Reaktionen auf "Compact"-Verbot - Zustimmung zu Verbot von "Hetze in Hochglanz" und Kritik von der AfD

Di 16.07.24 | 17:23 Uhr
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Briefkasten Compact-Magazin in Falkensee Brandenburg.(Quelle: rbb)
Ausio: rbb24 Inforadio | 16.07.2024 | Kerstin Reinsch | Bild: rbb

Das Bundesinnenministerium hat das rechtsextremistische "Compact"-Magazin verboten. Während Vertreter von Bund und Ländern das Verbot begrüßen, spricht die AfD von einem "Schlag gegen die Pressefreiheit".

Das vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte "Compact"-Magazin darf nicht mehr erscheinen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat das Medienunternehmen sowie die Conspect Film GmbH verboten. Am Dienstagmorgen wurden Objekte in mehreren Bundesländern durchsucht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) begründete das Verbot damit, dass "Compact" ein "zentrales Sprachrohr der rechtsextremistischen Szene" sei. "Dieses Magazin hetzt auf unsägliche Weise gegen Jüdinnen und Juden, gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und gegen unsere parlamentarische Demokratie", so Faeser. Das Verbot zeige, "dass wir auch gegen die geistigen Brandstifter vorgehen, die ein Klima von Hass und Gewalt gegenüber Geflüchteten und Migranten schüren und unseren demokratischen Staat überwinden wollen".

Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) bewertete das Verbot als richtigen Schritt. Das Magazin sei "Hass und Hetze in Hochglanz", sagte Stübgen. "Diese Plattform der Demokratiefeinde verfolgt ein Ziel und das ist die Zerstörung unserer freiheitlichen Gesellschaft."

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) begrüßte das Verbot ebenfalls. "Rechtsextremistisches und antisemitisches Gedankengut gefährden unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung", sagte er am Dienstag. "Ich begrüße dieses Verbot, denn es war notwendig und richtig." Der demokratische Rechtsstaat zeige, "dass er handlungsfähig ist und gegen Verfassungsfeinde vorgeht".

Der Fraktionschef der Grünen im Brandenburger Landtag, Benjamin Raschke, bezeichneten das Verbot als "längst überfällige Maßnahme". "Compact" sei keine Publikation, die nach journalistischen Grundsätzen gestaltet sei, teilte Raschke mit. "Compact" habe "systematisch" versucht, die demokratischen Werte mit Hass und Hetze zu untergraben. Rechtsextreme Ideologien dürften aber keinen Platz haben in der Gesellschaft.

Die Brandenburger Grünen wiesen in ihrem Statement darauf hin, dass das formelle Verbot nur der erste Schritt sein könne, der zudem nicht nur das gedruckte Magazin umfassen dürfe. Die Auftritte in den sozialen Netzwerken seien noch online.

Auch die Amadeu-Antonio-Stiftung befürwortete das Verbot. Das Magazin betreibe "Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungserzählungen und übelsten Geschichtsrevisionismus", sagte Pressesprecher Lorenz Blumenthaler dem Evangelischen Pressedienst.

Der Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl in Brandenburg, Hans-Christoph Berndt, kritisierte das Verbot hingegen scharf. Bundesinnenministerin Nancy Faeser warf er vor, die Meinungs- und Pressefreiheit zu untergraben. Das Magazin zu verbieten und Technik zu beschlagnahmen, verhindere "journalistische Arbeit", so Berndt. Er nannte das Vorgehen der Behörden einen "unvorstellbaren Vorgang". Berndt sprach in einer Mitteilung auch von "Methoden wie in einem autoritären Polizeistaat".

Die AfD selbst wird in Brandenburg ebenfalls vom Verfassungsschutz beobachtet. Teile der Fraktion wurden bereits als rechtsextrem eingestuft, darunter auch Hans-Christoph Berndt.

Ronald Gläser, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Fraktion in Berlin, nannte das Verbot einen "Schlag gegen die Pressefreiheit" und eine "undemokratische Maßnahme". Die Verbotsbegründung, Artikel des Magazins könnten die Leser möglicherweise dazu animieren, aggressiv gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung vorzugehen, sei "geradezu an den Haaren herbeigezogen".

