Strukturwandel - Cottbus hat nun offiziell eine Uniklinik

Mo 01.07.24 | 10:38 Uhr
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Archivbild: Carl-Thiem Klinikum Cottbus, Krankenhaus der Stadt Cottbus am 01.04.2020. (Quelle: dpa/Andreas Franke)
dpa/Andreas Franke
Audio: Antenne Brandenburg | 01.07.2024 | Holger Kessler | Bild: dpa/Andreas Franke

Das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) Cottbus ist seit Montag offiziell die "Medizinische Universität Lausitz - Carl Thiem". Zum Monatswechsel wurde die erste staatliche Universitätsklinik Brandenburgs formal gegründet. Mit dem Start wechselt zugleich das bisher kommunale CTK in die Trägerschaft des Landes.

Die Gründung der Uni-Klinik war bereits Ende Juni mit einem Festakt im Staatstheater Cottbus gefeiert worden, an dem unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilnahm. Er bezeichnete das Projekt als wegweisend für die Region. Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bezeichnete die Universitätsmedizin als "Leuchtturm-Projekt des Strukturwandels" in der Lausitz.

Ziel: Bessere und stabilere Versorgung

Die neue Medizinische Universität will als deutschlandweites Modell nicht nur die Gesundheitsversorgung verbessern, sondern auch Patienten Erleichterungen bringen. Die
Versorgung werde stabiler und besser, sagte der Vorstandschef der Unimedizin, Eckhard Nagel, am Freitag bei der offiziellen Vorstellung des Gründungsvorstands.

Auch die Abläufe zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten sollten sich verbessern. "Die Modellregion soll es ermöglichen, dass wir hier ein integriertes Versorgungskonzept entwickeln." Dazu komme das Ziel von mehr Prävention. "Wir wollen verhindern, dass Menschen krank werden." Es sei allerhöchste Zeit, etwas zu tun. Die Erfolgsgeschichte des deutschen Gesundheitswesens habe einen Knick bekommen, was sich an fehlender Versorgung in der Fläche zeige.

Studienstart: 2026

Die Medizin-Uni in Cottbus gilt als eines der wichtigsten Projekte im Lausitzer Strukturwandel. Bis 2038 wollen der Bund und das Land Brandenburg insgesamt 3,7 Milliarden Euro in den Aufbau der Universität investieren. 1,9 Milliarden stammen dabei vom Bund, 1,8 Milliarden Euro vom Land.

Rund 1.300 Arbeitsplätze für Forschung und Lehre sollen mit der neuen Uni entstehen und 80 Professuren besetzt werden. Die Besetzung der Professuren läuft bereits. Im Wintersemester 2026/27 sollen die ersten 200 Studierenden mit ihrer Ausbildung beginnen können.

Nicht nur in Brandenburg besteht auf dem Land ein Ärztemangel, der sich verstärken könnte. Vorgesehen sei der Bau von einem Lehr- und einem Forschungsgebäude, nicht von einem neuen Krankenhaus, sagte Ulrike Gutheil, Gründungsvorstand für den Strukturaufbau.

"Die Unimedizin ist nicht nur eine Antwort auf den Ärztemangel in Brandenburg, sie ist nicht nur die erste staatliche Universitätsmedizin in unserem Land", sagte Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) Mitte Juni. "Sie ist die Erste ihrer Art."

Ihr Alleinstellungsmerkmal sei die Gesundheitssystemforschung. "Das Gesundheitswesen zu digitalisieren und das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln, das ist ihr Antrieb", so Schüle. Mit der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg in Neuruppin und Brandenburg an der Havel soll die staatliche Universitätsmedizin nicht konkurrieren, so die Ministerin, sondern beide Institutionen sollen sich ergänzen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.07.2024, 09:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Die Politik versenkt seit Jahrzehnten, Zig Milliarden in leere Randregionen.
    Relativ wenige Menschen, verbrauchen Unmengen an Steuergeldern/ an Strukturhilfen/ an Fördergeldern.
    Abwanderung und Entleerung der Randregionen ist geblieben - nur AfD und Rechtsextremismus werden dort immer mehr.
    1 Milliarde Strukturhilfen mehr = 1 Prozent AfD Wähler/Anhänger mehr in Lausitz/Cottbus und Co.

  2. 10.

    Ein sehr schönes Projekt für den Strukturwandel in der Lausitz. Wir sitzen auf gepackten Koffern und kommen mit Kindern gern zurück in die Lausitz.

  3. 9.

    Mit genügend Milliarden, funktioniert irgendwann jedes Projekt - siehe BER/ aus internationalem Großflughafen wird eben Billigflieger-Flughafen im Retro-Look.
    Auch die Spaßlandschaft Lausitz/Cottbus wird irgendwann funktionieren/ der Rest von Brandenburg/Berlin//Bundesrepublik ist dann leider pleite - aber Jeder in good old Germany macht doch mit und stellt die Milliarden bereit !!!

  4. 8.

    Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich! Die größte Zeche der Welt wurde in Essen 1986 geschlossen, weil man die Zeichen der Zeit dort verstanden hat. Dort wurde Steinkohle gefördert, die beste Kohle die Deutschland hat. Im Umfeld wurde sie in diversen Montanbetrieben genutzt um die Industrie im ganzen Land aufrecht zu erhalten - dies gilt auch für die Glasindustrie. Im Pott ist die Integration von Ausländern seit über 60 Jahre eine gute Tradition und führte zu einer weltoffenen Region. Heute ist diese Region die größte Metropole Europas - Abwanderung ist hier kein Thema. Aus eigener Kraft gestaltet der Pott den Strukturwandel in vielen Bereichen - und das ohne 35 Jahre Subventionen, denn die Städte dort sind hoch verschuldet und mussten weitere Kredite aufnehmen um den "Aufbau Ost" zu finanzieren. Wenn Sie weitere relavante Unterschiede sehen wollen schauen Sie auf die Zahl der AfD-Wähler!

  5. 7.

    Im Ruhrpott lag das Pferd schon Mitte der 50er Jahre im Sterben, jede zweite Zeche arbeitete nicht kostendeckend und viele Milliarden DM in Form von Subventionen flossen, um das tote Pferd zu retten. Dennoch ist die Region nicht ausgestorben und die Mittel fließen auch heute noch. Es ist also nicht so, dass nur die Lausitz Förderung erfährt. Was macht man mit den Menschen, die dort zuhause sind? Wurde der Ruhrpott entvölkert, als die Zechen schlossen? Das Förderprogramm in der Lausitz ist dazu da, den Menschen eine neue Perspektive zu geben, eine Zukunft mit neuen Arbeitsplätzen. Das kostet erstmal Geld. Strukturen, die anderswo wachsen konnten, müssen hier erst mühselig aufgepäppelt werden. Letztendlich ist jeder Arbeitsplatz, der in der Lausitz einen Ex-Kohlearbeitsplatz ersetzt, eine Investition in die Zukunft des Landes, trägt dazu bei, dass die Region am Leben bleibt. Ich halte die Förderung dort für wichtiger als auf dem Mond Steine zu sammeln.

  6. 6.

    Den Namen, Uniklinikum hat man ja nun recht schnell bekommen. Wenn es dann auch mit dem medizinischen Niveau so klappt, ist das ja in Ordnung. Leider ziehen viele Patienten eine Versorgung in einem anderen Krankenhaus häufig vor. Warum wohl?????

  7. 5.

    Entstehen in der Lausitz eigentlich auch Arbeitsplätze ohne direkte Förderung durch den Bund bzw. indirekte durch die EU?
    Welche Perspektive hat eine Region die ausstirbt und aus sich heraus keinen Erhalt schafft - wie das Reiten eines toten Pferdes....!

  8. 4.

    Mein persönlicher Eindruck liegt auch 6 Jahre zurück. Vielleicht hatte nicht damit gerechnet, dass Prof. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik am Bett auf der Lauer liegt oder der Portier vom Ritz Charlton am Empfang wartet. Ich habe erwartet, dass mir geholfen wird und nicht damit gerechnet, dass meine Leiden absolut professionell behandelt werden, der Schmerz besiegbar sein würde und na ja, zugegeben, das Essen war nicht der Knaller, bin auf vegetarisch umgestiegen und das war ok. Ich gönne dem Personal heute einen anständigen Tarifvertrag und bewundere Menschen, deren Beruf und Berufung es ist, Kranke zu pflegen, auch jene, die meckern und noch nie als akuter Notfall in anderen Ländern zuerst nach Geld und erst dann nach dem Wehwehchen gefragt wurden.

  9. 3.

    UNI-Klinik??? Mein ganz persönlicher Eindruck bei einem Aufenthalt vor 6 Jahren:
    Abgeranzte 3-Bettzimmer(manchmal steht auch ein 4. mit drin) , dünnwändige Minibäder, ein einziger alter Röhren-TV für alle im Krankenzimmer. Essen eher Note 4. Ergo: Standard wie der eines Bezirkskrankenhauses der DDR. Als Privatpatient bekommt man nicht einmal ein Komfortzimmer, wie dies in Berlin und Co. üblich ist. Aber auch jeder Kassenpatient würde sich freuen, in einem Zimmer behandelt zu werden, wie es uns in den einschlägigen Arztserien gezeigt wird. Ärzte, die stundenlang Zeit zum labern am Bett haben, MRT / CT -Untersuchungen sofort und wenn einem übel wird, wird die gesamte Klinikdiagnostik hochgefahren. Soweit die Theorie vor der Glotze. Das CTK hat eher den Charme der 80iger. Da hilft auch nicht das regelmäßige Versetzen des Haupteinganges.

  10. 2.

    Cottbus hat und bekommt Alles - Milliarden von Bund, EU und Land - was fehlt sind die notwendigen Einwohner !!!!
    Siehe zum Beispiel: Zensus 2022 - plötzlich fehlen auf einmal mehrere Tausend Menschen in Cottbus.
    Wie kann so etwas überhaupt sein ?
    Ein Zensus, der im Mai 2022 oder so stattfand, legt die Zahlen für das gesamte Jahr 2022 fest ????
    Einwohnerverluste bedeuten weniger Geld, von Bund und Land - da sollte der Zensus 2022 auch mal hinterfragt werden und nicht nur durchgewunken werden

  11. 1.

    Herzlichen Glückwunsch. Tolles Projekt. Grüße an die Neider dieses Bundeslandes.

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