politikerin Stark-Watzinger hat Staatssekretärin Döring entlassen, weil sie die Diskurshoheit von Linken(?) und Grünen gewährleistet sehen will; also szn. Ideologie basiert entschieden wurde? Das ist mal eine interessante Behauptung Ihrerseits, Kerstin.

  3. 24.

    Frau Stark-Watzinger ist in der FDP. Was soll demnach Ihre Frage?

  4. 23.

    ja, warum fragen sie nicht eine suchmaschine ihrer wahl nach "rücktritt spd politikerin" oder glauben sie auch nicht das die frauen lamprecht und giffey echte sozialdemokratinnen sind und waren?

  5. 22.

    Ich finde:
    - Sachbeschädigung ist kein (wiss.) Disput,
    - Rote Dreiecke und „Intifada“ ist kein (wiss.) Disput,
    - Behinderung des Lehrbetriebes ist kein (wiss) Disput

    Wo war/ ist eigentlich der Aufruf der 1.000 Lehrenden zur Unterstützung ihrer jüdischen Studierenden. Oder was hat ein in Berlin lebender Jude mit der israelischen Regierung zu tun? Muss er/ sie dafür einstehen. Nein!

  6. 21.

    Was ist denn das für eine Erzählung über "Hochschulfremde" die angeblich andere ihres Glaubens wegen angegriffen haben?
    Das ist ja eine komplett aus der Luft gegriffene Erzählung über das, was im SACHverhalt zur Debatte steht.

    Wer hat bitte bestimmt, dass auch von mir mitfinanzierter Diskurs- und Disputraum Universität nur von Angehörigen, Angestellten oder Studierenden einer Hochschule genutzt wird? Sind wir eine demokratische Republik mit demokratischen Bildungseinrichtungen des Gemeinwesens im Eigentum des Gemeinwesens, oder königlich-gräflich-kurfürtliche Fakultät im Besitz von Regierungen und Machtapparat?

    Die Eskalation an den Universitäten ist nur Ausdruck der allgemeinen Repression, mit der staatsoffizielle, staatsräsonable Bündnis- und (faktische)Unterstützungspolitik für eine ausländische - hier die israelische - Regierung durchgesetzt werden soll.
    Mit dem Diskurs- Bildungs- Forschung- und Wissenschaftsraum Universität hat das nichts zu tun. Es erstickt ihn.

  7. 20.

    Wer von der sPD besitzt denn eine fehlende Verfassungstreue? Von der AfD fallen mir sofort einige ein.

  8. 19.

    Es scheint an Ihnen zu liegen, alles aus einer gewollten Außensicht in einen Topf zu rühren. Ich schrieb von Fürsorge des Dienstherrn und da klaffen die Welten auseinander.

  9. 18.

    Man darf sich schon wundern denn den Gesinnungszusammenhang mit Geldern hat die Ministerin höchstselbst und öffentlich hergestellt. Treten Sie zurück Frau Stark-Watzinger

  10. 17.

    yupp, aber was verfassungstreu ist und was nicht, darf am Ende nur das Bundesverfassungsgericht entscheiden, es unterliegt eben nicht, der Festlegung der Regierenden nach politischer Opportunität.

  11. 16.

    Rücktritte werden nur immer von der AfD gefordert und mit Verfassungstreue begründet. Bei der spd ist noch nie jemand zurück getreten. Man denke nur an Schwesig, Fäser oder Bas.

  12. 15.

    Ist eigentlich eine Politikerin von der spd irgendwann zurückgetreten?

  13. 14.

    Auch die Wissenschaftler kann irren. Die haben z.B. zum mehrheitlich Hochschulfremde in Schutz genommen, die andere Menschen nur den Glaubens wegen angegriffen haben.

  14. 13.

    Die Ministerin hat doch zuerst selbst exakt das formuliert, was Sie nun Ihrer Staatssekretärin vorwirft.

  15. 12.

    Politisch neutral müssen Lehrende nicht sein, aber verfassungstreu.

  16. 11.

    Sie wollen allen Ernstes Herrn Habeck den Heiligenschein aufsetzen? Durch den Minister ist es erst zu der Küngelei gekommen. Genau so durchschaubar ist das Verhalten der Bundesbildungsministerin. Und viele wundern sich über den Ausgang von Wahlen?

  17. 10.

    seit wann bitte sind Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen bzw. Dozenten und Dozenteninnen zu politischer Neutralität verpflichtet. Dies würde letztlich einen politischen Betätigungsverbot gleichkommen, damit dürften Beamte weder Parteimitglieder werden, noch demonstrieren gehen. Dies ist doch eigentlich mit einem demokratisch verfassten Staat nicht wirklich kompatibel. Noch weniger lässt sich dies für Angestellte in HS, die nicht einmal dem Beamtenrecht unterliegen, postulieren. Zumal sie sich ja zu den Inhalten der Proteste auch gar nicht geäußert haben, sondern auf die Rechte der Studenten und Studentinnen, die sie verletzt gesehen haben, abzielten.
    Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich fast lustig finden, wie sich die Argumentation bezüglich gesellschaftlichem Wohlverhalten (gerne als Verantwortung umschrieben) dem in der DDR üblichen immer weiter annähert.