Die Linkspartei auf Bundesebene forderte nach dem Verbot von "Compact" auch ein Vorgehen gegen die AfD. Die Verstrickung zwischen dem rechtsextremen Medienunternehmen und der AfD sei "mehr als offensichtlich", sagte die Linken-Bundesgeschäftsführerin Katina Schubert der Nachrichtenagentur AFP.

Astrid Deilmann, vom Kampagnen-Netzwerk "Campact", sprach von einem "wichtigen Schlag gegen die Neue Rechte". Mit seinem Medienmagazin hätte der rechtsextreme Gründer Jürgen Elsässer direkt die Demokratie angegriffen, so Deilmann. Auch sie sprach sich dafür aus, nun ebenfalls gegen die AfD vorzugehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.07.2024, 14:40 Uhr

81 Kommentare

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  1. 81.

    Eine GmbH als Verein einzustufen geht gar nicht. Das könnte ja Schule machen. In einer Demokratie nicht möglich, da gegen die Verfassung.

  2. 79.

    Jeder weiß schön langsam im Land, dass fast bei jeder Maßnahme von der Ampel, bei der Opposition viele Einwände mit langer Diskussion zu erwarten sind. Macht die Politik nichts wird gefordert kritisiert, macht sie was wird kritisiert. Die Politik kann leider nicht jeden ein passendes Freuden- Silbertablett reichen, weil die Umstände bei extremen Dingen was Menschen unter dem Volk verursachen - viel zu kompliziert sind. Die Demokratie wird verteidigt, mal so mal so, gerade wie es den Einzelnen in seinen Kram passt. Das nenne ich Meinungsfreiheit für alle, auch für Politiker und das ist OK!
    Was mich aber beunruhigt trotz Meinungsfreiheit, dass immer mehr „Profi-Mundleser“ anfangen uns von den Lippen zu lesen - ohne Ohren. Schlimm wäre es für unsere Demokratie, wenn wir alle mit der Hand vor dem Mund nur noch reden könnten.

  3. 78.

    Kubicki ist jetzt natürlich auch rechtsextrem. Schon allein deshalb, weil er eine andere Meinung hat und auch vertritt. Das war aber schon länger absehbar. Außerdem ist es auch chic und avantgardistisch rechtsextrem zu sein.

  4. 77.

    "Das müssen Gerichte klären, aber ganz sicher entscheiden das keine Forum-Leser….."

    Was für eine Aussage. Sie vertreten Ihre Meinung und ich meine und die Kommentarspalte ist dazu da, verschiedene Meinungen auszutauschen. Natürlich klären das am Ende Gerichte, falls es eine Klage geben sollte. Trotzdem kann man doch vorher seine Meinung über das Verbot austauschen oder nicht? Und ich finde es absolut richtig. Ob ein Gericht das dann auch so entscheidet, falls es zu einer Klage kommt, wird sich dann zeigen. Nancy Faeser reiht sich jetzt einfach in die Reihe anderer bekannter Menschen ein, von denen er das auch schon gefordert hat.

  5. 76.

    "Komischerweise fordert sogar Kubicki ihren Rücktritt im Falle dass das Verbot gekippt wird"

    Wieso komischerweise? Das war doch von Wolfgang Kubicki nicht anders zu erwarten. Was er über Nancy Faeser denkt, hat er schon des öfteren geäußert. Er verhält sich nur so, wie er sich mehr oder weniger oft verhält. Von wem Wolfgang Kubickt schon alles den Rücktritt gefordert hat, da ist das doch jetzt keine Überraschung. Sie reiht sich einfach ein, in die Reihe derer, von denen er das vorher schon gefordert hat.

  6. 75.

    Sensationell, "Auch die Amadeu-Antonio-Stiftung befürwortete das Verbot." Wer hätte das gedacht? Na, wenn die das befürworten, dann muss es ja richtig sein. Das sind echte Experten. ;-D
    PS ich dachte wir hätten Pressefreiheit... Wer zustimmt macht sich gemein und wer schweigt stimmt zu!

  7. 74.

    "Das müssen Gerichte klären, aber ganz sicher entscheiden das keine Forum-Leser….."

    Was für eine Aussage. Sie vertreten Ihre Meinung und ich meine und die Kommentarspalte ist dazu da, verschiedene Meinungen auszutauschen.

  8. 73.

    Moment mal! Volksverhetzung ist strafbar und im Fall, dass ein Gericht dies wiederholt oder kontinuierlich als erfüllt ansieht, kann es auf dieser Basis das weitere Agieren durch die Firma verbieten und somit unterbinden. Dieser Straftatbestand muss aber zur Anzeige gebracht werden und erst ein Richter entscheidet dann über das Verbot, nicht die Ministerin.
    Im vorliegenden Fall hat Frau Faeser für das Verbot das Vereinsrecht bemüht und dafür nach Ansicht führender Experten die Rechtsgrundlagen sehr fraglich ausgelegt. Im Gegensatz zur richterlichen Entscheidung wird aber solch ein Verbot sofort gültig und kann erst im Nachhinein richterlich überprüft bzw. angefochten werden. Das ist üblicherweise nicht der Weg, der im Falle von nachweisbaren Straftaten gegangen wird, weil er mit hohen Risiken verbunden ist, dass das Verbot keinen Bestand hat.

  9. 72.

    Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Risiken, warum das Verbot gekippt werden könnte. Beide hätten durchaus unterschiedliche Auswirkungen darauf, ob Rücktritte fällig werden oder man mit einem blauen Auge davon käme, wenn ein Gericht das Verbot kippt.
    Das Verbot eines Verlages, der als klassische GmbH agiert ist über das Vereinsrecht rechtlich nur dann möglich, wenn diese Firma eine vereinsähnliche Struktur aufweist. Das ist in einer Firma aber faktisch nie gegeben, da deren Handeln von einem Geschäftsführer bestimmt wird. Vereinsverbote sind nur deshalb vereinfacht per Verwaltungsakt umsetzbar, weil Vereine in der Regel keinen Erwerbszweck haben, Firmen aber schon.
    Selbst wenn das Verbot nach Vereinsrecht zulässig ist, bleibt immer noch der Klageweg, um die Verhältnismäßigkeit zu prüfen. Dann muss der Staat die rechtsextremen Bestrebungen inkl. der gewaltvollen Handlungen nachweisen. Hass und Hetze reichen dafür nicht aus, wenn sie nicht strafbar sind.

  10. 71.

    Ich aktualisiere mal ihr veraltetes Wissen: in Russland wurden die Medien bereits ab Anfang der Nuller Jahre gleichgeschaltet. Mit dem privaten TV-Sender NTW fing es an, der gehört seit 2001 Gazprom. Der letzte Privatsender "Dozhd" wurde in Russland 2022 zerschlagen, sendet jetzt aus den Niederlanden. Alle verbliebenen Medien tanzen nun nach Putins Pfeife.

  11. 70.

    Währe in Ungarn oder Russland eine Zeitung oder andere Medien Verboten worden, würde der Aufschrei der jetzigen Regierung groß sein.
    Es ist ja nicht das erste Mal, 1962 ab es die Spiegelafähre, da würde versucht die Springerpresse etwas anzuhängen, anschließend mußte F. Strauß an andere zurücktreten.
    Ich sehe die Meinungsfreiheit in Gefahr.
    Auch die Zwangsangabe für die GEZ ist ein Schritt, der Entmündigung der Bürger.(Auch wenn ich kein Fernseher und Radio habe muss ich die Gebühren zahlen)

  12. 69.

    Point für Sie! Thanks!

  13. 68.

    Komischerweise fordert sogar Kubicki ihren Rücktritt im Falle dass das Verbot gekippt wird, was sehr wahrscheinlich ist weil die Voraussetzungen dafür gar nicht gegeben waren (fehlende Strafverfahren bspw).
    Ist Kubicki jetzt auch rechtsextrem oder ist Faeser vielleicht wirklich übers Ziel hinaus geschossen? Das müssen Gerichte klären, aber ganz sicher entscheiden das keine Forum-Leser…..