  18. 9.

    wären Sie Studierender wäre zu prüfen ob nicht auch Sie einer Prüfung zwecks Exmatrikulation unterworfen werden müssten - ganz im Sinne der üblichen Gleichbehandlung und Wissenschaftsfreiheit. Nun - wenn denn ein Prof. Dr. Dr., freiberuflich, AfDler, als akt. Bsp., auf einer wissenschaftl. Tagung z.B. zum Thema 'Meinungsfreiheit wie gesehen in West und Ost im Volk in der Politik und Presse' .....ich führe nicht weiter aus, wir wissen warum ;-) ;-(

  19. 8.

    Es war doch die Ministerin selbst die mit ihrer haltlosen Aussage die Lawine ins Rollen brachte um die Unterzeichner des berechtigten Protestbriefes zu diffarmieren oder zu diskreditieren und auch Tage und Wochen später auf diesen Standpunkt beharrte.

  20. 7.

    Menschen nur ihres Glaubens wegen zu drangsalieren ist mit Sicherheit nicht durch das Grundgesetz gedeckt. Und vor allem welche Studierende? Wissenschaftssenatorin Czyborra (SPD)hat heute im Wissenschaftsausschuss ausgeführt, dass 2/3 der Teilnehmer keine Studenten seien. Demnach sein davon auszugehen, "dass es sich insbesondere bei dem gewaltbereiten harten Kern nicht um Studierende handelt", Dem Tagesspiegel ist schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass auch bei den Demonstranten immer wieder die gleichen die Einpeitscher auffallen etc. Dazu kommen massenhaft rote Dreiecke, mit dem palästinensische Terroristen potentielle Anschlagsziele markieren.

  21. 6.

    Döring hat es faktisch nicht im Alleingang getan, sie hat diese einschlägige Prüfung in einem aufgeladenen Klima getan, anscheinend von ihrer Ministerin gedeckt. Deren Äußerungen gingen ja in jenen Tagen gleichfalls in diese Richtung, nun aber setzt sich die Ministerin ab und lässt ihre, die Vorarbeitende machende Staatssekretären im Regen stehen.

    Robert Habeck hat sich als Minister bis kurz vor Toresschluss vor seinen Staatssekretär Patrick Graichen gestellt - das beinhaltet die Fürsorge des Dienstherrn ggü. seinen "Untergebenen", nur als die Verstrickungen zu offenkundig wurden, hat er den Schluss-Strich gezogen.

    Dagegen handelt Stark-Watzinger, als wenn sie eine heiße Kartoffel in der Hand hätte, die sie selber doch zu kochen in Auftrag gegeben hat.

  22. 5.

    "Nichtsdestotrotz wurde der Eindruck erweckt, dass die Prüfung förderrechtlicher Konsequenzen auf der Basis eines von der Meinungsfreiheit gedeckten offenen Briefes im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erwogen werde.", so Stark-Watzinger."

    Nicht nur der Brief der Lehrenden ist von der Meinungsfreiheit gedeckt, der Protest der Studierenden ist es selbstverständlich ebenso.

  23. 4.

    Die Entlassung von Sabine Döring ist ein Bauernopfer, das die Diskurshoheit von Linken und Grünen gewährleisten soll. Während der Rücktritt anderer Ampelminister wegen ihrer Fehltritte überfällig wäre, muss die Staatssekreätin im Bildungsministerium wegen einer Lappalie gehen.
    Während Minister wie Habeck, Faeser, Lemke, Paus und Lauterbach trotz diverser Fehltritte fest an ihrem Stuhl kleben, muss nun also eine Staatssekretärin in einem FDP-geführten Haus ihren Hut nehmen – wegen eines hausinternen Vorgangs, der letztlich bloß zwei Prüffragen beinhaltete und am Ende keinerlei Entscheidungsrelevanz entfaltete. Auch weil sich die Ministerin – ganz FDP – dem öffentlichen Druck beugte und Döring als Bauernopfer den Hunden zum Fraß vorwarf.

  24. 3.

    Ein ewiges Theater in der Ampel. Man mag es nicht mehr hören.

  25. 2.

    Naja, inwieweit Frau S-W. nicht Mitverantwortung trägt.... Praktisch für Sie, dass Ihre Staatssekretärin es geschrieben hat u d damit geopfert werden kann. Aber es zeigt sich das Bild von Frau S-W..... Die gerne mehr Offiziersbesuche an (Grund)Schulen möchte.... Man sieht ihr Bild einer liberalen Bildungs- und Forschungspolitik....

  26. 1.

    Diese Art von Rückzieher ist genauso befremdlich wie die Unterstützerkampagne der Lehrenden. Selbstverständlich sollte man auch disziplinarische Maßnahmen oder auch die Fördermittelvergabe dahingehend prüfen, das die politische Neutralität der Empfänger gewahrt ist. Den Dozenten ist mehr Medienkompetenz und gesellschaftliche Verantwortung zuzurechnen als den Studenten. Die Unterzeichner haben genau das nicht gezeigt.

    Hier eine Prüfung allein für den einstweiligen Ruhestand anzuführen, zeigt die Wankelmütigkeit der verantwortlichen Ministerin. Hier wäre mehr Haltung wünschenswert gewesen.

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