    Und auch der linksgerichtete Ralph T. Niemeyer kritisiert das Verbot scharf, das sollte auch zu denken geben denn eigentlich müsste das Verbot die linke Seite doch eher freuen.

  14. 67.

    Warum versuchen Sie eine Rechtfertigung? Glasklare Volksverhetzung und nazistisch. Da gibts nichts zu relativieren.

  15. 66.

    Für mögliche Fehlentscheidungen der Wähler, kann man Frau Faeser nicht verantwortlich machen.

  16. 65.

    "Das einzige was diese Verbot am Ende erricht, bzw was Frau Faeser erricht, ist noch mehr Wähler bei den nächtsen Landtagswahlen in die Arme der AFD zu treiben."
    "Der Rücktritt ihrerseits ist das Mindeste, was sie für den Schaden, den sie durch ihr Handeln hervorrufen wird, machen kann."

    Ich befürchte, Sie haben da was missverstanden. Nancy Faeser versucht Schaden von Deutschland abzuwenden und nicht ihn zu verursachen. Und falls das am Ende wirklich dazu führen sollte, dass dadurch noch mehr Menschen die AfD wählen, dann wählen sie diese genau deswegen, weil sie hinter Compact mit dessen Inhalten bzw. Ideen stehen und die der AfD toll finden. Das ewige Argument der Protestwähler zieht nicht mehr. Aber schauen wir erst mal, ob das wirklich passiert, denn im Gegensatz zu Ihnen glaube ich das nicht unbedingt. Es könnte auch sein, dass sich einige Menschen von der AfD abwenden. Die Tendenz geht jedenfalls in diese Richtung.

  17. 64.

    Das einzige was diese Verbot am Ende erricht, bzw was Frau Faeser erricht, ist noch mehr Wähler bei den nächtsen Landtagswahlen in die Arme der AFD zu treiben. Gratulation an Frau Faeser und herzlichen Dank dafür, dass sie den Wählern auch noch wirkliche Argumente liefert die AFD zu wählen. Der Rücktritt ihrerseits ist das Mindeste, was sie für den Schaden, den sie durch ihr Handeln hervorrufen wird, machen kann. Durch Nancys Verbotsversuche wird die Demokratie mehr leiden als durch ein offensichtlich schwachsinninges Magazin, dass durch das nächste einfach ersetzt wird.

  18. 63.

    Ihrer Meinung kann ich zustimmen. Ich hebe dazu Ihren Satz besonders hervor: “Dabei gehts hier ganz einfach darum, ein Hetz-Medium, dessen Ziel es ist die Gesellschaft zu spalten, vom "Äther" zu nehmen“. Zitat.
    Compact hat es übertrieben, wer das nicht einsehen will, der hat sich schon einfangen lassen.
    Was wollen Menschen in Deutschland eigentlich damit erreichen bei ihrer Gegenwind- Kritik vom Verbot Compact? Wollen sie bewusst die Rechtsextreme Szene unterstützen, was haben sie davon? Ich sehe mich in der Pflicht mit Vernunft gegen Rechtsextreme zu sprechen. Die Pressefreiheit wird dabei nicht abgeschafft. Die hörige Nebel- Kopfwäsche über beeinflussbare Menschen vom Magazin in Deutschland darf nicht weiter zugelassen werden.

  19. 62.

    Warum wäre denn ein Sieg unverdient ? Bedeutet dass, das eine Niederlage von Faeser verdient wäre ? Die zunehmen Brüche und das teilweise vorsätzliche Missachten der Verfassung durch amtierende Politiker nehmen immer mehr zu. Da stellt sich die Frage, wer eigentlich beobachtet werden müsste. Es scheint auch so, dass man auf die Parteifreunde in den Gerichten setzt, in der Hoffnung das die Urteile entsprechend ausfallen.

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